Douglas Preston / Lincoln Child
Headhunt - Feldzug der Rache
Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast
Aus dem Amerikanischen von Michael Benthack
Über dieses Buch
Nur nicht den Kopf verlieren, heißt es für Special Agent Aloysius Pendergast und Lieutenant Vincent D'Agosta: In New York treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der die Köpfe seiner Opfer als Trophäen behält. Doch er hinterlässt kaum verwertbare Spuren, und die Ermordeten scheinen nichts gemeinsam zu haben – außer Geld, Macht und keinerlei Skrupel. Geht im Big Apple ein Rächer um? Eine Welle der Hysterie stürzt die ganze Stadt ins Chaos. Mittendrin Pendergast und D'Agosta, die kaum einen Schritt weiterkommen und nicht ahnen, dass die Motive des Killers finsterer sind als die neun Kreise der Hölle.
Inhaltsübersicht
Widmung
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
55. Kapitel
56. Kapitel
57. Kapitel
58. Kapitel
59. Kapitel
60. Kapitel
61. Kapitel
62. Kapitel
63. Kapitel
64. Kapitel
65. Kapitel
66. Kapitel
Epilog
Über die Autoren
Leseprobe »Grave – Verse der Toten«
Lincoln Child widmet dieses Buch seiner Frau Luchie.
Douglas Preston widmet dieses Buch Michael Gamble und Chérie Kusman.
1
Jacob ging schnell vor seinem kleinen Bruder, die Hände tief in die Hosentaschen geschoben, sein Atem hauchte in der frostigen Dezemberluft. Sein Bruder Ryan trug den Karton mit Eiern, den sie soeben in einem kleinen Lebensmittelgeschäft in der Nähe gekauft hatten – mit dem Geld, das sie ihrer Mutter aus dem Portemonnaie entwendet hatten.
»Erstens, weil der alte Knacker ein totaler Arsch ist«, sagte Jacob. »Zweitens, weil er ein rassistischer Arsch ist. Er hat die Nguyens angeschrien und ›Schlitzaugen‹ genannt, weißt du noch?«
»Ja, aber –«
»Drittens, weil er sich in der Kassenschlange im C-Town vorgedrängelt und mich wüst beschimpft hat, als ich ihm gesagt habe, das ist nicht fair. Du erinnerst dich doch noch daran, oder?«
»Ja, klar. Aber –«
»Viertens, er stellt in seinem Garten diese dämlichen Schilder mit Politsprüchen auf. Und weißt du noch, als er Foster mit einem Schlauch bespritzt hat, nur weil der durch seinen Garten gelatscht ist?«
»Jaa, aber …«
»Aber was?« Jacob drehte sich mitten auf der Straße um und starrte seinen jüngeren Bruder wütend an.
»… wenn er nun eine Waffe besitzt?«
»Er wird schon nicht zwei Jungs abknallen! Egal, wir sind längst wieder weg, bevor der verrückte alte Sack überhaupt spitzgekriegt hat, was passiert ist.«
»Vielleicht gehört er der Mafia an.«
»Wie bitte? Bei einem Namen wie Bascombe? Jaa, garantiert! Würde er Garguglio oder Tartglia heißen, würden wir das hier nicht machen. Er ist nur irgend so ’n alter Sesselpupser, dem man mal einen Denkzettel verpassen muss.« Plötzlich schaute er Ryan misstrauisch an. »Du willst dich doch wohl nicht drücken, oder?«
»Nein, nein.«
»Also gut. Auf geht’s.«
Jacob drehte sich um, ging die 84. Avenue entlang und bog dann in die 122. Straße. Dort ging er langsamer und betrat den Bürgersteig. Dabei bewegte er sich ganz locker, ein bisschen so, als mache er einen Abendspaziergang. Die Straße säumten überwiegend Einfamilienhäuser und Doppelhäuser, die typisch für das Wohnviertel hier in Queens waren. Weihnachtsbeleuchtung schmückte alle Häuser.
Er ging noch langsamer. »Schau dir das Haus des Alten an«, sagte er zu seinem Bruder. »Stockdunkel. Das einzige, in dem kein Licht brennt. Was für ein Grinch.«
Das Haus lag am Ende der Straße. Das Licht der Straßenlaternen, das durch die kahlen Bäume schien, warf ein Spinnennetz aus Schatten auf den gefrorenen Boden.
»Okay, wir schlendern hier lang, als wäre nichts passiert. Du machst den Karton auf, wir werfen ein paar Eier auf seinen Wagen, dann rennen wir um die Ecke und gehen einfach weiter.«
»Er wird wissen, dass wir’s gewesen sind.«
»Machst du Witze? Nachts? Außerdem hassen ihn alle Kids im Viertel. Die meisten Erwachsenen auch. Jeder hasst ihn.«
»Was, wenn er uns verfolgt?«
»Der alte Knacker? Der würde in null Komma nix einen Herzinfarkt kriegen.« Jacob kicherte. »Wenn wir die Eier hier auf seinen Wagen werfen, gefrieren die, und zwar auf der Stelle. Ich wette, er muss die Karre zehnmal waschen, nur um die Eier wieder abzubekommen.«
Jacob ging weiter auf dem Bürgersteig und näherte sich dem Haus. Mittlerweile bewegte er sich vorsichtiger. Aus einem der großen Fenster des Ranchhauses mit zwei Ebenen drang ein bläulicher Lichtschein: Bascombe sah fern.
»Da kommt ’n Wagen!«, sagte Jacob im Flüsterton. Sie versteckten sich in einem Gebüsch, als ein Fahrzeug um die Ecke bog und die Straße heruntergefahren kam. Die Scheinwerfer erhellten die gesamte Umgebung. Nachdem es vorbeigefahren war, spürte Jacob sein Herz schlagen.
Ryan sagte: »Vielleicht sollten wir doch nicht …«
»Halt die Klappe.« Er trat aus dem Gebüsch. Die Straße war heller erleuchtet, als ihm lieb war, was nicht nur an den Straßenlaternen lag, sondern auch an den Weihnachtsdekorationen – überall in den Vorgärten erleuchtete Weihnachtsmänner, Rentiere und Krippendarstellungen. Immerhin, Bascombes Haus war etwas dunkler.
Jetzt schlichen sie sich ganz langsam an, wobei sie sich im Schatten der am Straßenrand geparkten Pkws hielten. Bascombes Wagen, ein grüner Plymouth Fury, Baujahr 71, den er jeden Sonntag wusch und wachste, stand vor der Garage, so nahe am Haus wie möglich. Im Gehen sah Jacob die schemenhafte Gestalt des alten Mannes, der im Lehnstuhl saß und auf einen riesigen Flachbildschirm starrte.
»Halt. Er sitzt da vorne. Zieh die Mütze runter. Und die Kapuze tiefer. Und den Schal vors Gesicht.«
Sie richteten ihre Kleidung so lange, bis ihre Gesichter kaum noch zu erkennen waren, und warteten im Dunkeln zwischen dem Wagen und einem großen Busch. Die Sekunden tickten.
»Mir ist kalt«, beschwerte sich Ryan.
»Halt die Klappe.«
Sie warteten. Jacob wollte die Sache nicht durchziehen, solange der alte Mann im Sessel saß; dann hätte der nämlich bloß aufstehen und sich umdrehen müssen – und hätte sie entdeckt. Sie mussten abwarten, bis er hochkam.
»Er könnte die ganze Nacht da in seinem Sessel hocken.«
»Halt endlich die Klappe.«
Und dann stand der alte Mann auf. Das bläuliche Licht erhellte sein bärtiges Gesicht und die hagere Gestalt, als er am Fernseher vorbei in die Küche ging.
»Los!«
Jacob rannte zum Wagen, dicht gefolgt von Ryan.
»Mach ihn auf!«
Ryan klappte den Eierkarton auf, Jacob nahm ein Ei heraus. Ryan nahm auch eins, zögerte aber. Jacob warf sein Ei, was ein befriedigendes Platsch! auf der Windschutzscheibe verursachte, dann noch eins, und noch eins. Schließlich warf Ryan seine. Sechs, sieben, acht – sie schmissen die Eier auf die Windschutzscheibe, die Motorhaube, das Dach, die Seite. Wobei sie in ihrer Eile mehrere fallen ließen –