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„Besten Dank für den Abholservice“, sagte der Deutsche, als er in die Limousine glitt und sich Tegan und Elise gegenüber niederließ. „Ich will ja nicht andeuten, dass ich eure Gesellschaft nicht zu schätzen wüsste, aber ich hatte gehofft, dass eure Verabredung länger dauern würde. Ihr wart schnell fertig.“

Tegan verzog das Gesicht. „Du auch, wie’s aussieht.“

Reichen lachte leise und lehnte sich unbekümmert in seinem Sitz zurück, als der Wagen anfuhr. Er roch nach teurem Parfüm, Blut und Sex. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, dachte Elise, als sie ihn betrachtete. Sein breites, gesättigtes Grinsen zeigte deutlich, dass es ihm nicht besser gehen konnte.

Andreas Reichen war ein sehr attraktiver Mann, mysteriös und kultiviert, aber neben Tegans roher Attraktivität verblasste selbst seine schwelende Sinnlichkeit. Elise brannte förmlich von der Hitze, die von seinem Oberschenkel ausging, wo er unbekümmert an ihr Bein gepresst war. Sein Kopf war gesenkt, die Augen unter den dichten Wimpern verborgen.

Jetzt hatte er die Arme über der Brust verschränkt, und sie vermisste das warme Gefühl seiner Hand. Sie sehnte sich schmerzlich danach, als die Limousine durch die geschäftigen Straßen fuhr und ihre Gabe weiterhin auf ihre Sinne einstürmte.

Stattdessen versuchte sie, die kurze Lektion, die er ihr eben gegeben hatte, anzuwenden, indem sie das, was er ihr gezeigt hatte, aufnahm und dazu benutzte, sich dem Ansturm ihrer übersinnlichen Wahrnehmung entgegenzustellen.

Aber mehr als alles andere wollte sie einfach nur nach Tegans Hand greifen und seine beruhigende Stärke fühlen.

Doch er distanzierte sich noch mehr von ihr. Er rückte auf dem Sitz von ihr ab, mit einer subtilen Verschiebung seines Oberschenkels, die eine klaffende Lücke zwischen ihnen hinterließ. Als sie wenig später im Dunklen Hafen am Seeufer ankamen, stieg Tegan schon aus dem Wagen, noch während Klaus auf dem Einfahrtsweg anhielt.

„Ich muss mich beim Hauptquartier melden“, sagte er mit abgewandtem Blick und stapfte schon davon, noch bevor Elise und Reichen aus dem Wagen steigen konnten.

„Ganz Business, der Junge“, bemerkte Reichen kopfschüttelnd. „Darf ich Ihnen im Haus etwas zu Essen besorgen, Elise?

Sie müssen hungrig sein.“

Sie war tatsächlich völlig ausgehungert, seit dem Mittagessen hatte sie nichts mehr zu sich genommen. „Das wäre wunderbar, vielen Dank.“

Elise ließ sich von Reichen aus dem Wagen helfen und nahm seinen dargebotenen Arm, als sie auf den Haupteingang des Herrenhauses zugingen. Aber die ganze Zeit war sie in Gedanken bei Tegan und versuchte, gegen das starke - und offensichtlich einseitige - Begehren anzukämpfen, das er in ihr auslöste.

21

Nachdem sich Tegan beim Hauptquartier gemeldet und seinen Bericht abgegeben hatte, klappte er sein Handy zu und lehnte sich auf dem lächerlich verschnörkelten, samtgepolsterten Kanapee zurück, das in seinem Gästezimmer im Dunklen Hafen stand. Er war stinksauer, weil der Abend bei Peter Odolf nichts Neues ergeben hatte, und fühlte sich mies, weil die Konfrontation mit der Realität der Blutgier in der Anstalt ihn stärker erschüttert hatte, als er sich eingestehen wollte. Odolf und die anderen Rogues zu sehen, rief in ihm die Erinnerung an die Hölle wach, durch die er nach Sorchas Tod gegangen war.

Vor all diesen Jahren war es ihm gelungen, die Blutgier zu schlagen, aber der Kampf war gnadenlos gewesen. Und der Hunger begleitete ihn immer noch auf Schritt und Tritt, selbst wenn er sein Bestes gab, ihn niederzuzwingen.

Elise so nah zu sein verstärkte dieses wilde Verlangen nur noch. Verdammt noch mal, diese Frau brachte sein Blut langsam, aber stetig zum Kochen.

Dieser Moment allein mit ihr in Reichens Wagen - sie zu berühren, sie durch ihre Qualen zu leiten, die ihre übersinnliche Wahrnehmung in ihr auslösten - war ein kolossaler Fehler gewesen. Dadurch hatte er nur erkannt, wie tief sein Wunsch war, ihr zu helfen.

Dass er sie nicht leiden sehen wollte.

Dass er, selbst nach all den Jahrhunderten, in denen er seine Gefühlsarmut mit fast schon religiöser Inbrunst kultiviert hatte, begann, etwas zu empfinden. Er war tatsächlich dabei, wirkliche Gefühle zu entwickeln, für eine wagemutige und komplizierte Schönheit aus den Dunklen Häfen, die ihre Wahl unter allen Männern treffen konnte, Stammesvampiren und Menschen gleichermaßen. Elise bedeutete ihm etwas. Er begehrte sie …

und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er sie anfallen würde wie das Raubtier, das er nun einmal war.

Vorhin ihre weiche Haut zu berühren hatte in ihm die Erinnerung daran wachgerufen, wie gut es sich angefühlt hatte, ihren Körper zu spüren, wie er sich an seinen presste, und wie wunderbar ihr Mund auf den seinen passte … wie köstlich selbst der kleinste Blutstropfen von ihr auf seiner Zungenspitze geschmeckt hatte.

Herr im Himmel.

Er war wirklich keine Sekunde zu früh aus diesem Auto herausgekommen.

Die Stunde, die er hier oben allein in seinem Gästezimmer verbracht hatte, hatte nicht viel dazu beigetragen, das Bedürfnis in ihm abzukühlen, hinunterzugehen und Elise zu suchen. Sich an ihr zu sättigen, wie Reichen es so offen mit der Frau in der Stadt getan hatte.

Das Feuer, das Elise vom ersten Moment an in ihm entfacht hatte, als er die Augen auf sie richtete, brannte immer noch.

Vielleicht würde eine kalte Dusche helfen, dachte Tegan und stapfte ins Badezimmer, um sie anzudrehen. Himmel, er musste auch das Gefühl dieser Hochsicherheitsanstalt von seiner Haut abspülen. Diese eingesperrten, praktisch komatösen Rogues hatten ihn zu einer schlimmen Zeit in seinem eigenen Leben zurückgeführt - einer Zeit, die er keinesfalls noch einmal erleben wollte, nicht mal als flüchtige Erinnerung. Dieser Teil von ihm war tief vergraben, dort, wo er hingehörte.

Er zog sein Hemd aus, legte die Waffen ab und ließ alles zusammen auf einen Stuhl neben dem Kanapee fallen. Gerade zog er den Reißverschluß seiner schwarzen Drillichhose auf, als jemand an die Tür klopfte. Er ignorierte es und fragte sich, ob es wohl Reichen war, der ihn auf ein paar sündige Stunden in die Stadt zurückschleppen wollte. Ein Teil von ihm begrüßte die Vorstellung - um sich irgendwie von dem Hunger nach Elise abzulenken, der sich da in ihm zusammenballte.

Wieder wurde an die Tür geklopft, und dieses Mal öffnete Tegan.

Als die Tür aufschwang, war er überrascht - und wütend -, weil es nämlich ausgerechnet das Objekt seiner Begierde war, das da vor ihm stand. Genau das, was er gerade absolut nicht gebrauchen konnte. Umwerfend sah sie aus und hatte immer noch den schicken marineblauen Hosenanzug an, den sie in der Klinik getragen hatte. Elises Anblick wirkte sich auf ihn aus wie ein Schuss Benzin in offenes Feuer.

„Verdammt noch mal, was machst du hier oben?“ Seine Stimme klang schroffer, als er beabsichtigt hatte.

Elise verzog keine Miene. „Ich dachte, dass wir vielleicht reden könnten.“

„Was ist mit dem Abendessen passiert, das Reichen für dich besorgen wollte?“

„Das hat er getan, schon vor fast einer Stunde. Ich … habe eine Weile gewartet, um zu sehen, ob du aus deinem Zimmer kommst, aber als du nicht gekommen bist, habe ich beschlossen, zu dir zu gehen.“

Eine Minute lang starrte er sie an, dann stellte er mit einem gedanklichen Befehl die Dusche ab und drehte sich um, um sein Hemd und die Waffenholster aufzusammeln. „Ich wollte gerade gehen.“

„Oh.“ Sie sah nicht so aus, als ob sie ihm das abkaufte. „Was könnte denn plötzlich so dringend sein?“

„Nur so eine kleine Nebensache namens Pflicht, Süße. Ich bin es nicht gewohnt, meine Nächte mit Däumchendrehen zu verbringen, wenn ich draußen sein und töten könnte.“ Er sagte es absichtlich so drastisch, um sie zu schockieren, und vielleicht nahm er ihr Stirnrunzeln mit etwas zu offensichtlicher Befriedigung zur Kenntnis. „Ich muss eine Weile hier raus. Ich sollte in der Stadt sein, auf den Straßen, wo ich zu etwas nütze bin. Und nicht meine Zeit verschwenden, indem ich hier tatenlos rumsitze.“