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Er fuhr sie in einen der vielen kleinen Gräben, die das Land durchzogen, bremste und tastete auf seinen Schirm; und ein großer Fels schwenkte aus der Seite des Grabens heraus und gab einen schwarzen Tunnel frei. Cojote führ hinein, und die Felsentür schloß sich hinter ihnen. Nirgal hatte geglaubt, das ihn jetzt nichts mehr überraschen könnte; aber er sah mit runden Augen zu, wie sie durch den Tunnel fuhren, dessen rohe Wände eben außerhalb der Ecken des Wagens waren. Es schien für immer so weiterzugehen. »Sie haben einige Zugangstunnels gegraben, so daß das Mohole völlig unbesucht wirkt. Wir haben ungefähr zwanzig Kilometer zu fahren.«

Schließlich schaltete Cojote die Scheinwerfer aus. Der Wagen rollte in die dunkle Nacht hinaus. Sie befanden sich auf einer steilen Straße, die offenbar in Schraubenlinien an der Wand des Moholes nach unten führte. Die Lichter ihrer Instrumente waren wie kleine Laternen; und Nirgal konnte, wenn er durch sein Spiegelbild schaute, sehen, daß die Straße vier- oder fünfmal so breit war wie der Wagen. Die volle Ausdehnung des Moholes war unmöglich zu erkennen; aber nach der Krümmung der Straße konnte er schätzen, daß sie enorm war. Er fragte ängstlich: »Bist du sicher, daß wir mit der richtigen Geschwindigkeit kurven?«

Cojote sagte ärgerlich: »Ich vertraue dem Autopiloten. Es bringt Unglück, darüber zu diskutieren.«

Der Wagen rollte die Straße hinunter. Nach mehr als einer Stunde Abstieg piepte es am Instrumentenbrett, und der Wagen kurvte in die gekrümmte Felswand zu ihrer Linken. Sie fuhren in eine Garagenröhre, die an ihre äußere Schleusentür stieß.

In der Garage begrüßte sie eine Gruppe von etwa zwanzig Personen und führte sie an einer Reihe hoher Räume vorbei zu einer ausgedehnten Kaverne. Die Räume, die die Bogdanovisten des Moholes ausgegraben hatten, waren groß, viel größer als in Prometheus. Die hinteren Räume waren in der Regel zehn Meter hoch und in manchen Fällen zweihundert Meter tief. Und die Hauptkaverne konnte es selbst mit Zygote aufnehmen mit großen Fenstern, die auf das Loch führten. Als er nach der Seite durch das Fenster blickte, sah Nirgal, daß das Glas von außen wie die Steinfläche aussah. Die filternden Beschichtungen mußten wirklich raffiniert sein; denn als der Morgen anbrach, strömte das Licht sehr hell ein. Der Ausblick aus den Fenstern war durch die gegenüberliegende Wand des Moholes begrenzt und einen rundlichen Fleck des Himmels darüber. Aber die Räume wirkten dadurch wundervoll weit und hell, ein Gefühl unter dem Himmel, das Zygote nicht bieten konnte.

Während des ganzen ersten Tages wurde Nirgal von einem kleinen dunkelhäutigen Mann namens Hilali an der Hand genommen, der ihn durch Räume führte und Leute bei der Arbeit unterbrach, um ihn vorzustellen. Die Menschen waren freundlich. »Du mußt einer von Hirokos Kindern sein, nicht wahr? Oh, du bist Nirgal! Sehr erfreut, dich kennenzulernen. He John, Cojote ist hier. Heute abend gibt es eine Party!« Und sie zeigten ihm, was sie machten, und führten ihn in kleinere Räume hinter dem Mohole, wo unter hellem Licht Farmen waren und Werkstätten, die sich bis weit in den Fels hinzuziehen schienen. Und alle waren sehr warm wie in einem Badehaus, so daß Nirgal ständig schwitzte. Er fragte Hilali: »Wohin habt ihr all das herausgearbeitete Gestein gebracht?« Denn zu den Bequemlichkeiten beim Aushöhlen einer Kuppel unter der Polkappe gehörte, wie Hiroko gesagt hatte, daß das herausgeholte Trockeneis einfach in Gas verwandelt wurde.

Hilali sagte ihm: »Es säumt die Straße nahe dem Boden des Moholes.« Die Frage schien ihn zu erfreuen.

Ihm gefielen alle Fragen, die Nirgal stellte. So ging es auch allen anderen Leuten. Die Menschen in Vishniac schienen im allgemeinen glücklich zu sein, ein roher Haufen, der immer eine Party veranstaltete, um Cojotes Ankunft zu feiern — ein Vorwand neben vielen anderen, wie Nirgal annahm.

Hilali bekam auf seinem Armband einen Anruf von Cojote und führte Nirgal in ein Labor, wo sie ihm von einem Finger ein Stück Haut abnahmen. Dann gingen sie langsam wieder zu der großen Kaverne und kamen mit der Menge zusammen, die sich hinten an den Küchenfenstern aufgereiht hatte.

Nachdem man ein üppiges, würziges Mahl aus Bohnen und Kartoffeln verzehrt hatte, begann die Party in der Kaverne. Eine große undisziplinierte Steelband mit wechselnder Besetzung spielte rhythmische Staccatomelodien; und die Leute tanzten stundenlang danach, mit gelegentlichen Pausen, um einen scharfen Schnaps namens Kavajava zu trinken oder an einer Seite des Raums sich an verschiedenen Spielen zu beteiligen. Nachdem er den Kavajava gekostet und eine Tablette Omegendorph geschluckt hatte, die ihm Cojote gab, ging Nirgal hin und spielte mit der Band eine Baßtrommel. Danach setzte er sich auf einen kleinen Grashügel in der Mitte des Raums. Er fühlte sich so betrunken, daß er nicht mehr stehen konnte. Cojote hatte gleichmäßig getrunken, aber kein solches Problem. Er tanzte wild, hüpfte hoch auf Zehenspitzen und lachte. »Junge, du wirst nie die Freude deines Ge kennenlernen!« rief er Nirgal zu. »Das wirst du nie erfahren.«

Es kamen Leute vorbei und stellten sich vor. Manchmal baten sie Nirgal, seine warme Berührung vorzuführen. Eine Schar von Mädchen seines Alters legte seine Hände auf ihre Wangen, die sie mit ihren Drinks gekühlt hatten; und als er sie erwärmte, lachten sie mit runden Augen und luden ihn ein, noch andere Teile von ihnen zu wärmen. Er stand aber auf und tanzte statt dessen mit ihnen. Er fühlte sich locker und benommen und bewegte sich in kleinen Kreisen, um etwas von seiner inneren Energie loszuwerden. Als er summend wieder zu dem Grasbuckel kam, schlängelte sich Cojote herüber und setzte sich gewichtig neben ihn. »Das Tanzen bei diesem Ge ist so schön, daß ich nie genug davon bekommen kann.« Er sah Nirgal mit schiefgeneigtem Kopf an, und seine grauen Haarzotteln fielen ihm übers Gesicht. Nirgal hatte wieder den Eindruck, daß sein Gesicht irgendwie kaputt war, vielleicht durch einen gebrochenen Kinnbacken, so daß die eine Seite breiter war als die andere. Irgend etwas dieser Art. Nirgal schluckte bei dem Anblick.

Cojote faßte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn kräftig. Er rief: »Junge, es scheint, daß ich dein Vater bin!«

»Du machst Witze!« Ein elektrischer Blitz lief Nirgal über den Rücken und das Gesicht, als die beiden sich anstarrten. Er fragte sich, wie die weiße Welt die grüne so gründlich erschüttern könnte wie ein durch das Fleisch zuckender Blitz. Sie nahmen sich fest in die Arme.

Cojote sagte: »Ich scherze nicht!«

Sie schauten sich genau an. »Kein Wunder, daß du so schlau bist.« Er lachte vergnügt. »Ah ha ha ha! Krawumm! Ich hoffe, du bist ganz in Ordnung.«

»Sicher«, sagte Nirgal grinsend, aber unbehaglich. Er kannte Cojote nicht gut; und der Begriff Vater war für ihn noch vager als der von Mutter. Darum war er seiner Gefühle nicht ganz sicher. Genetisches Erbe, gewiß, aber was war das? Sie hatten alle irgendwo ihre Gene; und die Gene von Retortenkindern waren immer transgenisch oder so, sagte man.

Aber Cojote schien erfreut zu sein, obwohl er Hiroko auf hunderterlei Arten verfluchte. »Dieses Biest, dieser Tyrann! Matriarchie ist mir schnuppe! Sie ist verrückt! Ich staune über das, was sie alles macht. Obwohl darin eine gewisse Gerechtigkeit liegt. O ja; denn Hiroko und ich waren in grauer Vorzeit ein Team, als wir noch jung und in England waren. Das ist überhaupt der Grund, weshalb ich hier auf dem Mars bin. Ein blinder Passagier in ihrem Privatraum, mein ganzes verdammtes Leben lang.« Er lachte und klopfte Nirgal wieder auf die Schulter. »Nun, Junge, du wirst später erfahren, wie dir diese Idee gefällt.«

Er ging wieder los zum Tanzen und ließ Nirgal allein, um darüber nachzudenken. Während Nirgal Cojotes Drehungen zusah, konnte er nur den Kopf schütteln. Er wußte nicht, was er denken sollte, und im Moment war das Denken an sich schon äußerst schwierig. Lieber tanzen oder ins Bad gehen.

Aber sie hatten keine öffentlichen Bäder. Er lief auf dem Tanzboden rings umher und machte daraus eine Art Tanz. Später kehrte er zu dem gleichen Buckel zurück. Dann sammelte sich um ihn eine Schar der Einwohner und auch Cojote. »He, gefällt es dir, der Vater des Dalai Lama zu sein? Bekommst du dafür keinen Namen?«