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Ich verzog das Gesicht, und Jik lachte.

Wir tranken Kaffee, kehrten zum Motel zurück und gingen auf unsere Zimmer. Fünf Minuten später klopfte Jik bei mir an.

«Komm rein«, empfing ich ihn an der Tür.

Er grinste.»Du hast mich erwartet.«

«Halbwegs.«

Er setzte sich in den Drehsessel und drehte sich. Sein Blick fiel auf meinen schmalen Koffer, der auf einer der Liegen lag.

«Was hast du mit den ganzen Sachen aus der Galerie gemacht?«

Ich sagte es ihm.

Er hörte auf zu kreisen und saß still.

«Du verlierst keine Zeit, was?«sagte er schließlich.

«In ein paar Tagen fahre ich nach Hause«, erwiderte ich.

«Und bis dahin?«

«Ehm… bis dahin will ich Wexford, Greene, dem Schrank, dem Jungmaler und den beiden Schlägern, die mich auf dem Balkon in Alice gestellt haben, immer einen Sprung voraus sein.«

«Nicht zu vergessen unseren Kopierkünstler, Harley Renbo.«

Ich dachte darüber nach.»Ihm auch«, sagte ich.

«Meinst du, das kriegen wir hin?«

«Wir nicht. Damit ist mal Schluß. Jetzt fährst du mit Sarah nach Hause.«

Er schüttelte bedächtig den Kopf.»Das wäre auch nicht sicherer, als wenn wir bei dir bleiben. Wir sind zu leicht zu finden. Schließlich stehen wir im Telefonbuch von Sydney. Was hindert denn Wexford, mit etwas Gefährlicherem als einem Feuerzeug bei unserem Boot aufzukreuzen?«

«Dann kannst du ihm ja erzählen, was ich dir gerade erzählt habe.«

«Und deine ganze Mühe wäre umsonst.«

«Manchmal muß ein Rückzug eben sein.«

Er schüttelte den Kopf.»Wenn wir bei dir bleiben, braucht es gar nicht dazu zu kommen. Wer wagt, gewinnt. Und überhaupt«- das alte Feuer funkelte in seinen Augen —,»das wird doch spannend. Katz und Maus einmal anders. Mit Katzen, die nicht wissen, daß sie Mäuse sind, und einer Maus, die weiß, daß sie eine Katze ist.«

Mir kam es eher wie ein Stierkampf vor, bei dem ich derjenige war, der einladend die Capa schwenkte. Oder wie ein Zauberkunststück, bei dem man mit der einen Hand ablenkt, während die andere den Trick ausführt. Alles in allem gefiel mir die Vorstellung vom Zauberkunststück besser. Dabei konnte man nicht so leicht aufgespießt werden.

Kapitel 13

Einen großen Teil der Nacht hindurch studierte ich das Kundenverzeichnis Übersee, vor allem, weil es mir immer noch schwerfiel, eine angenehme Schlafstellung zu finden, aber auch, weil nichts anderes zum Lesen da war.

Nach und nach stellte sich heraus, daß ich noch viel zu wenig hatte mitgehen lassen. Das gestohlene Verzeichnis ging in Ordnung, aber zusammen mit einem Lagerkatalog

entsprechend den Nummern in der rechten Spalte wäre es doppelt so nützlich gewesen.

Andererseits waren die Verzeichnisnummern auf eine bestimmte Art codiert, und wenn ich sie mir richtig anschaute, trat vielleicht ein erkennbares Schema zutage.

Die allermeisten, zumal in dem großen Verzeichnis vorn, begannen mit dem Buchstaben M. In dem zweiten, kleineren Verzeichnis fingen weniger Nummern mit M an, dafür mehr mit S, A, W und B.

Donalds Nummer begann mit M. Maisies mit einem S.

Angenommen, das M stand einfach für Melbourne und das S für Sydney, dachte ich, beides also für die Stadt, wo sie ihre Bilder gekauft hatten.

Was hieß dann A, W und B? Adelaide, Wagga Wagga und Brisbane? Alice?

Im ersten Verzeichnis schienen die Buchstaben und Zahlen hinter dem M keinem bestimmten Muster zu folgen. Im zweiten jedoch war der dritte Buchstabe immer ein K, der letzte immer ein R, und die Zahlen waren, wenn auch auf verschiedene Länder verteilt, mehr oder minder fortlaufend. Sie gingen bis zur 54, verkauft an einen Mr. Norman Updike in Auckland, Neuseeland. Die vollständige Katalognummer in seinem Eintrag lautete WHK54R. Der Eintrag war erst eine Woche alt, und Mr. Updike war nicht durchgestrichen.

Alle Bilder im kleinen Verzeichnis waren in den letzten drei Jahren verkauft worden. Die frühesten Daten im großen Verzeichnis reichten fünfeinhalb Jahre zurück.

Ich fragte mich, wie es vor fünfeinhalb Jahren angefangen hatte — mit der Galerie oder mit der Idee. War Wexford von Hause aus ein Gauner, der sich bewußt eine eindrucksvolle Fassade zugelegt hatte, oder war er ein ehemals ehrbarer Kunsthändler, der kriminelle Möglichkeiten für sich entdeckt hatte? Nach dem soliden Eindruck, den die Galerie machte, und nach meiner bisherigen Einschätzung von Wexford hätte ich auf letzteres getippt. Aber die ausgeprägte Gewaltbereitschaft paßte nicht dazu.

Ich seufzte, legte den Hefter weg und löschte das Licht. Lag im Dunkeln, dachte an das Telefongespräch, das ich geführt hatte, nachdem Jik wieder hinunter zu Sarah gegangen war.

Vom Motel aus war die Verbindung nicht so leicht herzustellen gewesen wie vom Hilton, aber dann war sie doch einwandfrei.

«Haben Sie mein Telegramm bekommen?«hatte ich gefragt.

«Seit einer halben Stunde warte ich auf Ihren Anruf.«

«Entschuldigung.«

«Um was geht’s denn?«

«Ich habe Ihnen einen Brief geschrieben«, antwortete ich.»Jetzt möchte ich Ihnen sagen, was drinsteht.«

«Aber…«

«Hören Sie zu«, sagte ich.»Reden können Sie nachher. «Ich sprach ziemlich lange, während vom anderen Ende nur gelegentlich ein Brummen kam.

«Wissen Sie das alles genau?«

«Das meiste schon«, sagte ich.»Manches kann ich nur vermuten.«

«Wiederholen Sie’s.«

«Gern«, und ich erzählte die ganze Geschichte noch einmal.

«Ich habe alles auf Band aufgenommen.«»Gut.«

«Hm… Was haben Sie denn jetzt vor?«

«Ich fliege bald nach Hause. Bis dahin stecke ich weiter meine Nase in Dinge, die mich nichts angehen.«

«Das kann ich nicht gutheißen.«

Ich grinste den Hörer an.»Das glaube ich Ihnen, aber wenn ich in England geblieben wäre, hätten wir das alles nicht herausbekommen. Und noch eins — kann ich Sie per Telex erreichen, wenn mir etwas auf den Nägeln brennt?«

«Telex? Augenblick.«

Ich wartete.

«So, da wären wir. «Er gab mir eine Nummer. Ich notierte sie.»Richten Sie jede Mitteilung an mich persönlich, und schreiben Sie >Dringend< dazu.«

«Gut«, sagte ich.»Und können Sie die Antwort auf drei Fragen für mich herausfinden?«Er hörte zu und meinte, er könne.»Vielen Dank«, sagte ich.»Und schlafen Sie gut.«

Sarah und Jik empfingen mich am nächsten Morgen träge und mit schweren Lidern. Eine erfolgreiche Nacht, wie es aussah.

Wir meldeten uns im Motel ab, luden meinen Koffer in den Kofferraum und setzten uns ins Auto, um den Tagesablauf zu planen.

«Können wir bitte endlich unsere Sachen aus dem Hilton holen?«fragte Sarah bedrückt.

Jik und ich sagten wie aus einem Mund:»Nein.«

«Ich ruf da jetzt mal an«, entschied Jik.»Sie sollen unser Zeug zusammenpacken und es für uns aufbewahren, und wegen der Rechnung sage ich ihnen, daß sie einen Scheck von mir bekommen. «Er stieg wieder aus, um das zu erledigen.

«Wenn du was brauchst, kauf es doch von meinem Wettgewinn«, wandte ich mich an Sarah.

Sie schüttelte den Kopf.»Ich hab noch Geld. Das ist es nicht. Ich wünschte nur… ich wünschte, das alles wäre vorbei.«

«Ist es auch bald«, sagte ich ruhig. Sie seufzte schwer.»Was wäre für dich das ideale Leben?«fragte ich.

«Oh…«Sie schien überrascht.»Im Moment möchte ich, glaube ich, nur mit Jik auf dem Boot sein und eine schöne Zeit haben wie vor deinem Besuch.«

«Und so soll es bleiben?«

Sie sah mich grübelnd an.»Du glaubst vielleicht, ich wüßte nicht, daß Jik ein komplizierter Mensch ist, Todd, aber man braucht doch nur seine Bilder anzusehen… Da wird mir heiß und kalt. Das ist eine Seite von Jik, die ich nicht kenne, denn seit wir zusammen sind, hat er noch nichts gemalt. Du befürchtest vielleicht, daß der Welt etwas verlorengeht, wenn Jik erst mal glücklich ist, aber ich mache mir nichts vor, ich weiß, daß sich das, was ihn dazu treibt, so zu malen, auf jeden Fall wieder durchsetzt… Deshalb sind diese ersten gemeinsam verlebten Monate für mich unglaublich kostbar… Und nicht nur die äußere Gefahr, in die du uns gebracht hast, macht mich fertig, sondern auch das Gefühl, daß die schönste Zeit für uns jetzt schon vorbei ist — weil du ihn an seine Malerei erinnerst und er, wenn du fort bist, gleich wieder damit anfängt… vielleicht Monate früher, als er es sonst getan hätte.«