Noch wollen wir kämpfen!
Welch geringfügige Kleinigkeit vermag doch zuweilen einen Menschen völlig umzustimmen!
Tief in Gedanken verloren ging ich einst auf der Landstraße.
Drückende Ahnungen lasteten auf meiner Brust; Mutlosigkeit hatte sich meiner bemächtigt.
Ich erhob den Kopf... Vor mir, zwischen zwei Reihen hoher Pappeln, lief der Weg schnurgerade in die Ferne. Und darüberhin, über ebendiesen Weg, etwa zehn Schritt vor mir, von der hellen Sommersonne goldig umstrahlt, hüpfte im Gänsemarsch eine ganze Spatzenfamilie, so recht keck, vergnügt und unbesorgt!
Besonders einer von der Schar plumpste mit so verwegenen Quersprüngen einher, blähte sein Kröpfchen und zwitscherte so frech, gerade als schere er sich um keinen Teufel! Ein Held – Zoll für Zoll!
Und unterdessen kreiste hoch am Himmel ein Habicht, der vielleicht gerade die Bestimmung hatte, diesen Helden aufzufressen.
Ich sah mir das an, schüttelte mich vor Lachen – und augenblicklich waren die trüben Gedanken verflogen: ich fühlte wieder Mut, Widerstandskraft und Lebenslust.
Mag doch auch über meinem Haupte ein Habicht kreisen...
– Noch wollen wir kämpfen, Teufel auch!
Das Gebet
Um was der Mensch auch immer beten mag – er betet um ein Wunder. Jedes Gebet läuft schließlich darauf hinaus: »Großer Gott, gib, daß zwei mal zwei – nicht vier sei.«
Nur ein solches Gebet ist das wahre Gebet von Angesicht zu Angesicht. Zu einem Weltgeist, zum höchsten Wesen, zum Kantschen, Hegelschen abstrakten, wesenlosen Gotte beten – ist unmöglich und undenkbar. Aber kann denn ein persönlicher, lebendiger, leibhaftiger Gott auch wirklich machen, daß zwei mal zwei – nicht vier sei?
Jeder Gläubige ist verpflichtet zu antworten: »Ja, er kann es« – und ist verpflichtet, in sich selber diese Überzeugung zu festigen.
Wenn sich nun aber sein Verstand gegen solche Unvernunft auflehnt?
Hier kommt ihm dann Shakespeare zu Hilfe: »Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, Freund Horatio...« usw.
Will man ihm aber im Namen der Wahrheit widersprechen – dann hat er bloß die berühmte Frage zu wiederholen: »Was ist Wahrheit?«
Und darum: laßt uns trinken und fröhlich sein – und beten.
Die russische Sprache
In Tagen des Zweifels, in Tagen drückender Sorge um das Schicksal meines Heimatlandes – bist du allein mir Halt und Stütze, o du große, mächtige, wahrhaftige und freie russische Sprache! – Wenn du nicht wärst – müßte man da nicht verzweifeln angesichts alles dessen, was sich daheim vollzieht? – Undenkbar aber ist es, daß eine solche Sprache nicht auch einem großen Volke sollte gegeben sein!
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Druck von Bernhard
Tauchnitz in Leipzig
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Auflistung der gegenüber dem Originaltext vorgenommenen Korrekturen:
Seite 17: »Wenn Sie mal den Wunsch haben, ihrem Gegner gehörig –« Ihrem
Seite 73: auf den kalten Steinfließen –« Steinfliesen