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Einen genetischen Code.

Einen Augenblick später sah Phil eine ziemlich lange Codesequenz vor sich. Der Code wurde nicht wie sonst üblich als Leitersprossen auf der Doppelhelix der Chromosomenstruktur dargestellt, sondern linear. Jede der Nitrogenbasen - Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin - war auf einen einzelnen Buchstaben reduziert worden.

A, G, C und T.

Sein Herz schlug schneller, als er die Folge mit dem

Inhalt des anderen Bildschirmfensters verglich, der das Signal aus der Tiefe des Raums darstellte.

A, B, D und G.

Wenn man B und D durch C und T ersetzte ... ... es schien so eindeutig.

Er dachte an die Rakete, welche die NASA vor Jahren ins All geschossen hatte, auf der Außenseite eine Platte mit einer einfachen Strichzeichnung eines Mannes und einer Frau sowie ein paar mathematische Symbole.

Aber wenn man wirklich mit anderen Lebensformen kommunizieren wollte - die zumindest der menschlichen so sehr ähnelten, dass überhaupt irgendeine Form der Kommunikation möglich war -, gab es dann ein besseres Signal als die Symbole für die Wesensart der eigenen Spezies?

Zumal, wenn man diese Wesensart in einem simplen Code mit vier Buchstaben ausdrücken konnte, die in einer bestimmten Reihenfolge ausgesandt wurden?

Eine Kultur, die ein solches Signal entdeckte und verstehen konnte, musste sich auf ähnliche Weise entwickelt haben. Andernfalls wäre eine Kommunikation zwischen den beiden Arten unmöglich, weil sie einander nicht verstehen würden.

Phils Augen bewegten sich von einem Bildschirmfenster zum anderen. Er wurde sich immer sicherer.

Er hatte recht. So musste es sein.

Bei dem Signal handelte es sich nicht um Musik.

Es war ein Code.

Ein DNS-Code.

Blaupausen für eine Spezies.

Gedanken rasten durch seinen Kopf. Zunächst einmal musste er das Signal von der musikalischen Notation, die er zuerst gewählt hatte, in eine genetische umwandeln. Das setzte mehr als mechanisches Austauschen voraus.

Welche Noten sollten durch welches Protein ersetzt werden? Dass zwei Noten des Signals mit zwei Buchstaben übereingestimmt hatten, mit denen die Menschen die Substanzen symbolisierten, die teilweise die DNS ausmachten, war reiner Zufall gewesen. Er hatte nicht vor, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass eine außerirdische Spezies nicht nur dasselbe Notensystem benutzte, das selbst auf der Erde nicht überall üblich war, sondern auch den Proteinen, die ihre Atomstruktur bildeten, wie diese auch beschaffen sein mochte, die gleichen Symbole zuordnete.

Gegen zehn Uhr gab er auf und rief einen Mathematiker von der Universität an, der ihm ein einfaches Programm für ein komplettes Verzeichnis neuer Dateien schreiben sollte. Die Dateien unterschieden sich nur durch die Noten, für welche die Buchstaben A, C, T und G jeweils eingesetzt wurden. Insgesamt würde das Verzeichnis vierundzwanzig Dateien erhalten, die jede mögliche Kombination von Substitutionen umfassten.

Danach könnte der Supercomputer beginnen, jede der vierundzwanzig Dateien mit jeder Datei in seiner Reichweite zu vergleichen, die DNS-Daten enthielt.

Nicht einmal der Mathematiker hatte sich festlegen wollen, wie lange es dauern würde. Obwohl Phil vor Müdigkeit fast einschlief, hatte er die ganze Nacht und den folgenden Tag vor dem Computer gesessen. Wenn er sich einmal losriß, dann nur für wenige Minuten, aus Angst, den Augenblick zu verpassen, in dem der Computer eine Entsprechung fand.

Falls es eine gab. Der Mathematiker hatte gesagt, die Wahrscheinlichkeit einer Entsprechung sei so gering, dass sie mathematisch gesehen fast nicht existiere. »Aber das heißt nicht, dass du nicht etwas Ähnliches finden kannst«, hatte sein Freund hinzugefügt, als wolle er die Verwirrung noch vergrößern. »Ich wäre nicht einmal überrascht, wenn es dir gelänge. Wenn das All unendlich ist, dann muss es auch irgendwo eine Entsprechung geben. Eigentlich gibt es sogar eine unendliche Menge von Entsprechungen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass du eine findest, beträgt eins zu - was? Unendlich zu unendlich?«

Phil Howell ließ die Buchstaben an sich vorüberziehen. Er war der Antwort keinen Schritt nähergekommen.

Aber er würde sie finden. Wenn es sie gab, würde er sie finden.

Auf dem Weg von Makawao nach Kihei überlegte Katharine, was sie zu Phil Howell sagen sollte. Ihr kam es völlig vernünftig und logisch vor.

Gleichzeitig war es vollkommen verrückt.

Takeo Yoshihara war einer der angesehensten Männer auf Maui. Warum sollte Phil - oder sonst jemand - ihr glauben?

Wenn Rob nur bei ihr wäre.

Was, wenn er ihre Nachricht nicht gelesen hatte? Was, wenn jemand anderes sie gefunden, sich einen Reim darauf gemacht hatte und ...

Hör auf! Sie sprach die Worte laut und so heftig aus, dass sie instinktiv auf die Bremse trat, was wiederum wütendes Hupen des Fahrers hinter ihr auslöste. Paranoia, sagte sie sich, als sie wieder beschleunigt hatte. Sie fuhr auf die linke Spur des Piilani Highway und bog in die Lipoa Street ein. Es war nur eine harmlose Nachricht! Und wenn Rob nicht kam, dann musste sie Phil Howell eben allein davon überzeugen, dass sie nicht verrückt war.

Aber Phil war nicht da, als sie bei seinem Büro ankam. Als sie daran dachte, wie weit der Berggipfel entfernt war, wollte sie schon fast verzweifeln, doch dann teilte ihr die Sekretärin mit, dass er gar nicht am Teleskop arbeitete. »Er ist gegenüber im Computercenter.«

Erleichtert eilte Katharine aus dem Gebäude. Als sie die Straße überquerte, ertönte eine Autohupe, und Rob Silver rief nach ihr.

»Kath? Was ist los? Ich habe deinen Zettel gefunden und ... Katharine, was ist denn los?« Er sprang aus dem Wagen und legte die Arme um sie.

Sie gestattete sich, für einen kurzen Augenblick den Kopf an seine Brust zu legen. Dann holte sie tief Luft und versuchte sich an die wohldurchdachten Worte zu erinnern, die sie sich zurechtgelegt hatte. Doch statt dessen platzte sie heraus: »Rob, hier geht etwas ganz Schreckliches vor, und wir müssen Phil davon überzeugen, uns zu helfen. Nur so kriegen wir raus, wie schlimm es wirklich ist.«

Die nächsten zehn Minuten redete sie auf ihn ein, wobei sie das, was sie wusste, von dem, was sie nur vermutete, zu trennen und die Fragmente ihrer Geschichte zu einer zusammenhängenden Erzählung zu verknüpfen versuchte. Aber noch während sie sprach, merkte sie, dass Rob sie zweifelnd ansah. »Du glaubst mir kein Wort, stimmt's?« fragte sie, als sie fertig war.

Rob holte tief Luft. »Nicht, dass ich dir nicht glaube, Kath«, sagte er vorsichtig. »Aber viel, von dem, was du mir erzählt hast, ist ... nun, Spekulation.«

»Ich weiß, was ich im Labor gesehen habe, Rob«, sagte sie. Ihre Stimme klang schärfer.

»Ich bezweifle ja gar nicht, was du gesehen hast«, sagte Rob ruhig. »Aber die Schlußfolgerungen, die du ziehst, ich meine, was du Takeo Yoshihara unterstellst ...«

»Dass er Menschenversuche durchführt?« unterbrach ihn Katharine. »Warum erscheint dir das so abwegig? Es hat immer Menschen gegeben, die bereit waren, Experimente mit anderen Menschen zu machen. Und vielleicht irre ich mich ja auch, Rob, du ahnst gar nicht, wie gern ich mich irren würde. Aber ich muss es herausfinden, ich muss herausfinden, was dort unten vor sich geht, und allein schaffe ich es nicht. Und ich bin sicher, dass alles in dem verdammten Serinus-Verzeichnis steckt, in das wir nicht reinkommen! Deshalb musst du Phil davon überzeugen, dass er in das Verzeichnis eindringen muss, sonst...« Katharines Stimme versagte. All ihre Ängste schwappten wie eine riesige Welle über sie hinweg. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie begann zu zittern. Fast schien es, als würde sie zusammenbrechen, aber dann legte Rob Silver wieder seine Arme um sie.

»Schon gut, Kath«, flüsterte er und strich ihr übers Haar. »Schon gut. Natürlich helfe ich dir. Mach dir keine Sorgen, okay?«

Katharine umarmte ihn ebenfalls. »Ich werde es versuchen«, flüsterte sie. »Aber ich hatte solche Angst, dass Michael etwas Schreckliches zustoßen könnte ...«