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Priliclas Körper bebte jetzt heftig, und Conway sagte entschuldigend: „Es. es tut mir wirklich leid, daß die Erinnerung daran, bei Ihnen so starke Gefühlsregungen auslöst, aber.“

„Ach, das weiß ich doch, mein Freund“, entgegnete der Empath und fuhr mit seinem Bericht fort.

Der hudlarische Patient war teilweise einer Dekompression unterzogen worden, damit man an der Operationsstelle effektiver hatte arbeiten können. Diese Methode barg zwar in bezug auf Puls und Blutdruck des Hudlarers einige Risiken, doch hatte Mannon dieses Verfahren selbst entwickelt und war von daher am besten in der Lage gewesen, diese Gefahren einzuschätzen. Seit er den Patienten vor der Operation einer Dekompression unterzogen hatte, mußte er schnell arbeiten, und zuerst schien auch alles glattzugehen. Er hatte bereits einen Hautlappen in dem lederartigen Panzer des Hudlarers geöffnet und die Blutung des subkutanen Zellgewebes unter Kontrolle gehalten, als ihm der erste Fehler unterlief, dem unmittelbar darauf zwei weitere folgten. Bei der bloßen Beobachtung fiel es Prilicla damals gar nicht auf, daß es sich dabei um Fehler handelte, obwohl der Patient erheblich blutete. Erst durch Mannons Gefühlsreaktionen — die zu den heftigsten zählten, die der Empath jemals empfangen hatte — erkannte Prilicla, daß dem Chirurgen einige böse und dumme Schnitzer unterlaufen sein mußten.

Zwischen den beiden folgenden Fehlern lagen größere Abstände, denn Mannons Arbeitstempo hatte sich drastisch verringert, wobei seine Technik eher an das erste ungeschickte Umhertasten eines Medizinstudenten als an die Versiertheit eines der geschicktesten Chirurgen des Hospitals erinnerte. Er war so langsam geworden, daß keine erfolgreiche Operation mehr möglich war, und ihm blieb auch kaum noch Zeit, sie zu beenden und den Druck wiederherzustellen, bevor sich der Zustand des Patienten über den Punkt hinaus zu verschlechtern drohte, von dem es kein Zurück mehr gegeben hätte.

„Es war wirklich deprimierend“, sagte Prilicla, der immer noch heftig zitterte. „Er wollte zwar schnell arbeiten, aber die vorausgegangenen Fehler hatten ihm die Selbstsicherheit geraubt. Mannon überlegte alles zweimal, selbst die simpelsten Dinge, die bei einem Chirurg mit seiner Erfahrung normalerweise automatisch und ohne nachzudenken ablaufen.“

Conway entgegnete einen Moment lang nichts, weil er über die furchtbare Situation nachdachte, in der sich Mannon befunden hatte. Dann fragte er: „War an seinen Gefühlen irgend etwas Ungewöhnliches? Oder an den emotionalen Ausstrahlungen des OP-Teams?“

Prilicla zögerte kurz und antwortete dann: „Es ist selbst für mich sehr schwierig, feine Gefühlsnuancen herauszuffltern, wenn die Quelle so heftige Emotionen ausstrahlt. Aber ich hatte den Eindruck als ob ich. — also, der Effekt ist schwer zu beschreiben —. nun, es war fast so, als ob ich so etwas wie ein schwaches emotionales Echo von unregelmäßiger Dauer empfinge.“

„Wahrscheinlich das Hudlarerband“, warf Conway ein. „Mir hat ein Physiologieband schon des öfteren den Eindruck vermittelt, als würde ich in Gedanken alles doppelt sehen.“

„Nun, das kann möglicherweise der Fall sein“, entgegnete Prilicla. Für ein Wesen, das mit jeder ihm gegenüber formulierten Aussage ausnahmslos einer Meinung war, stellte diese Äußerung die größtmögliche Annäherung an eine verneinende Antwort dar.

Allmählich bekam Conway das Gefühl, daß er auf etwas wirklich Wichtiges stoßen könnte. „Und was war mit den anderen im OP?“ hakte er nach.

„Zwei Mitarbeiterinnen strahlten jene Mischung aus Angst, Sorge und Schock aus, die für eine unmittelbar zurückliegende, leicht traumatische Erfahrung typisch ist. Ich war auf der Zuschauergalerie, als sich die beiden Vorfälle ereigneten, und einer davon hat mir einen ziemlichen Schock versetzt.“

Bei diesem Vorfall hätte eine der kelgianischen Schwestern beinahe einen Unfall gehabt, als sie gerade ein Instrumententablett in den Händen gehalten hatte. Eins der Instrumente, ein langes, schweres Skalpell vom hudlarischen Typ sechs, das zum Öffnen der unwahrscheinlich widerstandsfähigen und zähen Haut dieser Spezies benutzt wurde, war aus irgendeinem Grund vom Tablett gerutscht. Schon eine kleine Stich- oder Schnittwunde stellte für Kelgianer eine sehr ernsthafte Verletzung dar, und als die Schwester die grauenhafte Klinge auf ihre ungeschützte Körperseite herabfallen sah, erstarrte sie vor Schreck. Doch irgendwie prallte das Skalpell so glücklich gegen ihren Körper — man konnte im nachhinein nur schwer erahnen, wie, wenn man die Klingenform und das fehlende Gegengewicht bedachte —, daß es weder in die Haut eindrang, noch das Fell anritzte. Die Kelgianerin war zwar nach außen hin entsprechend erleichtert gewesen, hatte sich innerlich aber erst sehr viel später beruhigen können.

„Das kann ich durchaus nachvollziehen“, bemerkte Conway. „Bestimmt hat ihr die Oberschwester gehörig die Leviten gelesen. Schließlich können sich schon aus den kleinsten Fehlern des OP-Personals regelrechte Katastrophen entwickeln.“

Priliclas Beine fingen erneut an zu zittern, ein Zeichen dafür, daß er sich seelisch auf die Anstrengung vorbereitete, ein klein wenig zu widersprechen. „Nun, die betreffende Kelgianerin war ja die Oberschwester“, sagte er. „Deshalb gab es von ihr auch nur einen relativ leichten Rüffel, als sich eine ihr untergebene Schwester andauernd bei den Instrumenten verzählte — entweder war immer eins zu viel oder eins zu wenig da. Und während dieser beiden Ereignisse nahm ich den von Mannon ausgehenden Echoeffekt war, obwohl er in diesen Fällen nur das Echo von den betreffenden Schwestern reflektierte.“

„Da haben wir doch schon was!“ rief Conway aufgeregt. „Hatten die Schwestern irgendeinen körperlichen Kontakt mit Mannon?“

„Sie haben ihm assistiert“, antwortete Prilicla, „und alle Beteiligten haben Schutzanzüge getragen. Ich wüßte nicht, wie irgendeine parasitäre Lebensform oder Bakterie von einem zum anderen gelangt sein könnte, falls das die Vermutung sein sollte, die Sie im Moment so aufgeregt und hoffnungsvoll macht. Es tut mir sehr leid, mein Freund, aber dieser Echoeffekt scheint mir nicht von Bedeutung zu sein, obwohl er wirklich sehr eigenartig ist.“

„Es muß aber irgend etwas gewesen sein, was die drei gemeinsam hatten“, meinte Conway.

„Ja“, erwiderte Prilicla. „Aber dieses Etwas besaß keine eigene Identität, es war kein Individuum, sondern lediglich ein sehr schwaches emotionales Gefühlsecho der beteiligten Wesen.“

„Und trotzdem“, wandte Conway ein.

Drei Wesen, die allesamt ein sonderbares, von Prilicla nicht für wichtig gehaltenes emotionales Echo ausgestrahlt hatten, waren in diesem Operationssaal Fehler oder Mißgeschicke unterlaufen. Daß sie allein vom Pech verfolgt gewesen waren, schloß Conway aus, weil O’Maras Überprüfungsmethoden in dieser Hinsicht viel zu gründlich waren. Aber angenommen, Prilicla hatte unrecht, und irgend etwas war in den OP oder das Hospital gelangt. eine Lebensform, die schwer wahrzunehmen war und mit der man noch nie etwas zu tun gehabt hatte. Wenn im Orbit Hospital merkwürdige Dinge geschahen, dann lagen die Gründe dafür sehr oft außerhalb des Klinikkomplexes — das war allen bekannt. Im Moment hatte Conway jedoch nicht genügend Anhaltspunkte, um auch nur eine vage Theorie aufzustellen. Seine erste Aufgabe bestand nun also darin, Informationen einzuholen — selbst wenn er entsprechende Hinweise auch dann nicht erkennen würde, wenn er mit beiden Füßen darüber stolperte.