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„Schnell!“ brüllte Conway, „bringen Sie beide auf die nächste mit Luft gefüllte Station!“

Er hätte sich die Worte sparen können, denn alle redeten jetzt wie wild durcheinander und überlasteten damit den Anzugfunk. Das Außenmikrofon war auch keine Hilfe — alles, was er hören konnte, war das tiefe, durch das Wasser übertragene Brummen der Notsirene und zu viele Stimmen, die gleichzeitig plapperten, bis die sehr laute Translatorstimme eines Chalders die anderen übertönte.

„Tier! Tier!“

Conways unermüdliches Schwimmen hatte das Trockenmittel im Anzug bereits überlastet, doch diese Worte ließen den heißen Schweiß, in dem sein Körper badete, eiskalt werden.

Nicht alle Bewohner des Orbit Hospitals waren Vegetarier, und ihre Nahrungsbedürfnisse machten es erforderlich, gewaltige Fleischmengen per Schiff einzuführen, die sowohl extraterrestrischen als auch terrestrischen Ursprungs waren. Aber das Fleisch traf immer gefroren oder auf andere Weise konserviert ein, und das aus einem sehr guten Grund — so sollten nämlich Fälle von Verwechslung seitens der größeren fleischfressenden Lebensformen vermieden werden, die sehr oft in Berührung mit kleineren Wesen kamen, die häufig eine körperliche Ähnlichkeit mit der Lieblingsspeise der Erstgenannten aufwiesen.

Die Regel im Orbit Hospital lautete: Jedes Wesen, das lebt, ist auch intelligent — egal, welche Größe oder Gestalt es hat oder möglicherweise annimmt.

Ausnahmen von dieser Regel waren sehr selten und bestanden aus Haustieren — natürlich ungefährlichen —, die Personalmitgliedern oder wichtigen Besuchern gehörten. Falls zufällig ein nichtintelligentes Lebewesen in das Hospital eindrang, mußte man sehr schnell geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen, damit den kleineren intelligenten Lebensformen kein Schaden zugefügt werden konnte.

Weder das mit dem Transport des Verletzten beschäftigte medizinische Personal noch das Abfertigungsteam war bewaffnet, doch innerhalb weniger Minuten würde die Alarmsirene bewaffnete Mitglieder des Monitorkorps herbeirufen. Inzwischen näherte sich einer der chalderischen Patienten — die allesamt über ihre gesamte Länge von zwölf Metern gepanzert waren und viele Tentakeln besaßen — dem festgeklammerten Dramboner, um ihn mit einem oder höchsten zwei Bissen seiner gewaltigen Kiefer von der Kelgianerin loszureißen.

„Edwards! Mannon! Helfen Sie mir, ihn da zurückzuhalten!“ brüllte Conway, aber es schrien immer noch zu viele Stimmen durcheinander, als daß sie ihn hätten hören können. Er packte zwei Handvoll Haut des Dramboners und blickte wild umher. Der Teamleiter hatte den Ort des Geschehens zur gleichen Zeit erreicht, ein Bein zwischen die verletzte Kelgianerin und den festgeklammerten SRJH geschoben und versuchte jetzt, die beiden mit den Händen auseinanderzustemmen. Conway drehte sich um, zog die Knie bis zum Kinn an und stieß den Teamleiter mit beiden Füßen weg — entschuldigen konnte er sich später. Der Chalder kam gefährlich nah.

Dann kam Edwards an, sah, was Conway tat, und beteiligte sich. Zusammen traten sie nach der riesigen Schnauze des Chalders und versuchten so, ihn zu vertreiben. Sie konnten ihm zwar keinen Schmerz zufügen, vertrauten jedoch darauf, daß der Extraterrestrier nicht zwei intelligente Wesen angreifen würde, um ein scheinbares Tier zu töten, das ein drittes intelligentes Wesen attackierte. Die Situation war jedoch so verworren, daß leicht ein Fehler auftreten konnte. Es war sehr gut möglich, daß Edwards’ und Conways Beine von der Taille abwärts durch einen einzigen Biß amputiert werden könnten.

Plötzlich wurde Conways Fuß von einem Paar großer, starker Hände gepackt, und sein Freund Mannon schwamm an seinem Körper entlang, bis sich ihre Helme berührten.

„Conway, was, zum Teufel, machen.“

„Ich hab keine Zeit für Erklärungen“, antwortete er. „Bringen Sie die beiden nur schleunigst in eine mit Luft gefüllte Abteilung. Passen Sie auf, daß niemand den SRJH verletzt; er richtet keinen Schaden an.“

Mannon blickte auf das Wesen, das die Kelgianerin wie eine riesige blutrote Blase bedeckte. Man konnte tatsächlich sehen, wie das Blut der verletzten Schwester in den großen kugelartigen Körper des Dramboners floß — der jetzt nicht mehr transparent war und bis zum Platzen gefüllt zu sein schien — und sich dort überall ausbreitete.

„Da hab ich mich wohl getäuscht“, sagte Mannon und schwamm weg. Mit einer Hand packte er einen der gewaltigen Zähne des Chalders, drehte sich um, bis er in ein Auge von der ungefähren Größe eines Fußballs starrte, und vollführte mit der zweiten Hand ruckartige Bewegungen zur Seite. Der Chalder blickte verwirrt drein und entfernte sich; und ein paar Sekunden später befand sich Conway mit Edwards und der eingehüllten Kelgianerin in der Schleuse, die zu einer mit Luft gefüllten Abteilung führte.

Das Wasser lief heraus, die Schleuse öffnete sich und zwei grünuniformierte Monitore kamen zum Vorschein, die mit der Waffe im Anschlag in der Schleusenvorkammer standen. Der erste der beiden drückte ein riesige Automatikwaffe mit Mehrfachmagazinen an sich, mit der man sämtliche Wesen sofort betäuben konnte, die der Klasse der warmblütigen Sauerstoffatmer angehörten, während der zweite eine kleine und viel weniger gefährlich aussehende Waffe in der Hand hielt, die aber das Lebenslicht eines Elefantenbullen oder jedes extraterrestrischen Gegenstücks im Nu ausblasen konnte.

„Moment mal!“ sagte Conway und rutschte und schlitterte über den immer noch nassen Boden, um sich vor den Dramboner zu stellen. „Das hier ist ein prominenter Besucher. Geben Sie uns ein paar Minuten. Das kommt schon alles in Ordnung, glauben Sie mir.“

Die beiden Monitore behielten ihre Waffen im Anschlag, und sie sahen auch nicht so aus, als wenn sie Conway glauben würden.

„Das sollten Sie wohl besser erklären“, riet ihm der Teamleiter ruhig, aber mit deutlicher Zornesröte im Gesicht.

„Ja“, erwiderte Conway. „Ich. ehm. ich hoffe, ich hab Sie nicht verletzt, als ich Sie vorhin getreten hab.“

„Nein, nur meinen Stolz. Aber ich will trotzdem.“

„Hier O’Mara“, brüllte eine Stimme aus dem Kommunikator an der gegenüberliegenden Wand. „Ich will Sichtkontakt haben! Was geht da unten eigentlich vor?“

Edwards stand am nächsten. Er stellte Richtung und Schärfe der Kamera laut Anweisung ein und sagte: „Die Situation ist ziemlich kompliziert, Major.“

„Natürlich, wenn Conway etwas damit zu tun hat, ist das kein Wunder“, entgegnete O’Mara in bissigem Ton. „Was macht er denn da? Um Erlösung beten?“

Conway kniete neben der verletzten Kelgianerin und prüfte ihren Zustand. Nach dem, was er sehen konnte, hatte sich der Dramboner so festgeklammert, daß nur sehr wenig Wasser in die Drucktragbahre oder den beschädigten Druckanzug eingedrungen war — die Schwester atmete normal und es gab keine Anzeichen, daß sie Wasser in den Lungen hatte. Die Farbe des Dramboners hatte sich wieder aufgehellt; sie war jetzt nicht mehr tiefrot, sondern wieder fast völlig transparent mit einem leicht rosa schimmernden Farbton. Unter Conways Augen löste sich der SRJH von der Kelgianerin und rollte wie ein großer, mit Wasser gefüllter Ballon davon, bis er an der Wand zum Stillstand kam.

Edwards erklärte gerade: „Vor drei Tagen wurde ein vollständiger Bericht über diese Lebensform eingereicht. Mir ist klar, daß drei Tage kein allzu langer Zeitraum sind, um die Ergebnisse in einer Einrichtung dieser Größe zu verbreiten, aber nichts von all dem wäre geschehen, wenn der Dramboner nicht mit einem schwerverletzten Wesen konfrontiert worden wäre, das.“

„Bei allem Respekt, Major“, unterbrach ihn O’Mara mit einer Stimme, die von allem triefte, nur nicht von Respekt, „ein Hospital ist ein Ort, an dem jedermann jederzeit damit rechnen muß, auf eine schwere Krankheit oder Verletzung zu stoßen. Hören Sie endlich auf, Ausreden zu suchen, und erzählen Sie mir, was passiert ist!“