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»Ich auch nicht«, sagte Bronco.

Wir standen still und warteten auf die nächste Duftwelle, aber es kam keine.

»Vielleicht sind es doch keine Leute«, sagte ich. »Vielleicht ein Baum, den vor Tagen ein Blitz getroffen hat und der noch glimmt. Ein altes Lagerfeuer, nicht gelöscht, das noch schwelt.«

»Wir sollten Deckung suchen«, schlug Cynthia vor, »und nicht hier herumstehen, wo uns jeder sehen kann.«

»Da links von uns ist ein Gehölz«, sagte Bronco. »Dorthin kommen wir ziemlich schnell.«

Wir wandten uns nach links und strebten langsam und vorsichtig zum Gehölz. Und ich dachte, wie töricht wir alles am hellen Tag finden würden, denn das Feuer, das den Rauch verursachte, konnte meilenweit von uns entfernt sein. Wahrscheinlich hatten wir auf keinen Fall Grund zur Furcht. Vorausgesetzt, sie waren noch dort, handelte es sich bei den Personen, die das Feuer entzündet hatten, vermutlich um anständige Leute.

Kurz vor dem Gehölz blieben wir stehen und lauschten; vom Gehölz her drang das Geräusch fließenden Wassers. Um so besser, dachte ich. Ich verspürte nämlich Durst. Die Bäume wuchsen höchstwahrscheinlich am Ufer des Flusses, der durch das Tal floß.

Wir drangen ins Gehölz ein. Nach dem hellen Mondlicht überm offenen Land vermochten wir in den dunklen Schatten unter den Bäumen so gut wie gar nichts zu erkennen, und während wir durch die Schatten schritten, erhoben sich einige davon und schlugen mich zu Boden.

11

Irgendwie war ich in einen Teich gefallen und versank zum dritten und endgültigen Mal, erstickte am Wasser im Gesicht und in meiner Nase, bekam keine Luft. Ich gurgelte und keuchte und öffnete die Augen, und aus meinem Haar lief mir Wasser übers Gesicht.

Ich sah, daß ich keineswegs in irgendeinem Teich schwamm, sondern mich auf dem Trockenen befand; im Schein eines Feuers, das ein Stück entfernt brannte, sah ich die Gestalt eines Mannes, der in beiden Händen einen hölzernen Eimer hielt und begriff, daß er mir den Inhalt des Eimers übers Haupt gegossen hatte.

Ich konnte sein Gesicht nicht gut sehen, weil er dem Feuer den Rücken zukehrte, aber plötzlich blitzten weiße Zahnreihen auf, und er rief mit wütender Stimme etwas, das ich nicht verstand.

Rechts von mir herrschte ein schrecklicher Tumult, und als ich den Kopf in diese Richtung wandte, sah ich Bronco auf dem Rücken ausgestreckt liegen, während eine Anzahl brüllender Männer ihn umzingelt hielt; sie sprangen vor und zurück, indem sie versuchten, sich auf ihn zu stürzen. Das allerdings blieb weitgehend erfolglos, denn mit zwei beschädigten Beinen besaß Bronco nach wie vor sechs unbeschädigte, und alle sechs keilten wild nach den Männern aus, die ihm umringt hatten.

Ich schaute mich nach Cynthia um und sah sie am Feuer. Sie saß in seltsam unbeholfener Haltung am Boden und hatte einen Arm auf merkwürdige Weise erhoben, und ich erkannte, daß ein großer Kerl, der neben ihr stand, den Arm gepackt hielt und ihn umdrehte, sobald sie aufzustehen versuchte, und daraufhin setzte sie sich notgedrungen wieder hin.

Ich begann mich aufzuraffen, und da sprang der Mann mit dem Holzeimer heran und schwang den Eimer, als wolle er mir den Schädel einschlagen. Ich vermochte mich nicht ganz aufzurichten, aber als der Eimer herabsauste, befand ich mich immerhin bereits zusammengekauert auf den Beinen und ließ mich zur Seite fallen. Der Eimer verfehlte mich knapp, und dann, als er handgreiflich werden wollte, packte ich seine Beine. Als er vornüber auf mich kippte, hob ich eine Schulter und rammte sie gegen seine Knie, er flog über mich hinweg wie von einem Katapult abgeschossen und krachte hinter mir auf den Boden. Ich kümmerte mich nicht darum, was ihm geschehen sein oder was er tun mochte, sondern überwand die wenigen Meter, die uns trennten, und stürzte mich auf den Mann, der Cynthias Arm umklammerte.

Er sah mich kommen, gab ihren Arm frei und griff nach dem Messer in seinem Gürtel, aber er war zu langsam, und mit einem Aufwärtshaken knallte ich ihm die Faust unters Kinn. Er fiel stocksteif um, blieb liegen, und ich faßte zu, um Cynthia auf die Beine zu helfen.

Während ich sie noch stützte, ertönte hinter mir Gebrüll, und als ich herumfuhr, sah ich, daß die Männer, die Bronco bedrängt hatten, sich von ihm abwandten und sich uns näherten.

Von dem Moment an, als ich den Eimer voll Wasser ins Gesicht bekommen hatte, der mich aus der Betäubung aufschreckte, war ich zu beschäftigt gewesen, um den Einzelheiten der Situation viel Aufmerksamkeit widmen zu können, aber nun sah ich, daß die Männer einer wüsten Horde angehörten. Einige waren in etwas gekleidet, das vermutlich Wildleder war; manche trugen auf den Köpfen Pelzmützen, und trotz des schwachen Feuers konnte ich erkennen, daß sie ein zerlumpter, schmutziger Haufen waren und sich krummbucklig heranschoben, statt aufrecht und gerade zu gehen, wie Männer es tun sollten. Ein paar führten irgendwelche Gewehre mit, und da und dort sah ich die Klingen blanker Messer blitzen; alles in allem, sagte ich mir, hatte ich keine große Chance, mich gegen sie behaupten zu können.

»Du solltest lieber abhauen«, sagte ich zu Cynthia. »Versuch ein Versteck zu finden.«

Sie gab keine Antwort, und als ich mich umblickte, sah ich sie gebückt am Boden herumklauben. Sie richtete sich auf und hielt in jeder Hand einen Knüppel, plumpe Scheite, die sie aus einem Holzstapel gesucht hatte, der angelegt worden war, um das Lagerfeuer zu nähren. Einen davon reichte sie mir, nahm den anderen in beide Hände und bezog neben mir Stellung.

Als die Männer bemerkten, daß wir plötzlich mit Keulen bewaffnet waren, verharrten sie, doch sie konnten sich auf uns stürzen und uns fertigmachen, wann immer es ihnen paßte. Einige würden sich vielleicht Beulen holen, aber durch ihre bloße Überzahl vermochten sie uns auf jeden Fall zu überwältigen.

Ein riesiger Kerl, der einen Schritt vor den anderen stand, öffnete das Maul. »Was'n los mit euch?«

»Ihr habt uns überfallen«, antwortete ich.

»Ihr habt uns nachspioniert«, behauptete der Mann.

»Wir hatten bloß den Rauch gerochen«, entgegnete Cynthia. »Wir haben nicht spioniert.«

Irgendwo zur Linken ertönten Schnauflaute und das Geräusch von Füßen oder Hufen, die am Boden scharrten. Im Gehölz jenseits des Feuers mußten Tiere sein.

»Ihr habt uns belauert«, beharrte der Mann. »Ihr und euer Riesenviech da.«

Während er sprach, stahlen sich andere Männer nach beiden Seiten. Sie begannen uns in die Zange zu nehmen.

»Unterhalten wir uns einmal vernünftig«, sagte ich. »Wir sind Reisende. Wir wußten überhaupt nicht, daß ihr hier seid, und ...«

Rechts und links von uns trampelten plötzlich Füße los, und von irgendwo aus dem Wald erscholl ein heulender Schrei, der diese Füße sogleich zum Halt brachte - ein wilder, grausamer Kriegsruf, der das Blut gerinnen und die Haare zu Berge stehen ließ. Aus dem Finstern der Bäume brach eine mächtige stählerne Gestalt, die mit hoher Geschwindigkeit heranstürmte, und bei ihrem Anblick begann das Gesindel, das sich hatte auf uns stürzen wollen, ums Leben zu rennen.

»Elmer!« schrie Cynthia, aber er beachtete uns nicht. Einer der Fliehenden war gestolpert, als er sich zur Flucht wandte, und Elmer packte ihn noch im Fall, hob den wie rasend sich windenden Körper hoch in die Luft und schleuderte ihn weit fort in die Dunkelheit. Ein Schuß peitschte, und die Kugel traf mit einem hohlen Schlag Elmers metallenen Rumpf, aber das blieb der einzige Schuß, den abzufeuern die Fliehenden sich die Zeit nahmen. Sie liefen schreiend am Feuer vorbei und hinein in den Wald, und Elmer war ihnen dicht auf den Fersen. Sie brüllten vor Entsetzen, und durch ihr Gebrüll vernahm man das Platschen des Wassers, als sie sich in den Fluß jenseits des Lagers stürzten.

Cynthia lief zum Bronco, der mit den Beinen strampelte, und ich folgte ihr. Zu zweit stellten wir ihn wieder auf die Füße.

»Das war Elmer«, sagte Bronco, als er stand. »Der macht ihnen die Hölle heiß.«