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Er würde nicht einmal versuchen, so zu tun, als könne er ihr widerstehen. Mit ihr in Helenes Club zu gehen hatte ihm fast den Rest gegeben. Alles, woran er denken konnte, war, was er mit Elise tun wollte. Er hatte ihren unbehaglichen Blick bemerkt, als sie den Raum durchquerten, und ihm war nicht entgangen, dass ihr Atem plötzlich schneller ging, ihr Puls so laut dröhnte, dass er ihn als Vibrieren in seinem eigenen Körper spüren konnte.

Sie konnte nicht gewusst haben, wie sehr er sich gewünscht hatte, sie einfach in einen der plüschigen Alkoven des Clubs zu ziehen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sich in ihrer weichen, feuchten Hitze zu vergraben. Nur daran zu denken, reichte jetzt noch aus, um ihm einen massiven Ständer zu bescheren.

Und dann war da ihre Blutsverbindung. Das war das Schlimmste an der ganzen Sache. So sehr ihn der Gedanke daran eigentlich abstoßen sollte, freute er sich schon auf das nächste Mal, wenn Elise seine Vene an ihre Lippen pressen würde. Ihm gefiel der Gedanke daran, dass es sein Blut war, das sie stark machte, ihr half, mit ihrer übersinnlichen Gabe zurechtzukommen, die sie zuvor langsam zerstört hatte.

Sein Blut, das sie praktisch für immer am Leben erhalten würde, wenn sie ihre Verbindung vervollständigten. Alles, was er tun musste, war, von ihr zu trinken, und sie würden unzertrennlich miteinander verbunden sein.

Genau das, was er wollte.

Zum Teufel noch mal, er konnte es doch eigentlich ruhig zugeben - zumindest sich selbst gegenüber.

Er liebte sie.

Kein Wunder, dass er schlechte Laune hatte.

Er betrat den Dunklen Hafen, der außer den Geräuschen einer Handvoll Bewohner, die in dieser Nacht nicht ausgegangen waren, völlig ruhig war. Tegan stand vor Elises Gästezimmer und klopfte an die geschlossene Tür. Keine Antwort. Er versuchte es wieder und kam sich wie ein Idiot vor, als eine der jüngeren Frauen den Gang hinaufkam.

„Guten Abend“, sagte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln.

Tegan nickte ihr knapp zu und wartete ab, bis sie die Treppen hinunter zum Erdgeschoss des Herrenhauses geschlendert war. Er klopfte noch ein letztes Mal, dann öffnete er die Tür und betrat den leeren Raum.

Wo zur Hölle war sie? Und wo war Reichen? Warum waren sie noch nicht zurück?

Ein eiskaltes Gefühl kroch ihm den Rücken hinauf.

Herr im Himmel. Wenn ihr etwas zugestoßen war …

Er ging zu der Flügeltür hinüber, die sich auf einen kleinen Balkon öffnete, der einen guten Ausblick über das Grundstück an der Vorderseite des Anwesens bot. Was er da draußen wollte, wusste er selbst nicht. Die kalte Luft, die ihm entgegenblies, als er hinaustrat, tat ihm gut. Er lauschte in die Nacht hinaus.

Wenn einer von Mareks menschlichen Mördern es geschafft hatte, Elise zu finden, während er fort war …

In diesem Moment rollte Reichens schwarze Rolls-Royce-Limousine den Einfahrtsweg hoch und kam mit einer eleganten Kurve vor dem Haupteingang des Herrenhauses zum Stehen.

Erleichterung durchflutete Tegan, als der Fahrer um den Wagen herumging und die hintere Tür öffnete. Er half Elise hinaus, Reichen stieg direkt hinter ihr aus.

„Nochmals vielen Dank für das Abendessen“, sagte Elise, als Reichen vor sie hintrat und ihr den Arm bot, um sie die Treppe hinaufzugeleiten.

„Es war mir ein großes Vergnügen. Wirklich.“

Etwas Primitives und besitzergreifend Männliches schwang in dem vertraulichen Ton mit, den Reichen Elise gegenüber anschlug.

„Vielleicht könnte ich Sie dazu überreden, Ihren Aufenthalt in Berlin zu verlängern“, sagte der Herr des Dunklen Hafens, als er sich Elise näherte, seine große Gestalt überragte Elise und verdeckte Tegan die Sicht auf sie. „Ich würde Sie sehr gerne besser kennenlernen, Elise.“

Tegan konnte ein Aufknurren kaum unterdrücken, als Reichen die Hand ausstreckte und sie berührte, und sich dann zu ihr herunterbeugte, um sie zu küssen. Und dieser Kuss fiel eindeutig mehr als nur freundschaftlich aus.

Sie entzog sich ihm nicht. Sie gab ihm keine Ohrfeige und rannte auch nicht empört vor ihm davon.

Warum sollte sie auch?

Tegan hatte ihr keinen Grund gegeben, nicht auch andere Männer in Betracht zu ziehen. Nein, er hatte sie Reichen ja praktisch in die Arme getrieben. Er sollte erleichtert sein, dass sie sich woanders nach einem Gefährten umsah. Schließlich war er alles andere als ein Hauptgewinn.

Elise verdiente einen Besseren als ihn - oder auch als Reichen. Und das würde Tegan ihr verdammt noch mal auch sagen.

In jeder Sekunde, die sie mit dem Mann aus dem Dunklen Hafen da draußen stand, sank seine miese Stimmung weiter dem absoluten Nullpunkt entgegen. Tegan stapfte ins Zimmer zurück, um auf sie zu warten.

27

Elise entzog sich dem völlig unerwarteten Kuss, ihre Finger an die Lippen gepresst. Es war ein angenehmer, wenn auch kurzer Kontakt gewesen, aber sie empfand absolut nichts für den gut aussehenden Mann, der sie nun in befangenem, aber auch verständnisvollem Schweigen ansah.

„Es tut mir leid, Andreas. Das hätte ich Ihnen nicht erlauben sollen.“

Als sie peinlich berührt zu Boden sah, hob er sanft ihr Kinn, damit sie ihn wieder ansah. „Es war mein Fehler. Ich hätte zuerst fragen sollen. Nein“, sagte er und berichtigte sich. „Ich hätte erkennen sollen, dass Ihr Herz bereits vergeben ist. Ich habe es übrigens schon früher bemerkt, aber ich schätze, ich wollte genau wissen, dass ich keine Chance habe. Ich … habe doch keine Chance, oder, Elise?“

Sie lächelte entschuldigend zu ihm hinauf und schüttelte langsam den Kopf.

„Ach. Nun ja. Das hatte ich befürchtet. Dieser Glückspilz.“

Reichen stieß den Atem aus, zog das dünne Lederband von seinem Pferdeschwanz und fuhr sich mit der Hand durch die losen, dunklen Wellen. „Ich glaube, allmählich bin ich diesem Krieger nichts mehr schuldig. Wenn ich Sie jetzt gehen lasse, wird Tegan nichts anderes übrig bleiben, als anzuerkennen, dass meine Schuld bei ihm vollständig abgegolten ist.“

Seine Schmeichelei wärmte Elise, wenn sie sich auch nicht sicher war, ob sie zutraf. Tegan hatte keinerlei Anspruch auf sie erhoben, trotz ihrer Gefühle für ihn. Stattdessen schien er darauf bedacht, sie immer auf Armeslänge von sich entfernt zu halten.

Wahrscheinlich wäre er erleichtert, wenn sie Gefühle für einen anderen Mann entwickelte.

Aber das würde nicht geschehen. Reichen hatte recht, ihr Herz war schon vergeben. Tegan besaß es, ob er wollte oder nicht.

Sie sah auf, in Reichens beeindruckende, dunkle Augen. „Sie sind ein guter Mann, Andreas. Ein netter Mann.“

Er keuchte mit dramatischer Geste auf. „Ich bitte Sie, hören Sie auf! Sie haben meinen Stolz in einer Nacht schon genug mit Füßen getreten. Ich bin ein Teufel und ein Schurke, das sollten Sie nicht vergessen.“

Elise lachte, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Danke für das Abendessen. Danke für alles, Andreas.“

Er nickte, dann schritt er voran, um ihr die Tür des Herrenhauses zu öffnen.

„Gute Nacht, meine Schöne“, sagte er und wartete in der Eingangshalle, während sie die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer ging.

Tegan hörte ihre leichten Schritte, wie sie sich näherten und dann vor ihrer Zimmertür stehen blieben. Er blieb mucksmäuschenstill, als der kristallene Türknauf sich drehte und die Tür nach innen aufschwang. Elise tat nur einen Schritt ins Zimmer, dann blieb sie stehen und lauschte. Ihre Blutsverbindung zu ihm verriet ihn sofort, sie konnte seine Anwesenheit spüren. Er erkannte es daran, wie sie leise Atem holte, ihre Augen im dunklen Raum nach ihm suchten.