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Zeinab sagte mit dankbarer Stimme: »Möge Allah dir ein langes Leben schenken, Haj Ismail. Ich werde meine Tante zur Sayeda Zeinab-Moschee bringen und alles tun, was Allah mir befiehlt.«

Am Mittwochabend kam Om Saber zu ihnen ins Haus und wusch Zakeyas Körper mit frischem Wasser. Zeinab legte ein paar Münzen in ihr Kopftuch und knotete die Enden zusammen. Das Geld hatten die Nachbarn für sie gesammelt, damit sie die Fahrkarten, die fünf Piaster für das Amulett und die silberne Zehn-Piaster-Münze an denjenigen bezahlen konnte, der ihr Allahs Befehle mitteilen würde. Zakeya schien mit sich selbst zu sprechen: »Sogar Gott will Geld von uns. Dabei weiß er doch, daß wir nichts besitzen, mein Kind.«

Und Zeinab antwortete ihr: »Mach dir keine Sorgen, das Gute, das Allah für die Menschen bereithält, kennt keine Grenzen, und freundliche Menschen findet man überall. Wichtig ist nur, daß Allah dir vergibt und den bösen Geist aus deinem Körper vertreibt.«

XII

Bevor sich die Morgenröte im Osten ausbreitete, bevor der Hahn krähte und Scheich Hamzawis Stimme zum Gebet rief, öffnete sich das große Holztor knarrend wie ein eingerostetes, altes Wasserrad. Zwei Schatten, deren Köpfe und Schultern in lange schwarze Tücher gehüllt waren, huschten durch die Tür. Das dämmrige Licht fiel auf Zeinabs müdes, blasses Gesicht. Sie blickte zornig und herausfordernd zum Himmel. Neben ihr ging Zakeya mit ihrem ausgemergelten, zerfurchten Gesicht, und ihre großen schwarzen Augen leuchteten im Halbdunkel.

Die Nacht zog sich langsam zurück, und das frühe Morgenlicht schimmerte auf dem Wasserspiegel. Die kleinen, schwachen Wellen sahen aus wie Runzeln in einem alten, traurigen, stillen Gesicht. Windstöße bliesen den Staub die Uferböschung hinunter und weiter über das flache Land, über die dicht aneinandergedrängten Hütten mit den kleinen Fenstern wie blinde Augen, den Türen aus grobem Holz und Wänden aus Lehm und Schlamm.

Das Haus des Bürgermeisters sah dagegen ganz anders aus. Es hatte hohe Wände aus roten Backsteinen, das schwarze Tor mit den hohen Eisenstäben ragte bedrohlich in die Höhe, die Fenster hatten Glasscheiben und Holzrahmen, das Betondach war höher als das Minarett, und es war leer und vollkommen sauber.

Sie gingen und blickten auf die weite Straße vor ihnen. Auf dem Sandweg am Ufer waren die Abdrücke ihrer Füße mit den gespreizten Zehen. Zeinabs Fußabdrücke waren kleiner und deutlicher, denn sie hatte mehr Kraft in den Beinen. Ihre Augen schweiften über den Fluß und die grünen Felder, die parallel zueinander verliefen und sich bis zum Horizont erstreckten. Sie kamen ihr endlos vor, und sie fragte sich, wie weit es wohl bis zur Sayeda Zeinab-Moschee war und wo sie den Bus nach Bab El Hadeed finden würden. Zakeya war bereits erschöpft, sie stützte sich auf die Schulter ihrer Nichte und setzte stumm und ohne zu klagen ihren Weg fort.

An der Biegung des Flusses stießen sie auf einen großen Maulbeerbaum, in dessen Schatten ein alter Mann und eine junge Frau saßen. Neben ihnen stand ein kleiner Korb. Zeinab blieb stehen und fragte sie nach dem Bus. Der alte Mann sagte: »Ja, mein Kind, wartet hier mit uns. Auch wir gehen nach El Sayeda.«

Sie setzten sich neben die beiden auf die staubige Erde. Der alte Mann sah zwischen ihnen hin und her und fragte: »Mein Kind, ist deine Mutter krank?«

Zeinab antwortete: »Sie ist meine Tante. Meine Mutter ist vor vielen Jahren gestorben, Onkel.«

»Möge sich Allah ihrer erbarmen. Wir müssen alle sterben, das ist unser Schicksal. Aber krank sein ist etwas anderes. Möge Allah euch das Elend der Krankheit ersparen.«

Zeinab betrachtete die junge Frau neben ihm, deren Blick in die Ferne schweifte, als interessiere sie sich nicht für das, was gesagt wurde. Sie fragte den alten Mann: »Ist sie deine Tochter, Onkel?«

»Nein, sie ist meine Frau. Sie war bei guter Gesundheit, und ich weiß nicht, was mit ihr geschehen ist. Über Nacht wollte sie nicht mehr essen und trinken, sie konnte nicht mehr schlafen und hat begonnen, Selbstgespräche zu führen. Sie hat Visionen und schreit mitten in der Nacht. Ich bin mit ihr von einem Scheich zum anderen gegangen. Sie haben ihr Amulette umgehängt, und wir haben eine Austreibung veranstaltet. Mein ganzes Geld habe ich ausgegeben, und nichts hat geholfen. Deshalb hat Scheich Abbas mir geraten, mit ihr nach Mekka zu pilgern und Allahs Haus aufzusuchen, damit er ihr ihre Sünden vergibt und den bösen Geist aus ihrem Körper vertreibt. Als ich dem Scheich gesagt habe, daß ich jetzt ein armer Mann bin und die Reise nicht bezahlen kann, hat er mir gesagt, ich sollte sie zur Sayeda Zeinab-Moschee bringen und Sayeda Zeinab um Vermittlung bei Gott anflehen, damit er ihr ihre Sünden vergibt. Ich soll Sayeda Zeinab einen Korb Feigen opfern. Ich schwöre bei Allah, mein Kind, daß ich von Tür zu Tür gegangen bin, um das Geld für diese Reise zusammenzubetteln. Dann habe ich diesen Korb Feigen gekauft. Und jetzt sind wir auf dem Weg nach El Sayeda, und ich hoffe, daß Allah sie von ihrer Krankheit heilen wird.«

»Gott ist groß, mein Onkel«, sagte Zeinab. »Er wird sie nicht verlassen.«

Der alte Mann betrachtete Zakeya, die schweigend dasaß und zum Horizont starrte, als hörte und verstünde sie nicht, was gesagt wurde. Dann fragte er: »Bringst du sie nach El Sayeda?«

»Ja, Onkel«, erwiderte Zeinab.

»Hat sie keinen Mann, der sie begleitet? Habt ihr niemand, der sich um euch kümmert, mein Kind?«

»Wir haben niemand außer Allah, und einen Büffel, den wir bei unserer Nachbarin Om Soliman zurückgelassen haben. Sie wird ihm zu fressen geben, und er wird auf ihrem Feld arbeiten.«

»Gott sei mit euch, mein Kind. Er möge euch zu Hilfe kommen und allen, die seine Hilfe brauchen.«

Zeinab hob die Hände zum Himmel und flehte: »Wir bitten dich, o Gott, steh uns bei!«

Die Sonne stieg am Himmel hoch. Die Erde wurde immer heißer, und die Luft stand still. Zeinab lehnte ihren Kopf an den Baumstamm und schloß die Augen, um zu schlafen, wurde aber von dem heranfahrenden Bus aufgestört. Er bremste stark und hielt neben ihnen, wobei er eine dichte Staubwolke aufwirbelte. Er neigte stark zu einer Seite, und es sah aus, als würde er bei der leichtesten Berührung umkippen. Der hintere Teil des Busses war kohlschwarz, und dichter schwarzer Rauch kam aus dem Auspuff und vermischte sich mit dem Staub. Zakeya stützte sich auf Zeinab, als sie auf das Trittbrett stieg, und der alte Mann half seiner jungen Begleiterin beim Einsteigen. Sie bahnten sich einen Weg in den Bus und verschmolzen sofort mit der Masse aus Körpern und Körben. Die heiße, stickige Luft war wie ein dichter Mantel aus Staub und Rauch. Zakeya und die junge Frau setzten sich neben dem Fahrersitz zwischen andere Passagiere auf den Boden. Der alte Mann und Zeinab blieben wie die meisten anderen stehen. Der Bus machte einen Satz vorwärts, und Zeinab fiel der Länge nach über den alten Mann, der hinter ihr stand. Er verlor das Gleichgewicht und fiel seinerseits über die Passagiere im Gang, und im Nu lagen alle durcheinander auf dem Boden. Als sich der Bus langsam wieder in Bewegung setzte und am Ufer entlangfuhr, hatten sich alle wieder aufgerappelt, und alles war wie vorher. Zeinab und der alte Mann standen dicht beieinander im Gang.

Der Bus fuhr mit seiner schweren Last schwankend vorwärts. Die zerbrochenen Fensterscheiben klapperten, hin und wieder fiel ein Stück Glas aus den Türen, und die lockeren Sitze schepperten. Der Weg war holprig, der Lärm ohrenbetäubend, und der Bus drohte jeden Moment auseinanderzufallen. Zwischen seinen Rädern floß ständig Wasser auf die Erde, wie bei einem alten Mann, der seine Blase nicht mehr kontrollieren kann. Wie ein betrunkener Matrose taumelte der Bus vorwärts, stieß unaufhörlich schwarze Abgase aus, und in vielen Kurven neigte er stark zu einer Seite und drohte in den Nil zu fallen. Doch jedesmal sprang der Fahrer hoch, riß mit voller Kraft das Steuer herum und rettete den Bus gerade noch vor einer Katastrophe. Aber gleich darauf kippte der Bus zur anderen Seite und schien die Böschung hinabzufahren und im Graben landen zu wollen, der wenigstens ausgetrocknet war. Der Fahrer, mit den Tücken des Busses vertraut, wiederholte das Manöver, bis alle vier Räder wieder auf dem Boden waren. Dann setzte er sich beruhigt auf seinen Sitz und blickte mit halbgeschlossenen Augen auf die Straße. Er schien sich nichts anderes zu wünschen als Schlaf, festen Schlaf. Sein blasses, zerfurchtes Gesicht wirkte erschöpft, es hob sich von den Turbanen und den langen Gewändern und den Strohkörben im Hintergrund ab.