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Ärger stieg in ihm auf, aber er hielt sich zurück. Er wollte sich von ihr nicht provozieren lassen. Mit einem Kopfschütteln machte Elise eine rasche Wende und schwamm mit entschlossenen Zügen zum flachen Ende des Beckens zurück. „Ich sollte gehen“, murmelte sie.

Tegan ging auf gleicher Höhe am Beckenrand mit. „Ich will dich nicht vom Schwimmen abhalten. Ich wollte sowieso gerade los.“

„Ich meine, ich sollte das Hauptquartier verlassen. Es ist ja offensichtlich, dass ich nicht hierher gehöre.“

„Du kannst jetzt nicht in deine Wohnung zurück“, informierte er sie barsch. „Die Rogues werden sie auf den Kopf gestellt haben. Inzwischen wird Marek in der ganzen Nachbarschaft seine Spione postiert haben, um nach dir Ausschau zu halten.“

„Das ist mir klar.“ Ihr schlanker Körper glitt durchs Wasser, fast war sie am Beckenrand angelangt. „Ich bin nicht so dumm zu denken, dass ich dorthin zurückkann.“

Tegan lachte leise in sich hinein, befriedigt, dass sie anscheinend doch zur Besinnung gekommen war. „Dann hat Harvard dich überzeugen können, in den Dunklen Hafen zurückzugehen?“

„Harvard? So nennt sich Sterling, seit er einer von euch ist?“

„Einer von uns“, sagte Tegan, dem die Anklage in ihrem knappen Tonfall nicht entgangen war.

Das sollte sie auch gar nicht.

Elise schwamm zu den Stufen und kam aus dem Wasser, offensichtlich zu verstimmt, um sich daran zu stören, dass Tegan ihren nassen Körper offen anstarrte. Sein Blick fiel auf das Muttermal auf der Innenseite ihres Oberschenkels. Er wurde davon angezogen wie eine programmierte Rakete, die sich ihrem Ziel nähert.

Speichel schoss ihm in den Mund, als er den nassen Rinnsalen zusah, die ihr die glatten, nackten Schenkel hinunterrannen.

Plötzlich schien ihm seine Haut viel zu eng, Hitze strömte ihm durch die Adern und die Dermaglyphen, die Stammeszeichen, die seinen Körper bedeckten. Sein Zahnfleisch schmerzte vom plötzlichen Druck seiner Fangzähne, die ausfuhren. Er biss fest die Zähne zusammen, versuchte, seinen Hunger niederzuringen, der so unerwartet aufgeflammt war.

Er wollte diese Frau nicht anstarren, aber verdammt noch mal, er konnte einfach die Augen nicht von ihr losreißen.

„Sterling hat mich von überhaupt nichts überzeugt“, sagte sie, griff nach ihrem Badetuch und hing es sich um. „Wenn du es genau wissen willst, er will nicht einmal mit mir reden. Ich glaube, er muss mich hassen, nach dem, was letzten Herbst geschehen ist.“

Tegan sah ihr forschend in die klugen, lavendelfarbenen Augen. „Das denkst du? Dass er dich hasst?“

„Wir sind durch Heirat verwandt. Sterling ist der Bruder meines Mannes - also auch der meine. Es wäre völlig gegen Sitte und Anstand …“

Tegan schnaubte verächtlich. „Brüder sind gegeneinander in den Krieg gezogen, weil sie dieselbe Frau wollten. Das Verlangen hält sich nicht an Sitte und Anstand.“

Elise hielt sich das Badetuch vor der Brust zusammen und machte sich daran zu gehen. „Die Richtung, die dieses Gespräch nimmt, gefällt mir gar nicht.“

„Empfindest du etwas für ihn?“

„Natürlich nicht.“ Sie blieb stehen und sah Tegan mit ehrlicher Entrüstung an. „Was gibt dir das Recht, mich so etwas zu fragen?“

Natürlich gar nichts, aber plötzlich war es ihm wichtig, das zu wissen. Er stand da und verstellte ihr absichtlich den Weg, für den Fall, dass sie an ihm vorbeitauchen wollte. „Er will dich, Elise. Er würde dich sofort in sein Bett nehmen, wenn du ihn lassen würdest. Himmel, wahrscheinlich würde er dazu nicht einmal deine Erlaubnis brauchen.“

„Jetzt vergreifst du dich im Ton.“

„Ich sage nur die Wahrheit. Sag mir nicht, dass du nichts davon mitbekommen hast, wie sich Chase nach dir verzehrt. Das kann jeder sehen, der auch nur halbwegs Augen im Kopf hat.“

„Aber nur du bist so ungehobelt und taktlos, es auszusprechen.“

Ihre blassvioletten Augen blitzten vor Empörung, und eine Sekunde lang fragte er sich, ob sie ihm eine knallen würde. Er hoffte, dass sie es tun würde. Er wollte, dass sie wütend war.

Wollte, dass sie ihn hasste, besonders jetzt, da der Duft ihrer warmen, nassen Haut ihm zunehmend die Sinne verwirrte, sich jede Rundung ihres zierlichen Körpers tief in seine Augen einbrannte.

Er war ihr nahe genug, um sie berühren zu können. Zu nahe, denn auf diese geringe Entfernung konnte er an ihrem Hals das hektische Pochen ihres Pulses sehen, und er war sich nur allzu bewusst, dass es hier niemanden gab, der ihn zurückhalten konnte, wenn er sie jetzt gleich in die Arme riss und sich einen verbotenen Schluck von ihr gönnte.

„Die Wahrheit, das ist für dich doch nur eine Entschuldigung für deine Gefühllosigkeit“, sagte sie, ihre Stimme zunehmend erfüllt von einer ungewöhnlichen Wildheit. „Also kannst du mir jetzt vielleicht auch sagen, warum du es für nötig befunden hast, mich darüber anzulügen, was mit dem Crimson-Labor passiert ist.“

Tegans Augen verengten sich, während er sie forschend ansah. Diese Frage löste in ihm ein seltsames Gefühl der Beunruhigung aus. „Ich habe dich nicht angelogen.“

Sie verzog keine Miene und sah ihn nur unverwandt und jetzt auch zunehmend herausfordernd an. „ Du hast das Labor zerstört, nicht der Orden. Du persönlich bist es gewesen. Niemand sonst. Ich habe alles darüber gehört.“

Ihm entfuhr ein leises Zischen. Er wich zurück. Ihm war klar, dass er sich plötzlich in der Defensive befand, aber er konnte nichts dagegen tun, sein Körper bewegte sich praktisch von selbst. Und Elise folgte ihm auf dem Fuß, ihr nasser, fast nackter Körper viel zu nah. Zu verdammt verlockend.

„Warum solltest du so etwas tun, Tegan? Ich kann einfach nicht glauben, dass du persönliche Gründe dafür hattest, das Labor in die Luft zu jagen. Also, sag’s mir. Warum? Hast du es etwa für mich getan?“

Er blieb stumm. Es hatte ihm komplett die Sprache verschlagen, und er fühlte sich gefährlich nahe an einem Gefühl, das er nicht haben wollte.

Sie starrte wütend zu ihm hinauf, die Stille war schwer und unbeweglich. „Also? Wo ist sie jetzt, deine Wahrheit, Krieger?“

Tegan zwang sich zu einem verächtlichen Auflachen, er hörte, wie das Geräusch kratzend seinem Hals entwich. „Ich habe dich einmal gewarnt, Frau. Du spielst mit dem Feuer. Ein zweites Mal werde ich dich nicht warnen.“

Elise schloss die Augen, als Tegan einen Fluch knurrte und wütend davonstapfte. Sie wagte es nicht, sich zu rühren oder zu atmen, solange Tegans schnelle Schritte ihn nicht zum Ausgang geführt hatten. Erst als die Tür ging, sank sie erleichtert zusammen.

Was in aller Welt hatte sie sich dabei gedacht? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren, einen Krieger wie ihn zu reizen, bis er wütend wurde?

Und wütend war er gewesen, das hatte sie seiner Miene deutlich angesehen. Eine unmissverständliche, kochende Wut war in seinen hellgrünen Augen aufgeflammt, als er sie angestarrt hatte, wahrscheinlich nur um Haaresbreite davon entfernt, sie anzugreifen. War sie denn wirklich lebensmüde, wie er ihr gestern Abend vorgeworfen hatte? Denn wenn er seinem Ruf auch nur halbwegs gerecht wurde, dann war sie gerade auf dem besten Weg gewesen, sich umbringen zu lassen.

Aber es war nicht seine Wut gewesen, die sie hatte provozieren wollen. Sie hatte einfach eine Gefühlsregung an ihm sehen wollen …

Dass er Gefühle hatte. Gefühle für sie.

Was äußerst töricht war.

Trotzdem, sie machte sich ihre Gedanken. Schon seit jener Novembernacht, als Tegan sie vom Hauptquartier nach Hause gefahren hatte. Elise mochte nicht mal daran denken, dass da etwas zwischen ihnen in der Luft liegen könnte. Solche Komplikationen konnte sie in ihrem Leben momentan weiß Gott nicht gebrauchen.

Aber die Spannung, bevor Tegan eben den Raum verlassen hatte, ließ vermuten, dass da tatsächlich etwas gewesen war.

Denn trotz seiner unbewegten Miene waren seine Gen-Eins-Dermaglyphen plötzlich farbig aufgeflammt. Diese wunderschönen Muster, die sich wie kunstvolle, lebendige Tattoos über Tegans muskulösen Brustkasten, Arme und Rumpf zogen …