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Er hatte dem Brigadier vorgeschlagen, ich sollte mich zuerst hier in Ottawa mit ihm treffen, da er in der Stadt Geschäfte zu erledigen hatte, die keinen Aufschub duldeten. Außerdem meinten sie beide, so bliebe es eher geheim, da alle, die normal mit dem Zug reisten, sich in Toronto versammeln würden.

«Sie und ich«, sagte Bill Baudelaire,»fliegen morgen abend mit verschiedenen Maschinen nach Toronto. Bis dahin haben Sie Zeit, das Material, das ich Ihnen gebracht habe, zu studieren und alle auftauchenden Fragen mit mir zu klären. Ich schlage vor, ich schaue morgen um zwei zu einer letzten Besprechung noch mal hier bei Ihnen vorbei.«

«Kann ich mich auch später noch relativ leicht mit Ihnen in Verbindung setzen?«fragte ich.»Das wäre mir lieb.«

«Ja, genau. Ich selbst fahre, wie Sie wissen, nicht mit dem Zug, aber ich werde in Winnipeg bei den dortigen Rennen sein und auch in Vancouver. Und natürlich in Toronto. Ich habe Ihnen alles skizziert. Sie finden es in dem Paket. Wir können eigentlich erst richtig darüber sprechen, wenn Sie das gelesen haben.«

«In Ordnung.«

«Es gibt aber noch eine unerfreuliche Neuigkeit, die da nicht drinsteht, weil ich sie zu spät erfahren habe. Anscheinend hat Julius Filmer einen Anteil an einem der Pferde gekauft, die mit dem Zug fahren. Die Teilhaberschaft ist heute eingetragen worden, und man hat mich eben erst telefonisch darüber informiert. Die Rennsportkommission von Ontario ist sehr besorgt, aber wir können da im Grunde nichts machen. Es wurden keine Vorschriften verletzt. Wer wegen eines Delikts wie Brandstiftung, Betrug oder illegalem Glücksspiel vorbestraft ist, dem wird der Besitz von Rennpferden nicht gestattet, aber Filmer ist ja nicht vorbestraft.«

«Welches Pferd?«

«Welches Pferd? Laurentide Ice. Ziemlich brauchbar. Das können Sie darin nachlesen. «Er nickte zu dem Päckchen hin.»Das Problem ist, wir haben festgelegt, daß nur Besitzer in den Pferdewaggon gehen dürfen, um sich die Pferde anzusehen. Wir konnten nicht zulassen, daß jeder dort herumtrampelt, sowohl aus Sicherheitsgründen als auch, um eine Beunruhigung der Tiere zu vermeiden. Wir dachten, wenn Filmer im Zug sitzt, wäre unser einziger Trost, daß er keinen Zugang zum Pferdewaggon hat, und den hat er jetzt.«

«Unangenehm.«

«Äußerst ärgerlich. «Mit der unterdrückten Heftigkeit seiner Enttäuschung schenkte er sich nach.»Warum Herrgott noch mal konnte dieser verdammte Gauner seine Rotznase da nicht raushalten? Mit dem gibt’ s nur Ärger. Das wissen wir alle. Er hat doch was vor. Er wird das Ganze verderben. Das hat er praktisch angekündigt. «Er musterte mich und schüttelte den Kopf.»Nichts für ungut, aber wie wollen Sie ihn daran hindern?«

«Kommt darauf an, was verhindert werden muß.«

Sein Gesicht erhellte sich plötzlich wieder zu einem Lächeln.

«Ja, in Ordnung, warten wir’s ab. Val sagte, Ihnen entgeht nichts. Hoffentlich hat er recht.«

Er ging nach einiger Zeit, und mit viel Interesse öffnete ich das Päckchen und fand es von vorn bis hinten faszinierend.

«Der Große Transkontinentale Erlebnis- und Rennexpreß«, so sein Name in flammendem Rot auf der goldenen Titelseite des Bildprospekts, hatte tatsächlich einen enormen organisatorischen Aufwand erfordert. Kurz gesagt bot das Unternehmen den Rennpferdbesitzern der Welt die Gelegenheit, ein Pferd in Toronto laufen zu lassen, mit dem Zug nach Winnipeg zu fahren und dort ein Pferd laufen zu lassen, zwei Nächte in einem Hotel hoch oben in den Rockies zu verbringen und per Zug weiterzufahren nach Vancouver, wo sie erneut ein Pferd laufen lassen konnten. Es gab Platz für elf Pferde im Zug und für achtundvierzig menschliche VIP-Reisende.

In Toronto, Winnipeg und Vancouver würde man in erstklassigen Hotels übernachten. Der Transport vom Zug zu den Hotels, von dort zu den Rennen und zurück zum Zug war auf Wunsch ebenfalls inbegriffen. Die gesamte Reise würde dauern vom Lunch auf der Rennbahn von Toronto am Sonnabend bis zum Ende des Sonderrenntags in Vancouver zehn Tage später.

In dem Zug gab es Sonderschlafwagen, einen Sonderspeisewagen, zwei eigene Küchenmeister und guten Wein in Fülle. Besitzer privater Eisenbahnwagen konnten, wie früher schon, deren Ankopplung an den Zug beantragen.

Jeder erdenkliche Luxus würde, wenn vorab angefordert, zur Verfügung stehen, und ferner sollte zur Unterhaltung während der Fahrt, im Zug und auf den Zwischenstationen, ein fesselndes Kriminalrätsel inszeniert werden, das zu lösen die Reisenden herzlich eingeladen waren.

Bei dieser letzten Information zuckte ich ein wenig zusammen: Filmer zu überwachen würde so schon schwierig sein, auch ohne daß um ihn herum ein künstliches Chaos losbrach. Er selber war Rätsel genug.

Sonderrennen, las ich, sollten das gewohnte Veranstaltungsprogramm der Rennbahnen Woodbine in Toronto, Assiniboia Downs in Winnipeg und Exhibition Park in Vancouver bereichern. Man hatte alles getan, um diese Rennen für das zahlende Publikum möglichst attraktiv zu machen, während den Besitzern herrliche Geldpreise winkten. Die Besitzer der Pferde wie auch alle anderen Passagiere würden auf sämtlichen Rennbahnen bevorzugt behandelt, Lunch mit den Vereinspräsidenten inklusive.

Es war nicht damit zu rechnen, daß Besitzer die Pferde im Zug innerhalb so kurzer Zeit dreimal an den Start schicken wollten. Jedem Besitzer stand es frei, ein Pferd nur einmal laufen zu lassen. Jedem Besitzer (und jedem anderen Passagier des Zuges) stand es frei, für die Teilnahme an den Sonderrennen noch andere Pferde auf dem Luft- oder Landweg nach Toronto, Winnipeg oder Vancouver zu bringen. Die Reise sollte eine unbeschwerte Vergnügungstour für die Gäste sein, zur Feier des Rennsports in Kanada.

Kleiner gedruckt folgte nach all diesen Trompetenstößen die Information, daß Unterbringungsmöglichkeiten für einen Pfleger pro Pferd bestanden. Besitzer, die Platz für zusätzliches Personal wünschten, sollten dies bitte rechtzeitig angeben. Pfleger und sonstige Stallangestellte hatten ihren eigenen Schlaf- und Speisewagen und separate Unterhaltung.

Für die im Zug reisenden Pferde waren in Toronto, Winnipeg und Vancouver Stallplätze reserviert, und sie konnten an allen drei Orten normal arbeiten. Während des Aufenthalts der Gäste in den Bergen würden die Pferde in Calgary untergebracht und trainiert werden. Die gute Betreuung der Pferde war oberstes Gebot, und sollten seine Dienste zwischen den fahrplanmäßigen Stationen nötig sein, würde unverzüglich ein Tierarzt per Hubschrauber zum Zug geflogen werden.

Das nächste im Paket war eine mit Bleistift geschriebene Notiz von Bill Baudelaire:

Alle elf Pferdeplätze waren schon vierzehn Tage nach der ersten großen Anzeige gebucht.

Alle achtundvierzig VIP-Passagierplätze waren innerhalb eines Monats gebucht.

Wir haben zig Nennungen für die Sonderrennen.

Das wird ein großer Erfolg!

Danach kam eine Liste der elf Pferde, mit letzter Form, sowie eine Liste ihrer Besitzer, mit Staatsangehörigkeit. Drei Besitzer aus England (Filmer eingeschlossen), einer aus Australien, drei aus den Vereinigten Staaten und fünf aus Kanada (Filmers Teilhaber eingeschlossen).

Die Besitzer hatten mit Ehegatten, Familien und Freunden siebenundzwanzig der achtundvierzig Passagierplätze gebucht.

Vier von den einundzwanzig übrigen Plätzen waren ebenfalls noch von bekannten kanadischen Besitzern belegt (erkennbar an dem Stern hinter ihrem Namen), und am unteren Rand dieser Passagierliste hatte Bill Baudelaire angemerkt:»Ausgezeichnete Reaktion auf den Appell an unsere Besitzer, das Projekt zu unterstützen!«