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Er bat durch ein Zeichen um Ruhe und sagte dann: „Ich danke Ihnen allen. Die Nachricht, daß unser Patient die einzige intelligente Schichtkreatur auf dem Planeten ist, macht es notwendig, daß wir uns noch mehr anstrengen — wenn das überhaupt möglich ist — die bevorstehende Operation zum Erfolg zu führen. Die Neuigkeit, die wir eben vernommen haben, ist kein stichhaltiger Grund, den chirurgischen Eingriff zu verschieben.

Sie alle werden zig Angelegenheiten zu klären haben, die Sie morgen in Anspruch nehmen“, schloß er. „Ich werde die verbleibende Zeit nutzen, um einen letzten Versuch zu unternehmen, die Zustimmung und Mitarbeit unseres Patienten zu erlangen.“

Erst vor drei Tagen waren die baulichen Veränderungen an zwei der Raupenbohrmaschinen abgeschlossen worden, durch die sie gegen die Werkzeuge so sicher wie möglich gemacht worden waren. Außerdem hatte man die in beide Richtungen arbeitende Scannerausrüstung erweitert, um es Conway zu ermöglichen, die Operation von überall auf oder in der Schichtkreatur zu beobachten oder, falls nötig, auch anzuleiten. Als erstes überprüfte er die Kommunikationsausrüstung.

„Ich hab nicht die Absicht, ein toter Held zu werden“, erläuterte Conway grinsend. „Wenn wir uns in irgendeiner Gefahr befinden sollten, werde ich der erste sein, der um Hilfe schreit.“

Harrison schüttelte den Kopf. „Der zweite.“

„Ladies first“, sagte Murchison in bestimmtem Ton.

Sie fuhren landeinwärts zu einem gesunden Gebiet, das dicht mit Augenpflanzen bewachsen war, hielten eine volle Stunde an, fuhren eine Stunde lang weiter und legten dann erneut einen Halt ein. Sie verbrachten den ganzen Morgen und den frühen Nachmittag damit, ohne erkennbare Reaktion des Patienten immer wieder anzuhalten und weiterzufahren. Manchmal fuhren sie in engen Kreisen herum und versuchten so, Aufmerksamkeit zu erregen, doch auch damit hatten sie keinen Erfolg. Nicht ein einziges Werkzeug tauchte auf. Die Bodensensoren gaben kein Signal, daß irgend etwas versuchte, sich ihnen zu nähern oder sie zu untergraben. Im großen und ganzen stellte es sich als ein äußerst frustrierender, wenn auch körperlich erholsamer Tag heraus.

Als sich die Dunkelheit herabsenkte, schalteten sie die Scheinwerfer des Raupenbohrers an und ließen die Lichtstrahlen umherstreichen. Sie konnten zwar sehen, wie sich wegen dieses künstlichen Sonnenscheins Tausende von Augenpflanzen öffneten und plötzlich wieder schlossen, doch die Schichtkreatur verschmähte den Köder trotzdem.

„Am Anfang muß das Wesen auf uns neugierig und darauf aus gewesen sein, alle seltsamen Gegenstände oder Ereignisse zu untersuchen“, sagte Conway. „Jetzt hat es einfach Angst und ist feindselig gegen uns eingestellt — anderswo gibt es für ihn viel bessere Ziele.“

Die Sichtschirme des Raupenbohrers zeigten mehrere Transfusions- und Ernährungsstellen, die unter ständigem Angriff durch Werkzeuge lagen, und zu viele dunkle Flecken auf dem Boden, die nicht aus Öl bestanden.

„Ich glaube immer noch, wir hätten eine größere Chance, direkt mit ihm zu kommunizieren, wenn wir nahe an sein Gehirn herankommen würden oder sogar in den Bereich, wo diese Werkzeuge hergestellt werden“, sagte Conway ernst. „Und falls die direkte Kommunikation nicht möglich ist, könnten wir so vielleicht wenigstens bestimmte Sektionen künstlich stimulieren, um dieser Kreatur glauben zu machen, große Objekte seien auf der Oberfläche gelandet. Dadurch würden wir sie zwingen, die Werkzeuge abzuziehen, die die Transfusionsinstallationen angreifen. Oder wenn wir Kenntnisse von der von ihr angewandten Technologie erlangen könnten, ließe sich das vielleicht als Druckmittel einsetzen.“

Er brach ab, als Murchison den Kopf schüttelte. Sie rief ein Schaubild ab, das aus dreißig oder mehr transparenten Schichten bestand, die die Innenanordnung des Patienten so genau zeigten, wie es sechsmonatige Arbeit mit unzulänglichen Mitteln erlaubte. Ihre Gesichtszüge nahmen eine ernste Miene ein, als wollte sie einen Vortrag halten — ein Gesichtsausdruck, der nach Aufmerksamkeit und nicht nach Bewunderung verlangte.

„Wir haben schon versucht, den Sitz des Gehirns im Patienten zu finden, indem wir die Nerven zurückverfolgt haben“, sagte sie, „das heißt, das Netz aus Wurzelfasern mit metallischen Salzen, die elektrochemische Impulse übertragen können. Durch die willkürlich auf der Oberfläche angelegten Bohrlöcher und die direkte Beobachtung aus Raupenbohrern haben wir herausgefunden, daß sie nicht mit einem zentralen Gehirn verbunden sind, sondern mit einer Schicht aus ähnlichen Wurzelfasern, die direkt über der Planetenoberfläche liegen. Sie schließen sich nicht direkt an dieses neue Netz an, sondern verlaufen parallel dazu, und zwar so dicht daneben, daß durch Induktion Impulse überspringen können.

Ein Teil dieses Netzes ist wahrscheinlich für die Kontraktion der Muskeln auf dem Untergrund verantwortlich, die dem Patienten Beweglichkeit verliehen haben, bevor er diese spezielle Landmasse übernommen und damit aufgehört hat, über seine Feinde zu steigen und sie zu ersticken. Und natürlich ist anzunehmen, daß die Augenpflanzen oben und die Muskeln unten eine direkte Verbindung besitzen, da die Pflanzen die erste Warnung vor einer zweiten Schichtkreatur geben, die versucht, sich über die erste zu schieben, und die anschließende Muskelreaktion fast unwillkürlich wäre.

Doch in dieser Schicht befinden sich noch viele andere Wurzelnetze, deren Funktion wir nicht kennen“, fuhr sie fort. „Farblich unterscheiden sie sich nicht; bis auf winzige Unterschiede in der Dicke sehen sie alle vollkommen gleich aus. Die Sorte, die anscheinend dem Untergrundgestein Mineralien entzieht, kann in der Dicke schwanken. Deshalb würde ich von jeder Art künstlicher Stimulation abraten. Du könntest ganz leicht eine Gruppe der Muskeln über dem Untergrund zum Zucken bringen. Und die Korpsmitglieder auf der Oberfläche müßten zusätzlich zu allem anderen auch noch mit örtlich begrenzten Erdbeben fertig werden.“

„Na schön“, entgegnete Conway, der sich nur deshalb ärgerte, weil ihre Einwände berechtigt waren. „Aber ich möchte trotzdem nahe an sein Gehirn oder an das Gebiet herankommen, wo die Werkzeuge hergestellt werden. Und wenn das Tier uns da nicht selbst hineinzieht, dann müssen wir eben danach suchen. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Wo ist deiner Meinung nach der beste Ort zum Suchen?“

Murchison dachte einen Moment lang nach und antwortete dann: „Entweder könnte sich das Gehirn oder das Gebiet, wo die Werkzeuge hergestellt werden, in einer Vertiefung oder kleinen Senke in der Planetenoberfläche befinden, wo das Tier vermutlich die notwendigen Minerale aufnimmt. Es gibt in vierundzwanzig Kilometern Entfernung eine große steinige Vertiefung, genau hier, die den nötigen Schutz nach unten und zu allen Seiten bietet, während die darüberliegende Körpermasse es vor Verletzungen von oben bewahrt. Aber es gibt noch Dutzende von anderen Stellen, die genausogut in Frage kommen. Ach ja, dort müßte es natürlich auch eine ständige Versorgung mit Nahrung und Sauerstoff geben. Doch da dies beim Patienten ein quasipflanzlicher Prozeß mit Wasser als Funktionsflüssigkeit an Stelle von Blut ist, sollte eigentlich kein Problem darin bestehen, auch ein tief vergrabenes Gehirn zu versorgen.“