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Wenn das Essen am Abend nicht besonders aufwendig würde, müssten sich Michael und Rob eben damit abfinden.

Josh Malani tat alles weh.

Er zog die Knie an die Brust, um dem Schmerz irgendwie zu entgehen, aber dadurch wurde er nur noch stärker. Als er endlich aufwachte und die Wärme auf seinem Gesicht spürte, wusste er, woher die Schmerzen kamen.

Er lag nicht in seinem Bett. Er war nicht einmal zu Hause.

Er lag auf der Ladefläche seines Pick-ups, der am Makena-Strand parkte.

Langsam, als würde er einen Stapel Fotos durchsehen, kehrten die Erinnerungen an letzte Nacht zurück.

Er hatte sich irgendwie komisch gefühlt, als er von Mikes Haus weggefahren war.

Unterwegs hatte er Jeff aufgelesen, und sie waren durch die Nacht gefahren.

Dann die brennenden Zuckerrohrfelder, die Feuer und Rauch in die Luft gespuckt hatten.

Die Bilder zogen schneller an ihm vorbei: Jeff, der aus dem Truck stieg, wie ein Schatten.

Der Laster, der ihnen entgegenkam.

Er hatte die Nerven verloren und war davongefahren. Wenn die Polizei ihn geschnappt hätte ...

Aber sie hatten ihn nicht geschnappt. Er hatte sich nicht mehr nach Hause gewagt, aus Angst, dass jemand in dem Wagen, der auf dem Highway mit Blaulicht an ihm vorbeigerast war, seine Autonummer aufgeschrieben hatte. Wenn die Bullen bei ihm zu Hause auftauchten, während sein Vater betrunken war, würde alles noch schlimmer werden. Deshalb war er nach Makena gefahren, hatte den Pick-up unter Bäumen geparkt und war schließlich auf der harten metallenen Ladefläche eingeschlafen.

Er richtete sich auf. Die Sonne stand bereits hinter den Bergen, und das hieß, dass er zu spät zur Schule kommen würde. Vielleicht sollte er die Schule heute ganz vergessen und am Strand bleiben.

Aber was war mit Jeff? Er dachte daran, wie verrückt Jeff sich benommen hatte - es hatte ausgesehen, als wolle er direkt in das brennende Feld laufen.

Was, wenn er tot war? Wenn er erstickt oder auf der Flucht vor den Feuerwehrleuten verbrannt war?

Josh zitterte, als er sich vorstellte, wie Jeff durch das brennende Feld lief. Wenn er gestolpert war ... Er schloß die Augen vor dem Bild, das sich ihm aufdrängte. Warum in aller Welt war er abgehauen? Wenn Jeff nun etwas zugestoßen war...

Aber Jeff war bestimmt nichts passiert. Jeff ging es gut. Es musste so sein.

Doch woher wollte er das wissen? Er war sicherlich nicht lange genug bei ihm geblieben, um sich davon zu überzeugen. Was wäre geschehen, wenn Mike Sundquist einfach weggeschwommen wäre, anstatt ihn aus dem Loch zu ziehen, in dem er festgesteckt hatte?

Dann wäre er jetzt tot.

Ein Gefühl brennender Scham erfüllte ihn. Er setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause. Wenn niemand da war, würde er schnell duschen und frische Sachen anziehen. Dann würde er in die Schule fahren, auch wenn es schon Mittag war, und sich bei Jeff entschuldigen.

Falls Jeff noch mit ihm sprach.

Eine Stunde darauf näherte er sich langsam dem heruntergekommenen Haus, das seine Eltern vor sechs Monaten gemietet hatten, nachdem sein Vater seinen Job verloren hatte. Als er den rostigen Dodge seines Vaters in der Auffahrt sah - und durch das Fenster seinen Vater selbst, der auf dem Sofa hing und auf den Fernseher starrte - gab er Gas und fuhr weiter. Er würde in der Schule duschen und wieder die alten Klamotten anziehen. Immer noch besser, als sich von seinem Alten anbrüllen zu lassen. Oder sich schlagen zu lassen, wenn er getrunken hatte.

Mit quietschenden Reifen bog Josh um die Ecke am Ende der Straße. Er war froh, dass sein Vater ihn nicht gesehen hatte. So froh, dass er nicht bemerkte, wie ein brauner Sedan drei Häuser hinter seinem Elternhaus auf die Straße bog und ihm auf seinem Weg zur Schule folgte.

Emsig arbeiteten in der Stille des schwarzen gläsernen Gebäudes in Kihei die mehr als sechshundert Schaltstellen, über welche die beiden gewaltigsten Computer der Welt verfügten. Doch als Katharine durch das große Fenster sah, das von der Eingangshalle des Gebäudes einen freien Blick auf die riesige Maschine bot, deutete äußerlich nichts auf die immense elektronische Aktivität hin, die hier stattfand.

Ab und zu drehte sich ein Magnetband, und einige Lichter flackerten auf.

Die Maschine arbeitete allein und beunruhigend leise. Sie überwachte sich selbst und reparierte sich selbst, lange bevor die Menschen, die sie warteten, darauf kamen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.

Die Luft in dem Raum, wo der Computer stand, wurde durch eine Klimaanlage reguliert. Unter dem Boden verband ein Irrgarten aus Drähten die Schaltkreise miteinander. Diese Masse von Prozessoreinheiten und Verdrahtungen war wiederum mit Kabeln verbunden, die aus dem Gebäude liefen und zu breiten fiberoptischen Kabeln führten, die auf dem Grund des Pazifiks lagen. Von dort aus, durch ihre Aorta, wurde die Maschine mit ihrem Lebensblut versorgt.

Mit Daten.

Milliarden und Abermilliarden von Bytes, eine scheinbar unendliche Masse von Informationen, die durch die Systeme des Computers flossen. Abermilliarden Verbindungen in jeder Sekunde, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Auch wenn Katharine ungefähr wusste, wie so etwas funktionierte, konnte sie letzten Endes die Ausführung sowenig verstehen wie die Idee der Ewigkeit.

Es geschah zuviel zu schnell und ohne erkennbare Anstrengung.

Das genaue Gegenteil der Archäologie.

Sie wandte sich vom Fenster ab, ging durch die Lobby und betrat die Terminal-Räume, in denen Dutzende von Tischen mit Monitoren und Keyboards in abgetrennten Nischen standen. Die meisten Arbeitsplätze waren leer, nur an einigen saßen Leute und tippten fast geräuschlos Befehle in die Tastaturen.

Sie fand Phil Howell in der sechsten Nische der vierten Reihe. Er sah aus, als hätte er sich in den wenigen Minuten, in denen sie sich ihre müden Beine vertreten hatte, nicht ein einziges Mal bewegt. Die Müdigkeit, die so rasch verflogen war bei der Aussicht, die Datei wiederzufinden, war ebenso schnell zurückgekehrt, als Phil begann, ein Suchprogramm einzurichten, das sich durch alle Caches des enormen Computers arbeiten würde, auf der Suche nach Hinweisen auf Grafikdateien, die gestern nachmittag durch den Computer gegangen waren.

»Zwischen zwei und drei«, antwortete Katharine, als Phil sie fragte, wann sie und Rob die Datei gesehen hatten.

Die erste Liste, die der Computer erstellte, schien endlos über den Bildschirm zu rollen. Selbst wenn die Datei, die sie suchten, darunter war, hätte man ebensogut eine Nadel in etwa hundert Heuhaufen suchen können.

Während Phil die Suchkriterien geduldig einengte, spürte Katharine, wie ihr Enthusiasmus und ihre Energie sich auflösten.

Doch dann ertönte ein elektronisches Signal, und ein Fenster öffnete sich.

Sie spürte einen Adrenalinschub. »Ist sie das?« fragte sie.

»Es ist etwas«, antwortete Phil. »Aber es ist für mich, nicht für Sie.« Mit einem Mausklick vergrößerte er das Fenster, bis es den ganzen Bildschirm einnahm. »Ich habe gleichzeitig ein eigenes Suchprogramm gestartet. Ein Freund von mir in Arizona hat ein merkwürdiges Funksignal aus der Nähe einer Nova, die ich beobachte, empfangen. Es war nur ein Fetzen, aber wirklich sehr seltsam. Deshalb habe ich ein Suchprogramm gestartet, das nach entsprechenden Signalen sucht, die andere Leute vielleicht aufgeschnappt haben.« Er grinste, als er Katharines fragenden Blick sah. »Es ist ungefähr so, als wolle man eine komplette Symphonie aus ein paar Noten rekonstruieren. Ehrlich gesagt erwarte ich nicht allzu viel.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu, auf dem mittlerweile ein neuer Kasten erschienen war:

Datensuchbericht:

Projektname: Star Bright

Angefordert von: Phil Howell

Suchbeginn: 17:46:24