«Das stimmt«, sagte ich zerstreut. Es gab auch welche für fünfzehnhundert, und manche waren wahrscheinlich noch billiger zu haben.
«Na, jedenfalls dachte ich erst im Zusammenhang mit der Versicherung daran, daß man mir auf die Schliche kommen könnte, wenn ich zum Beispiel eine Quittung vorlegen müßte, und da sie die sehr wahrscheinlich verlangt hätten, habe ich es nicht versichert, denn falls ich mich doch dafür entschieden hätte, nach Australien zu gehen, hätte ich es halt wieder mitnehmen können, und nichts wäre passiert.«
«Unangenehm«, gab ich zu.
«Jetzt ist es also verbrannt, und Sie denken wahrscheinlich, es geschieht mir recht, daß die neuntausend in Rauch aufgegangen sind und ich keinen Penny davon wiedersehe.«
Sie trank den Gin aus, und ich besorgte ihr noch einen.
«Es geht mich zwar nichts an, Maisie, aber woher hatten Sie in Australien neuntausend Pfund? Ist es nicht verboten, so viel Bargeld einzuführen?«
Sie kicherte.»Sie wissen auch überhaupt nicht, wie es auf der Welt zugeht, hm? Aber damit hatte es schon seine Richtigkeit. Ich bin mit Archies Schwester zu einem Juwelier gegangen und habe eine Brosche versetzt, ein häßliches Krötentier mit einem dicken Diamanten mitten auf der Stirn, muß was mit Shakespeare zu tun haben, ohne daß ich da jetzt Genaueres wüßte, jedenfalls habe ich es nie angesteckt, das fiese Ding, aber ich hatte es dabei, weil es so wertvoll war, und ich habe neuneinhalb dafür gekriegt — in australischen Dollars, versteht sich, aber jedenfalls genug, nicht wahr?«
Da Maisie es als selbstverständlich ansah, daß ich mit ihr essen würde, gingen wir ins Restaurant hinüber. Sie hatte einen gesunden Appetit, doch ihre Stimmung war gedämpft.
«Sie erzählen doch keinem von dem Bild, mein Lieber?«
«Natürlich nicht, Maisie.«
«Ich könnte in Teufels Küche kommen.«
«Ich weiß.«
«Eine Geldstrafe, meine ich. Und das wäre noch das wenigste. Die Leute können furchtbar biestig werden wegen einer harmlosen kleinen Schmuggelei.«
«Niemand erfährt davon, wenn Sie den Mund halten. «Mir kam ein Gedanke.»Oder haben Sie etwa schon jemand von dem Kauf erzählt?«
«Nein, mein Lieber, denn ich wollte so tun, als hätte ich es schon seit Jahren, und ich hatte es noch nicht mal gehängt, weil der eine Ring am Rahmen locker war und ich dachte, es könnte runterfallen und beschädigt werden, und ich wußte noch nicht, von wem ich’s reparieren lassen sollte. «Sie nahm einen Mundvoll Krabbencocktail.»Sie halten mich sicher für blöd, aber ich hatte wohl ein bißchen Angst, die Sache könnte rauskommen — kein schlechtes Gewissen eigentlich, weil ich wirklich nicht einsehe, warum man diese ärgerliche Steuer zahlen sollte, aber jedenfalls habe ich das Bild nicht nur nicht aufgehängt, sondern ich habe es versteckt.«
«Versteckt? Noch in der Verpackung?«
«Ja, mehr oder weniger. Ich hatte es zwar aufgemacht, als ich heimkam, aber als ich dann sah, daß der Ring, durch den die Schnur geht, los war, habe ich es wieder eingepackt, um zu überlegen, was damit werden soll.«
Ich war fasziniert.»Wo haben Sie’s versteckt?«
Sie lachte.»Halb so wild. Ich wollte ja nur nicht, daß es jeder sieht und Fragen stellt, also habe ich es hinter einem Heizkörper im Salon deponiert, und Sie brauchen nicht gleich so entsetzt zu schauen, die Heizung war abgestellt.«
Ich malte den ganzen nächsten Tag über am Haus, aber weder D. J. noch sonst jemand ließ sich blicken.
In den Arbeitspausen stocherte ich aus eigenem Antrieb in der Ruine herum und suchte nach Maisies Schätzen. Ich fand eine ganze Reihe noch erkennbarer Überreste, etwa von Bettgestellen, Küchenmaschinen und Heizkörpern, alles verbogen und verformt, nicht nur von der Hitze, sondern vom Gewicht des ganzen mitsamt Dachstuhl eingestürzten Gebäudes. Hier und da ragten schwarze Reste schwerer Dachbalken aus der Ascheschicht, aber davon abgesehen war alles Brennbare vollständig verbrannt.
Von den Sachen, die Maisie genannt, und den vielen, die sie ausgelassen hatte, fand ich lediglich die schmiedeeiserne Tür von Lady Tythes Stammsitz, die den Flur vom Wohnzimmer getrennt hatte. Lady Tythe hätte sie bestimmt nicht wiedererkannt.
Keine kupfernen Wärmpfannen, die von ihrem Zweck her immerhin rotglühende Kohlen aushalten mußten. Kein Ofenschirm aus Metall, Kein Marmortisch. Keine antiken Lanzen.
Naturgemäß kein Munnings.
Als ich nach fünf mit farbverschmierten Fingern zurück ins Beach kam, erwartete mich Maisie in der Halle. Nicht die freundliche, lebensfrohe Maisie, die ich kennengelernt hatte, sondern eine angriffslustige Frau, die vor Wut kochte.
«Ich habe auf Sie gewartet«, sagte sie und fixierte mich mit grimmigen Blicken.
Ich ahnte nicht, was ich ihr getan haben könnte.
«Was ist denn los?«fragte ich.
«Die Bar ist geschlossen«, sagte sie.»Kommen Sie zu mir aufs Zimmer. Nehmen Sie Ihre Sachen mit. «Sie deutete auf den Koffer.»Ich bin so wütend, daß ich platzen könnte.«
Im Lift sah es wirklich ganz gefährlich danach aus. Ihre Backen waren knallrot, deutlich abgesetzt gegen die hellrosa Gesichtshaut. Ihr blond getöntes, sonst immer elegant gefestigtes Haar stand in dünnen Zotteln vom Kopf, und zum erstenmal, seit ich sie kannte, schimmerte kein Lippenstift auf ihrem Mund.
Sie stieß die Tür ihres Zimmers auf und stapfte hinein. Ich schloß die Tür hinter mir.
«Sie werden es nicht glauben«, sagte sie heftig und wandte sich zu mir, um ihrer ganzen Empörung Luft zu machen.»Erst war die Polizei stundenlang hier, dann die Versicherungsleute — und wissen Sie, was die behaupten?«
«Ach, Maisie. «Ich seufzte im stillen. Es hatte so kommen müssen.
«Wofür sie mich halten, habe ich sie gefragt. Ich war ja so sauer!«sagte sie.»Die hatten die Stirn, mir zu unterstellen, ich hätte meine Antiquitäten verscherbelt und mein Haus über Wert versichert und wollte die Versicherung übers Ohr hauen. Ich habe ihnen hundertmal gesagt, daß alles hier an seinem Platz war, als ich zu Betty fuhr, und daß das Haus allenfalls wegen der Inflation über Wert versichert sei und weil die Makler mir dazu geraten hätten, und jetzt bin ich froh, daß ich auf sie gehört habe, aber dieser Lagland meint, sie müßten den
Fall erst klären, bevor sie zahlen, und er hat das richtig von oben runter gesagt, ohne jedes Mitgefühl, wo ich doch alles verloren habe. Die waren einfach eklig zu mir, und ich hasse sie alle.«
Sie unterbrach sich, um Atem zu schöpfen, und zitterte sichtlich unter der Heftigkeit ihrer Gefühle.»Ich kam mir ja so billig vor, und vielleicht habe ich sie in meiner Wut ein bißchen angebrüllt, aber sie hätten mir wirklich nicht so frech zu kommen brauchen, und wenn sie dann noch sagen, ich soll mich zusammennehmen, obwohl sie mich mit ihrer Unverschämtheit erst dazu getrieben haben, so laut zu werden, das ist ja wohl das Allerletzte!«
Offenbar war es ziemlich hoch hergegangen. Mich hätte interessiert, wie die Polizei und D. J. die Schlacht überstanden hatten.
«Sie sagten, es sei eindeutig Brandstiftung gewesen, und als ich wissen wollte, warum sie jetzt auf einmal damit kommen, nachdem vorher keine Rede davon gewesen war, sagten sie, der Grund sei, daß Lagland in der Asche oder sonstwo keine Spur von meinen Sammelstücken entdeckt habe, und wenn ich sie nicht vorher verkauft hätte, dann hätte ich eben jemand beauftragt, das Zeug zu klauen und das Haus in Asche zu legen, während ich bei Betty war, und sie wollten dauernd wissen, wen, und ich wurde immer wütender, und wäre irgend etwas greifbar gewesen, wirklich, ich hätte es ihnen um die Ohren gehauen.«
«Sie brauchen jetzt einen doppelten Gin«, sagte ich.
«Ich habe ihnen erklärt, statt wehrlose Frauen wie mich zu drangsalieren, sollten sie lieber nach den Tätern fahnden, und je mehr ich daran dachte, daß jemand bei mir eingestiegen ist, meine Schätze gestohlen und dann kaltblütig alles niedergebrannt hat, desto wütender wurde ich auf diese Knallköpfe, die nicht in der Lage sind, über die eigene Nasenspitze hinauszusehen.«