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«Ihr Freund Wenkins wollte heute auch hier sein«, bemerkte van Horen.

«Ach je.«

Er lachte leise.

Arknold warf im Führring seinen magentarot bedreßten Jockey in den Sattel.

«Wie schwer ist ein Goldbarren?«fragte ich.

Van Horen folgte meinem Blick.»Zweiundsiebzig Pfund normalerweise. Die lassen sich aber nicht so leicht heben wie zweiundsiebzig Pfund Jockey.«

Danilo stand an den Rails und schaute zu. Er drehte sich um, als die Pferde mit ihren Reitern hinausgingen, erblickte uns und kam geradewegs herüber.

«Tag, Link. Ich hab Sie schon gesucht. Wie wär’s mit einem Bier?«

Ich sagte:»Quentin«(nicht zwei Stunden: zehn Minuten)»das ist Danilo Cavesey, Nerissas Neffe. Und Danilo, das ist Quentin van Horen, dessen Schwägerin Portia van Horen Nerissas Schwester war.«

«Na so was«, sagte Danilo. Seine Augen weiteten sich und blieben geweitet, ohne zu blinzeln. Er war mehr als überrascht.

«Du meine Güte«, rief van Horen aus.»Ich wußte gar nicht, daß sie einen Neffen hat.«

«Ich bin wohl irgendwie aus ihrem Leben verschwunden, als ich sechs war«, sagte Danilo.»Ich habe sie erst diesen Sommer wiedergesehen, als ich von den Staaten rüber nach England bin.«

Van Horen sagte, er sei Nerissas Mann nur zweimal begegnet und dessen Bruder, Danilos Vater, niemals. Danilo sagte, er habe Portia nie kennengelernt. Beide spürten den verwandtschaftlichen Beziehungen nach, bis sie sie zufriedenstellend geklärt hatten, und schienen sehr bald schon zu einem guten Einvernehmen zu gelangen.

«Tja, was sagt man dazu?«meinte Danilo, offenbar hocherfreut.»Hat man da noch Töne?«

Als Vivi und Sally und Jonathan nach dem Rennen wieder zu uns stießen, schnatterten sie darüber wie die Vögel, warfen die Arme umher und ließen kleine Freudenschreie erschallen.

«Er ist so was wie ein Cousin«, sagte Sally entschieden.»Ist das nicht völlig irre?«

Selbst Jonathan schien von dem Gedanken, diesen Sohn der Sonne in die Familie aufzunehmen, angetan, und bald darauf schleppten die beiden ihn auf eigene Faust davon. Ich sah, wie er dabei über die Schulter zurückschaute und mir einen Blick zuwarf, der viel älter war als alles, was Jonathan und Sally hervorbringen konnten.

«Was für ein netter Junge«, sagte Vivi.

«Nerissa hat ihn sehr gern«, stimmte ich zu.

«Wir müssen ihn mal einladen, solange er hier ist, meinst du nicht, Quentin? Ach, schau mal, wer da hinten steht — Janet Frankenloots… die hab’ ich eine Ewigkeit nicht gesehen. Ach, bitte entschuldigen Sie mich, Link…«Der große Hut wippte der langvermißten Freundin entgegen.

Van Horen hatte deprimierenderweise nur allzurecht damit, daß Clifford Wenkins auf dem Rennplatz war. Zu sagen, daß der Filmverleiher direkt auf uns zukam wie Danilo, wäre unzutreffend: er näherte sich in einem schräg verzogenen, Entschuldigung heischenden Halbkreis, stol-perte über seine Füße und landete feuchtwarm an meiner Seite.

«Äh — Link, schön Sie zu sehen… Äh, Sie sind wohl Mr. van Horen? Erfreut, äh — sehr erfreut, Sir.«

Er gab van Horen die Hand, und dessen Umgangsformen waren so gefestigt, daß er es unterließ, sich die Handflächen danach an der Hose abzuwischen.

«Nun denn. Äh — Link. Ich habe Sie ein paarmal zu erreichen versucht, aber Sie sind anscheinend nie, äh — ich meine, ich habe nie angerufen, wenn Sie, äh — da waren. Und da dachte ich — nun, ich meine — äh, hier würde ich Sie doch bestimmt treffen.«

Ich wartete ohne viel Geduld. Er zog hastig ein Bündel Papiere aus einer Innentasche.

«Also, wir möchten — das heißt, Worldic hat vorgesehen

- äh, weil Sie doch die Presseinterviews gegeben haben, meine ich — daß Sie nun einiges noch mitnehmen, und zwar… schauen wir mal… Bei der Wahl der Miss Johannesburg am nächsten Mittwoch, da möchten Sie als Preisrichter fungieren — und, äh, bei den FilmkunstKochkunst-Frauen am Donnerstag, da sind Sie Ehrengast— und weiter geht’s am Freitag mit einer Sammelaktion, einem Benefizempfang unserer — äh, unserer Sponsoren für die Premiere — das heißt, äh, Wau-Miau-Tiernahrung natürlich, und, äh, nun, am Samstag ist die offizielle Eröffnung der Ausstellung Modernes Heim. Lauter gute Publicity — äh — «

«Nein«, sagte ich. Und daß du hier bloß nicht die Nerven verlierst, ermahnte ich mich streng.

«Äh«, sagte Wenkins, der keine Gefahrensignale wahrnahm.

«Wir — äh, das heißt, Worldic findet, meine ich — Sie sollten wirklich etwas hilfsbereit sein.«»So?«Ich verlangsamte bewußt mein Atemtempo.»Und was glauben Sie, warum ich Worldic nicht meine Spesen zahlen lasse? Warum bezahle ich wohl alles selbst?«

Er war zutiefst unglücklich. Worldic mußte ihn von der einen Seite unter Druck gesetzt haben, und jetzt hielt ich von der anderen dagegen. Die Schweißperlen sprangen ihm auf die Stirn.

«Ja, aber — «Er schluckte.»Nun — ich nehme an, die einzelnen Organisationen wären vielleicht auch bereit, Ihnen  - äh, ich meine — nun ja, ein Honorar anzubieten.«

Ich zählte bis fünf. Kniff die Augen zusammen und öffnete sie. Sagte, als ich sicher war, daß es gemäßigt klingen würde:»Mr. Wenkins, Sie können Worldic ausrichten, daß ich keine dieser Einladungen annehmen möchte. Tatsache ist, ich werde nur zu der Premiere selbst gehen und zu einem einfachen Empfang vorher und nachher, wie ich schon sagte.«

«Aber wir haben allen zugesagt, daß Sie kommen.«

«Sie wissen, daß mein Agent Sie gleich zu Anfang ausdrücklich gebeten hat, nichts zu verabreden.«

«Schon, aber Worldic sagt — ich meine — «

Zum Teufel mit Worldic, dachte ich heftig. Ich sagte:»Die Sachen da mache ich nicht.«

«Aber Sie können doch — ich meine — Sie können doch all diese Leute nicht draufsetzen. Die werden nicht in Ihre Filme gehen, wenn Sie nicht erscheinen, obwohl, äh — wir, äh, nun ja — es versprochen haben.«

«Dann müssen Sie ihnen eben sagen, daß Sie mich verpflichtet haben, ohne mich vorher zu fragen.«

«Das wird Worldic nicht recht sein.«

«Es wird ihnen nicht recht sein, weil es möglicherweise auf ihre Einnahmen drückt. Aber sie sind selbst schuld daran. Wenn sie dachten, sie könnten mich durch eine Art Erpressung dazu bringen, daß ich diese Veranstaltungen besuche, haben sie sich getäuscht.«

Clifford Wenkins sah mich besorgt an und van Horen ein wenig neugierig, und ich wußte, daß mir allen guten Vorsätzen zum Trotz der Ärger anzumerken war.

Ich bekam Mitleid mit Clifford Wenkins und nahm mich zusammen.»Sagen Sie Worldic, daß ich die ganze kommende Woche nicht in Johannesburg bin. Sagen Sie ihnen, wenn sie vernünftig gewesen wären und hätten erst bei mir rückgefragt, hätte ich ihnen sagen können, daß ich bis zu der Premiere anderweitig verpflichtet bin.«

Er schluckte erneut und sah noch unglücklicher aus.

«Man sagte mir, ich müsse Sie überreden.«

«Das tut mir leid.«

«Vielleicht wirft man mich sogar raus.«

«Auch Ihnen zuliebe kann ich es nicht machen. Ich bin ja nicht hier.«

Er sah mich an wie ein geprügelter Spaniel, was ich überhaupt nicht putzig fand, und als ich nichts mehr sagte, wandte er sich empört ab und ging davon, wobei er die Papiere unsanft in die Seitentasche seines Jacketts stopfte.

Van Horen wandte den markanten Kopf und warf mir einen abschätzenden Blick zu.

«Warum haben Sie ihn abgeschmettert?«fragte er. Kein Vorwurf in der Stimme, lediglich Interesse.

Ich holte tief Atem, setzte mein klägliches Lächeln auf und drängte den Ärger zurück, den Clifford Wenkins hervorgerufen hatte wie einen allergischen Ausschlag.

«Ich mache so was nie mit — Schönheitswettbewerbe oder Festessen oder Eröffnungen.«

«Ja. Aber warum nicht?«»Ich habe nicht das Stehvermögen.«