»Die Syndikatwelten werden sich nicht ergeben«, beharrte der CEO.
»Und die Allianz auch nicht. Ich nehme an, nach einhundert Jahren dürfte das wohl jedem klar sein. Also, was soll's?
Wofür kämpfen Sie, CEO Cafiro?«
Er sah Geary besorgt an. »Für die Syndikatwelten.«
»Tatsächlich?« Geary beugte sich ein wenig vor. »Und warum machen Sie dann das, was diese fremde Intelligenz von Ihnen verlangt, die auf der anderen Seite der Syndikatwelten zu Hause ist?«
Der CEO starrte Geary an. »Da gibt es keine fremde Intelligenz.«
Gelogen, meldete sich Lieutenant Iger wie ein Flüstern in seinem Ohr zu Wort.
Er hätte auch so gewusst, dass das gelogen war. »Ich werde mir nicht die Mühe machen, all die Beweise vorzulegen, die wir zusammengetragen haben.« Sollte doch der Syndik-CEO darüber nachgrübeln, was für Beweise das sein mochten.
»Aber wir wissen, dass diese Aliens dort sind. Und wir wissen, dass der Exekutivrat der Syndikatwelten seinerzeit mit den Aliens vereinbart hatte, die Allianz anzugreifen. Aber die Aliens haben Ihren Exekutivrat getäuscht, und so mussten Sie auf einmal allein gegen uns kämpfen.« Das alles basierte zwar mehr auf Vermutungen als auf Fakten, aber Geary würde in diesem Moment keine Unsicherheit zeigen.
Der Syndik starrte ihn an, und selbst ohne Igers Ausrüstung konnte Geary dem Mann ansehen, wie beunruhigt er war. »Ich weiß nicht, was Sie da reden.«
Zum Teil gelogen, aber er wirkte auch schockiert, ah Sie die Täuschung ervähnten. Das ist ihm womöglich bislang nicht bekannt gewesen.
Geary warf dem Syndik-CEO einen zweifelnden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ihr Name ist also Niko Cafiro, Exe-kutivgrad der Zweiten Ebene. Das ist ein ziemlich hoher Dienstgrad.« Cafiro musterte ihn skeptisch, schwieg aber weiter. »Hoch genug, um Stellvertreter des Befehlshabers jener Flotte zu sein, die wir in diesem Sternensystem aufgerieben haben.« Jetzt spiegelten sich in den Augen des Manns Zorn und Angst wider. »Wir haben weitestgehend ein Gleichgewicht der Kräfte wiederhergestellt, CEO Cafiro«, fuhr Geary fort. »Die Syndikatwelten können uns derzeit nicht mit überwältigender Überlegenheit einschüchtern. Dafür haben wir in den letzten Monaten zu viele von Ihren Schiffen zerstört.«
Er verschweigt etwas, flüsterte Iger in seinem Ohr. Als Sie davon sprachen, wie viele Schiffe die Syndiks nur noch haben, da hat das bei ihm eine ganze Serie von geistigen Reaktionen ausgelöst.
Und was bedeutete das? Dass die Syndiks über mehr Schiffe verfügten als angenommen? Oder hatte der CEO bloß an die vielen Schlachten gedacht, in denen die Syndiks so vernichtend geschlagen worden waren, und er wollte keine Reaktion zeigen, die Gearys Aussage bestätigte? »Wir sind nicht mehr weit von der Grenze zur Allianz entfernt«, redete er weiter.
»Nur noch ein paar Sprünge, und dann haben wir ein Grenzsystem erreicht, und von da aus geht es geradewegs zurück nach Hause.«
Das entlockte dem Mann endlich eine Erwiderung: »Ihre Flotte wird vernichtet werden.«
»Ich werde diese Flotte nach Hause bringen«, beharrte Geary gelassen.
»Alles, was die Syndikatwelten noch aufzubieten haben, wird in einem der Grenzsysteme auf Sie warten und Sie stoppen«, erklärte Cafiro, auch wenn seine Stimme keine Über-zeugtheit verhieß. »Diese Flotte wird nicht ins Allianz-Gebiet zurückkehren.«
»Vielleicht wird man uns da erwarten«, räumte er ein.
»Aber bislang hatten die Syndikatwelten nicht viel Glück damit, diese Flotte aufzuhalten. Außerdem wissen Sie so gut wie ich, dass ich gar nicht die ganze Flotte nach Hause bringen muss, damit dieser Krieg eine entscheidende Wendung erfährt. Es muss nur ein Schiff heimkehren, nämlich das, das den Schlüssel zu Ihrem Hypernet an Bord hat.« CEO Cafiro konnte sich ein minimales Zucken nicht verkneifen. »Bloß wissen Sie nicht, welches Schiff das ist. Wie wollen die Syndikatwelten verhindern, dass dieses eine Schiff es zurück ins Allianz-Gebiet schafft? Und wenn das erst mal geschafft ist«, fügte Geary an und beugte sich dabei ein wenig vor, »ist die Allianz in der Lage, den Schlüssel zu kopieren, und dann müssen die Syndikatwelten ein Hypernet-Portal nach dem anderen zerstören, um zu verhindern, dass die Allianz es benutzt.
Und was passieren kann, wenn ein Hypernet-Portal zerstört wird, das wissen Sie ja, nicht wahr?«
Es war ein Schuss ins Blaue, aber Cafiro wirkte sichtlich aufgewühlt. »Ich fand, man hätte es Effroen sagen müssen.«
»Effroen?«
»Die CEO, die die Streitkräfte leitete, die Lakota verteidigen sollten. Sie hatte den Befehl, Sie um jeden Preis davon abzuhalten, das Hypernet-Portal zu benutzen. Aber obwohl sogar diejenigen von uns, die wussten, was sich bei Sancere ereignet hatte, Sich Sorgen machten, was geschehen würde, wenn das Portal im Lakota-System zerstört wird, wurden wir überstimmt.«
Erscheint das ernst zu meinen, ließ Iger ihn wissen. Es gibt einige Wutausschläge, wenn die Gedächtnisbereiche aufleuchten. Ausschläge, die mit der Erinnerung an Ereignisse übereinstimmen, über die er sich ärgert.
Geary nickte dem Syndik zu. »Ihre Vorgesetzten scheinen bereit zu sein, immer wieder große Risiken einzugehen. Sehr große Risiken, wie zum Beispiel die Aktion, diese Flotte tief auf Syndik-Gebiet in eine Falle zu locken.«
»Das… das war nicht meine Idee!«
»Der Hinterhalt in Ihrem Heimatsystem? Die Sache mit dem angeblichen Überläufer, der der Allianz-Flotte den Hypernet-Schlüssel überlässt, damit die ohne nachzudenken in eine Falle läuft?«
»Ja! Ich wäre ein solches Risiko niemals eingegangen.«
»Es sah nach einem guten Plan aus, der hätte funktionieren können. Aber dann ging der Schuss nach hinten los.«
»Nur Ihretwegen!«, brüllte Cafiro ihn aufgebracht an, Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Wären Sie nicht aufgetaucht…« Abrupt verstummte er, und vor Schreck wurde er kreidebleich.
»Tja«, meinte Geary. »Aber ich bin aufgetaucht.« Der Syndik-CEO schluckte und sah ihn starr an. »Lassen Sie mich nachdenken. Jemand, der einer intelligenten, nichtmensch-lichen Spezies angehört, verleitet die Syndikatwelten dazu, diesen Krieg vom Zaun zu brechen. Ihr Exekutivrat verbockt die Sache und weigert sich, den Fehler zuzugeben. Jetzt ist die Allianz bald in der Lage, Ihr Hypernet-System lahmzulegen, und das alles nur, weil Ihr Exekutivrat schon wieder etwas verbockt hat. Ihr Rat hat den Krieg angefangen und steht nun kurz davor, ihn zu verlieren. Und Sie stehen loyal zu Ihrem Exekutivrat, obwohl Sie aktiv daran mitwirken könnten, den Schaden auf ein Minimum zu reduzieren.«
Cafiro dachte über seine Worte nach, seine Augen wanderten hin und her, dann schließlich erwiderte er: »Reden Sie von… Verhandlungen?«
»Ich bitte Sie nur, Alternativen in Erwägung zu ziehen.«
»Zum Wohl der Syndikatwelten.«
»Ganz genau.« Geary nickte und verzog keine Miene.
»Sie wollen den Krieg beenden?«
»Wir beide wissen doch, dass da ein anderer Feind im Spiel ist. Vielleicht ist es an der Zeit, das gegenseitige Morden zu beenden, in das dieser Feind uns alle mit einem Trick hineingezogen hat.«
Wieder dachte Cafiro nach und wich dabei Gearys Blick aus.
»Woher wissen wir, dass Sie Wort halten?«