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Sie stand eilends auf, zahlte ihre Rechnung und machte einen langen Spaziergang. Sie schlenderte an den Reihen der weißen Bareissäulen entlang und durch den Princess Park zu den neuen Kuppeln, um die Pingohügel herum, wo sich die derzeit in Mode befindlichen Apartments befanden. Hier in dem hohen westlichen Distrikt konnte man weit hinunterblicken und die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung sehen, die Bäume und Dächer getrennt durch die Promenade und ihre Kanäle, die großen, weiträumig verteilten Mesas, die riesigen Kathedralen ähnelten. Ihre Seiten aus nacktem Gestein waren rissig und gefurcht. Horizontale Reihen blitzender Fenster waren der einzige Hinweis, daß jede von ihnen eine eigene Stadt war, eine kleine Welt, die gemeinsam mit anderen auf der roten Sandebene unter der immensen unsichtbaren Kuppel lebte und mit ihnen verbunden war durch aufsteigende Fußgängerbrücken, die wie Seifenblasen blitzten. Ah, Burroughs!

So ging sie mit den Wolken zurück, durch enge Straßen zwischen Asphaltblocks und Gärten, zu Hunt Mesa und ihrer Wohnung unter dem Tanzstudio.

Michel und Spencer waren nicht da; und längere Zeit stand sie einfach am Fenster und sah zu, wie die Wolken über die Stadt eilten. Sie versuchte, Michels Aufgabe zu übernehmen, nämlich ihre Launen zu bändigen und sich selbst in ein stabiles Zentrum zurückzuziehen. Von der Decke kamen kleine ungeordnete Klopftöne. Eine neue Klasse begann. Dann war das Klopfen im Gang vor der Tür, und zwar ziemlich laut. Sie ging hin. Ihr Herz pochte wie die Decke.

Es waren Jackie und Antar, Art und Nirgal, Rachel und Frantz und der Rest der Ektogenen von Zygote, die hereinströmten und mit Schallgeschwindigkeit redeten, so daß sie sie nicht ganz verstehen konnte. Sie begrüßte sie so herzlich, wie sie konnte, da Jackie dabei war. Dann nahm sie sich zusammen und entfernte allen Haß aus ihren Augen und sprach mit allen, auch mit Jackie, über ihre Pläne. Sie waren nach Burroughs gekommen, um bei der Organisation einer Demonstration unten im Kanalpark zu helfen. Man hatte durch die Zellen Mitteilung gemacht, und sie hofften, daß auch viele der nicht angeschlossenen Bürger zu ihnen stoßen würden. Maya sagte: »Hoffentlich wird das keine Maßregelungen beschleunigen.«

Jackie lächelte ihr zu, natürlich triumphierend. Sie sagte: »Bedenke immer, es führt kein Weg zurück.«

Maya rollte mit den Augen und ging, um Wasser auf den Herd zu stellen. Sie versuchte ihre Bitterkeit zu unterdrücken. Sie würden mit allen Zellenleitern in der Stadt zusammenkommen; und Jackie würde das Meeting leiten und alle zu sofortiger Rebellion anstiften, ohne daß Sinn oder Strategie beteiligt waren. Und Maya würde nichts dagegen tun können. Die Zeit war leider vorbei, da sie ihr den Mist austreiben konnte.

Also ging sie herum, nahm den Leuten die Mäntel ab, gab ihnen Bananen und stieß ihre Füße von den Sofakissen. Sie fühlte sich wie ein Dinosaurier unter Säugetieren, ein Dinosaurier in einem neuen Klima, unter flinken heißen Kreaturen, die ihr triumphierendes Einherstolzieren haßten, ihren langsamen Hieben trotzten und hinter ihrem nachschleppenden Schwanz Wettrennen veranstalteten.

Art kam lässig heraus, um ihr beim Austeilen der Teetassen zu helfen, strubbelig und schlapp wie immer. Sie fragte ihn, was er von Fort gehört hätte, und er gab ihr den täglichen Bericht von der Erde. Subarashii und Consolidated wurden von fundamentalistischen Armeen angegriffen, von etwas, das wie eine fundamentalistische Allianz aussah, obwohl das nur eine Illusion sein konnte, da die christlichen und islamischen Fundamentalisten einander haßten und beide die fundamentalistischen Hindus verachteten. Die großen Metanationalen hatten die neue UN benutzt, um zu warnen, daß sie ihre Interessen mit entsprechender Stärke verteidigen würden. Praxis, Amexx und die Schweiz hatten auf Einschaltung des Weltgerichtshofes gedrängt und Indien desgleichen, aber sonst niemand. Michel sagte: »Mindestens haben sie noch Angst vor dem Weltgerichtshof.« Aber für Maya sah es eher so aus, als ob sich der Metanatricid zu einem Krieg zwischen den Wohlhabenden und den ›Sterblichen‹ entwickelte, der viel explosiver sein könnte — totaler Krieg anstelle von Enthauptungen.

Maya und Art besprachen die Lage, während sie den Leuten im Apartment Tee servierten. Ob Spion oder nicht, Art kannte die Erde und hatte ein scharfes politisches Urteilsvermögen, was sie hilfreich fand. Er war wie ein voll ausgereifter Frank. Stimmte das? Irgendwie wurde sie an Frank erinnert; und obwohl sie nicht genau sagen konnte, weshalb, gefiel es ihr irgendwie. Niemand sonst hätte eine Ähnlichkeit in diesem plumpen, listigen Mann gesehen. Es war ihre Auffassung und allein die ihre.

Dann strömten noch mehr Leute in das Apartment, Zellenleiter und Besucher von außerhalb der Stadt. Maya saß hinten und hörte zu, als Jackie zu ihnen sprach. Ein jeder im Widerstand, dachte Maya beim Zuhören, war um seiner selbst willen dabei. Die Art, wie Jackie ihren Großvater als Symbol gebrauchte und wie eine Fahne schwenkte, um ihre Truppen zu sammeln, war widerlich. Nicht John war es gewesen, der ihr ihre Anhänger verschafft hatte, sondern ihre weiße pralle Bluse, dieses Luder! Kein Wunder, daß Nirgal von ihr entfremdet war.

Jetzt redete sie ihnen dringend zu mit ihrer gewöhnlichen zündenden Botschaft, die enthusiastisch sofortige Rebellion empfahl ungeachtet der vereinbarten Strategie. Und für diese sogenannten Boone-Anhänger war Maya nichts weiter als eine alte Liebschaft dieses großen Mannes oder vielleicht der Grund dafür, daß er getötet wurde; eine fossile Odaliske, ein historisches Ärgernis, ein Objekt menschlichen Begehrens wie Helena von Troja, die von Faust wieder herbeizitiert wurde, substanzlos und geisterhaft. Ach, das war zum Verrücktwerden! Aber Maya behielt eine kühle Miene, stand auf und ging mit abgewandtem Gesicht in der Küche ein und aus. Sie tat, was Liebchen so machten, sie machte es den Leuten gemütlich und verpflegte sie gut. Mehr konnte sie im Moment nicht tun.

Sie stand in der Küche und blickte aus dem Fenster auf die Dächer hinab. Sie hatte jeden Einfluß auf den Widerstand verloren, den sie je gehabt hatte. Das ganze Ding würde losgelassen, ehe Sax oder sonstweiche der übrigen, auf die es ankam, bereit waren. Jackie redete im Wohnzimmer geschwollen weiter daher, um eine Demonstration zu organisieren, die zehntausend, vielleicht fünfzigtausend Leute in den Park bringen könnte. Wer könnte das sagen? Und wenn die Sicherheit mit Tränengas, Gummigeschossen und Gummiknüppeln reagierte, würden Menschen verletzt und einige Personen getötet werden. Getötet ohne einen strategischen Zweck, Personen, die tausend Jahre hätten leben können. Und Jackie machte immer noch weiter, strahlend und begeistert. Sie brannte wie eine Flamme. Oben brach die Sonne durch eine Wolkenlücke wie helles Silber und verdächtig groß. Art kam in die Küche, setzte sich an den Tisch, schaltete seine KI ein und steckte das Gesicht hinein. »Ich habe auf dem Handgelenk eine Nachricht von Praxis daheim bekommen.« Er las den Schirm ab, wobei seine Nase ihn fast berührte.

Maya fragte unsicher: »Bist du kurzsichtig?«

»Ich glaube, nicht. O Mann! Ka bum. Ist Spencer da draußen? Hol ihn her!«

Maya ging zur Tür und machte Spencer ein Zeichen. Er kam herein. Jackie ignorierte die Störung und redete weiter. Spencer setzte sich neben Art, der sich jetzt mit runden Augen und rundem Mund zurückgelehnt hatte, an den Küchentisch. Spencer las ein paar Sekunden und lehnte sich dann auch zurück. Er sah mit einer seltsamen Miene zu Maya hinüber und sagte: »Das ist es!«

»Was?«

»Der Auslöser.«

Maya ging zu ihm hin und las über seine Schulter.

Sie hielt sich an ihm fest in einer bizarren Empfindung von Schwerelosigkeit. Die Lawine war nicht mehr aufzuhalten. Sie hatte ihre Arbeit getan, wenn auch nur knapp. Im Moment des Versagens hatte sich das Schicksal gewendet.