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Sie berührte mich nicht, auch hörte ich sie nicht kommen, doch mit irgendeinem Sinn, von dem ich bislang nicht gewußt hatte, daß ich ihn besaß, spürte ich, daß Cynthia an meiner Seite stand. Ich wandte ihr meinen Blick zu und sah, daß sie mich anstarrte; ihre Miene spiegelte Furcht wider und zugleich Verwunderung. Ihre Lippen bewegten sich, aber wegen der Lautstärke der Musik konnte ich sie nicht hören.

»Was haben Sie gesagt?« schrie ich, aber zur Antwort erhielt sie keine Zeit, denn in dem Augenblick, da ich meine Frage ausgesprochen hatte, warf mich eine Erschütterung von den Beinen, und ich stürzte so schwer zu Boden, daß mir der Atem wegblieb. Ich prallte seitlich auf und rollte auf den Rücken; dann sah ich - einigermaßen erstaunt - Bronco durch die Luft fliegen, alle acht Beine grotesk ausgestreckt, während ringsum brennende Scheite und Glut in alle Richtungen davonstoben und eine Rauchwolke in die Nacht emporschoß und den Glanz des Mondes verdunkelte.

Ich versuchte nach Luft zu schnappen und konnte es nicht, und plötzlich befiel mich eine panikartige Furcht, daß ich nie wieder atmen würde, daß es aus war mit dem Atmen. Dann atmete ich doch, sog die Luft heftig ein, und jeder Atemzug bereitete mir solche Schmerzen, so daß ich zu atmen aufhören wollte, doch nun gelang mir das nicht. Auf der ganzen Lichtung, so sah ich, waren die Menschen zu Boden geworfen worden. Einige rafften sich auf, andere versuchten das gleiche, aber viele von ihnen lagen reglos.

Mühsam erhob ich mich auf die Knie und sah neben mir Cynthia, die sich ebenfalls aufzurichten versuchte, und ich streckte eine Hand aus, um ihr zu helfen. Bronco lag verdreht am Boden, rappelte sich jedoch, noch während ich hinsah, wieder auf, aber zwei seiner Beine, beide an einer Seite, baumelten herab, und er stand unsicher auf den restlichen sechs Beinen.

Das Donnern von Füßen eilte an mir vorüber, und ich sah Elmer bei Bronco und ihm aufhelfen, ihn stützen, ihn im Gleichgewicht halten, ihm Beistand leisten. Ich richtete mich vollends auf und zog auch Cynthia neben mir empor. Elmer und Bronco eilten herbei; unterwegs schrie Elmer herüber. »Fort von hier! Auf den Hügel!«

Wir wandten uns um und liefen, bis wir die Umzäunung erreichten, wo der Alte namens Henry und ich den halben Nachmittag hindurch gehockt hatten. Und als wir dort ankamen, sah ich, daß der verkrüppelte Bronco sie niemals würde überwinden können. Ich packte mit beiden Händen einen Pfosten und versuchte ihn loszureißen, ihn umzulegen. Er schwankte hin und her, aber ich vermochte ihn nicht zu lösen.

»Laß mich das machen«, sagte Elmer neben mir. Er hob einen Fuß und trat zu; das Holz zersplitterte, der Pfahl kippte. Cynthia war bereits durch die Balken gestiegen und lief den Hügel hinauf. Ich rannte hinterdrein.

Im Laufen sah ich mich flüchtig um und sah in unmittelbarer Nähe der Scheune Heu in Flammen stehen, höchstwahrscheinlich durch die Glut des Feuers entzündet, welche die Explosion, die Bronco verkrüppelte, in die Luft geschleudert hatte. Menschen liefen ziellos durch den Schein der emporlodernden Flammen.

Beim Umschauen, als ich nicht darauf achtete, wohin ich rannte, stolperte ich in einen Garbenhaufen und überschlug mich.

Als ich mich aus dem Ährengewirr befreit hatte und wieder stand, hatten Elmer und Bronco mich überholt und verschwanden soeben hinter der vom Mond erhellten Kuppe des Hügels. Ich hetzte ihnen nach. Mein Gesicht und meine Hände waren aufgerissen und brannten, was vom unfreiwilligen Sturz in die von der Sonne getrockneten Ähren herrührte, und als ich mit den Händen mein Gesicht berührte, besudelte ich sie mit Blut, das von den Schnittwunden stammte, die die trockenen, stichligen Ähren meiner Haut zugefügt hatten.

Ich überquerte die Höhe und stürzte den jenseitigen Hand hinunter, und weit voraus sah ich das Weiß von Cynthias Jacke, schon fast am Wald, der unterhalb vom Feld lag. Nicht weit hinter ihr folgten Bronco und Elmer. Bronco hatte sich auf Elmers hilfreichen Zugriff, den er ihm während der Flucht gewährte, gut eingestellt, und die beiden kamen schnell voran.

Die Stoppeln des geschnittenen Weizens und das herbstlich trockene Unkraut, das zwischen den Stoppelreihen gewuchert war, kratzten an meinen Hosenbeinen, während ich lief, und hinter mir, von der Lichtung hinter dem Hügel, vernahm ich Geschrei und Gebrüll.

Ich erreichte den Zaun, der das Feld vom Wald trennte; dort war ein Tor, das Elmer schon eingetreten hatte. Ich stürmte durch die Lücke und zwischen die Bäume, und dort, obwohl Mondlicht durchs Geäst fiel, mußte ich meine Flucht verlangsamen, aus Furcht, sonst kopfüber gegen einen Baum zu krachen.

Jemand stieß ein Zischen aus, irgendwo neben mir, und ich verharrte und fuhr herum. Ich sah die drei um eine Eiche mit niedrig gewachsenen Ästen versammelt. Bronco stand auf sechs Beinen, und offenbar recht gut. Elmer kletterte soeben vom Baum herab, mit Bündeln beladen.

»Ich habe sie kurz nach Anbruch der Dämmerung hergebracht und hier deponiert«, sagte er. »Ich habe geahnt, daß so etwas geschehen würde.«

»Weißt du, was es war?«

»Jemand hat eine Bombe geworfen«, sagte Elmer.

»Eine Friedhofsbombe«, erwiderte ich. »Sie hatten eine Kiste Whiskey eingehandelt.«

»Der Lohn«, sagte Elmer.

»Vermutlich. Ich hatte mich schon gewundert. Der Whiskey war verdammt gut.«

»Aber was ist mit dem Volkszähler und den Geistern?« fragte Cynthia. »Falls es Geister waren.«

»Ein Ablenkungsmanöver«, sagte Elmer.

Ich schüttelte den Kopf. »Das wäre zu kompliziert. Es kann nicht jeder darin verwickelt gewesen sein.«

»Du unterschätzt unsere Freunde«, sagte Elmer. »Was hast du Bell erzählt?«

»Nicht viel. Ich habe es abgelehnt, mich kaufen zu lassen.«

Elmer grunzte.

»Das ist lese majeste«, sagte er.

»Was tun wir jetzt?« fragte Cynthia.

»Kannst du es«, wandte Elmer sich an Bronco, »für eine Weile ohne mich schaffen?«

»Wenn ich langsam gehe«, erwiderte Bronco.

»Fletch wird dabei sein. Er kann dich nicht stützen wie ich, aber solltest du fallen, kann er dir aufhelfen. Mit ihm wirst du es schaffen. Ich muß einige Werkzeuge holen.«

»Du hast dein Werkzeugsortiment«, sagte ich. Er trug alle seine Austauschhände und eine Menge anderer Dinge bei sich. Sie lagerten in einem Fach in seiner Brust.

»Vielleicht werde ich einen Hammer und anderes schweres Werkzeug brauchen. Diese beiden Beine von Bronco sind völlig verformt. Wahrscheinlich müssen wir sie reparieren und ausbeulen, um ihre Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen. Drüben steht ein Werkzeugschuppen. Er ist verschlossen, aber das ist kein Problem.«

»Ich dachte, es sei am besten, schnellstens zu verschwinden. Wenn du jetzt umkehrst... «

»Sie sind alle durcheinander. Die Scheune ist gefährdet, und sie müssen das Feuer bekämpfen. Ich komme ungesehen hinein und wieder heraus.«

»Du mußt dich beeilen«, sagte Cynthia.

Er nickte. »Das werde ich. Ihr drei überquert diesen Hügel bis hinab ins jenseitige Tal, dann wendet ihr euch nach rechts, stromabwärts. Nimm du dies Bündel, Fletch. Cynthia, du dürftest wohl dies kleinere hier tragen können. Laßt den Rest für mich zurück. Ich bringe alles mit. Bronco kann nichts schleppen in dem Zustand, in dem er sich befindet.«