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»Zur Hölle mit dir, Mann! Wie ich schon sagte, Ann meint, sie haben das Graben dieser Moholes am fünfundsiebzigsten Breitengrad eingestellt, weil die Lithosphäre hier unten dünner ist.« Cojote nickte geheimnisvoll. »Ich möchte zu einem der aufgegebenen Moholes gehen und dessen Roboter wieder in Gang setzen und sehen, ob sie tief genug graben, um einen Vulkan anzubaggern.«

Alle lachten. Aber eine Frau schüttelte den Kopf. »Wenn du das tust, werden sie hier herunterkommen, um das zu prüfen. Wenn du so etwas vorhast, solltest du nach Norden gehen und eines der Moholes bei sechzig Grad in Angriff nehmen. Auch die sind außer Betrieb.«

»Aber Ann sagt, daß die Lithosphäre dort dicker ist.«

»Gewiß, aber die Moholes sind auch tiefer.«

»Hmmm«, machte Cojote.

Und die Unterhaltung ging zu ernsthafteren Themen über, zumeist die unvermeidlichen Knappheiten und die Entwicklungen im Norden. Aber als sie am Ende der, Woche Vishniac durch einen anderen und noch längeren Tunnel verließen, wandten sie sich nach Norden, und alle früheren Pläne Cojotes waren verflogen. »Das ist die Geschichte meines Lebens, Junge.«

In der fünften Nacht, da sie über die wirren Hochlande des Südens fuhren, verlangsamte Cojote den Rover und umrundete den Rand eines großen alten Kraters, der fast bis zum Niveau der ihn umgebenden Ebene abgetragen war. An einer Fehlstelle in dem alten Rand konnte man sehen, daß der sandige Kraterboden durch ein riesiges rundes schwarzes Loch gekennzeichnet war. So etwas mußte von der Oberfläche aus wohl wie ein Mohole aussehen. Ein Wölkchen aus dünnem Reif stand ein paar hundert Meter über dem Loch, wie durch einen Zaubertrick aus dem Nichts entstanden. Der Rand des Moholes war abgeschrägt, so daß ein Betonband trichterartig unter einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad nach unten führte. Es war schwer zu sagen, wie groß es war, weil es wegen des Moholes nur wie ein schmaler Streifen aussah. An seinem äußeren Rand war ein hoher Drahtzaun. »Hmm«, sagte Cojote und sah aus dem Fenster. Er setzte in dem Hohlweg zurück und parkte. Dann zog er einen Schutzanzug an. »Bald zurück«, sagte er und kletterte in die Schleuse.

Für Nirgal war es eine lange, sorgenvolle Nacht. Er schlief kaum und hatte am nächsten Morgen quälende Angst, als er Cojote vor der Schleuse des Wagens erscheinen sah, kurz vor sieben Uhr, als die Sonne sich gerade anschickte aufzugehen. Er wollte sich schon über die Länge von Cojotes Verschwinden beklagen. Als der aber hereinkam und den Helm abnahm, war deutlich, daß er in schlechter Stimmung war. Während sie den Tag über so da saßen, tastete Cojote in einer intensiven Besprechung auf seinem Computer und fluchte widerlich, offenbar ohne an seinen jungen hungrigen Schutzbefohlenen zu denken. Nirgal machte sich daran, für sie beide Essen aufzuwärmen. Dann döste er unruhig dahin und erwachte, als der Rover einen Sprung nach vorn machte. Cojote sagte: »Ich werde versuchen, durch das Tor zu kommen. Eine tolle Sicherheit haben die hier bei dem Loch. Noch eine Nacht, dann müßte ich dahinter kommen.« Er wendete den Wagen und parkte auf dem gegenüberliegenden Rand. In der Abenddämmerung ging er wieder zu Fuß los.

Wieder blieb er die ganze Nacht fort; und Nirgal konnte wieder kaum schlafen. Er fragte sich, was er wohl machen sollte, wenn Cojote nicht zurückkäme.

Und in der Tat war er bei Tagesanbruch nicht zurück. Der folgende Tag war fraglos der längste in Nirgals Leben, und an dessen Ende hatte er keine Ahnung, was er tun würde. Versuchen, Cojote zu retten? Versuchen, nach Zygote oder Vishniac zurückzufahren? Zum Mohole hinuntergehen und sich selbst dem mysteriösen Sicherheitssystem überantworten, wie es auch sein mochte, das Cojote verschlungen hatte? All das schien unmöglich.

Aber eine Stunde nach Sonnenuntergang klopfte Cojote mit einem tik-tik-tik an den Wagen und war dann mit wütendem Gesicht drinnen. Er trank einen Liter Wasser und noch den größten Teil eines zweiten Liters. Dann blies er ärgerlich die Backen auf und sagte: »Laß uns hier bloß wegkommen!«

Nach einigen Stunden schweigender Fahrt wollte Nirgal das Thema wechseln oder zumindest erweitern und sagte: »Cojote, wie lange denkst du, daß wir versteckt bleiben werden?«

»Nenne mich nicht Cojote! Ich bin nicht Cojote. Cojote ist da draußen hinter den Bergen, atmet schon die Luft und tut, was er will, der Schuft. Ich — mein Name ist Desmond. Du nennst mich Desmond, verstanden?«

»Okay«, sagte Nirgal ängstlich.

»Was das anbetrifft, wie lange wir uns werden verstecken müssen, so denke ich für immer.«

Sie fuhren zurück zum Mohole Rayleigh, wo Cojote (er schien kein Desmond zu sein) zunächst hatte hingehen wollen. Dieses Mohole war wirklich aufgegeben, ein unbeleuchtetes Loch im Bergland, dessen thermische Wolke wie das Gespenst eines Denkmals darüber stand. Sie konnten direkt in den leeren, mit Sand bedeckten Parkplatz und die Garage an seinem Rand fahren, zwischen eine kleine Flotte von Robotfahrzeugen, die von Persenning und Flugsand bedeckt waren. Cojote knurrte: »Das sieht eher so aus. Wir werden einen Blick hineinwerfen. Los, zieh deinen Schutzanzug an!«

Es war eigenartig, draußen im Wind zu sein und auf dem Rand eines so enormen Dings zu stehen. Sie schauten über eine brusthohe Mauer und sahen das abgeschrägte Betonband, welches das Loch umgab und etwa zweihundert Meter nach unten reichte. Um den eigentlichen Schacht zu sehen, mußten sie etwa ein Kilometer auf einer Straße hinuntergehen, die rundum in das Betonband eingeschnitten war. Dort konnten sie endlich über den Rand der Straße in die Finsternis hinabschauen. Cojote stand direkt auf dem Rand, was Nirgal nervös machte. Er kroch auf Händen und Knien hin, um darüber zu blicken. Kein Anzeichen eines Bodens. Sie hätten ebensogut ins Zentrum des Planeten schauen können. »Zwanzig Kilometer«, sagte Cojote über das Interkom. Er hielt eine Hand über den Rand, und Nirgal tat dasselbe. Er konnte den Aufwind spüren. »Okay, sehen wir zu, ob wir die Roboter in Gang bringen können!« Und sie kletteren die Straße wieder hinauf.

Cojote hatte viele ihrer Stunden am Tag mit dem Studium alter Programme auf seinem Computer verbracht. Jetzt schaltete er sich, nachdem sie Wasserstoffperoxid aus ihrem Anhänger in zwei Robot-Behemoths auf dem Parkplatz umgepumpt hatten, in deren Kontrollpaneele ein und machte sich an die Arbeit. Als er damit fertig war, meinte er befriedigt, daß sie auf dem Boden des Mohole wie erforderlich funktionieren würden; und sie beobachteten die zwei Maschinen mit Rädern doppelt so hoch wie Cojotes Wagen, wie sie auf der gewundenen Straße nach unten rollten.

»Okay«, sagte Cojote und wurde wieder fröhlich. »Sie werden die Energie aus ihren Sonnenpaddeln benutzen, um selbst Peroxidsprengstoff herzustellen, und langsam beginnen, bis sie vielleicht auf etwas Heißes treffen. Vielleicht haben wir jetzt gerade einen Vulkanausbruch gestartet.«

»Ist das gut?«

Cojote lachte wild los. »Ich weiß nicht! Aber niemand hat das bisher gemacht, darum muß man es mindestens empfehlen.«

Sie nahmen ihre planmäßige Reise wieder auf zwischen sowohl versteckten wie offenen Zufluchtsstätten, und Cojote sagte überalclass="underline" »Wir haben das Mohole Rayleigh letzte Woche in Gang gesetzt. Habt ihr schon einen Vulkanausbruch gesehen?«

Niemand hatte einen gesehen. Rayleigh schien sich wie zuvor zu verhalten. Seine Dampfwolke war ungestört. »Nun, vielleicht klappt es nicht«, sagte Cojote. »Vielleicht wird es einige Zeit erfordern. Andererseits — wenn das Mohole jetzt geschmolzene Lava am Boden hätte, wer würde das merken?«

»Wir würden es merken«, sagten die Leute. Und manche fügten hinzu: »Warum würdest du etwas so Blödes machen? Du könntest ebensogut die Transnationale Behörde anrufen und ihnen sagen, sie sollten herunterkommen, um hier nach uns zu schauen.«