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Als vorsichtiger Mann, wie in jenen Zeiten alle Menschen vorsichtig sein mußten, verbarg mein Großvater sich so gut es ging und blieb so nahe wie möglich, um unbemerkt zu beobachten, was geschehen möge.

Die Maschine landete auf der Kuppe eines der Hügel, die sich über den Fluß erhoben, und heraus kamen fünf Roboter und eine weitere Person, die war kein Roboter - in der Tat schien sie ein Mann zu sein, aber mein Großvater hatte in seinem Versteck das unbestimmte Gefühl, daß es kein Mensch war, sondern etwas, das nur die äußere Erscheinung eines Menschen besaß. Als ich meinen Großvater fragte, wie er denn dies Gefühl erkläre, fiel es ihm sehr schwer, es einleuchtend zu begründen. Es lag weder an der Art des Mannes, wie er ging oder stand, noch an seiner Art zu sprechen (später hörte mein Großvater ihn sprechen), aber da war eine seltsame Fremdartigkeit, vielleicht eine psychische Ausstrahlung, eine unterbewußte Schaltung des Gehirns, die ihm verriet, daß dieses Geschöpf, das kein Roboter war, ebensowenig ein Mensch sein konnte.

Zwei der Roboter entfernten sich ein kurzes Stück weit von der Maschine und stellten sich anscheinend als Wächter auf; sie schauten nicht immer in die gleiche Richtung, sondern drehten sich gelegentlich, als würden sie das Gelände an allen Seiten untersuchen oder abtasten. Die anderen begannen eine große Menge von Kisten zu entladen und irgendwelche Gerätschaften.

Mein Großvater glaubte sich gut versteckt zu haben. Er lag in einem Dik-kicht unmittelbar am Flußufer an den Boden gedrückt, so daß die Zweige seine Umrisse tarnten, und außerdem war es Sommer, so daß die Sträucher Blattwerk trugen.

Aber nach kürzester Frist, noch bevor der Flugapparat restlos entladen war, verließ einer der Roboter, die das Entladen besorgten, die Hügelkuppe und kam den Hang herab; er ging direkt auf das Dickicht zu, worin mein Großvater sich verborgen hielt. Zunächst vermeinte er, es sei nur ein Zufall, daß der Roboter die Schritte in seine Richtung lenkte und blieb ganz still, atmete sogar so flach, wie er es nur vermochte.

Es war jedoch kein Zweifel. Der Roboter muß genau gewußt haben, wo er sich befand. Mein Großvater hegte die Auffassung, daß einer der Wachroboter ihn irgendwie ausgemacht hatte, wahrscheinlich durch eine Ther-malmessung, und die Information - während er selbst auf seinem Posten verblieb -, daß es einen Beobachter gab, weitervermittelte.

Der Roboter packte, als er das Dickicht erreichte, meinen Großvater am Arm, zerrte ihn heraus und führte ihn hinauf zum Hügel.

Mein Großvater räumte mir gegenüber ein, daß sein Gedächtnis von diesem Moment an nicht länger zuverlässig war. Der weitere Ablauf des Geschehens prägte sich ihm zwar zeitlich in richtiger Reihenfolge ein, chronologisch korrekt, aber es gab Lücken, für die er keine Erklärung wußte. Er war davon überzeugt, daß man, bevor man ihn freiließ oder er entfliehen konnte (obwohl auch dies im Ungewissen liegt, denn er hatte, soweit er sich entsann, nie das Gefühl, man halte ihn gefangen), einen Versuch unternahm, die Erinnerung an das Ereignis aus seinem Gedächtnis zu tilgen. Eine Zeitlang glaubte er, daß diese Maßnahme vollauf wirksam sei; erst nach seiner Ankunft auf Alden begann er sich bruchstückhaft an den Vorfall zu entsinnen, in zusammenhanglosen Einzelheiten - als wäre die Erinnerung an jenes Ereignis unterdrückt, tief in seinem Hirn versunken gewesen und treibe nun, nach einer Anzahl von Jahren, zurück an die Oberfläche, Er entsann sich, mit dem Mann gesprochen zu haben, der ihm nicht ganz menschlich erschienen war, und er hatte den Eindruck, daß dieses Wesen eine sanfte Stimme besessen und sich durchaus nicht feindselig verhalten hatte, obwohl er sich an kein Detail des Gesprächs zu erinnern vermochte, mit einer Ausnahme: Der Mann (falls es ein Mann war) sagte zu ihm, so erinnerte er sich, daß er aus Griechenland gekommen sei (damals existierte kein Land dieses Namens mehr, aber es hatte früher einmal eins dieses Namens gegeben), wo er für lange gelebt habe - mein Großvater entsann sich ganz deutlich an diese Formulierung, »für lange«, und er hielt das für eine seltsame Ausdrucksweise. Außerdem sagte der Mann meinem Großvater, er habe nach einem Ort gesucht, an dem keine Lebensgefahr drohe, und aufgrund gewisser Messungen oder aufgrund anderer bestimmter Tatsachen, welche mein Großvater nicht verstand, glaube er hier, wo er gelandet war, die geeignete Gegend gefunden zu haben.

Mein Großvater vermochte sich auch daran zu erinnern, daß die Roboter die Geräte, die sie aus dem Flugapparat geladen hatten, dazu einsetzten, um in den harten Fels einen Schacht zu treiben und nach dessen Fertigstellung große unterirdische Kammern anzulegen. Anschließend errichteten sie darüber eine kleine Holzhütte, äußerlich sehr roh, und präparierten sie so, daß sie sehr alt und baufällig wirkte, wogegen sie das Innere sauber verarbeiteten und komfortabel ausstatteten. Im Schacht führten Treppen hinab in die aus dem Fels geschmolzenen Kammern, und eine raffiniert konstruierte Falltür verbarg den Zugang zum Schacht, so daß niemand, wenn sie geschlossen war, seine Existenz vermuten würde.

Die Kisten, welche man aus der Flugmaschine geladen hatte, beförderte man hinunter in die Kammern, ausgenommen einige wenige, die Mobiliar und Ausstattungsgegenstände für die Hütte oberhalb des Schachts enthielten.

Dabei entglitt eine der Kisten auf den Stufen, die hinunter in die Kammern führten, dem Zugriff des Roboters, der sie trug, und mein Großvater, der sich aus irgendeinem Grund, den er nicht mehr wußte, in der darunter befindlichen Kammer aufhielt, sah sie herabpoltern und sprang ihr aus dem Weg. Es war eine solide Kiste, aber dennoch ging sie, während sie über die Treppe fiel, beim wiederholten Aufprall auf die Stufen zu Bruch, und als sie am Fuß der Treppe aufschlug, war sie vollends zerstört, so daß der gesamte Inhalt auf den Stufen verstreut oder am Boden der Kammer ausgeschüttet lag.

Ein gewaltiger Schatz befand sich in dieser Kiste, erzählte mir mein Großvater - juwelenstrotzender Zierat, Armreifen und Ringe, alles mit schimmernden Steinen besetzt; kleine goldene Scheiben mit seltsamen Zeichen darauf (mein Großvater blieb bei der Behauptung, sie wären aus Gold gewesen, obwohl ich nicht begreife, wie er beim bloßen Anblick eines Gegenstands zu bestimmen vermocht hätte, er sei aus Gold); Statuetten von Vögeln und anderen Tieren aus wertvollen Metallen und mit kostbaren Steinen; ein halbes Dutzend Kronen (von der Art, wie Könige und Königin-nen der Erde sie zu tragen pflegten); aufgeplatzte Säcke, aus denen sich eine Flut von Münzen ergoß, und viele andere Dinge, darunter ein paar uralte Vasen, doch diese waren alle zerschmettert.

Die Roboter eilten die Treppe herab, um die verstreuten Kostbarkeiten aufzusammeln, und ihnen nach kam ihr Meister; als er den Fuß der Treppe erreichte, schenkte er all den anderen Dingen keine Beachtung, sondern bückte sich und hob einige Stücke einer zerbrochenen Vase auf, die er zusammenzupassen versuchte, doch das wollte ihm nicht gelingen, denn die Vase war in zu viele Scherben zersprungen. Doch von den wenigen Bruchstücken, die er zu ordnen vermochte, die er alle zugleich in der richtigen Anordnung in den Händen zu halten versuchte, ersah mein Großvater, daß in die Vase Bildnisse eingebrannt gewesen waren - Bildnisse von seltsamen Menschen, die noch weitaus seltsamere Tiere jagten, oder vielleicht wirkten sie nur seltsam, weil ihre Ausführung so miserabel war, ohne jede Berücksichtigung von Perspektive und ohne die anatomischen Kenntnisse, die zu den grundsätzlichen Fähigkeiten eines Künstlers zählen.

Der Mann (falls es ein Mann war) stand dort, die Scherben in seinen Händen, darüber hielt er den Kopf gesenkt, sein Gesicht spiegelte Trauer, und über seine Wange rollte eine Träne. Mein Großvater erachtete es als äußerst merkwürdig, ja geradezu lächerlich, daß ein Mann über eine zerschlagene alte Vase weinte, die zudem mit überaus primitiven Bildern geschmückt gewesen war.