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«Sie haben uns immerhin um Hilfe gebeten«, sagte er bissig.

Und euch eure Arbeit abgenommen, dachte ich. Ich sprach es nicht aus. Das Schweigen sagte genug.

«Nun ja…«Seine Stimme hatte etwas Entschuldigendes.»Um unsere Mithilfe. «Er schwieg.»Wo sind Sie jetzt? Wenn ich Melbourne benachrichtigt habe, muß ich Sie vielleicht noch mal sprechen.«

«In der Telefonzelle eines Dorfladens oberhalb von Wellington.«

«Und wo wollen Sie hin?«

«Ich bleibe hier erst mal. Wexford und Greene treiben sich noch in der Stadt herum, und ich will ihnen nicht aus Versehen unter die Augen kommen.«

«Dann geben Sie mir bitte die Nummer.«

Ich las sie vom Apparat ab.

«Ich möchte möglichst bald nach Hause«, sagte ich.»Können Sie in der Paßfrage was für mich tun?«

«Da müssen Sie sich ans Konsulat wenden.«

Tausend Dank, dachte ich müde. Ich hängte ein und kehrte mit wackligen Beinen zum Auto zurück.

«Wißt ihr was«, sagte ich, als ich mich auf den Rücksitz fallen ließ,»ich könnte jetzt einen doppelten Hamburger und eine Flasche Brandy vertragen.«

Wir saßen zwei Stunden lang im Auto.

Der Laden führte weder Spirituosen noch warmes Essen. Sarah kaufte eine Schachtel Kekse. Die aßen wir.

«Wir können nicht den ganzen Tag hierbleiben«, platzte sie nach einem längeren, düsteren Schweigen heraus.

Ich hielt es für möglich, daß Wexford jetzt mit Mordabsichten hinter ihr und Jik her war, aber es hätte sie wohl kaum gefreut, das zu hören.

«Hier kann uns nichts passieren«, sagte ich.

«Außer, daß wir langsam an Blutvergiftung eingehen«, stimmte Jik bei.

«Ich habe meine Pillen im Hilton gelassen«, sagte Sarah.

Jik starrte sie an.»Was hat denn das damit zu tun?«

«Nichts. Ich dachte nur, du solltest es wissen.«

«Die Pille?«fragte ich.

«Ja.«

«Heiland«, sagte Jik.

Ein Lieferwagen tuckerte den Berg hinauf und hielt vor dem Laden. Ein Mann im Overall öffnete die Hecktür, zog ein großes, beladenes Backblech hervor und trug es hinein.

«Essen«, sagte ich hoffnungsvoll.

Sarah ging nachschauen. Jik nutzte die Gelegenheit, sein T-Shirt von den heilenden Schrammen zu lösen, was ich lieber bleiben ließ.

«Nachher kriegst du die Sachen nicht mehr runter«, sagte Jik mit schmerzverzogenem Gesicht.

«Ich weiche sie ab.«

«Im Meer hat man die Schrammen und das alles gar nicht so gespürt.«

«Nein.«

«Jetzt geht das erst richtig los, hm?«

«Mhm.«

Er warf mir einen Blick zu.»Warum schreist du eigentlich nicht?«

«Zu mühsam. Und du?«

Er grinste.»Ich schreie in Farbe.«

Sarah kam mit frischen Krapfen und einigen Dosen Cola zurück. Wir machten uns darüber her, und endlich fühlte ich mich besser.

Nach einer weiteren halben Stunde erschien der Ladenbesitzer am Eingang und rief und winkte.

«Anruf für Sie…«

Steifbeinig ging ich zum Telefon. Es war Frost, klar und deutlich.

«Wexford, Greene und Snell haben einen Flug nach Melbourne gebucht. Man wird sie dort am Flughafen empfangen…«

«Wer ist Snell?«fragte ich.

«Woher soll ich das wissen? Er reist mit den beiden anderen.«

Der Schrank, dachte ich.

«Nun hören Sie zu«, sagte Frost.»Die Leitung zwischen uns und Melbourne ist heiß gelaufen, und die dortige Polizei erbittet Ihre Mitarbeit, damit sie den Sack zubinden kann… «Lange Ausführungen folgten. Zum Schluß fragte er:»Sind Sie dabei?«

Ich bin müde, dachte ich. Ramponiert und gerädert. Ich habe die Nase gestrichen voll.

«Na schön.«

Jetzt konnte ich es ebensogut auch zu Ende bringen.

«Die Polizei in Melbourne läßt zur Sicherheit noch mal fragen, ob die drei Munnings-Kopien, die Sie… ehm, aus der Galerie haben, wirklich noch dort sind, wo Sie gesagt haben.«

«Ja.«

«Okay. Also… alles Gute.«

Kapitel 16

Von Engeln in Seegrün betreut, flogen wir mit der Air New Zealand nach Melbourne. Sarah sah frisch aus, Jik etwas angeschlagen, und ich laut Jik wie ein Gemisch aus Ockergelb, Paynesgrau und Weiß, was ich ihm aber nicht abnahm.

Amtliche Fernschreiben hatten uns den Weg geebnet. Kaum waren wir vom Townhouse, wo die Tragetüten mit Sarahs Siebensachen warteten, zum Flughafen gekommen, wurden wir in einen reservierten Raum geführt und mit starken Getränken abgefüllt, bis uns ein Wagen direkt zur Maschine brachte.

Nach tausend Meilen Flug übers Tasmanische Meer und einem gepflegten Nachmittagstee wurden wir vom Ausstieg direkt zu einem kleinen Dienstraum befördert, wo uns leider keine scharfen Getränke, sondern lediglich ein großer, sperriger Beamter der australischen Kripo erwartete.

«Porter«, stellte er sich vor und quetschte uns die Knochen mit dem Händedruck eines Hufschmieds.»Wer von Ihnen ist Charles Todd?«

«Ich.«

«Okay, Mr. Todd. «Er sah mich ohne Wohlwollen an.»Fehlt Ihnen was?«Seine kräftige, knarrende Stimme und seine ruppige Art waren dazu angetan, die Bösen ins Schwitzen zu bringen und die Nervösen an den Rand des Zusammenbruchs. Mir hatte er, wie ich bald merkte, immerhin die Rolle eines ihm vorübergehend unterstellten Mitarbeiters zugedacht.

«Nein«, sagte ich leise seufzend. Flugpläne warten auf niemand. Wenn ich mich verarzten ließ, verpaßten wir vielleicht den einzig möglichen Flug.

«Ihm kleben die Kleider am Leib«, bemerkte Jik in einem Ton, als wollte er nur sagen, mir sei heiß. Es war kühl in Melbourne. Porter sah ihn unsicher an.

Ich grinste.»Haben Sie nach Plan verfahren können?«fragte ich.

Er tat Jik als Spinner ab und wandte sich wieder mir zu.

«Es wurde beschlossen, zu warten, bis Sie da sind«, sagte er achselzuckend.»Draußen steht ein Wagen bereit. «Er fegte zur Tür hinaus, ohne sie für Sarah offenzuhalten, und marschierte gleich weiter.

Der Wagen hatte einen Fahrer. Porter setzte sich zu ihm nach vorn und gab in geschraubten, vorsichtigen Worten über Funk durch, daß die fragliche Person eingetroffen sei und der Einsatz wie geplant anlaufen könne.

«Wohin fahren wir?«fragte Sarah.

«Dahin, wo deine Kleider sind«, sagte ich.

Ihr Gesicht hellte sich auf.»Wirklich?«

«Und wozu?«fragte Jik.

«Um die Maus zum Käse zu bringen. «Und den Stier zum Degen, dachte ich. Die Stunde der Wahrheit für den Zauberer.

«Ihre Sachen haben wir wieder, Todd«, sagte Porter mit Genugtuung.»Wexford, Greene und Snell wurden bei der Landung gefilzt, und man hat alles bei ihnen gefunden. Die Schlösser an Ihrem Koffer waren verbeult und verkratzt, aber nicht aufgebrochen. Müßte noch alles drin sein. Können Sie sich dann morgen abholen.«

«Wunderbar«, sagte ich.»Hatten sie auch noch was von der Kundenliste?«

«Ja. Naß geworden, aber lesbar. Namen von Leuten in Kanada.«

«Gut.«

«Im Moment durchsuchen wir gerade diese Yarra-Galerie, und Wexford hilft uns dabei. Wir haben ihn hören lassen, was er hören sollte, und sobald ich grünes Licht gebe, kann er seinen Zug machen.«

«Ob er’s denn auch tut?«

«Würden Sie das nicht, guter Mann?«

Ich dachte bei mir, daß ich mich vor Danaergeschenken eher gehütet hätte, aber andererseits war ich nicht Wexford, und mir drohte keine Gefängnisstrafe.

Wir hielten am Seiteneingang des Hilton. Porter war mit einem Satz auf dem Gehsteig, stand da wie ein Baum und beobachtete mit schlecht verhohlener Ungeduld, wie Jik, Sarah und ich im Schneckentempo ausstiegen. Wir gingen durch die vertraute feudale Halle mit ihrem Rot und Blau, dann durch die Rezeption nach hinten in das Büro des Managers.