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«Aber Mr. Peel…«, sagte die Empfangsdame verwirrt.»Ihr Freund… der mit dem Schnurrbart, nicht der mit dem Bart… er hat vor einer halben Stunde Ihre Rechnung bezahlt und Ihre Sachen abgeholt… Nein, üblich ist das nicht, aber er hatte ja Ihr Schreiben dabei, mit der Bitte, ihm Ihren Zimmerschlüssel auszuhändigen… Tut mir leid, daß Sie das nicht geschrieben haben, wußte ich nicht… Ja, er hat alles mitgenommen, das Zimmer wird jetzt gerade saubergemacht…«

«Hören Sie«, sagte ich,»können Sie für mich ein Fernschreiben aufgeben? Setzen Sie es meinem Freund, ehm… Mr. Andrews auf die Rechnung.«

Sie sagte, das werde sie tun. Ich diktierte ihr den Wortlaut. Sie wiederholte ihn und meinte, das Telex sei schon unterwegs.

«Wegen der Antwort rufe ich gleich noch mal an«, sagte ich.

Sarah hatte uns auch Jeans und Socken gekauft. Jik fuhr zu einem weniger öffentlichen Ort außerhalb, und wir zogen uns um. Nicht das Eleganteste, aber es verdeckte die Blessuren.

«Wohin jetzt?«fragte er.»Zur Intensivstation?«

«Zurück zum Telefon.«

«Allmächtiger Himmel.«

Er fuhr zurück, und ich rief im Townhouse an. Die Empfangsdame sagte, die Antwort sei da, und las sie mir vor.»Rufen Sie bitte sofort als R-Gespräch unter folgender Nummer an… «Sie ließ mich die Nummer wiederholen, nachdem sie sie zweimal vorgelesen hatte.»Genau.«

Ich dankte ihr.

«Kein Problem«, sagte sie.»Tut mir leid wegen Ihrer Sachen.«

Ich rief das Fernamt an und gab die Nummer durch. Das sei ein Vorranggespräch, hieß es. Die Verbindung sei in zehn Minuten hergestellt. Man werde mich zurückrufen.

Das Telefon hing an der Wand einer Kabine in der Gemischtwarenhandlung. Keine Sitzgelegenheit. Was hätte ich dafür gegeben!

Die zehn Minuten zogen sich lange hin. Neuneinhalb, um genau zu sein.

Es klingelte, und ich nahm den Hörer ab.

«Ihr Gespräch nach England…«

Die Wunder der Technik. Um den halben Erdball, und ich unterhielt mich mit Inspektor Frost, als sei er nebenan. Elf Uhr dreißig in Wellington, dreiundzwanzig Uhr dreißig in Shropshire.

«Ihr Brief ist heute angekommen, Sir«, sagte er.»Und wir sind gleich in Aktion getreten.«

«Lassen Sie den Sir weg. Ich bin an Todd gewöhnt.«

«In Ordnung. Wir haben also die Polizei in Melbourne per Fernschreiben benachrichtigt und uns die Liste der englischen Kunden vorgenommen. Was sich da abzeichnet, ist unglaublich. Alle aus der Liste Gestrichenen, die wir überprüft haben, sind Opfer von Einbruchsdiebstählen. Wir informieren jetzt die Polizei auch in den anderen betroffenen Ländern. Allerdings ist die Liste, die Sie uns geschickt haben, eine Fotokopie. Haben Sie das Original?«

«Nein… die Liste ist weitgehend zerstört worden. Spielt das eine Rolle?«

«Eigentlich nicht. Können Sie uns sagen, wie sie in Ihren Besitz gelangt ist?«

«Ehm… sagen wir mal, ich hatte sie einfach.«

Ein trockenes Lachen reiste zwölftausend Meilen weit.

«Auch gut. Und was ist so dringend, daß Sie mich vom Schlafengehen abhalten?«

«Sind Sie zu Hause?«fragte ich zerknirscht.

«Im Dienst zufällig. Schießen Sie los.«

«Zweierlei… Das zweite ist, ich kann Ihnen bei den Katalognummern auf die Sprünge helfen. Aber vorher…«Ich erzählte ihm, daß Wexford und Greene in Wellington waren und daß sie mein Gepäck gestohlen hatten.»Sie haben meinen Paß, meine Reiseschecks und einen Koffer mit meinen Malsachen.«

«Den habe ich bei Ihrem Cousin gesehen«, warf er ein.

«Stimmt. Und es kann sein, daß sie eine oder zwei Seiten von der Liste haben…«

«Sagen Sie das noch mal.«

Ich sagte es noch einmal.»Sie ist ins Meer geflogen, aber ich weiß, daß Wexford zumindest eine Seite herausgefischt hat. Also… ich nehme an, sie fliegen heute noch nach Melbourne zurück, vielleicht noch heute vormittag, und wenn sie dort landen, könnten sie durchaus das eine oder andere Interessante bei sich haben…«

«Ich kann den Zoll einschalten«, sagte er.»Aber warum hätten sie so leichtsinnig sein sollen, Ihre Sachen zu stehlen?«

«Die wissen nicht, daß ich es weiß«, erwiderte ich.»Ich glaube, sie halten mich für tot.«

«Guter Gott. Wieso?«

«Sie haben auf mich geschossen. Können Sie mit Patronenhülsen etwas anfangen? Eine Kugel habe ich zum Glück nicht eingefangen, aber sechs Hülsen hätte ich für Sie.«

«Wäre nicht schlecht…«Ihm schienen die Worte zu fehlen.»Was ist mit den Katalognummern?«

«In der kleineren Liste… haben Sie die?«

«Ja, sie liegt vor mir.«

«Gut. Der erste Buchstabe steht für die Stadt, in der das Bild verkauft wurde; M für Melbourne, S für Sydney, W für Wellington. Der zweite Buchstabe bezeichnet den Maler — M gleich Munnings, H gleich Herring und R, glaube ich, gleich Raoul Millais. Das K steht für Kopie. Alle Bilder auf der kleinen Liste sind Kopien. Alle auf der großen sind Originale. Haben Sie das?«

«Ja. Weiter.«

«Die Zahlen sind laufende Nummern. Sie hatten vierundfünfzig Kopien verkauft, als ich, ehm… in den Besitz der Liste kam. Das nachgestellte R steht für Renbo. Das ist Harley Renbo, der Abmaler in Alice Springs. Von dem ich Ihnen voriges Mal erzählt habe.«

«Ich weiß«, sagte er.

«Wexford und Greene haben die letzten Tage damit verbracht, in Neuseeland herumzukurven; wenn wir also Glück haben, sind sie noch nicht dazu gekommen, belastendes Material in der Melbourner Galerie zu vernichten. Mit einem Durchsuchungsbefehl könnte die Polizei dort allerhand zutage fördern.«

«Die Polizei Melbourne geht davon aus, daß nach dem Verschwinden der Liste alles sonstwie Verdächtige vorsorglich vernichtet worden ist.«

«Sie könnte sich irren. Wexford und Greene wissen nicht, daß ich die Liste fotokopiert und Ihnen zugeschickt habe. Sie glauben, die Liste und ich, wir treiben irgendwo aufs weite Meer hinaus.«

«Ich gebe Melbourne Bescheid.«

«Außerdem gibt es noch eine Galerie hier in Wellington und eine Herring-Kopie, die sie an jemand in Auckland verkauft haben…«

«Du liebe Zeit…«

Ich nannte ihm die Ruapehu-Adresse und wies ihn auf Norman Updike hin.

«Auf der großen Liste taucht auch immer wieder ein B auf, also existiert wahrscheinlich noch eine Filiale. Ich tippe auf Brisbane. Und jetzt könnte es auch wieder eine in Sydney geben. Ich glaube, die Galerie im Vorort haben sie dichtgemacht, weil sie zu weit vom Schuß lag.«

«Halt«, sagte er.

«Entschuldigung«, sagte ich.»Aber diese Organisation ist wie ein Pilz. Sie verzweigt sich unbemerkt und schießt überall aus dem Boden.«

«Ich habe nur halt gesagt, damit ich das Tonband umdrehen kann. Fahren Sie fort.«

«Ach so. «Ich mußte beinah lachen.»Tja… haben Sie von Donald Antwort auf meine Fragen bekommen?«

«Haben wir.«

«Ohne ihn zu drängen?«

«Sie können beruhigt sein«, meinte er trocken.»Wir haben uns genauestens an Ihre Vorgabe gehalten. Mr. Stuarts Antwort auf die erste Frage war: >Ja, natürliche, auf die zweite: >Nein, wie käme ich dazu?<, und auf die dritte: >Ja.<«

«War er ganz sicher?«

«Vollkommen. «Er räusperte sich.»Es scheint, als ob ihn nichts berührt. Nichts interessiert. Aber er war sicher.«

«Wie geht es ihm?«fragte ich.

«Er verbringt seine Tage damit, sich ein Bild seiner Frau anzuschauen. Immer wenn wir zu ihm kommen, sehen wir durchs Fenster, wie der Mann davorsitzt.«

«Ist er noch… gesund?«

«Das kann ich nicht beurteilen.«

«Sie könnten ihn zumindest wissen lassen, daß er nicht mehr in Verdacht steht, für den Einbruch und für Reginas Tod verantwortlich zu sein.«

«Das müssen meine Vorgesetzten entscheiden«, sagte er.

«Dann treten Sie sie mal«, erwiderte ich.»Oder ist die Polizei scharf darauf, in einem schlechten Licht zu stehen?«