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Conway versuchte angestrengt, die Probleme des Lieutenants zu vergessen, indem er sich laut über seine eigenen Sorgen machte.

„Ich glaube, das beweist eindeutig, daß die Schichtkreaturen unsere Werkzeugbenutzer sind“, sagte er. „Der hohe Grad an Beweglichkeit und Flexibilität, den die Werkzeuge gezeigt haben, macht das ganz deutlich. Sie müssen von einem diffusen und nicht sehr starken Feld geistiger Strahlung gesteuert werden, das von Wurzelnetzen erzeugt und gesteuert wird und sich nur über kurze Entfernung über dem Boden erstreckt. Das Feld ist so schwach, daß ein Durchschnittsterrestrier oder ET die Steuerung vor Ort übernehmen kann.

Denn wären die Werkzeugbenutzer Wesen von mit uns vergleichbarer Körpergröße und geistigen Fähigkeiten“, fuhr er fort, während er versuchte, nicht auf die unter ihnen dahinschlingernde Landschaft zu blicken, „dann müßten sie sich unter der Oberflächensubstanz und durch sie hindurch genauso schnell bewegen können, wie die Werkzeuge darüber hinwegfliegen, wenn sie die Kontrolle aufrechterhalten wollten. Um mit solch einer Geschwindigkeit zu graben, müßten sie in einer Art Panzerschale mit Selbstantrieb stecken. Aber das erklärt nicht, warum sie unsere Versuche, durch ferngesteuerte Geräte mit ihnen in Kontakt zu treten, ignoriert haben und die Kommunikationsmodule lediglich in ihre Einzelteile zerlegt haben.“

„Wenn die Reichweite des geistigen Einflusses den gesamten Körper der Kreatur durchzieht“, unterbrach ihn Murchison, „würde das dann bedeuten, das Gehirn der Kreatur wäre ebenfalls über den ganzen Körper verteilt? Oder, falls sie doch ein lokalisierbares Gehirn besitzt, wo befindet es sich dann?“

„Ich bevorzuge die Vorstellung eines zentralen Nervensystems in einem sicheren und natürlich gut geschützten Bereich“, erwiderte Conway. „Wahrscheinlich nahe der Unterseite der Kreatur, wo es einen reichen Vorrat an Mineralien gibt, und vielleicht in einer natürlichen Aushöhlung im Untergrundgestein. Die Augenpflanzen und ähnliche Arten von innerem Wurzelgeflecht, die du analysiert hast, werden immer differenzierter und umfangreicher, je näher man der Planetenoberfläche kommt. Das könnte bedeuten, daß dort das druckempfindliche Netz durch das elektrovegetabile System verstärkt wird und auf diese Weise sowohl Muskel- als auch die anderen Bewegungsarten hervorgebracht werden, deren Funktion und Zweck uns immer noch unbekannt sind. Das Nervensystem ist zugegebenermaßen größtenteils pflanzlich, aber der Mineralgehalt des Wurzelsystems bedeutet, daß die an irgendeinem Nervenende erzeugten elektrochemischen Reaktionen sehr schnell Impulse zum Gehirn übertragen. Folglich gibt es wahrscheinlich nur ein Gehirn, und das könnte überall liegen.“

Murchison schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ein Wesen von der Größe eines Subkontinents, das kein nachweisbares Gerippe oder einen Knochenbau besitzt, der einen Schutzpanzer bildet, und dessen Körper in Relation zu seiner Fläche einem dünnen Teppich ähnelt, brauchte mehr als nur ein Gehirn; ein zentrales sowieso, aber zusätzlich noch eine Anzahl von neuralen Nebenstellen. Aber was mir wirklich Sorgen macht: Was tun wir, wenn das Gehirn zufällig im Operationsbereich liegt oder zumindest gefährlich nahe?“

„Etwas, das wir nun wirklich nicht tun können, ist, die Operation zu verschieben“, antwortete Conway mit grimmiger Miene. „Das geht aus deinen Berichten ganz deutlich hervor.“

Murchison hatte keine Zeit vergeudet, seit sie auf den Planeten gekommen war. Infolge ihrer Analyse Tausender von Proben, die aus Testbohrlöchern, von Raupenbohrern und Ärzten an sämtlichen Stellen und aus allen Schichten entnommen worden waren, war sie in der Lage, ein wenn auch nicht vollkommen ausführliches, so doch ziemlich genaues Bild von dem gegenwärtigen physiologischen Zustand der Kreatur zu geben.

Ihnen war bereits bekannt, daß der Stoffwechsel der Schichtkreatur extrem langsam ablief und die Muskelreaktionen mehr denen von Pflanzen als von Tieren glichen. Die willkürlichen und unwillkürlichen Muskeln, die die Bewegung, Nahrungsaufnahme, Verdauung, den Kreislauf der Funktionsflüssigkeit und die Zerlegung der Abfallstoffe steuerten, wurden allesamt durch die Sekretion spezialisierter Pflanzen beeinflußt oder angeregt. Doch es waren gerade die Pflanzen, aus deren ausgedehnten Wurzelnetzen das Nervensystem des Patienten bestand, die unter dem atomaren Fallout der rollenden Dramboner am meisten gelitten hatten, weil sie der Oberflächenradioaktivität ermöglichten, tief in die Schichtkreatur einzudringen. Dadurch waren viele Pflanzenarten gestorben und darüber hinaus Tausende von inneren Tierorganismen vernichtet worden, deren Zweck es war, das Wachstum verschiedener spezialisierter Pflanzenarten zu kontrollieren.

Es gab zwei verschiedene Typen innerer Organismen, die beide ihre Aufgabe sehr ernst nahmen. Der Farmerfisch mit dem großen Kopf war dafür verantwortlich, gutartige Gewächse zu kultivieren und zu schützen und alle anderen zu zerstören; für solch ein großes Tier war das Stoffwechselgleichgewicht des Patienten bemerkenswert empfindlich. Der zweite Typ, der quallenartige „drambonische Arzte, jener Blutegel, der praktisch dieselbe Aufgabe wie Leukozyten hatte, assistierte dem Farmerfisch bei der Pflanzenkontrolle und half direkt, wenn einer der Fische verletzt oder krank wurde. Sie mußten auch für Sauberkeit sorgen, indem sie tote Angehörige ihrer eigenen oder der Fischspezies fraßen oder auf andere Art absorbierten. Deshalb konnte bereits eine sehr geringe Menge radioaktiver Substanz, die von den Wurzeln der Pflanzen auf der Oberfläche hineingespült worden war, für den Tod einer sehr großen Anzahl von Leukozyten verantwortlich sein, die wie die Fliegen starben.

Und deswegen entstanden durch die unkontrollierte Ausbreitung bösartigen pflanzlichen Lebens die toten Gebiete, die sich weit über die Gegenden hinaus ausgedehnt hatten, die direkt durch den atomaren Fallout in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Dieser Vorgang war nicht mehr rückgängig zu machen — genausowenig wie die Zersetzung. Die einzige Lösung bestand in der dringenden operativen Entfernung der befallenen Gebiete.

Aber der Bericht war in gewisser Hinsicht auch ermutigend gewesen. In einer Anzahl von Gebieten hatte man bereits kleinere Operationen durchgeführt, um die wahrscheinlichen ökologischen Auswirkungen von großen Mengen verfaulender tierisch-pflanzlicher Materie auf das Meer oder in der Nachbarschaft lebende Schichtkreaturen zu prüfen und sich Verfahren für die radioaktive Entseuchung in großem Maßstab auszudenken. Es hatte sich herausgestellt, daß der Patient, wenn auch langsam, genesen würde. Und wenn man den Einschnitt zu einem Graben von dreißig Metern verbreiterte, dann würde sich die unkontrollierte Wucherung in dem entfernten Abschnitt nicht weiter ausbreiten und das lebende Gebiet nicht infizieren können, obwohl es dennoch ratsam war, regelmäßige Rundgänge zu machen, um absolut sicherzugehen. Das Problem der Zersetzung schließlich war überhaupt keins — die explosionsartige Wachstumsgeschwindigkeit hielt an, bis die betreffende lebende Pflanze die vorhandene Materie verbraucht hatte und starb. An Land würden die Rückstände zu einer sehr fruchtbaren Lehmerde zerfallen und ein ideales Gelände für eine unabhängige Basis bilden, falls man in zukünftigen Jahren medizinische Beobachter benötigte. Und wenn die Substanz von abschüssigen Küstenstreifen in das Meer rutschte, dann brach sie einfach ab und sank auf den Meeresboden, wo sie einen eßbaren Teppich für die rollenden Dramboner bildete.