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»Ja. Danke für den Ratschlag.« Eine wichtigtuerische Aktion während einer Schlacht, die dem Zweck diente, sich von der Flotte bewundern zu lassen, eine Aktion, die einem anderen Schiff den Untergang gebracht hat — und das alles nur, um Bewunderung zu ernten. Geary gefiel nicht, auf welchen Gedanken ihn das brachte, denn Caligos und Kilas Verhalten wies eine gewisse Parallele zu der Denkweise desjeni-gen auf, der die Würmer in die Systeme der Flotte eingeschleust hatte. Aber das war nicht mal im Ansatz ein Beleg dafür, dass die beiden etwas mit den Sabotageakten zu tun hatten. Er musste das in Ruhe durchdenken und mit Rione da-rüber reden. »Es ist ja nicht so, als wären mir diesmal keine Fehler unterlaufen.«

Desjani sah ihn verwundert an. »Die erste Angriffswelle hat nicht perfekt funktioniert, aber alles andere ist doch genau richtig gelaufen.« Als er nicht antwortete, sagte sie: »Sir, Sie sagen mir immer wieder, dass Sie nicht vollkommen sind, aber im Moment merke ich Ihnen an, dass Sie sich Vorwürfe machen, weil Sie nicht vollkommen sind. Bei allem Respekt, Sir, aber damit widersprechen Sie sich selbst, und außerdem gehen Sie mit sich viel zu hart ins Gericht.«

Aus einem unerklärlichen Grund verzog er den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Bei allem Respekt? Und wie würden Sie das ausdrücken, wenn Sie nicht respektvoll wären?«

»Ich würde Ihnen sagen, dass Sie sich wie ein Idiot verhalten und dass Sie es sich nicht leisten können, sich von einem kleinen Fehler Ihr Selbstbewusstsein zerstören zu lassen, Sir. Was ich natürlich nicht gesagt habe.«

»Weil das dann nicht respektvoll wäre?«, fragte Geary.

»Klingt nach einem Ratschlag, den ich mir zu Herzen nehmen sollte. Danke. Wo ist dieser Syndik-CEO?«

»Seine Rettungskapsel wurde von der Kururi aufgelesen, die sie jetzt zur Dauntless bringt.«

»Gut. Sagen Sie Lieutenant Iger bitte, er soll mir Bescheid geben, wenn unser Besucher für ein Schwätzchen bereit ist.

Sie möchte ich auch dabeihaben.« Desjani nickte. »Und Co-Präsidentin Rione.«

Mit einem Mal war Desjanis Miene wie verschlossen. »Jawohl, Sir.«

Als sie mit diesen Worten reagierte, wusste Geary, dass das alles außer einer Zustimmung bedeutete. »Tanya, sie ist eine wichtige Verbündete. Sie versteht Dinge, die wir nicht verstehen. Sie ist eine Politikerin. Dieser Syndik, mit dem wir uns unterhalten wollen, ist ebenfalls Politiker.«

»Also sprechen beide dieselbe Sprache«, entgegnete Desjani in einem Tonfall, der deutlich machte, dass Rione und der Syndik-CEO sich auch in vielerlei anderer Hinsicht sehr ähnlich waren. »Dann ist mir klar, warum sie von Nutzen sein könnte. Ich werde Lieutenant Iger von Ihren Wünschen in Kenntnis setzen, Sir.«

Der Syndik-CEO im Verhörraum gab sich alle Mühe, sich von seiner besten Seite zu zeigen, da er zweifellos fürchtete, dass man dieses Verhör zu Propagandazwecken auf den Syndikatwelten ausstrahlen würde. Seine tadellos sitzende Uniform wies Spuren der Flucht von seinem letzten Schiff auf, und sein Erscheinungsbild insgesamt war mitgenommen, auch wenn die Frisur immer noch so aussah, als hätte der Haarschnitt genauso viel gekostet wie ein ganzer Zerstörer. Geary sah Lieutenant Iger an. »Schon was rausgefunden?«

Iger nickte und lächelte flüchtig. »Ja, Sir. Natürlich hat er kein Wort gesagt, aber ich habe seine Reaktionen aufgezeichnet, auch einen Gehirnscan, als er sich meine Fragen anhören musste. Er leugnete, irgendetwas über eine fremde Intelligenz zu wissen, aber er reagierte vor allem mit Angst auf meine Fragen.«

»Mit Angst?«

»Ja, Sir«, bekräftigte Iger. »Ohne jeden Zweifel. Zumindest dieser CEO hat Angst vor den Aliens.«

»Können wir sicher sein, dass es nicht die Frage war, die ihn erschreckt hat?«, warf Rione ein. »Die Möglichkeit, dass er ein sehr wichtiges Geheimnis verraten könnte?«

»Oder allein schon, dass wir genug wissen, um diese Frage zu stellen?«, ergänzte Desjani.

Iger nickte beiden Frauen respektvoll zu. »Ich habe die Frage in verschiedenen Variationen gestellt, Madam Co-Präsidentin, und ich habe genau darauf geachtet, welche Hirn-partien dabei aufleuchteten. Captain Desjani, er wurde tatsächlich spürbar nervöser, als ich anfing, ihm diese Fragen zu stellen, aber das war eine andere Reaktion als bloße Sorge da-rüber, dass wir etwas wissen. Sehen Sie diese Aufzeichnungen dort?« Der Lieutenant tippte auf verschiedene Kontrollen und rief Bilder auf, die das Gehirn des Syndik-CEO darstellten, das vor ihnen in der Luft zu schweben schien. »Sehen Sie das hier? Dieser Bereich widmet sich der persönlichen Sicherheit.

Der Bereich reagiert auf die Planung eines Täuschungsmanövers, also wenn er sich eine Lüge ausdenkt. Sie können erkennen, wie sich seine Reaktionen verändert haben, sobald ich meine Fragen umformuliert habe.« Verschiedene Bereiche leuchteten auf, andere wurden dunkler. »Er reagiert mit einer tief verwurzelten Angst, wenn das Thema angesprochen wird, etwas, das die ältesten Aspekte des menschlichen Verstands wach werden lässt.«

»Die Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden?«, fragte Geary.

»Ja, diese Art von Angst, Sir«, bestätigte Iger.

»Aber nach außen hin gibt er vor, gar nichts zu wissen.«

»Ja, Sir.«

Geary sah Rione und Desjani an. »Ich glaube, ich sollte rein-gehen und mit ihm reden. Dann kann Lieutenant Iger seine Reaktionen beobachten. Möchten Sie beide mitkommen?

Oder eine von Ihnen?«

Desjani schüttelte den Kopf. »Ich sehe mir das lieber von hier an, Sir. Es fällt mir schon so schwer genug, nicht die Wand einzureißen und meine Hände um seinen Hals zu legen.«

Rione runzelte die Stirn, jedoch eher nachdenklich, als dass es an Desjani gerichtet war. »Ich finde, Sie sollten es zuerst allein versuchen, Captain Geary. Unter vier Augen ist er vielleicht eher gewillt zu reden. Wenn es mir angebracht erscheint, kann ich immer noch dazukommen und ihm als Allianz-Politikerin zureden oder ihn unter Druck setzen.«

»Alles klar.« Iger kam zu ihm, murmelte eine Entschuldigung vor sich hin und befestigte etwas Winziges hinter Gearys Ohr. »Was ist das?«

»Eine Komm-Verbindung mit kurzer Reichweite, die auf einer Frequenz arbeitet, von der die Verhör-Ausrüstung nicht gestört wird«, erklärte Iger. »Wir versorgen Sie mit allen Informationen über das, was die Ausrüstung anzeigt, während Sie mit ihm reden. Es ist so gut wie unsichtbar, aber wenn der CEO sich mit Verhörtechniken auskennt, wird er davon ausgehen, dass Sie mit demjenigen verbunden sind, der ihn beobachtet.«

Augenblicke später betrat Geary den Verhörraum und schloss die Luke hinter sich. Der CEO saß auf einem der beiden fest am Boden verankerten Stühle und stand auf, als Geary sich ihm näherte. Seine hastigen Bewegungen verrieten seine Angst. »Ich bin ein Offizier der Syndikatwelten und…«

Geary hob eine Hand, woraufhin der CEO verstummte, aber weiter stehen blieb. »Den Spruch habe ich schon früher zu hören bekommen«, ließ Geary den Mann wissen. »In den letzten hundert Jahren hat er sich nicht allzu sehr verändert.«

Der CEO zuckte leicht zusammen. »Mir ist klar, dass Sie sich als Captain John Geary vorgestellt haben, aber…«

»Aber gar nichts«, unterbrach Geary ihn. »Ich weiß, dass Ihre Vorgesetzten mich längst positiv identifiziert und bestätigt haben, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe.« Er setzte sich und versuchte, absolute Gelassenheit auszustrahlen, dann gab er dem CEO ein Zeichen, er solle sich ebenfalls wieder setzen. Einen Moment später nahm der Mann mit stei-fen Bewegungen Platz. »Es wird Zeit, dass wir mit diesen Spielchen aufhören, CEO Cafiro. Es sind diese Spielchen, die die Allianz und die Syndikatwelten entsetzlich viele Menschenleben gekostet haben. Beide Seiten vergeuden ihre Ressourcen in einem Krieg, den keine Seite gewinnen kann.«