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Ich lächelte ihn an. Man konnte ihm kaum verdenken, daß er mich als Bezahlung für vergangene und zukünftige Dienste gebrauchte. Es war zwar bekannt, daß ich Interviews lieber aus dem Weg ging, aber kaum jemand verstand es. In vielen Ländern spielten einem die Medien übel mit, wenn man sich keine Geschichten aus der Nase ziehen ließ, und die Südafrikaner waren höflicher gewesen als die meisten.

Wenkins wischte sich die glänzende Stirn mit der feuchten Hand und sagte:»Lassen Sie mich Ihren Koffer tragen.«

Ich schüttelte den Kopf.»Der ist leicht«, sagte ich, und außerdem war ich viel größer und kräftiger als er.

Wir gingen über den Parkplatz zu seinem Wagen, und ich erlebte zum erstenmal den eigentümlichen Geruch Afrikas. Ein Gemisch von schweren, süßen Düften mit einem Hauch von Dumpfigkeit: ein starkes, beunruhigendes Aroma, das mir drei oder vier Tage in der Nase blieb, bis meine Geruchsnerven sich daran gewöhnt hatten und es ignorierten. Doch mein erster ausschlaggebender Eindruck von Südafrika war, wie es roch.

Zuviel lächelnd, zuviel schwitzend, zuviel redend fuhr Clifford Wenkins mich die Straße entlang nach Johannesburg. Der Flughafen lag östlich der Stadt, in den kahlen Weiten von Transvaal, und wir brauchten eine gute halbe Stunde, um unseren Bestimmungsort zu erreichen.

«Ich hoffe, Sie werden mit allem zufrieden sein«, sagte Wenkins.»Wir bekommen nicht oft — ich meine, na ja — «Er lachte verkrampft.»Ihr Agent hat mir am Telefon gesagt, ich solle keinen Empfang, keine Parties, keine Rundfunksendungen, rein gar nichts ansetzen. Ich meine, normalerweise ziehen wir für Stars, die uns besuchen, schon auch eine Schau ab — das, äh, heißt natürlich, wenn Worldic ihre Filme vertreibt —, aber, äh, für Sie haben wir nichts dergleichen getan, und das scheint mir grundverkehrt zu sein. Aber Ihr Agent hat darauf bestanden — ja, und dann Ihr Zimmer — nicht in der Stadt, sagte er. Nicht direkt in der Stadt und keine Privatpension sollte es sein, und nun hoffe ich, es gefällt Ihnen — ich meine, wir waren fix und fertig — äh, geehrt natürlich, als wir hörten, daß Sie kommen.«

Mr. Wenkins, dachte ich, Sie würden es viel weiter bringen im Leben, wenn Sie nicht so viel quasselten. Und laut sagte ich:»Es geht bestimmt alles in Ordnung.«

«Ja, gut… Äh, wenn Sie aber auf das übliche Programm keinen Wert legen, was soll ich dann für Sie arrangieren? Ich meine, es sind noch vierzehn Tage bis zur Premiere von Felsen, ja? Und in der Zwischenzeit —?«

Darauf antwortete ich nicht gleich. Statt dessen sagte ich:»Diese Premiere — wie wollen Sie die aufziehen?«

«Oh. «Er lachte wieder über nichts Lustiges.»Ah, na ja, groß natürlich. Einladungen. Benefizkarten. Mit allen Schikanen, mein Alter — äh, ich meine — entschuldigen Sie also Worldic sagte, da machen wir mal richtig ein Faß auf, nicht wahr, nachdem sie sich von dem Schreck erholt hatten.«

«Verstehe. «Ich seufzte leise. Ich hatte mich auf die verdammte Sache eingelassen, dachte ich, und ich hatte es so gewollt. Also mußte ich auch fair sein und ihnen für ihre Mühe etwas bieten.

«Hören Sie«, sagte ich,»wenn Sie möchten, und wenn Sie glauben, daß jemand interessiert ist, dann veranstalten Sie doch so ein Stehdings mit Getränken und Büfett vor oder nach der Aufführung des Films, da komme ich dann hin. Und an einem der nächsten Vormittage können Sie, wenn Sie wollen, alle Ihre Freunde vom Flughafen und jeden aus der Branche, den Sie noch gern dabeihätten, einladen, sich irgendwo mit uns auf einen Kaffee oder einen Drink zu treffen oder so. Was halten Sie davon?«

Er war sprachlos vor Staunen. Ich sah zu ihm hinüber. Sein Mund öffnete und schloß sich wie bei einem Fisch.

Ich lachte im stillen. Nerissa hatte viel zu verantworten.

«Die übrige Zeit brauchen Sie sich nicht um mich zu kümmern. Ich amüsiere mich schon. Als erstes geht’s zum Pferderennen.«

«Oh. «Er meisterte endlich das Kieferproblem und bekam beide Hälften wieder startklar.»Äh — da kann ich Sie von jemand hinbringen lassen.«

«Mal sehen«, sagte ich unverbindlich.

Die Fahrt endete am Iguana Rock, einem sehr angenehmen ländlichen Hotel am Nordrand der Stadt. Die Direktion begrüßte mich höflich, gab mir ein luxuriöses Zimmer und deutete an, daß ein Händeklatschen genüge, um von Eiswasser bis zu Tanzmädchen alles Gewünschte zu bekommen.

«Ich möchte einen Wagen mieten«, sagte ich, und Wenkins sprudelte hervor, das sei bereits erledigt, er habe einen bestellt; eine chauffeurgesteuerte Karosse sei ständig abrufbereit, auf Kosten von Worldic.

Ich schüttelte den Kopf.»Auf meine Kosten«, sagte ich.»Hat Ihnen mein Agent nicht gesagt, daß ich beabsichtige, für die ganze Reise selbst aufzukommen?«

«Doch, das hat er, aber Worldic würde gern die Rechnung übernehmen.«

«Nein«, sagte ich.

Er lachte nervös.»Nein… Mhm, ich verstehe, äh, ich meine — ja. «Er hatte ausgestottert. Seine Augen schossen ruhelos umher, die Hände vollführten unbestimmte Gesten, das sinnlose Lächeln zuckte ihm krampfhaft um die Lippen, und er konnte nicht stillstehen. Normalerweise versetzte ich Leute nicht so in Aufregung, und ich fragte mich, was mein Agent ihm bloß gesagt haben konnte, daß er derart von der Rolle war.

Er fand schließlich hinaus aus dem Iguana Rock und zurück in sein Auto, und sein Abgang erleichterte mich sehr. Innerhalb einer Stunde war er jedoch am Telefon.

«Wäre es Ihnen, äh, morgen früh recht — äh, ich meine, mit der Presse?«

«Ja«, sagte ich.

«Würden Sie, äh, dann Ihren Fahrer anweisen, Sie zum — äh — Randfontein House zu bringen, äh — zum Dettrick-Saal? Das ist ein Empfangsraum, ja, den wir für solche Zwecke immer mieten.«

«Um wieviel Uhr?«

«Oh… sagen wir halb zwölf. Könnten Sie — äh — gegen halb zwölf da sein?«

«Ja«, sagte ich wieder knapp, und nachdem er sich noch ein paarmal gewunden hatte, sagte er, er freue sich — äh — mich dann zu sehen.

Ich legte auf, packte meine Sachen fertig aus, trank einen Kaffee, rief die Karosse und fuhr geradewegs zum Pferderennen.

Kapitel 4

Flachrennen finden in Südafrika das ganze Jahr über mittwochs und samstags statt, aber sonst nur unregelmäßig. Daher hatte ich es für das klügste gehalten, an einem Mittwochmorgen in Johannesburg anzukommen und zu der landesweit einzigen Rennveranstaltung des Tages zu fahren, dem Meeting von Newmarket.

Ich zahlte Eintritt und kaufte ein Programmheft. Einer von Nerissas Ausfällen, sah ich, sollte später am Nachmittag noch einmal sein Glück versuchen.

Newmarket war auch in diesem Teil der Welt Newmarket. Tribünen, Menschenmassen, Pferde, Buchmacher; geschäftige, zweckgerichtete Atmosphäre; ein Flair von Tradition und Ordnung. Alles war ziemlich gleich. Ich wanderte zum Führring hinüber, wo die Pferde für das erste Rennen bereits präsentiert wurden. Die gleichen kleinen Grüppchen von Besitzern und Trainern standen hoffnungsvoll sich unterhaltend in der Mitte. Die gleichen ernsten Rennplatzbesucher lehnten an den Rails und begutachteten die Ware.

Die Unterschiede waren gering. Englischen Augen schien es, als seien die Pferde etwas kleiner gebaut und hätten sehr steile Fesseln, und sie wurden nicht von weißen Pflegern in meist dunkler Alltagskleidung herumgeführt, sondern von schwarzen Stallboys in langen weißen Kitteln.

Da ich aus Prinzip nur auf Pferde setze, über die ich etwas wußte, ließ ich die Hände vom Geldbeutel. Die

Jockeys in ihrem bunten Dreß kamen heraus und saßen auf; die Starter gingen auf die Bahn und schossen nach vorn; ihre Hufe klapperten auf dem knochentrockenen Geläuf. Ich schlenderte von der Tribüne herunter, um Nerissas Trainer Greville Arknold zu suchen und ihn mir anzusehen. Er hatte einen Starter im nächsten Rennen und mußte irgendwo beim Aufsatteln sein.

Wie sich herausstellte, brauchte ich nicht groß zu suchen. Auf halbem Weg zu den Sattelboxen berührte ein junger Mann mich am Arm.