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»Was ist passiert?« fragte er, als sie die beiden anderen Inspektoren erreicht hatten.

Eines der Wesen wandte den dreieckigen Schädel und starrte ihn aus seinen unheimlichen Kristallaugen an, während sich das andere weiter auf den Computermonitor konzentrierte, auf dem unverständliche Zahlen und Symbolreihen in der fremdartigen Schrift der Moroni vorüberflimmerten; so schnell, daß die einzelnen Buchstaben ineinanderzufließen schienen. Trotzdem schien der Inspektor keine Mühe zu haben, dem Text zu folgen.

»Jemand hat versucht, den Sperrgürtel zu durchdringen«, sagte der andere Inspektor. »Eine unserer Robot-Patrouillen stieß vor zwei Stunden auf zwei Humanoide.«

Er machte eine Handbewegung, und die flimmernden Zahlenreihen auf dem Bildschirm machten einer grobkörnigen, stark gerasterten Schwarzweißaufnahme des schneebedeckten Landes zwanzig Meilen südlich von New York Platz. Es handelte sich um eine Infrarotaufnahme, wie Stone an den falschen Farben und verschwommenen Umrissen erkannte. Trotzdem waren die beiden menschlichen Gestalten, die sich hakenschlagend und groteske Sprünge vollführend vor den Laserschüssen der Wachroboter in Sicherheit brachten, deutlich zu identifizieren.

»Was ist daran besonderes?« fragte er. »Irgendwelche Dummköpfe versuchen ständig, in den Sperrbezirk vorzudringen.«

»Das ist richtig«, antwortete der Inspektor. »Trotzdem ist diese Situation außergewöhnlich.«

»Wieso?«

»Kurze Zeit später orteten die Meßgeräte eines in der Nähe befindlichen Läufers eine große Metallmasse«, antwortete der Inspektor. »Wie es seiner Aufgabe entspricht, änderte er den Kurs, um sie zu bergen. Sehen sie selbst.«

Das Bild wechselte und war jetzt von deutlich besserer Qualität. Und als Stone sah, was der Läufer entdeckt hatte, da mußte er diesmal seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht erschrocken zusammenzufahren.

In einem gewaltigen Krater aus geschmolzenem und zu Eis wiedererstarrtem Schnee erhob sich der buckelige Kopf eines riesenhaften Flugzeuges. Die Umgebung bot keinerlei Vergleichsmöglichkeiten, so daß es Stone schwerfiel, seine Größe zu schätzen, aber es mußte gewaltig sein.

»Ein ... Wrack?« fragte er zweifelnd.

»Keineswegs«, antwortete der Inspektor.

Das Flugzeug wuchs langsam auf dem Bildschirm heran. Das Bild schwankte im Takt der Schritte, die die riesige Maschine gemacht hatte, und ein- oder zweimal geriet das Flugzeug ganz aus dem Aufnahmebereich der Kamera.

Dann begann die Maschine plötzlich zu erzittern, und Stone sah, wie sich die vier riesigen Düsentriebwerke in den Tragflächen drehten, bis sie genau abwärts gerichtet waren, so daß die Maschine senkrecht abheben konnte. Ein helles, orangefarbenes Glühen brach plötzlich aus den Düsen.

Stone beobachtete mit angehaltenem Atem, wie der riesige Flugzeugleib zu zittern begann und sich dann langsam, fast widerwillig vom Boden hob, ein kurzes Stück weit durchsackte, abzustürzen drohte und sich dann abermals und schneller zu heben begann. Der Schnee unter seinem Rumpf schmolz und wurde zu brodelndem Dampf, der die Maschine erneut für Sekunden dem Blick der Kamera entzog. Für Augenblicke war sie nur noch als verschwommener Schatten inmitten einer kochenden, grauen Dampf- und Qualmwolke zu erkennen, dann sackte sie mit einem plötzlichen Ruck durch, stürzte aus zehn oder fünfzehn Metern Höhe zu Boden und zerbrach. Eine grelle Explosion zerriß ihre linke Tragfläche, und auch aus dem Heck schlugen Flammen.

Der Bildschirm wurde dunkel und zeigte nach einem Augenblick wieder die verwirrenden Buchstaben und Zahlen, und plötzlich fühlte sich Stone voller Unbehagen von allen drei Inspektoren angestarrt.

»Ich sehe nicht ein, was daran so aufregend sein soll«, sagte jer. »Es ist abgestürzt.«

»Das ist richtig«, sagte der Inspektor. »Unglücklicherweise erreichten uns diese Aufnahmen zu spät, so daß wir die Besatzung des Läufers nicht mehr informieren konnten. Das Wrack wurde zerlegt und verarbeitet.«

»Gab es Überlebende?« fragte Stone. Seine Stimme zitterte, und er hoffte inständig, das es den Inspektoren nicht auffiel.

»Nein«, antwortete die weiße Riesenameise. »Wir haben eine Suchmannschaft losgeschickt, aber niemanden gefunden.«

»Trotzdem ist die Situation besorgniserregend«, sagte einer der beiden anderen Inspektoren.

Das war sie in der Tat. Für Daniel Stone war sie sogar noch sehr viel besorgniserregender, als die Ameise ahnen mochte, denn er hatte eine sehr bestimmte Vorstellung, wer in dieser Maschine gesessen hatte.

So beherrscht, wie er konnte, sagte er: »Es tut mir leid - aber das verstehe ich nicht.«

»Sie kennen diese Konstruktionen nicht?« Stone war sicher, daß der Inspektor die Augenbrauen hochgezogen hätte, hätte er so etwas wie Augenbrauen gehabt.

»Natürlich kenne ich sie«, antwortete er hastig. »Es war eine Superguppy II. Das größte Transportflugzeug, das je gebaut wurde. Irgendwelche Rebellen müssen es in einem vergessenen Winkel gefunden und flottgemacht haben.«

Er spürte selbst, wie dünn diese Erklärung klang, aber es war die beste, die ihm in der Eile einfiel.

»Das ist unwahrscheinlich«, antwortete der Inspektor. »Der Randbereich der Sperrzone wird regelmäßig kontrolliert. Wir wissen definitiv, daß dieses Flugzeug vor zwei Tagen noch nicht da war. Es muß sich der Zone genähert haben, ohne von unseren Radar- und Überwachungsgeräten erfaßt zu werden.«

»Und wir wissen nicht, woher es kam«, fügte ein anderer Inspektor hinzu. Stone sah ihn überrascht an. »Die Nummernkennung auf den Tragflächen beweist eindeutig, daß es aus jener vor drei Monaten entdeckten Basis in der Nähe des entarteten Nestes stammt.«

»Ich fürchte, ich versteh' noch immer nicht«, sagte Stone unsicher.

»Die Hinweise auf einen bevorstehenden Sprung verdichten sich, Governor Stone«, antwortete die Ameise. »Die Anwesenheit dieses Flugzeuges könnte ein Indiz auf einen bevorstehenden Angriff sein.«

»Aber das ist doch ... Unsinn«, murmelte Stone verstört. »Sie sind viel zu wenige. Ich meine ... selbst wenn sie ein paar Flugzeuge und ein paar alte Waffen ausgegraben haben...«

»Es gibt noch mehr Indizien, Governor Stone«, unterbrach ihn der Inspektor, »die aber im Moment keine Rolle spielen. Wir haben die Situation analysiert und sind zu dem Schluß gekommen, daß Gefahr besteht.«

Stone starrte den Inspektor an. Er hätte plötzlich seine rechte Hand dafür gegeben, einen Blick hinter die kalte, weiße Stirn aus Horn tun zu können. »Und ... was bedeutet das?« fragte er.

»Sämtliche Krieger und Militärbasen wurden in Alarmbereitschaft versetzt«, antwortete der Inspektor. »Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß auch die menschlichen Hilfstruppen bereitstehen. Falls der Sprung zu früh stattfindet, müssen wir in der Lage sein, die Evakuierungsmaßnahmen ordnungsgemäß und reibungslos durchzuführen.«

Stone starrte ihn aus aufgerissenen Augen an, und diesmal gelang es ihm nicht mehr, das Entsetzen von seinem Gesicht zu verbannen. Vielleicht bemerkte es der Inspektor sogar, aber wenn, dann würde er kaum begreifen, worüber Daniel Stone bis ins Mark erschrak.

Es war nicht der Gedanke, daß auf diesem Planeten vielleicht bald ein Krieg ausbrechen würde, gegen den die beiden Weltkriege wie ein harmloses Sandkastenspiel wirken mußten. Es war nicht der Gedanke, daß er nun vielleicht das einzige kennenlernen würde, vor dem selbst die Moroni Angst hatten. All dies hatte er seit drei Monaten gewußt, und er hatte gewisse Vorkehrungen für den Tag getroffen, an dem es passieren würde, wenn es geschah.

Aber es konnte sein, dachte er, daß ihm diese Vorkehrungen nicht mehr viel nutzten.