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Kunden, die Rembrandts, F ab erge-Schmucksachen oder ähnlich Bekanntes und Unverkäufliches zu Hause hatten, würden mich nicht interessieren. Nur die Reichen, aber nicht allzu Reichen, bei denen es georgianisches Silber, kleinere Gauguins und Chippendalestühle zu holen gab.

Wenn sie bei mir Bilder kauften, gaben sie mir ihre Adresse. Denkbar einfach. Kinderspiel.

Ich würde so etwas wie ein Superhehler sein, mit einem hohen Umsatz an kleiner Ware. Wenn meine Opfer weit genug voneinander entfernt lebten, würde die jeweilige Polizei einer Australienreise, die sie im Jahr vorher unternommen hatten, keine Bedeutung beimessen. Und den Versicherungen, die Tausende von Einbruchsdiebstählen zu bearbeiten hatten, würden Australienreisen ebensowenig auffallen.

Allerdings würde ich nicht mit einem Spielverderber wie Charles Neil Todd rechnen.

Wäre ich ein Gauner mit einem gutgehenden Geschäft und gutem Ruf gewesen, hätte ich mich davor gehütet, mit Fälschungen zu handeln. Bei Ölgemälden waren Fälschungen unter dem Mikroskop fast immer nachzuweisen, und erfahrene Kunsthändler erkannten sie meist sogar mit bloßem Auge. Die Handschrift eines Malers zeigte sich im ganzen Bild, nicht nur in der Signatur, denn die Pinselführung eines jeden war unverwechselbar. Pinselstriche ließen sich so eindeutig zuordnen wie Kratzspuren auf Pistolenkugeln.

Wäre ich ein Gauner gewesen, hätte ich mich mit einem echten Munnings, einer original Picassozeichnung oder dem echten Werk eines produktiven, just verstorbenen Künstlers auf die Lauer gelegt, und all die reichen kleinen Fliegen wären mir ins Netz gegangen, angelockt von meinen redseligen Komplizen, die eigens zu dem Zweck in den Galerien der Großstädte herumstanden. Maisie und Donald waren auf diese Weise eingefangen worden.

Angenommen, ich verkaufte einem Engländer ein Bild und raubte ihn aus, bekam mein Bild zurück und verkaufte es sogleich an jemand in Amerika — um dann wieder den auszurauben, es mir zurückzuholen und immer so weiter.

Angenommen, ich verkaufte in Sydney ein Bild an Maisie, holte es mir zurück und bot es in Melbourne an… Genau da war Schluß mit meinem Gedankenspiel, weil es sich nicht zusammenreimte.

Hätte das Bild bei Maisie offen an der Wand gehangen, hätten die Diebe es natürlich wie alles andere mitgenommen. Falls sie es aber erbeutet hatten und es jetzt in alter Pracht bei Yarra River Fine Arts hing, wieso war dann das Haus angezündet worden, und wieso hatte Mr. Greene dort im Schutt herumgestochert?

Das reimte sich nur, wenn Maisies Bild eine Kopie gewesen war und wenn die Einbrecher es nicht hatten finden können: Sie wollten es nicht zurücklassen, deshalb mußte das Haus brennen. Allerdings hatte ich gerade noch überlegt, daß mir Fälschungen zu riskant gewesen wären. Aber… hätte Maisie eine gelungene Kopie als solche erkannt? Wohl kaum.

Ich seufzte. Selbst um Maisie zu täuschen, brauchte es einen versierten Maler, der bereit war, seine eigene Arbeit zugunsten von Abkupfereien zurückzustellen, und der wollte erst mal gefunden sein. Jedenfalls hatte Maisie ihr Bild nicht in Melbourne, sondern in der kurzlebigen Galerie in Sydney gekauft; vielleicht wagten sie es an bestimmten Orten eben doch, Fälschungen anzubieten.

Das Hotelhochhaus ragte auf der anderen Seite des Parks empor. Die kühle Nachtluft wehte mir um den Kopf. Ich hatte die lebhafte Empfindung, von allem abgeschnitten zu sein, ein Fremder in einem unermeßlich großen Land, ein Nichts unter den Sternen. Die Geräuschkulisse und die Wärme des Hilton schraubten das expandierende Weltall auf faßbare Maße zurück.

Von meinem Zimmer aus rief ich Hudson Taylor unter der Nummer an, die seine Sekretärin mir gegeben hatte. Punkt neun Uhr. Es hörte sich an, als hätte er gut zu Abend gegessen, eine kräftige Stimme, umgänglich, höflich und sehr australisch.

«Der Cousin von Donald Stuart? Stimmt es, daß die kleine Regina ermordet worden ist?«

«Leider ja.«

«Was für eine Tragödie. Ein wirklich nettes Mädel, diese Regina.«

«Ja.«

«Nun, und was kann ich für Sie tun? Möchten Sie Karten fürs Pferderennen?«

«Ehm, nein«, sagte ich.»Es geht nur darum, daß sich Donald wegen der Versicherung gern mit der Galerie, die ihm das Bild verkauft hat, in Verbindung setzen würde, weil ihm auch die Quittung und der Herkunftsnachweis gestohlen worden sind, aber er weiß nicht mehr, wie sie hieß, und da ich wegen des Cups sowieso nach Melbourne wollte…«

«Das ist kein Problem«, sagte Hudson Taylor entgegenkommend.»Ich erinnere mich gut an den Laden. Ich habe mir das Bild dort mit Donald angesehen, und nachher kam der Galerist damit ins Hilton, wo wir das Finanzielle geregelt haben. Augenblick…«Eine Denkpause folgte.»Im Moment fällt mir weder der Name der Galerie noch der des Galeristen ein. Das ist ja schon einige Monate her. Aber in unserem Geschäft hier in Melbourne habe ich die im Buch stehen, und da muß ich morgen früh sowieso hin, dann schau ich nach. Kommen Sie morgen zum Pferderennen?«

«Ja«, sagte ich.

«Treffen wir uns doch auf ein Glas. Sie können mir dann von Regina und dem armen Donald erzählen und bekommen von mir den Namen, den er braucht.«

Ich war damit einverstanden, und er erläuterte mir, wo und wann ich mich mit ihm treffen sollte.»Da wird ein Riesenandrang sein«, sagte er.»Aber wenn Sie genau dort stehen, werde ich Sie nicht verfehlen.«

Es handelte sich offenbar um eine ziemlich exponierte Stelle im Freien. Ich hoffte, daß niemand außer ihm mich dort entdecken würde.

«Bis dann«, sagte ich.

Kapitel 8

Jik rief mich am nächsten Morgen um acht an.»Komm runter ins Cafe und frühstücke mit mir.«

«Okay.«

Ich nahm den Lift nach unten und ging durch die Halle zu dem kleinen Restaurant des Hotels. Mit dunkler Brille saß er allein an einem Tisch und machte sich über einen Berg Rühreier her.

«Der Kaffee wird gebracht«, sagte er,»alles andere muß man sich da am Büffet holen. «Er deutete mit dem Kopf auf einen großen, üppig beladenen Tisch in der Mitte des luftig blau und lindgrün tapezierten Raumes.»Wie geht’s?«

«Es war mal besser.«

Er verzog das Gesicht.»Saukerl.«

«Was machen die Augen?«

Er riß sich theatralisch die Brille herunter und beugte sich vor, damit ich genau hinsehen konnte. Sie waren noch rot entzündet, aber eindeutig auf dem Weg der Besserung.

«Hat Sarah sich erweichen lassen?«fragte ich.

«Ihr ist nicht gut.«

«Oh?«

«Weiß der Himmel«, sagte er.»Hoffentlich nicht. Ich will noch keine Kinder. Sie ist nicht über die Zeit oder so.«

«Nette Frau«, sagte ich.

Er warf mir einen Blick zu.»Sie sagt, sie hat nichts gegen dich persönlich.«

«Aber«, tippte ich an.

Er nickte.»Das Gluckensyndrom.«

«Als Küken kann ich dich nicht sehen.«

Er legte Messer und Gabel hin.»Ich, weiß Gott, auch nicht. Sie soll die Ohren steifhalten, hab ich ihr gesagt, uns dieses kleine Abenteuer so schnell wie möglich über die Bühne

bringen lassen und sich klarmachen, daß sie keinen Schlappschwanz geheiratet hat.«

«Was meinte sie dazu?«

Er lächelte schief.»Hätte sie doch, wenn es danach ginge, wie ich gestern abend im Bett war.«

Ich fragte mich unwillkürlich, wie gut ihr Sexualleben klappte. Nach der Auskunft von einer oder zwei Verflossenen, die mir ihr Herz ausgeschüttet hatten, während sie in unserer Bude stundenlang auf Jiks unvorhersehbare Rückkehr warteten, war er ein launenhafter Liebhaber, schnell erregt und leicht aus der Stimmung zu bringen.»Braucht nur ein Hund zu bellen, und nichts geht mehr. «Daran hatte sich wohl wenig geändert.