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»Sie wäscht die Wäsche und putzt das Haus.»

Er zitterte am ganzen Körper, als er weiterfragte: »Und wo schläft sie in der Nacht?«

»Hier bei mir, mein Sohn. Sie schläft auch jetzt dort auf dem Ofen.»

Er mußte schlucken. Das Zittern ließ langsam nach. Er stützte sich mit den Händen ab, zögerte einen Augenblick, dann stand er auf: »Hast du eine saubere galabeya für mich, Mutter?«

»Ja, mein Sohn, wir haben die neue galabeya für dich aufbewahrt, die du in Auftrag gegeben hast, bevor du zur Armee gingst.»

Er fühlte neues Leben in sich. »Mach mir Wasser heiß, ich möchte ein Bad nehmen«, sagte er.

XVII

Sobald der Polizeichef das Zimmer betrat, in dem der Bürgermeister saß, wußte er, warum dieser ihn hatte kommen lassen. Seit dem Tag, an dem Galal Zeinab geheiratet hatte, hatte Scheich Zahran auf diesen Augenblick gewartet. Er hatte Haj Ismail seine Befürchtungen mitgeteilt, aber der Dorfbarbier versuchte ihn zu beruhigen: »Mach dir keine Sorgen, Scheich Zahran. Galal ist als gebrochener Mann aus dem Krieg zurückgekommen, und er wird es nicht wagen, sich dem Bürgermeister zu widersetzen. Tatsächlich sollte es ihn stolz machen, daß seine Frau beim wichtigsten Mann des Dorfes arbeitet.»

»Du kennst Galal nicht so gut wie ich«, sagte Scheich Zahran. »Er gehört zu den dummen Männern, die eifersüchtig über ihre Frauen wachen. Und er war bereits in das Mädchen verliebt, als sie noch ein Kind war.»

»Weil er dumm ist, werden ihm keine Zweifel kommen. Nur intelligente Menschen stellen sich Fragen«, wandte Haj Ismail ein.

»Aber er wird seiner Frau verbieten, das Haus des Bürgermeisters zu betreten«, sagte Scheich Zahran.

»Dumme Menschen wie er essen lieber trockenes Brot und Salz, statt ihre Frauen als Dienstboten arbeiten zu lassen. Sie glauben, Dienstbotenarbeit ist erniedrigend.»

»Aber es ist doch keine Arbeit in irgendeinem Haus, sondern beim Bürgermeister«, warf Scheich Zahran ein.

»Dumme Menschen machen keinen Unterschied, Scheich Zahran. Für sie sind alle Häuser gleich.»

»Und was sollen wir tun, wenn er sie tatsächlich nicht mehr beim Bürgermeister arbeiten läßt?«

»Mach dir doch nicht schon jetzt Sorgen«, sagte der Dorfbarbier. »Der Bürgermeister hat vielleicht bald genug von ihr. Du weißt doch, wie schnell er übersättigt ist, und keines der Mädchen ist lange bei ihm geblieben.»

Aber Scheich Zahrans Befürchtungen waren berechtigt, denn der Tag kam, an dem der Bürgermeister ihm mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, den Befehl gab: »Geh und komme mit Zeinab zurück.»

So saßen Scheich Zahran und Haj Ismail vor dem Geschäft des Barbiers und rauchten eine Wasserpfeife, während sie das Problem erörterten.

»Du kennst Galal nicht, wie ich ihn kenne«, wiederholte Scheich Zahran immer wieder. »Es stimmt, daß er dumm ist wie alle anderen Bauern von Kafr El Teen. Aber man weiß nie, ob er in der Armee und in Kairo nicht dazugelernt hat. Du darfst nicht vergessen, daß er jahrelang unter Soldaten gelebt hat. Ich glaube nicht, daß man ihm noch mit Amuletten etwas weismachen kann. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.»

»Die Männer in diesem Dorf sind feige, aber Scham kennen sie nicht. Du mußt ihm Angst einjagen, Scheich Zahran, du weißt doch, wie man das macht.»

»Das stimmt, aber bei Männern wie Galal wende ich lieber keine Gewalt an. Du kennst ihn nicht gut genug.

Er ist anders als Kafrawi, und du weißt, daß er im Dorf eine Menge Schwierigkeiten machen könnte. Die Lage verschlechtert sich, und die Menschen sind wachsamer geworden. Die Preise steigen unaufhörlich, und die Bauern sind der Regierung immer mehr Steuern schuldig. Der Bürgermeister ist längst nicht mehr so beliebt wie früher.»

»Aber du hast doch bereits vergeblich versucht, ihn umzustimmen«, sagte Haj Ismail. »Jetzt hast du keine andere Wahl, als ein bißchen Gewalt anzuwenden.»

Scheich Zahran schwieg lange Zeit und schien völlig in sich versunken zu sein.

Haj Ismail wartete geduldig, aber dann konnte er sich nicht länger beherrschen: »Woran denkst du, Scheich Zahran?«

»Ich suche nach dem einfachsten Mittel. Ich will keine Gewalt anwenden.»

Haj Ismail sah ihn lange an, bevor er mit ruhiger Stimme fragte: »Fürchtest du dich vor Galal, Scheich Zahran?«

Der Polizeichef zwirbelte seinen Bart. »Galal macht mir keine Angst. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß diesmal etwas geschehen wird. Was, das kann ich nicht sagen. Aber ich mache mir Sorgen. Die Menschen haben sich verändert, Haj Ismail. Wer früher meinem Blick auswich, sieht mir heute direkt ins Gesicht und senkt nicht mehr den Kopf, wenn ich vorbeigehe. Erst gestern hat sich einer der Bauern geweigert, seine Steuern zu bezahlen, und gerufen: Wir arbeiten das ganze Jahr, und nichts als Schulden bei der Regierung kommt heraus. Sowas hat bisher noch niemand gesagt. Die Bauern werden immer hungriger. Außer trockenem Brot und wurmstichigem Käse haben sie nichts zu essen. Und Hunger macht die Menschen blind, sie sehen niemand mehr, weder den Herrscher noch Gott. Hunger erzeugt Ketzer, Haj Ismail.»

»Hunger haben sie immer gehabt, das ist nichts Neues. Die Bauern haben immer von trockenem Brot und wurmstichigem Käse gelebt. Sie haben nie etwas anderes gekannt.» Er schwieg, dann schien er plötzlich auf einen Gedanken zu kommen. »Scheich Zahran, statt ihn einzuschüchtern, könntest du vielleicht versuchen, ihn mit einem verlockenden Angebot umzustimmen. Zakeya und Galal sind völlig verschuldet, und du bist es, der die Steuern für die Regierung einzieht. Wenn du Galal vorschlägst, daß du unter gewissen Bedingungen Nachsicht üben könntest, gibt er vielleicht eher nach.»

»Du kannst dir nicht vorstellen, was ich bei Galal alles versucht habe, seit ich weiß, daß er Zeinab geheiratet hat«, sagte Scheich Zahran. »Ich hätte die Heirat verhindern können, und das hätte ich getan, wenn ich rechtzeitig davon erfahren hätte. Und seitdem wußte ich, daß mich der Bürgermeister eines Tage beauftragen würde, Zeinab zurückzubringen. Ich habe versucht, Galal zu erklären, daß es keinen Grund gibt, ihr zu verbieten, beim Bürgermeister zu arbeiten, und er hat mir geantwortet, daß sie nicht mehr will.»

»Wer von den beiden will deiner Meinung nach nicht?« fragte Haj Ismail.

»Höchstwahrscheinlich ist es sein Einfluß, denn sie hat bis zu ihrer Heirat beim Bürgermeister gearbeitet«, antwortete Scheich Zahran.

»Entweder liebt sie ihn wirklich, oder sie hält es für eine Sünde, nach ihrer Heirat weiter zum Bürgermeister zu gehen.»

»Eins steht jedenfalls fest«, sagte Scheich Zahran.

»Die Tatsache, daß Galal an ihrer Seite ist, bestärkt sie in ihrer Weigerung.»

»Und was hast du danach unternommen?«

»Danach habe ich versucht, was du mir eben vorgeschlagen hast«, antwortete Scheich Zahran. »Ich habe ihm gesagt, wir würden ihm die Steuern erlassen, die er der Regierung schuldet, aber das schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Autorität geltend zu machen.»

»Und wie willst du das tun?«

»Entweder er bezahlt umgehend seine Steuerschulden oder sein Land wird beschlagnahmt.»

»Aber das Land ist für einen Bauern lebensnotwendig«, sagte Haj Ismail. »Wenn du es beschlagnahmst, zerstörst du sein Leben. Außerdem kannst du dich in eine unangenehme Lage bringen, wenn du diese Maßnahme nur auf Galal anwendest. Alle Bauern haben Steuerschulden bei der Regierung, warum sollte also nur er betroffen sein? Du mußt dir etwas Besseres einfallen lassen, Scheich Zahran.»

Dieser antwortete nicht. Es gab nur noch einen Ausweg: er mußte Galal auf die eine oder andere Weise loswerden. Er war Kafrawi losgeworden, weil er es so eingerichtet hatte, daß Kafrawi eines Verbrechens angeklagt und ins Gefängnis geworfen wurde. Er zerbrach sich weiter den Kopf nach einer Lösung.