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Meine Dominanz löste sich schlagartig in nichts auf, alseinzelne Individuen in der Klasse wie über Nacht einen halben Kopf größer geworden waren als ich — und auch längere Arme bekommen hatten. Diese Grobiane waren aber, was mein Glück war, gleichzeitig die schwarzen Schafe der Klasse, und weil sie ungehorsame, störende Rebellen waren, waren sie seit geraumer Zeit meine besten Freunde. Und von diesem Zeitpunkt an brauchte ich sie nicht nur als Verbündete gegen die Lehrer, ich brauchte einen ausreichenden Schutz vor faustbrutalen Elementen aus den Parallelklassen. In meinem Leben fügte sich wieder einmal — wie es auch später der Fall sein sollte — alles wundersam günstig zusammen.

In der sechsten Klasse gab es noch eine weitere kleine Verunsicherung. Wir alle kamen in eine andere, viel größere Schule, wo man mit vielen stammesfremden Elementen aus der erweiterten Umgebung zusammengewürfelt wurde. Die Hierarchien mußten vollkommen neu bestimmt werden. Ich hatte aber wieder mal Glück: Meine Harte-Jungs-Fraktion wurde nicht geschwächt oder überboten, sie bekam durch zwei riesige Kerle, die sitzengeblieben waren, sogar eine ungeahnte Verstärkung. Außerdem zogen diese beiden Kumpel dank ihres virilen Geschlechtssogs unweigerlich Mädchen an. Wir, die bösen Jungs, waren von da an komplett. Einige der früheren bandenmäßigen Bindungen lösten sich dagegen vollständig auf — auch die berüchtigte Affenbande, von der später noch ausführlich die Rede sein wird, gab es nicht mehr. Von den Affen-Kämpfern blieb im kollektiven Gedächtnis nur ihr ungewöhnlicher Name übrig, obwohl fast alle ihre Mitglieder unter uns als Einzelpersonen noch zu finden waren.

Es brachen sowieso neuartige, trotzdem vergleichbar wilde Zeiten an. Die Bildung von Zusammenrottungen eines neuen, GESCHLECHTLICH GEMISCHTEN TYPS war in voller Fahrt. Und für die Bedeutung jeder Clique und ihr Selbstvertrauen war — wie man sich denken kann — entscheidend, welche weiblichen Prachtexemplare sie angelockt hatte und auf Dauer auch an sich binden konnte.

Einer unserer beiden Sitzenbleiber war eine Art Terminator und hieß Richard. Er warf seine Gegner, die sich anfangs noch auf Kämpfe mit ihm eingelassen hatten, mit Leichtigkeit durch die Luft, ohne sich um eine besonders günstige Wurfposition bemühen zu müssen. In dieser Zeit änderten sich sowieso die Kampfsitten, und ich mied, wenn es nur ging, jegliche Auseinandersetzungen. Das Herumwälzen auf dem Boden, bei dem ich noch gewisse Chancen gehabt hätte, galt endgültig als kindisch. Wenn man sich schlug, schlug man den Gegner mit den Fäusten tatsächlich ins Gesicht. Und das war mir zuwider, das tat ich aus Respekt vor dem Gewebe und Knorpelbeiwerk der anderen einfach nicht gern — und natürlich auch aus Sorge um meine eigene Nase, meine Augen und Lippen, im Hinblick auf mein leicht zu erschütterndes Gehirn und die eventuell mangelhafte Reißfestigkeit meiner Ohren.

Meine neuen Freunde — vor allem die beiden Sitzengebliebenen — waren nicht nur viel größer als ich, mit ihnen verfuhr die Natur auch grundsätzlich anders. Einer sprach es einmal direkt an — bei ihm würde die Energie nicht vordergründig ins Gehirn, sondern in andere Körperteile strömen. Die Penisse der beiden Vorreiter waren tatsächlich graduell größer. Sie waren schon dunkelhäutig und — im Gegensatz zu meinem blassen Freund — ohne weiteres vorzeigbar. Beim Pinkeln sagte der Terminator gern:

— Ist das nicht ein Bulle?

Und sein Ding war tatsächlich auch im Ruhezustand ein Prachtexemplar. Wohlgeformt und gut genährt. Mein Glied wartete auf seine glückliche Zukunft trotzdem mit Geduld.

Der nächste meiner neuen schlechten Freunde war sogar zwei Jahre älter als ich — und dieser Mensch wagte Dinge, die meine bisherige Welt grundsätzlich umwühlen sollten. Er sprengte die Ketten des kindlichen Anstands, wagte denSprung in die nächste Tiefendimension. Eines Tages steckte er im Kino zwei Mädchen aus unserer Clique je einen Finger in ihren jungfräulichen Schlitz.

Wahrscheinlich nicht wirklich tief hinein, er war aber unter ihre Schlüpfer gelangt, war in den warmen Bereich zwischen den Lippenpaaren vorgedrungen. Und die beiden Lippenhüterinnen haben es einfach geschehen lassen. Beide! Offenbar sogar mit dem Wissen über die Parallelität des Zugriffs. Unglaublich! Unnachahmbar! Gigantisch! Die beiden legten sich angeblich ihre Täschchen und Pullover so in den Schoß, daß niemand etwas beanstanden oder neiden konnte. Ich auch nicht — ich sah nichts und wußte von nichts. Mein Kumpel hatte also — nur einige Meter von mir entfernt — einen Finger im oder am Scheidchen links und einen, vielleicht sogar zwei Finger im oder am Fötzchen rechts gehabt. Und ich hätte mich damals nicht einmal getraut, mir eine derartige Extrem-Expedition vorzustellen. Nach diesem Vorfall wurde die Begehrmaschine in mir logischerweise auf eine höhere Gangart gestellt.

Im Unterricht saß ich grundsätzlich in der letzten Reihe — bei meiner Intelligenz mußte ich nicht pausenlos aufpassen — , und ich konnte mich anderweitig, zum Beispiel mit diversen Koordinierungsaufgaben, erotischen Phantasien oder mit sexueller Weiterbildung beschäftigen. Im Gespräch waren plötzlich Dinge, die ich nicht auf Anhieb verstand; und ich mußte sie gründlich analysieren. Wenn die Weiber wirklich» drei Löcher «hätten — wie sichtbar waren sie dann, daß man über sie so klar wie meine Freunde reden konnte? Wie waren sie angeordnet? Wie gut zugänglich waren sie — jedes dieses Dreigestirns? Und wieso waren es überhaupt drei und nicht gleich vier? Mit Nachrichten über das» dritte Loch für Kinder «hatte mich meine aufklärerische Mutter im so zarten Alter verwirrt, daß ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine Hemmungen hatte, die ältere Cousine ums Vorzeigen zu bitten.Bei meinen aktuellen Grübeleien behielt ich die ganze Klasse gut im Blick und bestätigte mir schon damals die Regel, daß man Frauen auch von hinten ansieht, ob sie gut aussehen oder nicht. Ihre Art, den Kopf oder die Arme zu bewegen, ist bei den Schönen, die sich ihrer Anmut und Anziehungskraft bewußt sind, eine andere. Notgedrungen setzen der Gang der Schönen und ihre Körperhaltung verstärkt Sehnsüchte frei, in ihrer alles andere als geduckten Körperlichkeit steckt viel mehr Stolz, der bewundert werden kann — und werden will. Diese Geschöpfe spielen mit ihren Haaren anders, sie kleiden sich geschmackvoller, sie nehmen die auf sie gerichtete Gier an und schmücken sich mit ihr. Sie schützen sich also nicht, setzen ihre Oberflächen furchtlos jeder starken Glotzböe aus, lassen alle diese Energien einfach in sich hineinströmen — und vertreiben dabei die letzten Reste kindlicher Plumpheit aus ihren Hüften. Und auch wenn die weniger Begüterten unter ihnen zur Würdigung ihrer Schönheit unbedingt ein bestimmtes Kleid brauchen, treiben sie das dafür nötige Geld am Ende irgendwie auf.

Als ein Kopfmensch verkehrte ich nebenbei auch in den gesitteteren Kreisen der besseren Schüler. Diese Jungs tauschten sich teilweise gründlichst über schulische Dinge aus, berichteten darüber, was sie gerade lasen, verrieten manchmal sogar, was sie selbst über die Wirklichkeit erdacht hatten. Sexualität wurde dort nur rein theoretisch behandelt — am liebsten als etwas, was einem nur zufällig um mehrere Ecken zu Ohren gekommen war.

— Ich habe gehört, daß der Penis größer wird, wenn man ihn in die Hand nimmt, sagte einer.

Das Gute an meinen anderen, sexuell weiterentwickelten Freunden war — wie bereits angemerkt — , daß sie genau dem entsprachen, wonach die um uns herum reifenden Jungfrauen suchten. Ich gehörte somit zu einer Clique, in der sich alles einfand, was zum glücklichen Erdenleben nötigwar. Die schönsten Frauenwesen, die in den erregendsten Klamotten steckten und mit ihren langen, mehrheitlich blonden Haaren für Daueraufruhr und für Erregung auf Hunderte von Metern sorgen konnten, waren dabei — und die Ausnahmeerscheinungen aus den Parallelklassen stießen zu unserer wachsenden Gemeinschaft nach und nach auch noch hinzu. Wir waren laut, auffällig und aggressiv, trotzdem fanden wir in der Gruppe so etwas wie einen Ruhepunkt. Für mich hatte dieser Halt etwas von einem nahrhaften Mutterkuchen. Wir alle trugen Jeans — was damals alles andere als selbstverständlich war — , unsere Weibchen wechselten nach und nach zu Miniröcken, die im harten Konkurrenzkampf immer kürzer wurden. Und die Präsenz der vielen nackten Beine, die uns gemeinschaftlich entzückten, das rasante Wachstum der im Prinzip uns allen gehörenden Busenpaare, die physische Nähe der multiplizierten weiblichen Vollkommenheit… das alles verwandelte uns Penisträger bald in so etwas wie selbstbewußte Männer. Jedenfalls dann, wenn wir nicht als Einzelwesen in der Stadt verstreut, sondern ineinander trieb-ideell verhakt und miteinander verschweißt waren.