«Tables Turned hier«, sagte er und klopfte dem Pferd aufs Hinterteil,»der schien nach seiner Abstammung und seiner Anfangsform ein ziemlich guter Kandidat für das Hollis Memorial Plate im Juni zu sein — das ist ein Spitzenrennen für Zweijährige —, und er ist genauso gelaufen wie Chink, den Sie in Newmarket gesehen haben. Fünfhundert Meter vorm Ziel bricht er ein und endet erschöpft, obwohl ich geschworen hätte, daß er so fit wie nur irgendeiner ist.«
Er nickte dem Boy zu, der den Kopf des Pferdes hielt, drehte sich auf dem Absatz um und ging aus der Box. Weiter unten in der Reihe kamen wir zu einem anderen Pferd Nerissas, über das er sich besonders empörte.
«Also dieser Hengst, Medic, der hätte wirklich jeden schlagen müssen. Ich dachte mir, er würde das Natal Free Handicap im Juli gewinnen, aber schließlich hab’ ich ihn gar nicht erst nach Clairwood geschickt. Die vier Rennen davor waren zu beschämend.«
Ich hatte stark das Gefühl, daß sein Ärger nur zum Teil echt war. Was sollte man davon halten? Es schien ihn durchaus zu kümmern, daß die Pferde alle versagt hatten, und doch war ich mir sicher, daß er nicht nur wußte, woran es lag, sondern es auch selbst in die Wege geleitet hatte.
Begleitet von Barty, der jeden verschüchterten Boy mit vorstoßendem schwarzen Finger auf Versäumnisse hinwies, inspizierten wir das ganze Lot durch und gingen dann auf einen Drink rüber ins Haus.
«Die Pferde von Mrs. Cavesey gelten natürlich jetzt als Dreijährige«, sagte Arknold.»Das Rennalter wechselt hier am 1. August, nicht am 1. Januar wie bei Ihnen.«
«Ja«, sagte ich.
«Im August gibt es wenig gute Rennen bei uns in Südafrika. Nichts, was für Sie sonderlich interessant wäre, glaube ich.«»Ich finde das alles äußerst interessant«, sagte ich wahrheitsgemäß.»Werden Sie Mrs. Caveseys Pferde denn auch als Dreijährige starten lassen?«
«Solange sie die Trainingsgebühren zahlt«, sagte er düster.
«Und wenn sie zu verkaufen beschließt?«
«Sie bekäme jetzt sehr wenig dafür.«
«Aber wenn — würden Sie welche kaufen?«fragte ich.
Er antwortete nicht gleich, da er uns den Weg in sein Büro wies, einen quadratischen Raum voller Papiere, Rennberichte, Aktenschränke und harter Stühle mit geraden Lehnen. Arknolds Gäste sollten es anscheinend nicht so bequem haben, daß sie länger blieben als erwünscht.
Ich wiederholte meine Frage unklugerweise und bekam Arknolds gebündelte Galle ins Ohr.
«Hören Sie, Mister«, sagte er heftig,»was Sie da unterstellen, gefällt mir nicht. Sie wollen damit sagen, daß ich vielleicht Rennen verliere, um die Pferde billig kaufen zu können, und wenn sie dann mir gehören, Rennen gewinne und sie mit Profit in die Zucht verkaufe. Das meinen Sie doch, Mister.«
«Ich habe nichts dergleichen gesagt«, widersprach ich mild.
«Sie denken es aber.«
«Nun«, sagte ich,»es war eine Möglichkeit. Wenn Sie es mal objektiv von außen betrachten, hätten Sie dann nicht auch daran gedacht?«
Er blickte immer noch finster, aber die Feindseligkeit legte sich langsam. Ich wünschte, ich hätte entscheiden können, ob er wütend geworden war, weil ich ihn beleidigt hatte oder weil ich der Wahrheit zu nah gekommen war.
Danilo, der die ganze Zeit hinterhergelaufen war und sonnige Bemerkungen an niemand Bestimmten gerichtet hatte, versuchte seinen gereizten Freund zu beruhigen.
«Ach kommen Sie, Greville, er hat’s nicht so gemeint.«
Arknold warf mir einen säuerlichen Blick zu.
«Na, kommen Sie. Tante Nerissa hat ihm wahrscheinlich gesagt, er soll, wenn’s geht, nach Gründen suchen. Kann man ihr doch nicht verdenken, wo sie all das gute Geld in schlechte Pferde steckt, Greville, hab’ ich recht?«
Arknold gab sich einigermaßen besänftigt und bot uns etwas zu trinken an. Danilo lächelte breit und sagte erleichtert, es ginge ja nun nicht, es käme gar nicht in die Tüte, daß wir uns zankten.
Ich nippte an meinem Drink und sah die beiden an. Schicker, strahlender Goldjunge. Mürrischer, bulliger Mann mittleren Alters. Beide tranken und beobachteten mich über den Rand ihrer Gläser hinweg.
Ich konnte ihnen keinen Zentimeter in die Seele blicken.
Im Iguana Rock erwartete mich ein durch Boten abgegebener Brief. Ich las ihn oben in meinem Zimmer, an dem Fenster stehend, das auf die Gärten, die Tennisplätze und die großartige afrikanische Landschaft hinausging. Es dämmerte schon und würde bald dunkel sein, aber die selbstbewußte Handschrift war noch gut zu sehen.
Sehr geehrter Mr. Lincoln,
Ich habe ein Telegramm von Nerissa Cavesey erhalten mit der Bitte, Sie zum Dinner einzuladen. Meine Frau und ich würden uns freuen, Sie im Verlauf Ihres Besuches als unseren Gast begrüßen zu dürfen, falls Sie uns das Vergnügen machen können.
Nerissa ist die Schwester von Portia, der Frau meines verstorbenen Bruders, und durch ihre Besuche hier sind wir eng mit ihr befreundet. Ich erkläre dies, da
Mr. Clifford Wenkins von Worldic Cinemas, der mir nur widerstrebend mitteilte, wo Sie zu erreichen sind, nachdrücklich betont hat, daß Ihnen an privaten Einladungen nichts liege.
Mit bestem Gruß, Quentin van Horen
Hinter den steifen, höflichen Sätzen spürte man die Gereiztheit, mit der er diese Zeilen geschrieben hatte. Ich war offenbar nicht der einzige, der Nerissa zuliebe etwas auf sich nahm, das ihm gegen den Strich ging; und Clifford Wenkins hatte mit der vorwitzigen Verkennung seiner Kompetenzen die Lage keineswegs verbessert.
Ich ging zum Telefon am Bett hinüber und wählte die Nummer, die neben der Adresse auf dem Briefkopf stand.
Der Anruf wurde von einer schwarzen Stimme entgegengenommen — einer Frau, die sagte, sie wolle schauen, ob Mr. van Horen zu Hause sei.
Mr. van Horen entschied, daß er es war.
«Ich rufe an, um mich für Ihren Brief zu bedanken«, begann ich.»Und um Ihnen zu sagen, daß ich Ihre Einladung, während meines Aufenthalts einmal bei Ihnen zu Abend zu essen, sehr gern annehme. «Ultrahöflich sein konnte ich auch.
Seine Stimme war so fest wie seine Handschrift und ebenso reserviert.»Gut«, kam die Antwort, aber allzuerfreut klang sie nicht.»Nerissa tut man immer gern einen Gefallen.«
«Ja«, sagte ich.
Eine Pause entstand. Man konnte kaum behaupten, daß unser Gespräch in schwindelerregendem Tempo dahinrauschte.
Hilfsbereit sagte ich:»Ich bin bis Mittwoch in einer Woche hier.«
«Verstehe. Ja. Aber ich bin die ganze nächste Woche nicht zu Hause, und diesen Samstag und Sonntag haben wir schon etwas vor.«
«Dann machen Sie sich bitte keine Gedanken«, sagte ich.
Er räusperte sich.»Morgen«, meinte er zweifelnd,»wären Sie wohl nicht frei? Oder noch heute abend? Mein Haus ist nicht weit vom Iguana Rock… aber bestimmt sind Sie längst vergeben.«
Morgen früh, dachte ich, würden sämtliche Zeitungen mindestens eine Meldung über die Freundin von Roderick Hodge bringen. Bis morgen abend konnte es Mrs. van Horen einfallen, in ihrem Haus die Art von Party aufzuziehen, an der mir nichts lag. Und morgen abend war ich mit Conrad zum Essen verabredet, obwohl sich das notfalls verschieben ließ.
Ich sagte:»Wenn es Ihnen nicht zu kurzfristig ist, wäre mir heute abend sehr recht.«
«Also gut. Sagen wir, um acht? Ich schicke Ihnen meinen Wagen.«
Beim Auflegen bedauerte ich schon halb, daß ich gesagt hatte, ich würde kommen, denn seine Freude über meine Zusage war ungefähr so lebhaft wie ein pochiertes Ei. Doch die Alternativen waren die gleichen wie am Abend zuvor: entweder im Restaurant des Iguana Rock zu essen, wo man mir von den anderen Tischen Seitenblicke zuwarf, oder allein auf meinem Zimmer, mit dem Wunsch, daheim bei Charlie zu sein.
Das Haus, zu dem mich der Wagen der van Horens brachte, war groß, alt und roch schon auf der marmornen Türschwelle nach Geld. Die Halle war riesig, mit einer ins