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Wegen der begrenzten Übersetzungsmöglichkeiten war er nicht in der Lage zu erläutern, wie sich die Wesen mit ihren Patienten verständigten. Surreshun hatte nie einen dieser Ärzte persönlich kennengelernt und stand auch mit niemandem auf gutnachbarlichem Reifen, der das von sich behaupten konnte. Die genaueste Beschreibung, die er machen konnte, war, daß diese Ärzte in direkten Kontakt mit der Seele des Patienten traten.

„O mein Gott!“ stöhnte Edwards auf. „Sonst noch was.?“

„Beten Sie oder machen Sie nur Ihren Gefühlen Luft?“ fragte Conway.

Der Major grinste und fuhr dann ernst fort: „Wenn Ihr Freund das Wort „Seele“ gebraucht, dann nur deshalb, weil Ihr Hospitalcomputer dieses Wort mit einer entsprechenden Bedeutung in der Sprache vom Fleischkloß gespeichert hat. Sie müssen das Hospital lediglich über Funk bitten herauszufinden, was sich dieses riesige Elektronengehirn unter einer Seele noch vorstellt.“

„Dann würde O’Mara nur wieder anfangen, sich um meinen Geisteszustand zu sorgen.“, entgegnete Conway.

Als die Antwort eintraf, hatte Captain Williamson bereits die nicht zur Obrigkeit gehörenden Bewohner des Fleischkloßes erfolgreich um Verzeihung gebeten, und Surreshun die vollkommene Fremdheit der Terrestrier in solch leuchtenden Farben ausgemalt, daß man sich ihres Willkommens sicher sein konnte. Die Descartes war jedenfalls gebeten worden, in der Umlaufbahn zu bleiben, bis ein geeignetes Landegebiet abgesteckt und geräumt sein würde.

„Hiernach ist die Definition des Computers von „Seele“ einfach „das Vorhandensein von Lebensprinzipien““, sagte Edwards, als er Conway den Durchschlag der Nachricht reichte. „O’Mara sagt, die Programmierer wollten ihn nicht durch religiöse und philosophische Faktoren verwirren, was die Unsterblichkeit oder Sterblichkeit der Seele einschließen würde. Für den Übersetzungscomputer hat etwas, das lebt, eine Seele. Anscheinend stellen die Ärzte vom Fleischkloß also direkten Kontakt mit dem „Lebensprinzip“ ihrer Patienten her.“

„Gesundbeten, glauben Sie?“

„Ich weiß es nicht, Doktor“, antwortete Edwards. „Mir scheint, Ihr Chefpsychologe ist diesmal keine große Hilfe. Und wenn Sie jetzt glauben, ich würde Ihnen helfen, indem ich Ihnen noch einmal Surreshuns Band einspiele, dann sind Sie falsch gewickelt.“

Conway war über das normale Aussehen des Fleischkloßes — so, wie man ihn aus der Umlaufbahn wahrnahm — überrascht. Erst als sich das Schiff weniger als fünfzehn Kilometer von der Oberfläche befand, wurden die Unebenheiten und langsamen Zuckungen der gewaltigen Teppiche aus tierischem Gewebe sichtbar, die über die Landfläche krochen, und die unnatürliche Starrheit der dickflüssigen, suppenartigen Meere. Nur entlang der Küste herrschte reges Leben. Dort schlugen im Wasser lebende große und kleine Raubtiere das Meer zu gelbgrünem Schaum auf und zerrten und rissen an dem lebenden Küstenstreifen, während sich das „Land“ genauso brutal zur Wehr setzte.

Ungefähr drei Kilometer von einem friedlichen Uferstreifen entfernt landete die Descartes in der Mitte eines Gebiets, das durch Schwimmblasen in leuchtenden Farben markiert worden war, und verschwand dabei völlig in einer Dampfwolke, die von den Heckdüsen erzeugt wurde. Als das Heck die Oberfläche durchbrach, verringerte man den Schub, und das Schiff kam sanft auf dem sandigen Meeresboden zum Stillstand. Als das von den Heckdüsen erzeugte kochende Wasser, mit der Strömung langsam davongetrieben war, kamen Surreshuns Artgenossen im wahrsten Sinne des Wortes angeeiert.

Wie große durchweichte Doughnuts rollten sie aus dem flüssigen, grünen Nebel heraus, an den Rumpf heran und dann immer um das Schiff herum. Wenn ihnen Felsvorsprünge oder stachelige Seegewächse im Weg waren, rollten sie wackelnd und schwerfällig darum herum und legten sich manchmal für einen Augenblick fast flach hin, wenn sie gezwungen waren, sich in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Doch immer behielten sie ihre konstante Rollgeschwindigkeit bei und achteten auf eine größtmögliche Entfernung voneinander.

Conway wartete einen angemessenen Zeitraum, bis er Surreshun gestattete, sich die Rampe hinunterzurollen und sich von seinen „Nicht“-Freunden anständig willkommen heißen zu lassen. Er selbst trug einen leichten Anzug, der mit dem in der Wasseratmerabteilung des Hospitals verwendeten Typ identisch war — dies tat er allerdings nicht nur zu seinem eigenen Wohlbefinden, sondern auch um den Bewohnern des Planeten so viel wie möglich von seinem für sie seltsam geformten Körper zu zeigen. Als er schließlich von der Rampe sprang und langsam auf den Meeresboden zusank, hörte er der Stimme Surreshuns zu und nahm auch die übersetzten Laute der „VIPs“ und der etwas lauteren Mitglieder seiner Spezies wahr, von denen der Pilot umringt wurde.

Als der den Grund berührte, dachte er zuerst, er würde angegriffen. Jedes Wesen in der Nähe des Schiffs versuchte, so dicht wie möglich an ihm vorbeizurollen und ihm dabei etwas zu sagen. Das Anzugmikrofon empfing die Laute als gurgelndes Grunzen, aber der Translator übertrug es,

da es eine einfache, innerhalb der Fähigkeiten des Schiffscomputers liegende Mitteilung war, als: „Willkommen, Fremder.“

Über ihre Aufrichtigkeit gab es keinen Zweifel — denn in dieser auf den Kopf gestellten Welt war die Herzlichkeit eines Empfangs gleichbedeutend mit dem Fremdheitsgrad des betreffenden Wesens. Und da es ihnen überhaupt nichts auszumachen schien, ein paar Fragen zu beantworten, war Conway sich sicher, seinen Auftrag mit links erledigen zu können.

Fast als erstes entdeckte er, daß sie seine medizinischen Kenntnisse nicht wirklich benötigten.

Es war eine Gesellschaft, deren Mitglieder nie aufhörten, sich durch und um „Städte“ herum zu bewegen. Dabei handelte sich nicht etwa um große Ansammlungen von Wohnquartieren, sondern ausschließlich um Produktions-, Forschungs- oder Lerneinrichtungen, denn auf dem Fleischkloß gab es keine privaten Behausungen. Nach einer Arbeitsperiode auf einem mechanisch gedrehten Rahmen kam der „Doughnut“ aus seinem Stützgeschirr heraus und rollte weg, um irgendwo auf dem Meeresboden Nahrung, Bewegung, Aufregung oder fremde Gesellschaft zu suchen.

Es gab keinen Schlaf, keinen Körperkontakt — außer zur Fortpflanzung —, keine hohen Gebäude, keine Grabstätten.

Wenn eins der rollenden Wesen aus Altersgründen, wegen eines Unfalls oder eines Zusammenstoßes mit einem der Raubtiere oder einer der Pflanzen mit giftigen Stacheln zum Stillstand kam, wurde es einfach ignoriert. Die inneren Gase, die sich kurz nach seinem Tod bildeten, ließen den Körper an die Oberfläche steigen, wo ihn Vögel und Fische beseitigten.

Conway sprach mit mehreren Wesen, die zu alt zum Rollen waren und durch künstliche Ernährung am Leben gehalten werden mußten, während man sie in ihren einzelnen Riesenrädern drehte. Er war sich nie ganz sicher, ob sie wegen ihres Werts für die Allgemeinheit am Leben erhalten wurden oder ob sie einfach als Versuchsobjekte dienten. Er wußte nur, daß es hierbei um praktizierte Altersheilkunde handelte, doch abgesehen von einer ähnlichen Form der Hilfe bei schwierigen Geburten, war dies die einzige Art medizinischer Hilfeleistungen, auf die er stieß.

Mittlerweile kartographierten die Vermessungsteams den Planeten und nahmen die verschiedensten Proben. Das meiste dieses Materials wurde zur Bearbeitung zum Orbit Hospital geschickt, und schon sehr bald trafen von Thornnastor detaillierte Behandlungsvorschläge ein, die auf einer ausführlichen Analyse basierten. Dem Chefdiagnostiker zufolge hatte der gesamte Fleischkloß ein höchst akutes medizinisches Problem. Nach einem ersten Blick auf die ausgewerteten Daten und einer Anzahl von Tiefflügen über die Planetenoberfläche konnten ihm Conway und Edwards nur in jeder Hinsicht zustimmen.