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Vieles davon war noch brandneu, aber die meisten Stücke trugen offensichtliche Gebrauchsspuren.

„Wie lange, Elise? Wann hast du diesen Wahnsinn angefangen?“

Sie starrte ihn an, ihr schmales Kinn entschlossen vorgereckt.

„Die Rogues haben meinen Sohn auf dem Gewissen. Sie haben mir alles genommen, was ich je geliebt habe“, sagte sie schließlich. „Ich konnte nicht einfach herumsitzen und nichts tun. Ich werde nicht einfach nur herumsitzen.“

Tegan hörte die Entschlossenheit in ihrer Stimme, aber deshalb war er nicht weniger wütend über das, was hier vorging.

„Wie viele?“

Der von heute Abend war mit Sicherheit nicht der Erste gewesen.

Für eine sehr lange Zeit sagte sie nichts. Dann ging sie langsam hinüber zum Bücherregal und kniete sich hin, um einen Plastikcontainer mit Deckel vom untersten Regalbrett hervorzuziehen. Ihren Blick auf Tegan gerichtet, nahm sie den Deckel ab und legte ihn auf den Boden.

In der Plastiktruhe waren die Handys von Lakaien.

Mindestens ein Dutzend von den Dingern.

Tegan ließ sich schwer auf den Futon fallen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Heiliger Strohsack, Frau. Hast du deinen verdammten Verstand verloren?“

Elise fuhr sich mit der Handfläche über die Stirn, versuchte, das schmerzhafte Pulsieren zu lindern, das in ihrem Kopf anschwoll. Der Migräneanfall kam jetzt schnell, und es war einer von den wirklich üblen. Sie schloss die Augen und hoffte, das Schlimmste abwenden zu können. Schlimm genug, dass sie heute Abend entdeckt worden war; sie brauchte jetzt nicht auch noch die Demütigung eines psychischen Zusammenbruchs, der sie völlig außer Gefecht setzen würde. Ganz zu schweigen davon, dass in ihrem Wohnzimmer ein Stammeskrieger saß, mit dem sie fertig werden musste.

„Hast du auch nur eine Ahnung davon, was du da eigentlich machst?“ Tegans Stimme, obwohl ruhig und außer einer Spur von Ungläubigkeit völlig ausdruckslos, dröhnte in Elises Kopf wie ein Kanonenschuss. Mit der Schachtel voller Handys begann er im hinteren Teil der kleinen Wohnung auf und ab zu gehen.

Der Klang seiner schweren Stiefel auf dem schmuddeligen Teppichboden knirschte in ihren Ohren. „Was um alles in der Welt hast du vor, Frau - willst du dich unbedingt umbringen lassen?“

„Das verstehen Sie nicht“, murmelte sie durch das Trommeln des Schmerzes hinter ihren Augen. „Das … können Sie einfach nicht verstehen.“

„Dann erklär’s mir.“ Die Worte waren kurz angebunden und scharf. Der Befehl eines mächtigen Mannes, der Gehorsam gewohnt war.

Langsam richtete sich Elise aus der knienden Position neben dem Regal auf und ging in die andere Zimmerecke hinüber.

Jeder Schritt kostete sie Mühe, was sie ihm gegenüber mit aller Kraft zu verbergen versuchte. Erleichterung kam erst, als sie sich mit dem Rücken an die Wand lehnen konnte, um den Halt zu finden, den sie dringend brauchte. Sie sackte gegen die schallisolierte Gipskartonplatte und wünschte sich, Tegan wäre fort, damit sie ungestört zusammenbrechen konnte.

„Das geht nur mich etwas an“, sagte sie und wusste, dass er vermutlich hören konnte, wie schwer ihr inzwischen das Atmen fiel. „Es ist was Persönliches.“

„Verfickt und zugenäht, Elise. Das ist Selbstmord.“

Sie verzog das Gesicht, an obszöne Sprache war sie nicht gewöhnt. Quentin hatte in ihrer Gegenwart nie etwas Kräftigeres geäußert als ein gelegentliches Verdammt, und selbst das nur in außergewöhnlichen Fällen, wenn er frustriert war, über die Agentur oder die restriktive Politik der Dunklen Häfen. Er war in jeder Hinsicht ein perfekter Gentleman gewesen und von sanftem Charakter, obwohl sie wusste, dass er als Stammesvampir über unermessliche Kraft verfügte.

Tegan war ein roher, tödlicher Kontrast zu ihrem toten Gefährten - er war einer von denen, die sie als Mündel der Dunklen Häfen schon von klein auf zu fürchten gelernt hatte.

Quentin und die Agentur, die mächtige Verwaltungsinstitution des Stammes, für die er gearbeitet hatte, betrachteten den Orden als gefährliche, unberechenbare, paramilitärische Einheit. Für viele Bewohner der Dunklen Häfen waren die Krieger schlichtweg eine Rotte roher Schlägertypen, die mit einem Fuß noch im Mittelalter standen und ihren Zweck als Verteidiger des Vampirvolkes schon längst überlebt hatten. Sie kannten keine Gnade; manche sagten auch, die Stammeskrieger dachten, dass sie über dem Gesetz ständen. Obwohl Tegan ihr heute Abend das Leben gerettet hatte, konnte sich Elise nicht des Gefühls erwehren, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen musste. Als liefe in ihrer Wohnung ein wildes Tier frei herum.

Sie sah zu, wie er seine riesigen Pranken in die Schachtel voller Lakaienhandys grub und hörte das Klappern von Plastik und das Scharren von poliertem Metall, als er ihre Kollektion inspizierte.

„Die GPS-Chips sind schon alle deaktiviert.“ Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. „Du weißt, wie man die ausschaltet?“

Sie nickte schwach. „Ich habe einen Sohn im Teenageralter“, erwiderte sie und verzog das Gesicht, sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten. Gott, es kam immer noch automatisch, noch immer dachte sie an ihn, als sei er am Leben. Besonders in Momenten wie diesem, wenn ihr Körper von der Wucht ihrer übersinnlichen Wahrnehmung erschöpft und geschwächt war.

„Ich hatte einen Sohn im Teenageralter“, berichtigte sie ruhig.

„Camden hatte es nicht gern, wenn ich kontrollieren konnte, wohin er ging, also hat er meistens das GPS an seinem Handy abgeschaltet, wenn er ausging. Ich habe gelernt, wie ich es wieder aktivieren konnte, aber er hat es immer gemerkt und wieder abgeschaltet.“

Tegan machte ein Geräusch hinten in der Kehle, tief und unbestimmt. „Wenn du diese Ortungsgeräte nicht abgestellt hättest, stünden die Chancen gut, dass du inzwischen tot wärst.

Extrem gut - todsicher. Derjenige, der die Lakaien gemacht hat, die du gejagt hast, hätte dich gefunden. Und wozu er fähig ist, willst du lieber nicht wissen.“

„Ich habe keine Angst vor dem Tod …“

„Tod“, knurrte Tegan und fiel ihr mit einem scharfen Fluch ins Wort. „Der Tod wäre das kleinste deiner Probleme, Frau, das kannst du mir glauben. Vielleicht hattest du Glück mit ein paar unvorsichtigen Lakaien, aber wir sind im Krieg, und du legst dich hier mit Leuten an, die ein paar Nummern zu groß für dich sind. Was heute Abend passiert ist, sollte dir Beweis genug sein.“

„Was heute Abend passiert ist, war ein Fehler, den ich in Zukunft nicht mehr machen werde. Ich bin zu spät am Nachmittag ausgegangen und habe zu lange gebraucht. Nächstes Mal werde ich sichergehen, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit fertig und zu Hause bin.“

„Nächstes Mal.“ Tegan bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Lieber Himmel, das meinst du wirklich ernst.“

Für einen langen Augenblick starrte der Krieger sie nur an.

Seine unbewegten smaragdgrünen Augen verrieten nichts, die Furchen jahrelanger Selbstbeherrschung in seinem Gesicht gaben nichts von seinen Gedanken und Gefühlen preis. Schließlich schüttelte er den struppigen Kopf und drehte sich um, um die Kollektion der Lakaienhandys aufzusammeln. Als er sie in seine Manteltaschen stopfte, ließen seine abgehackten Bewegungen ein beeindruckendes Sortiment von Waffen aufblitzen, die er unter den Falten seines schwarzen Ledermantels trug.

„Was haben Sie vor?“, fragte Elise, als auch das letzte Lakaienhandy in einer seiner tiefen Innentaschen verschwand. „Sie werden mich doch nicht ausliefern, oder?“

„Das sollte ich allerdings, verdammt noch mal.“ Sein harter Blick streifte sie verächtlich. „Aber was du tust, geht mich nichts an, solange du mir nicht in die Quere kommst. Und erwarte nicht, dass dir der Orden auch nächstes Mal zu Hilfe eilt, wenn dir die Situation über den Kopf wächst.“

„Das werde ich nicht. Ich meine, ich … erwarte nichts.“ Sie sah zu, wie er auf die Tür zuging, und spürte eine Welle der Erleichterung darüber, dass sie bald allein sein würde, um gegen die Flutwelle von Schmerz anzukämpfen, die allmählich zu einem Brüllen anschwoll. Als der Krieger die Tür öffnete und in den heruntergekommenen Hausflur hinaustrat, nahm Elise alles zusammen, was noch von ihrer Stimme übrig war. „Tegan, ich danke Ihnen. Das hier ist nur … etwas, das ich tun muss.“