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Es gibt hier einen alten belgischen Priester, der vor ein paar Jahren eine Kugel in den Arsch gekriegt hat. Ab und zu kommt er in einen von meinen Nachtclubs, schnorrt einen Schnaps und schwärmt von den guten alten Zeiten. Wenn er Ihren Vater erwähnt, schmunzelt er. Und wenn ich frage, warum er schmunzelt, schmunzelt er noch mehr. Scheint so, als wäre Ihr Vater der Stecher der Mission gewesen.

Ich wohne im Stadtteil Muhumba, in einem Palast am See, der früher einem belgischen Kolonialistenschwein gehört hat, aber ein Schwein durch und durch war er offenbar nicht, denn er hat einen Garten Eden angelegt, der bis zum Seeufer hinunterreicht und in dem alles an Blumen wächst, wovon Sie jemals gehört haben, wenn nicht noch mehr.

Kerzenbäume, Eisenholzbäume, Aloen, Bougainvilleen, Hibiskus, Jakaranda, Agapanthus und Pfeilwurz, nur meine Orchideen sind ein Flop. Wir haben Spinnen, die so groß sind wie Mäuse, und Mausvögel mit buschigem Schopf und langem Schwanz, nur für den Fall, daß Sie das vergessen haben. Unsere Webervögel haben eine hochprofessionelle Anbaggermethode. Das Männchen webt ein Nest, dann bequatscht es das Weibchen, bis es mit reinkommt. Wenn’s ihr drinnen gefällt, wird gevögelt. Erzählen Sie das mal Ihren Wanderpredigern.

Aber was ich eigentlich sagen wollte: In dem Garten steht ein Bungalow. Den hatte ich für meine alte Amme bauen lassen, die einen Blick darauf warf und tot umfiel. Sie war die einzige Frau, die ich geliebt und nicht gefickt habe. Der Bungalow hat ein Blechdach und eine Veranda und wird derzeit von ungefähr einer Million Schmetterlinge und Moskitos bewohnt. Wenn Sie es je nach Bukavu schaffen, können Sie ihn haben. Der Käse aus Goma ist immer noch genießbar, drei Stunden am Tag gibt es keinen Strom, aber die Lichter auf den Fischerbooten gehen nachts niemals aus. Unsere politischen Führer sind korrupte Arschlöcher, die nicht mehr Verstand haben als ein Fünfjähriger. Vor kurzem haben unsere Herren und Meister von der Weltbank eine Umfrage über die Lebensverhältnisse im Kongo durchgeführt. Frage: Wenn Ihr Staat ein Mensch wäre, was würden Sie mit ihm machen? Antwort: Ihn umbringen. Wir haben ein schwarzes Bewußtsein, o ja, aber an jeder Straßenecke kann man Bleichmittel für die Haut kaufen, bei denen der Krebs garantiert im Preis inbegriffen ist. Für die jungen Kongolesen ist Europa das gelobte Land. Also seien Sie gewarnt: Wenn Sie hierherkommen, werden Sie das Zebra sein, das es drüben nicht geschafft hat. Die Wahlen werden uns keine Lösungen bringen, aber es sind unsere Wahlen.

Wir haben eine Verfassung. Wir haben Kinder mit Kinderlähmung und Kinder mit Aids, die sich um drei dreckige Millionen reicher fühlen dürfen. Und vielleicht haben wir eines Tages sogar eine Zukunft. HAJ

Wir sind hier auch an der Küste, Noah. Jeden Morgen, wenn die Herbstsonne aufgeht, wird mir das Herz leicht. Jeden Abend, wenn sie untergeht, wird es mir wieder schwer. Aber wenn ich meinen Stuhl ans Fenster rücke und der Mond hell scheint, kann ich eine Meile hinter dem Gitter einen schmalen Streifen Meer sehen. Dort endet ihr England, und dort beginnt mein Afrika.

Danksagung

Meinen aufrichtigen Dank an Stephen Carter, der so unermüdlich für mich recherchiert hat, an Brigid und Bob Edwards, die mir mit journalistischem wie auch mit spirituellem Rat zur Seite gestanden haben, und an Sonja und John Eustace für ihre medizinischen und krankenpflegerischen Auskünfte. Ganz herzlichen Dank außerdem an Jason Stearns von der International Crisis Group für seinen einzigartigen Sachverstand und sein Geleit auf meinem kurzen Besuch im Ostkongo, an Al Venter, namhaften Veteranen und ebenso namhaften Chronisten der Söldnerkriege, und an Michela Wrong, Autorin der herausragenden Studien Auf den Spuren von Mr. Kurtz und I Didn ’t Do It For You, die mich so großzügig in den Genuß ihrer Klugheit und ihres editorischen Einfallsreichtums hat kommen lassen. In Fällen wie diesem wird üblicherweise betont, daß die im Roman geäußerten Meinungen, ebenso wie die darin enthaltenen Fehler, allein auf das Konto des Autors gehen. Allerdings, würde Salvo hier emphatisch anfügen. Von meiner Seite wiederum soll angefügt sein, daß ich ohne meine Frau Jane immer noch auf Seite sechzehn herumkrebsen und mich fragen würde, wo die letzten beiden Jahre denn bloß geblieben sind.

John le Carré Cornwall, 2006