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»Wie kommst du dazu?« fragte Charity mißtrauisch.

Gurk seufzte tief. »Geklaut«, sagte er. »Habe ich dir noch nicht erzählt, daß ich auf vierunddreißig Planeten der Milchstraße als Autodieb gesucht werde?«

»Hör mit dem Blödsinn auf«, sagte Charity verärgert. »Was in Dreiteufelsnamen geht hier vor?«

Gurk lenkte das Fahrzeug in eine Seitenstraße und beschleunigte noch mehr. Die Fassaden der halb zerstörten Häuser huschten so schnell an ihnen vorüber, daß Charity nur noch ein Durcheinander aus verschwommenen Farben wahrnehmen konnte. »Ich schlage vor, wir suchen uns irgendwo ein ruhiges Plätzchen und warten, bis die ganze Aufregung vorbei ist«, sagte er. »Wir haben eine Menge zu besprechen.«

18

French saß seit drei oder vier Stunden in seinem Versteck, und er wußte, daß er hier nicht mehr herauskommen würde.

Er hatte drauf gewartet, daß die riesige weiße Spinne wieder ging und die übrigen Kreaturen wieder ihre normale Arbeit aufnahmen, aber keines von beidem war geschehen. Statt dessen hatte sich in der gewaltigen Halle eine Atmosphäre hektischer, angespannter Nervosität ausgebreitet, und während der letzten Minuten waren mehr und mehr Spinnen hereingekommen - eine Armee großer, sechsgliedriger Kreaturen, die sich in einem Punkt von denen unterschieden, die French kannte. Sie waren bewaffnet.

Er zweifelte nicht daran, daß er der Grund dieser Aufregung war. In der Nische, in der er sich verkrochen hatte, war er sicher - selbst ein zufälliger Blick in seine Richtung hätte den Spinnen nur einen schwarzen Schatten gezeigt -, und solange er die Nerven behielt und nicht versuchte, aus seinem Versteck zu entkommen, würde ihm nichts geschehen. Aber er konnte nicht ewig hierbleiben.

Er fragte sich, was geschehen war. Er war stundenlang durch die Spinnenwelt gelaufen, und er war mehr als einer dieser furchtbaren Kreaturen begegnet, ohne daß sie ihn auch nur erkannt hätten. Und plötzlich marschierte eine ganze Armee auf, zweifellos aus keinem anderen Grund als dem, ihn zu suchen und zu töten.

Möglicherweise hatte es etwas mit dieser neuen, weißen Kreatur zu tun, die aus dem Metallring getreten war. Der kurze Blick ihrer Augen, den French aufgefangen hatte, hatte ihn davon überzeugt, daß sie wesentlich intelligenter und somit gefährlicher war als die anderen Bestien. Er hatte auch überlegt, sie zu töten - im Laufe der letzten Stunde war sie mehr als einmal nahe genug an seinem Versteck vorübergegangen, um sie mit einem gut gezielten Schuß aus seiner Harpunenwaffe niederzustrecken. Aber er war nicht sicher, ob es dazu nicht schon zu spät war.

French bewegte sich unruhig. Seine Beine und sein Rücken schmerzten unerträglich von der verkrampften, hockenden Haltung, zu der ihn die Enge des Raumes zwang, in dem er Zuflucht gesucht hatte. Sein Blick irrte durch die riesige Halle, blieb für einen Moment an der strahlendweißen Gestalt des Monstrums hängen, das die bewaffneten Spinnen ganz offensichtlich befehligte, und suchte dann wieder den schwebenden, eisernen Ring.

Irgend etwas geschah. French spürte es, eine halbe Sekunde, bevor das Bild der Rückwand der Halle im Inneren des Eisenringes zu verblassen begann und wieder jener wesenlosen, wabernden Schwärze Platz machte, die er schon einmal gesehen hatte.

19

»Also«, begann Gurk, nachdem er den Wagen in eine schmale Seitenstraße und mit erstaunlichem Geschick in den Schutz einer Toreinfahrt bugsiert hatte. »Was um alles in der Welt tut ihr hier? Und wo habt ihr den aufgelesen?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Leßter, der lang ausgestreckt und fiebernd auf der Rückbank des Wagens lag. Charity hatte versucht, ihm eine schmerzstillende Tablette aus dem Erste-Hilfe-Päckchen ihres Anzuges einzuflößen, aber keinen Erfolg damit gehabt. Sie war sehr sicher, daß Leßter sterben würde. Sein Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute. Es war kaum verständlich, daß er überhaupt noch lebte.

»Die Frage könnten wir auch stellen«, sagte Skudder. Mit finsterem Gesichtsausdruck fügte er hinzu: »Wenn man bedenkt, daß du angeblich nicht einmal weißt, warum wir hier sind, dann hast du uns ziemlich schnell und präzise geholfen.«

Gurk zog eine Grimasse und streckte dem Hopi die Zunge heraus. »Der große rote Medizinmann glaubt, der kleine weiße Mann hätte ihn verraten, wie?« fragte er spöttisch.

Skudder blieb völlig ernst. Er sagte nichts, aber sein Blick sprach Bände. Und nach einer Weile wandte sich Gurk seufzend von ihm ab und sah zu Charity hoch. »Stone hat mir eine wilde Geschichte erzählt. Ich muß gestehen, ich habe sie bis zuletzt nicht so recht geglaubt. Aber jetzt seid ihr hier.«

Charity warf einen nervösen Blick aus dem Fenster auf die Straße hinaus. Sie hatten sich dem gigantischen Doppelturm des World Trade Center bis auf zwei Blocks genähert und sie waren auf immer mehr Moroni gestoßen; aber auch auf Menschen, wie Stone behauptet hatte. Niemand hatte sie aufgehalten. Die einzige Notiz, die man von dem Luftkissenfahrzeug genommen hatte, hatte darin bestanden, daß Menschen und Insektenkreaturen ihnen respektvoll Platz machten.

»Wie kommst du zu diesem Fahrzeug?« fragte Charity.

»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Gurk.

»Dann erzähl sie«, forderte ihn Skudder auf.

Gurk schüttelte heftig den Kopf. »Zuerst ihr«, sagte er. »Vielleicht weiß ich danach, ob ich Stone glauben kann oder nicht.«

Charity ließ sich in die weichen Polster des Sitzes zurücksinken und genoß für volle Sekunden das Gefühl, einmal nicht in Lebensgefahr zu sein und fliehen zu müssen. Es war eine trügerische Sicherheit, die nicht lange anhalten würde, das war ihr klar - obwohl sie sich seit Stunden in einer Situation befanden, die einfach nicht schlimmer werden konnte, stand ihnen der wirklich schwierige Teil ihrer Aufgabe noch bevor.

»Es ist eine Menge passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, begann sie mit erschöpfter, leiser Stimme.

»Das weiß ich«, antwortete Gurk. »Was ist mit Kyle und dem Mädchen? Haben sie es überlebt?«

»Überlebt...?« Charity zuckte mit den Schultern. Dann deutete sie fast widerwillig ein Nicken an. Sie hatte weder von Kyle noch von dem Mädchen wieder etwas gehört, seit sie den Megamann das letzte Mal in der Ruine des Kölner Doms gesehen hatte. Aber irgendwie spürte sie, daß er noch lebte. Manchmal hatte sie sogar das absurde Gefühl, daß er ganz in ihrer Nähe war.

»Ich glaube, ja«, antwortete sie. »Du weißt, daß Stone mit mir gesprochen hat, nachdem er dich eingefangen hatte?«

Gurk nickte und schwieg.

»Mir geht es so ähnlich wie dir«, fuhr Charity fort. »Ich bin bis jetzt nicht sicher, ob ich ihm wirklich glauben kann. Aber bisher war alles wahr, was er erzählt hat.«

»Ich weiß«, knurrte Gurk. Er sprach plötzlich auf eine Art, als bereite ihm das, was er sagte, Unbehagen. »Es sieht so aus, als hätte dein alter Freund plötzlich sein Gewissen entdeckt.«

»Kaum«, antwortete Charity überzeugt. »Er hat schlicht und einfach Angst. Irgend etwas muß passiert sein, um ihn davon zu überzeugen, daß er doch auf der falschen Seite steht.«

»Ich glaube, ich kann dir auch sagen, was«, sagte Gurk. Er machte eine rasche Handbewegung. »Aber zuerst du.«

»Er hat mir gesagt, wie wir diese verdammte Nova-Bombe vernichten können«, sagte Charity.

Gurk schien kein bißchen überrascht. Er sah sie nur sehr aufmerksam an.