Выбрать главу

Als erster berichtete einer der Melfaner. „Bevor die Pathologie meine Proben nicht überprüft hat, kann ich mir zwar nicht absolut sicher sein, Doktor Conway, aber anscheinend bestehen die Zähne eher aus pflanzlichen Stoffen als aus tierischer Knochensubstanz. Sie wachsen sowohl auf der oberen als auch auf der unteren Fläche des Mauls und erstrecken sich bis an die Grenze unseres Blickfelds. Die Wurzeln sind quer gewachsen, so daß sich die Zähne unter festem Druck frei nach vorn und hinten biegen können. In der normalen Position sind sie im scharfen Winkel auf die Außenöflhung gerichtet und dienen als tödliche Barriere für große Raubtiere — also nicht als Mittel, um sie zu kleinen Stücken zu zermahlen.

Wegen der Lage und dem Zustand mehrerer großer Kadaver in diesem Bereich würde ich sagen, daß das Nahrungsaufnahmesystem der Kreatur sehr einfach ist“, fuhr der Melfaner fort. „Meerwasser, das Nahrung in Form von Tieren aller Größen enthält, wird in einen Magen oder Vormagen gesogen. Kleine Tiere rutschen durch die Zähne hindurch, während sich größere selbst aufspießen, woraufhin die nach innen verlaufende Strömung und der Überlebenskampf der betreffenden Tiere bewirken, daß sich die Zähne nach innen biegen und die Tiere freigeben. Ich nehme an, die kleinen Tiere stellen kein Problem dar, aber die großen könnten schwere Schäden im Magen verursachen, bevor sie vom Verdauungssystem neutralisiert werden, deshalb müssen sie tot sein, bevor sie den Magen erreichen.“

Conway richtete den Scheinwerfer auf den Bereich, in dem sich der Melfaner befand, und sah, wie dieser mit einem seiner Mundwerkzeuge winkte.

„Das klingt vernünftig, Doktor“, entgegnete Conway. „Es würde mich nicht überraschen, wenn die Verdauungsprozesse wirklich sehr langsam vonstatten gingen.

Ich beginne mich nämlich allmählich zu fragen, ob diese Kreatur nicht mehr pflanzlicher als tierischer Natur ist. Ein Organismus dieser Größe aus normalem Fleisch, Blut, Knochen und Muskeln wäre zu schwer, um sich überhaupt zu bewegen. Aber dieser hier bewegt sich, wenn auch sehr langsam, wie er eben auch alles andere sehr langsam tut.“ Er brach ab, bündelte den Strahl zu maximaler Helligkeit und Reichweite und fuhr dann fort: „Sie sollten lieber an Bord kommen, damit wir uns einen Weg durch diese Zähne brennen können.“

„Nicht nötig, Doktor“, antwortete der Melfaner. „Die Zähne sind verfault und völlig weich und spröde. Sie können einfach durchfahren, und wir folgen Ihnen.“

Edwards ließ das Fahrzeug auf den Boden herabsinken und bewegte es dann mit einer für Melfaner bequemen Krabbelgeschwindigkeit vorwärts. Hunderte dieser langen verfärbten Pflanzenzähne brachen und taumelten langsam durch das trübe Wasser, bis sie diese Barriere plötzlich überwunden hatten.

„Wenn die Zähne eine spezialisierte Form pflanzlichen Lebens sind“, sagte Conway nachdenklich, „dann nehmen sie nur ein sehr scharf umrissenes Gebiet ein, was darauf hindeutet, daß jemand für ihre Anpflanzung verantwortlich ist.“

Edwards brummte zustimmend, hielt an, um zu sehen, ob alle durch den Tunnel gekommen waren, den sie eben geschlagen hatten, und sagte dann: „Der Kanal wird wieder breiter und tiefer, und ich kann eine weitere, vermutlich spezialisierte pflanzliche Lebensform erkennen. Ganz schön groß, nicht? Und dahinten ist noch eine. Die Dinger sind über die ganze Gegend verteilt.“

„Das ist weit genug“, sagte Conway. „Wir wollen nicht den Weg nach draußen aus den Augen verlieren.“

Edwards schüttelte den Kopf. „Ich kann an beiden Seiten genau solche Öffnungen wie die da sehen. Wenn das hier ein Magen ist, und dafür sieht er groß genug aus, dann hat er mehrere Zuleitungen.“

Conway wurde plötzlich böse und entgegnete: „Wir wissen doch, daß es allein in diesem toten Abschnitt Hunderte von diesen Mäulern gibt; und die Anzahl der Mägen ist reine Vermutungssache. Wenn uns der Radarschirm keine Lügen erzählt hat, handelt es sich dabei um große, flache, leere Höhlen mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern. Wir haben das Problem noch nicht einmal angeknabbert!“

Edwards gab einen verständnisvollen Laut von sich und zeigte nach vorn. „Das sieht wie Stalaktiten aus, die in der Mitte weich geworden sind. Ich hätte nichts dagegen, darauf mal einen genaueren Blick zu werfen.“

Selbst der Hudlarer stieg aus, um sich die großen, scharf gebogenen Säulen, die das Dach trugen, genauer anzusehen. Indem sie ihre tragbaren Analysegeräte benutzten, konnten sie nachweisen, daß diese Säulen einen Teil der Muskulatur des Schichttiers darstellten und nicht, wie sie zuvor gedacht hatten, eine weitere pflanzliche Lebensform waren — obwohl die Oberfläche aller Muskelstützen in diesem Bereich von etwas bedeckt war, das Ähnlichkeit mit übergroßen Algen hatte. Diese blasenartigen Gebilde maßen fast einen Meter im Durchmesser und sahen aus, als wenn sie jeden Moment platzen würden. Ein Melfaner, der dem tiefer liegenden Muskelgewebe eine Probe entnehmen wollte, berührte aus Versehen eine: sie platzte und löste in der Nähe ungefähr zwanzig weitere Blasen aus. Sie sonderten eine dicke milchige Flüssigkeit ab, die sich schnell ausbreitete und sich im Wasser der Umgebung auflöste.

Der Melfaner gab unübersetzbare Geräusche von sich und krabbelte zurück.

„Was ist los?“ fragte Conway in scharfem Ton. „Ist das Zeug giftig?“

„Nein, Doktor. Es hat zwar einen starken Säuregehalt, ist aber nicht unmittelbar schädlich. Wenn man ein Wasseratmer wäre, würde man sagen, sie stinkt. Aber sehen Sie sich die Auswirkung auf den Muskel an.“

Die große Muskelsäule, die sowohl im Boden als auch in der Decke fest verwurzelt war, zuckte, und ihr scharfer Bogen begann, sich gerade zu machen.

„Ja“, sagte Conway lebhaft, „das erhärtet unsere Theorie über den Verdauungsvorgang der Kreatur. Aber ich glaube, wir sollten jetzt lieber zur Descartes zurückkehren; diese Gegend scheint nicht so tot zu sein, wie wir gedacht haben.“

Spezialisierte Zahnpflanzen dienten als Filter und tödliche Barriere für Nahrung, die in den Magen der Kreatur gesogen wurde. Weitere symbiotische Pflanzen, die auf den Muskelsäulen wuchsen, sonderten ein Sekret ab, das die Muskeln steif werden und den Magen sich ausweiten ließ, und zogen große Mengen nahrungsreiches Wasser herein. Vermutlich hatte das Sekret auch den Zweck, die Nahrung aufzulösen und sie für die Aufnahme durch die Magenwand oder andere spezialisierte Pflanzen vorzuverdauen. Sie hatten jedenfalls genügend Proben entnommen, damit Thornnastor den Mechanismus der Verdauung in allen Einzelheiten herausfinden konnte. Wenn die Stärke des Verdauungssekrets von der in den Magen gelangten Nahrung verdünnt worden war, verringerte sich auch die Wirkung des Sekrets auf die Muskeln und ermöglichte so den Säulen, zum Teil wieder zusammenzuklappen und unverdaute Substanzen auszustoßen.

Auch von den anderen Säulen begannen jetzt Blasen abzuplatzen. Das bedeutete nicht automatisch, daß das Tier noch lebendig war, sondern nur, daß ein toter Muskel noch immer auf den richtigen Reiz reagierte — doch das Höhlendach wurde angehoben, und automatisch strömte immer mehr Wasser herein.

„Ich bin auch ihrer Meinung, Doktor“, stimmte Edwards zu, „lassen Sie uns hier verschwinden. Aber könnten wir nicht durch ein anderes Maul raus? Vielleicht stoßen wir dadurch auf irgend etwas Neues.“ „Gut“, antwortete Conway mit dem unguten Gefühl, er hätte nein sagen sollen. Wenn schon tote Muskeln zucken konnten, zu welchen anderen Formen unwillkürlicher Bewegungen war der gigantische Kadaver dann noch fähig? Er fügte hinzu: „Sie fahren. Ich bleibe draußen bei den ETs, aber lassen Sie die Ladeluke und die Besatzungsschleuse offen…“