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Mercer, der bereit gewesen war, eine Menge für den kanadischen Rennsport zu tun, schaute zu, wie Voting Right die Parade vor dem Rennen anführte, wobei wir das Pferd auf dem Bildschirm größer sahen als auf der Bahn tief unter uns.

«Er sieht gut aus«, sagte er zu mir.»Eigentlich hoffe ich…«Er hielt inne.»Ich glaube fast, er ist das beste von all meinen Pferden. Er wird einmal das beste sein. Aber vielleicht ist er heute noch nicht soweit. Vielleicht ist es noch zu früh. Sparrowgrass ist Favorit. Es wäre schön für die Youngs…«

Wir sahen zu, wie jetzt Sparrowgrass daherstolzierte.

«Cumber Young hat rausbekommen, daß es Filmer war, der Ezra Gideons Pferde gekauft… oder kassiert hat. Wäre Cumber heute morgen hier oben gewesen, er hätte Filmer in Stücke gerissen.«

«Und sich selbst in Schwierigkeiten gebracht«, sagte ich.

«So wie Filmer?«»Grob gesagt, ja.«

«Grob ist das richtige Wort. «Er sah mich von der Seite an, äußerte sich aber nicht weiter.

«Schauen Sie auf die Pferde«, sagte ich mild. Nicht auf die schwellenden Beulen.

Mit ironisch zuckenden Lippen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Redi-Hot zu, der so fit aussah, als könnte er den Boden zum Glühen bringen, und Laurentide Ice, in der Farbe seines Namens.

Neun der zehn Starter waren mit dem Zug angereist. Der zehnte war ein Pferd hier aus Vancouver, das die Unwins eigens für den Anlaß gekauft hatten. Kein so guter Kandidat wie Upper Gumtree, doch die Unwins wollten beim Höhepunkt aktiv dabeisein.

Sämtliche Besitzer und Nell, die liebe Nell, kamen, um sich das Rennen von dem verglasten Tribünenabschnitt aus anzuschauen, der unter dem Fenster des Präsidenten schräg nach außen vorsprang, so daß Mercer und ich über ihre erregten Köpfe hinweg sahen, wie die Pferde in die Startboxen geführt wurden und die blitzenden Farben herausstürmten.

«Quer durch ganz Kanada«, sagte Mercer wie zu sich selbst,»wegen der nächsten zwei Minuten.«

Quer durch ganz Kanada, dachte ich, in Kummer und Liebe und Trauer um seinen Sohn.

Voting Right schoß aus der Startmaschine und brachte sich weit an die Spitze.

Mercer stöhnte leise:»Er läuft davon.«

Laurentide Ice und Sparrowgrass, die nächsten, hatten es nicht eilig, gingen aber eine gute Pace, Kopf an Kopf, kein Zentimeter dazwischen. Hinter ihnen kamen fünf oder sechs in einer dichten Gruppe, mit Redi-Hot als Schlußlicht.

In leierndem Ton las der Fernsehsprecher die Zeit für die erste von Voting Right zurückgelegte Viertelmeile ab.

«Zu schnell«, stöhnte Mercer.

Bei der halben Meile lag Voting Right immer noch in Front, ging immer noch ein hohes Tempo, führte mit vollen zwanzig Längen.

«Das ist aussichtslos«, sagte Mercer.»Auf der Einlaufgeraden geht er ein. So ist er noch nie geritten worden.«

«Haben Sie das mit dem Jockey nicht abgesprochen?«

«Ich habe ihm nur Glück gewünscht. Er kennt das Pferd.«

«Vielleicht hat die Zugfahrt es beflügelt«, meinte ich respektlos.

«Da fährt man so weit…«sagte Mercer, ohne meine Bemerkung zu beachten.»Nun ja, so ist das im Rennsport.«

«Bis jetzt ist er noch nicht eingegangen«, hob ich hervor.

Voting Right lag weit in Führung, lief die Gegengerade sehr viel schneller, als der Rennexpreß durch die Rockies gefahren war, und er wußte nicht, daß er es zu schnell anging, er lief einfach drauflos.

Die Jockeys auf Sparrowgrass, Laurentide Ice, Redi-Hot und den anderen warteten mit ihrem Angriff auf die Spitze, bis sie den Schlußbogen genommen und sich über die Bahn verteilt hatten, um ungehindert einzulaufen.

Jetzt schmolz Laurentide Ice dahin, wie Mrs. Baudelaire es vorausgesagt hatte, Redi-Hot legte einen Spurt ein, und Sparrowgrass machte sich endlich entschlossen an Voting Right heran.

«Er wird verlieren«, sagte Mercer verzweifelt.

Es sah so aus. Man konnte es nicht sicher sagen, aber seine Zeit war zu schnell.

Voting Right lief immer weiter. Sparrowgrass kämpfte hart bis zum Schluß, doch es war Voting Right, wie von Mrs. Baudelaire vorausgesagt, Voting Right, der die Nase vorn hatte, der locker in Bahnrekordzeit durchs Ziel ging; das beste Pferd, das Mercer je besitzen würde, gerettet vor dem Zugriff Filmers.

Sheridan ruhte in ewigem Frieden, und wer wollte sagen, daß Mercer nicht recht hatte, daß der Sohn auf seine impulsive Art nicht gestorben war, um seinem Vater diesen Augenblick zu schenken.

Mercer wandte sich zu mir, sprachlos, überfließend von nicht in Worte zu fassender Bewegung, wollte lachen, wollte weinen, wie alle Besitzer, wenn ein Wunschtraum in Erfüllung ging. Der Glanz in seinen Augen war auf der ganzen Welt der gleiche: die Liebe zum pfeilschnellen Vollblut, das vollkommene Glück, ein großes Rennen zu gewinnen.

Er fand seine Sprache wieder. Blickte mich mit erwachendem Humor und sehr viel Einsicht an.

«Danke«, sagte er.