Suchende: 22:06:58
Analysebeginn: 22:06:58
Analyseende: 10:37:13
Bericht erstellt: 10:37:14
Siehe Starbrit.rtf
Phil ließ den Bericht, den der Computer erstellt hatte, auf dem Bildschirm erscheinen. Eine Liste von Dateien, die der Computer von überall auf der Welt kopiert hatte, rollte vor ihnen ab, gefolgt von einer fast ebensolangen Liste mit den Dateien, auf denen der Bericht basierte.
Zu jeder Datei waren die Größe und das Erstellungsdatum vermerkt, der Computer, auf dem sie gespeichert worden war, und die Quelle der gespeicherten Daten.
Phils Aufregung wuchs, als er sah, dass die zweite Dateiliste ausschließlich Daten enthielt, die von Funkteleskopen gesammelt worden waren.
Als nächstes erschienen die Resultate, die der Computer bei seinem Versuch erzielt hatte, die Dateien in eine zusammenhängende Reihenfolge zu bringen.
Sein Herz schlug schneller. Die Signale schienen über Monate hinweg regelmäßig gesendet worden zu sein. Es hatte vor mehr als zwei Jahren angefangen, doch nach neunundsiebzig Tagen hatten die Signale abrupt geendet. Nach einer Pause von 142 Tagen waren sie wieder aufgetaucht und wurden dann über einen Zeitraum von 209 Tagen von verschiedenen Funkteleskopen registriert. Danach herrschte wieder 142 Tage Schweigen, gefolgt von einer Sendeperiode von 132 Tagen, die Samstagmittag, Greenwich-Zeit, geendet hatte.
Ungläubig starrte Phil auf den Monitor. Wenn das Signal tatsächlich so lange und von so vielen Radioteleskopen empfangen worden war, wie der Computer behauptete, warum war dann fast nichts darüber geschrieben worden?
Als er die Daten genauer untersuchte, begann er zu verstehen, warum.
Das Signal war derart fragmentarisch empfangen worden, dass es in dem Datenmeer, das jeden Tag aus dem Weltall hereinkam, nahezu untergegangen war.
Dann entdeckte er etwas anderes. Er spürte, wie seine Hände vor Aufregung feucht wurden.
Das Signal war nicht durchgängig auf der gleichen Frequenz empfangen worden, sondern auf Hunderten verschiedener Frequenzen, als hätte eine Art kosmisches Schrotgewehr sie verstreut.
Ein normales Funksignal, das von einem Stern oder einem Quasar ausging, wurde nur auf einer einzigen Frequenz gesendet.
Sterne verfügten über keine Technik, die ihnen ermöglichte, Übertragungsfrequenzen zu ändern.
Über diese Technik verfügten nur die Menschen.
»Ein Planet«, flüsterte Phil. »Mein Gott.«
Katharine sah ihn an. »Ein Planet? Wovon sprechen Sie?«
Howells Blick haftete auf dem Bildschirm. »Diese Übertragung hier«, sagte er und berührte mit den Fingern die Zahlen auf dem Bildschirm, als könne er so das Signal spüren, für das sie standen. »Sie ist zweimal unterbrochen worden, jeweils für einen Zeitraum von 142 Tagen. Diese Pause ist sehr bedeutsam. Und eine Erklärung dafür lautet, dass dieses Signal nicht von einem Stern pulsierte, sondern von einem Planeten gesendet wurde. Wenn die Umlaufbahn des Planeten in der richtigen Ebene wäre, würden unsere Teleskope die Signale immer dann nicht empfangen, wenn der Planet im Schatten seiner eigenen Sonne wäre.«
Katharine sah ihn an und versuchte die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. »Aber das heißt ...«
Sie wartete darauf, dass der Astronom den Satz für sie beendete.
»Das heißt, dass da draußen irgendwas ist«, sagte Howell schließlich. »Wenn ich recht habe.«
»Wenn Sie recht haben?« wiederholte Katharine. »Sie sagten doch, die einzige Erklärung ...«
»Ich sagte, es ist eine Erklärung«, unterbrach Howell sie. »Und sicherlich mein Favorit«, fuhr er fort. Ein ironisches Lächeln trat auf seine Lippen. »Denn wenn ich jemanden da draußen fände, wäre ich mit einem Schlag der berühmteste Astronom der Welt. Aber leider gibt es vermutlich noch hundert andere Erklärungen, von denen jede einzelne wahrscheinlicher als meine ist.« Sein Blick kehrte auf den Bildschirm zurück. »Sagen Sie bitte niemanden etwas hiervon, okay? Die Chancen, dass ich recht habe, sind gering, und das Gegenteil des berühmtesten ist der dümmste Astronom der Welt. Okay?«
»Aber wenn Sie recht haben ...«, begann Katharine, nur um sofort wieder unterbrochen zu werden.
»Wenn ich recht habe, dann können Sie beschwören, dass Sie dabei waren, als ich es entdeckt habe. Aber ich sollte erst darüber sprechen, wenn ich etwas beweisen kann.« Er sah sie an. »Versprochen?«
»Versprochen«, sagte Katharine.
Erneut ertönte ein leises elektronisches Piepen, und ihre Blicke wanderten auf den Bildschirm, wo sich in der rechten unteren Ecke ein neues Fenster aufgetan hatte.
»Nun sieh mal einer an«, sagte Howell erstaunt. »Heute kriegen wir beide Ergebnisse.«
Katharine las die beiden Dateinamen, die im Kasten erschienen, beide gleichermaßen simpel.
Schadel.jpg
Video.avi
Beide waren mit Anmerkungen zu ihrer Herkunft versehen, die als mishimoto.com angegeben wurde.
»Ich bin fast sicher, dass die Dateinamen viel länger waren«, sagte Katharine. »Es scheint so, als hätte der Computer nur nach Namen gesucht, die dem entsprechen, was ich gesehen habe, und nicht so sehr nach Inhalten.«
Phil Howell schüttelte den Kopf. »Sie sagten, dass es auf der Seite mit dem Schädel einen Link gegeben hätte, der Sie zu dem Video geführt hat. Der Dateiname, an den Sie sich erinnern, ist wahrscheinlich der für die Internet-Site, welche die Schädelgrafik enthielt, und für den Link. Diese Namen hier bezeichnen die Dateien selbst.«
»Und wie finde ich diese Dateien?«
»Kehren Sie in Robs Büro zurück«, riet ihr der Astronom. »Mishimoto ist der Name von Takeo Yoshiharas Unternehmen, was wohl bedeutet, dass mishimoto.com der Name seiner privaten E-Mail-Domain ist. Das wiederum heißt, dass die Dateien irgendwo auf Yoshiharas eigenen Computern gespeichert sind.«
»Von hier aus kommen Sie nicht daran?«
Howell schüttelte den Kopf. »Vielleicht, wenn ich ein erstklassiger Hacker wäre. Aber von Robs Computer aus sollten sie leicht zu finden sein, denn er ist ja schon in Yoshiharas Netzwerk. So, ich werde jetzt noch ein bißchen an meinem Signal weiterarbeiten. Und denken Sie daran«, fügte er hinzu und nickte zu dem Bildschirm hin, der die Resultate seiner eigenen Suche noch immer anzeigte. »Kein Wort zu irgendwem. Bitte.«
»Nicht einmal eine Andeutung«, versprach ihm Katharine. »Und danke für die Hilfe. Ich lasse es Sie wissen, wenn ich etwas finde.«
»Prima«, sagte Howell. Doch als Katharine kurz darauf wieder in ihrem Wagen saß, hatte er ihre beiden Dateien schon vergessen. Für ihn war ein seltsames Funksignal, das von einem fünfzehn Millionen Lichtjahre entfernten Stern kam, weitaus interessanter als jeder aus der Erde gegrabene Schädel.
KAPITEL 19
Er war wieder im Zuckerrohrfeld.
Das Feuer knisterte, und er sah zwar keine Flammen, aber den rötlichen Schein, der die Dunkelheit erhellte.
Er spürte es, von allen Seiten kroch es auf ihn zu. Es war, als umkreisten ihn Jäger, die sich ihrer Beute so sicher waren, dass sie glaubten, jede Vorsicht außer acht lassen zu können.
Trotzdem hatte er keine Angst vor den Jägern.
Die ersten Rauchfäden stiegen in seine Nase, glitten seine Luftröhre hinab in die Lunge.
Doch es roch nicht nach Rauch - nicht ganz.
Sonst hatte er immer husten müssen, wenn er in die Nähe von Rauch gekommen war, seine Augen hatten gebrannt und getränt, und er hatte einen bitteren Geschmack im Mund gespürt.
Jetzt atmete er den Qualm tief ein, saugte ihn in seine Lunge wie frische Salzluft, welche die Passatwinde vom Meer herantrugen. Während der Rauch in seinen Körper drang, spürte er eine nie gekannte Erregung, eine regelrechte Euphorie. Sein Körper wurde mit Kraft und Wohlbehagen erfüllt, und er kam sich unbesiegbar vor.