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Ich ging zu ihnen, und als ich hinkam, standen sie vor der Staffelei und begutachteten mein Werk.

Der eine massig und um die Fünfzig. Der andere hager, in den Zwanzigern. Beide ruhig, selbstbewußt und offenbar zu einem bestimmten Zweck hier.

Der ältere bemerkte mich zuerst.

«Dürfen Sie sich hier aufhalten?«sagte er. Nur eine Frage, keinerlei Angriffslust.

«Die Eigentümerin möchte ihr Haus gemalt haben«, antwortete ich freundlich.

«Verstehe. «Seine Mundwinkel zuckten ein wenig.

«Und Sie?«erkundigte ich mich.

Er zog leicht die Brauen hoch.»Versicherung«, sagte er, als wunderte es ihn, daß jemand danach fragte.

«Die Firma von Mr. Greene?«fragte ich.

«Von wem?«

«Mr. Greene. Mit >e<.«

«Ich weiß nicht, wen Sie meinen«, sagte er.»Wir sind hier mit Mrs. Matthews verabredet, um den Schaden an ihrem Haus zu begutachten, das bei uns versichert ist. «Er betrachtete ziemlich deprimiert das Ausmaß des sogenannten Schadens und blickte umher, als erwartete er, Maisie würde sich phönixgleich aus der Asche erheben.

«Kein Greene?«hakte ich nach.

«Weder mit noch ohne >e<.«

Schon war er mir sympathisch. Eine Prise Humor kam bei mir immer an, im Gegensatz zu Zwang und Gewalt.

«Nun… Mrs. Matthews rechnet nicht mehr mit Ihnen, weil dieser Mr. Greene, der angeblich von einer Versicherung kam, ihr gesagt hat, sie könne jederzeit die Abbrucharbeiter bestellen.«

Sofort wurde er hellhörig, war gespannt wie ein Regenschirm.

«Ist das Ihr Ernst?«»Ich war selbst dabei. Ich habe ihn gesehen und gehört, und das waren seine Worte.«

«Hat er Ihnen eine Karte gezeigt?«

«Nein. «Ich schwieg.»Aber, ehm… Sie auch nicht.«

Er griff in sein Jackett und zog mit der Geschwindigkeit eines Taschenspielers eine hervor. Karten zu zücken war für ihn zweifellos eine Reflexhandlung.

«Ist es nicht verboten, denselben Besitz bei zwei verschiedenen Firmen zu versichern?«fragte ich beiläufig und las die Karte.

Foundation Life and Surety D. J. Lagland Bezirksvertreter

«Betrug. «Er nickte.

«Es sei denn, Mr. Greene mit >e< hatte überhaupt nichts mit einer Versicherung zu tun.«

«Das ist sehr viel wahrscheinlicher.«

Ich steckte die Karte in meine Hosentasche, da Aranpullover nicht direkt auf geschäftliche Transaktionen zugeschnitten sind. Er betrachtete mich nachdenklich, mit aufmerksamen Blicken, aber unvoreingenommen. Ein Mann vom gleichen Schlag wie einst mein Vater, gemäßigt, mittleren Alters, Fachmann auf seinem Gebiet, aber kaum jemand, der Furore machte.

Oder Häuser in Brand steckte.

«Gary«, sagte er zu seinem jüngeren Ableger,»suchen Sie ein Telefon und rufen Sie im Beach Hotel an. Sagen Sie Mrs. Matthews, daß wir hier sind.«

«Mach ich«, sagte Gary. Er war der Typ dafür.

Als er unterwegs war, wandte D. J. Lagland seine Aufmerksamkeit der Ruine zu, und da er nichts dagegen zu haben schien, schloß ich mich ihm an.

«Wonach suchen Sie?«fragte ich.

Er warf mir einen schrägen Blick zu.»Anzeichen von Brandstiftung. Spuren der Gegenstände, die angeblich zerstört wurden.«

«Soviel Offenheit hatte ich gar nicht erwartet.«

«Manchmal lasse ich mich dazu hinreißen.«

Ich grinste.»Mrs. Matthews scheint mir recht ehrlich zu sein.«

«Ich kenne die Dame nicht.«

Hat er eine nette Überraschung in Aussicht, dachte ich und fragte:»Sucht denn nicht schon die Feuerwehr nach Anzeichen von Brandstiftung?«

«Doch, und auch die Polizei, und wir lassen uns von beiden informieren.«

«Und was haben sie gesagt?«

«Das geht Sie, glaube ich, nichts an.«

«Selbst für ein Holzhaus«, meinte ich,»ist es arg runtergebrannt.«

«Ein Fachmann, was?«spöttelte er.

«Mit Freudenfeuern habe ich so meine Erfahrung.«

Er sah mich an.

«Sie brennen doppelt so gut«, sagte ich,»wenn man Paraffin drübergießt, besonders an den Rändern.«

«Ich habe mir schon Brände angesehen, als Sie noch gar nicht auf der Welt waren«, sagte er.»Malen Sie doch einfach noch ein bißchen.«

«Die Farbe ist noch feucht.«

«Also wenn Sie bei mir bleiben, halten Sie den Schnabel.«

Ich hatte ein Einsehen, blieb bei ihm und schwieg. Er führte offenbar eine erste Sondierung durch, nahm kleine Schuttproben in die Hand, betrachtete sie eingehend und legte sie wieder genau an ihren Platz zurück. Mir sagten die Proben aus zwei Meter Entfernung rein gar nichts, und ihn ließen sie dem Anschein nach auch ziemlich kalt.

«Darf ich etwas sagen?«fragte ich.

«Mhm?«

«Mr. Greene hat ungefähr das gleiche gemacht wie jetzt Sie, nur im Bereich hinter dem Kamin.«

Er legte wieder ein Stück Schlacke zurück und richtete sich auf.»Hat er etwas eingesteckt?«

«Nicht in unserem Beisein, aber wir haben ihn nur kurz gesehen. Schwer zu sagen, wie lange er schon dort war.«

«Ja. «Er überlegte.»Meinen Sie, es könnte ein Schaulustiger gewesen sein, der aus Neugier da herumgestochert hat?«

«So kam er mir nicht vor.«

D. J. zog die Stirn in Falten.»Was wollte er dann?«

Eine rhetorische Frage. Gary kam zurück, und wenig später rollte Maisie an. In ihrem Jaguar. Mit dem roten Mantel. Aufgebracht.

«Was soll das heißen«, stürmte sie mit zornblitzenden Augen auf D. J. los,»daß noch unklar ist, ob Brandstiftung vorliegt? Versuchen Sie jetzt bloß nicht, sich ums Bezahlen zu drücken. Ihr Mann vom Samstag hat gesagt, es sei alles geregelt und ich könne mit dem Räumen und Wiederaufbauen anfangen, und selbst wenn es Brandstiftung gewesen sein sollte, müßten Sie zahlen, weil die Versicherung selbstverständlich auch Brandstiftung umfaßt hat.«

D. J. klappte ein paarmal den Mund auf und zu und fand schließlich auch Worte.

«Hat Ihnen unser Mr. Robinson nicht gesagt, daß der Mann, den Sie am Samstag hier gesprochen haben, nicht von uns kam?«

Unser Mr. Robinson, sprich Gary, nickte heftig.

«Er — Mr. Greene — hat das aber behauptet«, hielt Maisie dagegen.

«Tja… wie sah er denn aus?«

«Ölig«, antwortete Maisie prompt.»Nicht so jung wie Charles…«, sie winkte zu mir hin,»und nicht so alt wie Sie.«

Sie überlegte, dann zuckte sie die Achseln.»Er sah halt aus wie ein Versicherungsmensch, basta.«

D. J. schluckte die indirekte Beleidigung mannhaft hinunter.

«Ungefähr einsachtundsiebzig«, sagte ich,»sonnengebräunte Haut mit einem gelblichen Schimmer, graue Augen unter schweren Lidern, ziemlich breite Nase, gerader Mund unter einem dicken, überhängenden dunklen Schnurrbart, glattes, nach hinten gekämmtes braunes Haar mit Geheimratsecken, normale Augenbrauen, grünlichbrauner Trilby aus weichem Filz, Hemd, Krawatte, offener hellbrauner Regenmantel, goldener Siegelring am kleinen Finger der rechten Hand, sonnengebräunte Hände.«

Ich sah ihn in der Erinnerung noch deutlich und hörte ihn zu Maisie >Madam< sagen, als stände er noch vor mir auf der Asche mit seinem gezogenen Hut.

«Guter Gott«, sagte D. J.

«Das Auge eines Malers«, meinte Maisie bewundernd.»Donnerwetter.«

D. J. war sich sicher, daß sie so jemand nicht in ihrer Sachverständigenabteilung hatten, und Gary gab ihm recht.

«Tja«, sagte Maisie mit wiederaufflackerndem Ärger,»das heißt wohl, daß Sie weiterhin auf Brandstiftung tippen, obwohl mir schleierhaft ist, warum irgendein vernünftiger Mensch mein schönes Haus mit all seinen Kostbarkeiten abbrennen sollte.«

So naiv konnte Maisie, die weltkluge Maisie, doch wohl nicht sein. Ein kleines, waches Funkeln in dem Blick, den sie mir zuwarf, verriet mir, daß sie es bestimmt nicht war. Der ahnungslose D. J. jedoch wedelte frustriert mit den Händen und verzichtete auf eine Erklärung. Ich verkniff mir wieder mal ein Lachen, was Maisie nicht entging.