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Elmer hatte sich zu uns gesellt, und nun nahm er das Hebeisen aus Cyn-thias Hand. Mit zwei schnellen Handgriffen beseitigte er die restlichen Bretter, welche die Kiste oben verschlossen hatten. Die Kiste war gefüllt mit einem Durcheinander aus Krügen und Flaschen, Bruchstücken von Statuen, Porzellan, hübsch geformtem Metallzierrat, mit Edelsteinen geschmückten Gürteln und Armbändern, Halsketten aus Steinen, Broschen, Kultgegenständen, Kästchen aus Holz wie aus Metall und vielen anderen Dingen.

Ich nahm einen der Kultgegenstände heraus, einen vielkantigen Klotz aus irgendeiner Art von poliertem Stein, der auf jeder Fläche halb verwaschene Gravuren aufwies. Ich drehte ihn in den Händen und betrachtete die eingravierten Symbole auf den Flächen aus der Nähe. Der Brocken war schwer, als sei er aus Metall und nicht aus Stein, aber seine Beschaffenheit war steinartig. Meine Erinnerung war ziemlich deutlich, grenzte fast an Sicherheit, obwohl es mir an absoluter Gewißheit fehlte. Ich hatte ein ähnliches Stück, ein sogar sehr ähnliches Stück, auf Thorneys Kaminsims gesehen, und eines Abends, als wir dort saßen, hatte er es herabgenommen und mir vorgeführt, welchem Zweck es diente; man ließ es wie einen Würfel rollen, um eine Entscheidung zu fällen, wenn man sich im Zweifel befand. Es handelte sich um eine Art Orakelstein, sehr, sehr alt und außerordentlich kostbar; außerdem war es ein bedeutendes Stück, denn es gehörte zu den wenigen Artefakten, die einem verschollenen Volk eines fernen, kaum bekannten Planeten zugeschrieben werden konnten - einem Volk, das dort gelebt hatte und ausgestorben oder ausgewandert war oder sich zu etwas anderem entwickelt hatte, lange bevor die menschliche Rasse den Planeten entdeckte und zu besiedeln begann.

»Du weißt, was das ist, Fletch?« fragte Elmer.

»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte ich. »Thorney hatte einmal ein fast gleichartiges Ding. Ein sehr alter Fund. Er nannte den Planeten und die Rasse, die es hergestellt hat, aber ich erinnere mich nicht an die Namen.«

»Das Essen ist heiß«, sagte Cynthia. »Warum essen wir nicht und unterhalten uns dabei?«

Als sie das sagte, bemerkte ich, daß ich ungeheuer hungrig war; seit dem vergangenen Mittag hatte ich keinen Bissen zu mir genommen.

Sie ging zum Feuer und teilte die Mahlzeit aus, die sie in einem Kessel zubereitet hatte. Es war eine dicke, reichhaltige Suppe, ein Eintopf, mit Gemüse und Fleischbrocken darin. In meiner Hast verbrannte ich mir mit dem ersten Löffelvoll den Mund.

Elmer setzte sich neben uns. Gelangweilt stocherte er mit einem Zweig im Feuer.

»Ich habe den Eindruck«, sagte er, »daß wir hier eine Anzahl der vermißten Fundgegenstände haben, von denen, wie du erzählt hast, Professor Thorndyke oft zu reden pflegt. Dinge von archäologischen Fundstellen, geplündert von Schatzräubern, die ihre ganze Beute fortschafften, so daß die Funde nicht studiert werden konnten, um sie später mit Riesengewinn an Sammler zu verkaufen.«

»Ich glaube, du hast recht«, sagte ich, »und ich glaube auch, daß ich weiß, wo wenigstens ein Teil der Beute versteckt wird.«

»Im Friedhof«, sagte Cynthia.

»Nichts wäre einfacher«, erklärte ich. »Ein Sarg ist ein vorzügliches Versteck. Niemand käme auf den Einfall, ihn auszugraben - niemand, meine ich, außer einer Bande von Metallsuchern außerhalb des Friedhofs, die eine gute Idee hatte, wie man leicht zu Metall kommen konnte, um keinen höheren Preis als ein bißchen Arbeit.«

»Anfangs hatten sie es auf das Metall abgesehen«, meinte Cynthia, »und dann stießen sie eines Tages auf einen Sarg, der keine Leiche enthielt, sondern Wertgegenstände. Möglicherweise sind die entsprechenden Gräber irgendwie gekennzeichnet, und sie fanden heraus, auf welche Weise.«

»Sie hätten eine derartige Markierung sicher nicht ohne weiteres gefunden«, wandte Elmer ein.

»Wahrscheinlich hatten sie Zeit genug dazu«, antwortete Cynthia. »Viel-leicht sind diese Grabräuber schon seit Jahrhunderten im Metallgeschäft.«

»Womöglich gibt es gar keine Markierung«, sagte ich.

»Nun, es muß wohl eine geben«, beharrte Cynthia. »Woher sollten sie sonst wissen, wo das Graben sich lohnt?«

»Wie wäre es mit einem Komplizen beim Friedhof? Einem Eingeweihten, der weiß, welche Gräber sie sich vornehmen müssen?«

»Ihr vergeßt beide eins«, sagte Elmer. »Vielleicht ist unseren Grabräubern an dem Kram in den Kisten gar nicht gelegen ...«

»Aber genommen haben sie ihn«, sagte Cynthia.

»Sicher, das haben sie. Vielleicht finden sie ihn interessant und ganz nett. Unter Umständen besitzt das Zeug sogar einen gewissen Tauschwert. Aber ich bin der Meinung, daß es in Wirklichkeit das Metall ist, wohinter sie her sind. Metall dürfte hier schwer erhältlich sein. Wahrscheinlich hat man es zunächst aus den zerstörten Städten geborgen, aber das wird inzwischen weitgehend durch Korrosion vernichtet sein. Doch im Friedhof liegt Metall neueren Datums, und vermutlich ist es auch besser. Die Artefakte, welche sie in manchen Gräbern finden, besitzen für uns einen Wert, weil wir von Professor Thorndyke wissen, daß sie von großer archäologischer Bedeutung sind, aber ich bezweifle, daß diese Räuber sie ebenfalls für wertvoll erachten. Kinderspielzeug, Schmuck für die Frauen, dies oder jenes mag sich zum Handel eignen - aber in der Hauptsache wollen sie das Metall.«

»Diese Angelegenheit erklärt eins«, sagte ich. »Sie erhellt, warum der Friedhof die Kontrolle des Friedhofbesuchs ausübt. Man möchte verhindern, daß jemand von den Artefakten erfährt.«

»Der Handel damit ist nicht illegal«, bemerkte Cynthia.

»Nein, natürlich nicht. Die Archäologen haben über Jahre hinweg versucht, den Artefaktenhandel gesetzlich zu unterbinden, aber es war undurchführbar.«

»Dennoch ist es ein offiziell nicht gebilligter Schleichhandel«, stellte Elmer fest, »ein Untergrundgeschäft. Sollte etwas davon an die Öffentlichkeit dringen, dürfte das den glänzenden Ruf des Friedhofs stark mindern.«

»Aber sie haben uns gehen lassen«, sagte Cynthia.

»Im Moment konnten sie nichts tun«, sagte ich. »Es gab keine Möglichkeit, um uns zurückzuhalten.«

»Später haben sie etwas getan«, erinnerte Elmer. »Sie versuchten Bronco in die Luft zu jagen.«

»Sie müssen davon ausgegangen sein«, sagte Cynthia, »Broncos Vernichtung würde uns entmutigen ...«

»Das dürfte stimmen«, pflichtete ich ihr bei. »Allerdings können wir über die Herkunft der Bombe nicht völlig sicher sein.«

»Aber ziemlich sicher«, sagte Elmer.

»Eins gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte ich. »Wir haben es geschafft, und zwar ohne Anstrengung, uns jeden, dem wir bisher begegnet sind, zum Feind zu machen. Da ist der Friedhof, nun diese Bande von Grabräubern, und die Vermutung ist wohl nicht unberechtigt, daß die Menschen in der Siedlung auch nicht allzu gut von uns denken. Wegen uns sind sie um eine Menge Heu gekommen und um eine Scheune, und wahrscheinlich sind mehrere von ihnen verletzt und ...«

»Das haben sie selbst über sich gebracht«, sagte Elmer.

»Das wird sie nicht daran hindern, uns die Schuld zuzuschieben.«

»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Elmer zu.

»Ich bin dafür, daß wir weiterziehen«, sagte ich.

»Du und Miß Cynthia, ihr müßt ein wenig schlafen.«

Über das Feuer hinweg sah ich sie an. »Für ein paar Stunden mehr können wir noch wach bleiben«, meinte ich.

Sie nickte mir trübsinnig zu.

»Die Pferde nehmen wir mit«, sagte Elmer. »Das wird sie aufhalten. Wir laden die Beute auf ...«

»Wozu die Mühe?« unterbrach ich. »Wir lassen das Zeug hier. Es nutzt uns nichts. Was sollten wir damit anfangen?«