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Wir blickten auf das Blut. Jik sagte:»Heiland«, und ich sagte:»O Gott«, und mir kam der Gedanke, daß der Allmächtige der Meinung sein könnte, wir hätten ihn in letzter Zeit reichlich oft angerufen.

Jik legte mir den Arm um die Taille, ich faßte ihn um die Schulter, und so stapften wir gemeinsam an Land. Ab und zu stürzten wir. Kamen keuchend wieder hoch. Erneuerten den Schulterschluß und liefen weiter.

Er ließ mich los, als wir auf festen Boden kamen. Ich setzte mich an den Straßenrand, die Füße zum Meer hin, und krümmte mich.

«Todd«, rief Sarah besorgt. Sie kam näher.»Todd!«Ihre Stimme klang ungläubig.»Lachst du etwa?«

«Klar. «Ich sah grinsend zu ihr hoch.»Warum denn nicht?«

Jiks Hemd war zerrissen und meines nur noch ein Fetzen. Wir zogen sie aus und wischten damit unsere Wunden, die immer noch hartnäckig bluteten. Nach Sarahs Gesichtsausdruck zu urteilen, mußte es irre aussehen.

«Ein wirklich idiotischer Badespaß«, meinte Jik.

«Geht unter die Haut.«

Er sah mir über die Schulter.»Dein Alice-Springs-Verband hat sich gelöst.«»Und die Nähte?«

«Die haben gehalten.«

«Hervorragend.«

«Ihr holt euch eine Lungenentzündung, wenn ihr da sitzen bleibt«, sagte Sarah.

Ich nahm die Reste der Trageschlinge ab. Alles in allem hatte sie mir gute Dienste geleistet. Der Pflasterverband für die Rippen saß zwar einigermaßen an seinem Platz, klebte aber kaum noch, weil er zu naß geworden war. Ich nahm ihn ab. Blieben noch die Pflaster an meinem Bein, und auch die hatten sich bei der Wasserschlacht gelöst. Ich sah es durch die Risse in meiner Hose.

«Verdammte Schinderei«, meinte Jik fröstelnd, während er das Wasser aus seinen Schuhen schüttete.

«Wir brauchen ein Telefon«, sagte ich, seinem Beispiel folgend.

«Meine Nerven«, sagte Sarah.»Was ihr braucht, ist ein heißes Bad, etwas zum Anziehen und einen Psychiater.«

«Wie seid ihr hergekommen?«fragte ich.

«Wieso bist du nicht tot?«fragte Jik.

«Ihr zuerst.«

«Als ich aus dem Laden kam, wo ich das Shampoo gekauft hatte«, erzählte Sarah,»sah ich Greene vorbeifahren. Ich wäre fast gestorben. Ich bin stehengeblieben und habe gehofft, daß er nicht zu mir hersieht, und das ging auch gut… Gleich danach bog der Wagen nach links ab… dabei sah ich, daß noch zwei Mann im Fond saßen… und dann bin ich gleich zu Jik und hab ihm das gesagt.«

Jik betupfte immer noch blutende Wunden.»Wir waren heilfroh, daß er sie nicht gesehen hatte. Als wir dann zurück ins Hotel kamen, warst du nicht da, und die Frau am Empfang meinte, du seist mit Freunden im Auto weggefahren… so einem Mann mit hängendem Schnurrbart.«

«Von wegen Freunde!«rief Sarah.

«Jedenfalls«, erzählte Jik weiter,»haben wir unsere Wut, Trauer, Zerknirschung und was nicht alles hinuntergeschluckt und uns auf die Socken gemacht, um deine Leiche zu suchen.«

«Jik«, fuhr Sarah auf.

Er grinste.»Wer von uns hat denn geheult?«

«Halt den Mund.«

«Sarah hatte dich in Greenes Wagen zwar nicht gesehen, aber wir dachten, du liegst vielleicht verschnürt wie ein Sack Kartoffeln im Kofferraum oder so, und da haben wir die Straßenkarte rausgeholt, Gas gegeben und die Verfolgung aufgenommen. Wir sind wie Greene links abgebogen, und auf einmal ging es endlos den Berg hoch.«

Ich betrachtete unsere zahlreichen Kratzer und Abschürfungen.

«Es wird besser sein, wir besorgen etwas zum Desinfizieren.«

«Am besten für ein Vollbad.«

«Gute Idee.«

Seine Zähne klapperten mit meinen um die Wette.

«Gehen wir aus dem Wind«, sagte ich.»Wir können auch im Auto bluten.«

Steif stiegen wir ein. Ein Glück, daß die Sitze Kunststoffbezüge hätten, meinte Sarah. Jik setzte sich automatisch wieder ans Steuer.

«Meilenweit sind wir gefahren«, sagte er.»Und dabei fast verrückt geworden. Das ging über den Berg und auf dieser Seite wieder runter. Unten zieht sich die Straße in weitem Bogen nach links, und auf der Karte sahen wir, daß sie über etliche Buchten dem Lauf der Küste folgt und schließlich wieder in Wellington herauskommt.«

Er ließ den Wagen an, wendete und fuhr los. Ein nicht alltäglicher Chauffeur mit seiner klatschnassen Hose und dem nackten Oberkörper, auf dem sich noch perlende Blutstropfen bildeten. Der Bart forsch wie immer.

«Wir sind erst da lang«, sagte Sarah.»Aber da gab’s kilometerweit nur zerklüftete Felsen und Meer.«

«Diese Felsen werde ich malen«, sagte Jik.

Sarah blickte von ihm zu mir. Ihr war die Entschlossenheit in seinen Worten nicht entgangen. Die goldene Zeit näherte sich dem Ende.

«Nach einer Weile haben wir gewendet«, erzählte Jik.»An der Abzweigung nach hier hieß es: >Keine Durchfahrtc, also haben wir es damit probiert. Kein Todd weit und breit. Hier haben wir dann angehalten, und Sarah ist raus und hat angefangen, sich die Augen auszuweinen.«

«Du warst auch nicht gerade fröhlich«, sagte sie.

«Hm. «Er lächelte.»Jedenfalls habe ich ein paar Steine herumgetreten und überlegt, wie es weitergehen soll, und da lagen die Patronenhülsen.«

«Die was?«

«Am Straßenrand. Dicht beieinander. Vielleicht aus so einem Revolver mit Auswerferstern, der alle Hülsen gleichzeitig zurückschiebt.«

«Als wir die sahen«, sagte Sarah,»dachten wir…«

«Die hätten von jemand sein können, der auf Seevögel ballert«, sagte ich.»Und ich finde, wir sollten zurückfahren und sie uns holen.«

«Ist das dein Ernst?«fragte Jik.

«Ja.«

Wir hielten an, wendeten und folgten unseren Reifenspuren.

«Niemand schießt mit einem Revolver auf Seevögel«, sagte er.»Dann schon eher auf Nichtskönner, die lahme Gäule malen.«

Der Steinbruch kam wieder in Sicht. Jik hielt davor an, und schon sprang Sarah aus dem Wagen und sagte, wir sollten sitzen bleiben, sie würde die Hülsen holen gehen.

«Haben sie wirklich auf dich geschossen?«fragte Jik.

«Greene. Aber getroffen hat er nicht.«»Halbe Sache. «Er rutschte auf seinem Sitz und zuckte zusammen.»Wahrscheinlich sind sie über den Berg zurück, als wir die andere Strecke nach dir abgesucht haben. «Er warf einen Blick auf Sarah, die am Straßenrand suchte.»Haben sie die Liste kassiert?«

«Die habe ich ins Meer geworfen. «Ich lächelte schief.»Ich wollte sie ihnen nicht einfach brav in die Hand drücken… und es war auch eine gute Ablenkung. Sie konnten noch eine Seite rausfischen und sehen, daß sie ihr Ziel erreicht hatten.«

«Muß ja ergötzlich gewesen sein.«

«Zum Totlachen.«

Sarah fand die Hülsen, hob sie auf und kam rasch zurück.»Alles klar… ich tu sie in meine Handtasche. «Sie stieg neben Jik ein.»Und jetzt?«

«Telefonieren«, sagte ich.

«So vielleicht?«Sie musterte mich.»Weißt du eigentlich…«Sie unterbrach sich.»Also gut. Ich kaufe euch beiden im nächsten Laden ein Hemd. «Sie schluckte.»Und ich will jetzt nicht hören, >hoffentlich ist es kein Lebensmittelladen<.«

«Hoffentlich ist es kein Lebensmittelladen«, sagte Jik.

Wir fuhren wieder los und hielten uns an der Kreuzung links, um über den Berg zurückzufahren, denn der andere Weg war viermal so weit.

In einem großen Dorf auf der Höhe gab es einen Laden, der vom Hammer bis zur Haarnadel alles verkaufte. Auch Lebensmittel. Auch, so erfuhren wir, Hemden. Sarah schnitt Jik ein Gesicht und verschwand im Innern.

Ich zog das marineblaue T-Shirt, das sie mir mitbrachte, über und ging auf wackligen Beinen mit Sarahs Geldbörse zum Telefon.

«Vermittlung… welche Hotels haben Telex?«

Sie nannte mir drei, darunter das Townhouse. Ich dankte ihr und legte auf.

Ich rief im Townhouse an. Erinnerte mich so gerade noch, daß mein Name Peel war.