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»Das ist alles sehr schön«, meinte ich, »und ich freue mich darüber, daß Sie's mir erzählt haben. Aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu verraten, warum?«

»Nun«, antwortete er in leichtem Erstaunen über meine Frage, »nur um Mißverständnisse auszuräumen. Um das Bild zurechtzurücken. Damit Sie eine Vorstellung von den Problemen bekommen, vor denen wir stehen.«

»Und somit Ihr tiefes Pflichtgefühl und Ihre unerschütterliche Hingebung kennenlerne.«

»Ja, das ebenso«, antwortete er ohne jede Verlegenheit und ohne jede Scham. »Wir möchten Ihnen alles zeigen, das es hier zu sehen gibt. Die hübschen kleinen Dörfer, worin unsere Arbeiter wohnen, die Schönheit unserer zahlreichen Waldkapellen, die Werkstätten, wo man die Grabsteine herstellt.«

»Mr. Bell«, sagte ich, »um an einer Fremdenführung teilzunehmen, bin ich nicht hier. Ich bin kein Pilger.«

»Aber sicherlich werden Sie die geringfügige Unterstützung und die kleinen Gefälligkeiten nicht ausschlagen, welche wir Ihnen zu unserer Freude zukommen lassen können.«

Ich schüttelte den Kopf, wie ich hoffte, nicht zu störrisch. »Ich muß alles selbst erledigen. Es geht nur auf diese Weise. Ich und Elmer und der Bron-co.«

»Sie und Elmer und der was?«

»Der Bronco.«

»Der Bronco? Ich verstehe Sie nicht.«

»Mr. Bell«, sagte ich, »um es richtig zu verstehen, müßten Sie die Geschichte der Erde kennen, einige der alten Legenden.«

»Wegen dieses - Broncos?«

»Bronco ist eine alte irdische Bezeichnung für ein Pferd. Eine besondere Art von Pferd.«

»Dieser Bronco ist ein Pferd?«

»Nein, das nicht«, entgegnete ich.

»Mr. Carson, ich bin mir wirklich nicht länger dessen sicher, ob ich weiß, wer Sie sind oder was Sie beabsichtigen.«

»Ich bin Kompositor-Operateur, Mr. Bell. Ich beabsichtige eine Komposition des Planeten Erde zu schaffen.«

Er nickte mit weiser Miene. Jeder Zweifel schien von ihm gewichen zu sein. »Ach, ja, eine Komposition. Ich hätte es mir denken sollen. Sie besitzen eine Ausstrahlung von Einfühlsamkeit. Und Sie hätten keinen besseren Gegenstand oder besseren Ort wählen können. Hier auf unserer Mutter Erde werden Sie eine Inspiration erhalten wie sonst nirgendwo. Dieser Planet weist eine gewisse - wie soll ich sagen? - flüchtige Eigenschaft auf, die sich bisher der Beschreibung entzogen hat. Jeder Hügel und jedes Tal klingt von eigener Musik wieder ...«

»Nicht Musik«, meinte ich. »Nicht Musik.«

»Sie wollen sagen, eine Komposition ist keine Musik?«

»Nicht in diesem Sinn. Eine Komposition ist wesentlich mehr als nur Musik. Sie ist eine totale Kunstform. Sie schließt Musik ein, aber ebenso umfaßt sie das geschriebene und gesprochene Wort, Bildhauerei, Malerei, Gesang.«

»Sie meinen, das alles machen Sie?«

Ich schüttelte den Kopf. »In Wirklichkeit mache ich das wenigste. Bronco leistet die Hauptsache.«

Er klatschte in die Hände. »Ich fürchte«, sagte er, »nun komme ich ganz durcheinander.«

»Bronco ist ein Kompositor«, erklärte ich. »Er absorbiert die Stimmung, die visuellen Eindrücke, die unterschwelligen Nuancen, die Geräusche und Formen, die Gestalt. All das nimmt er auf und verarbeitet es zu einem Produkt. Keinem restlos fertigen Produkt, doch den Grundzügen und Grundstoffen des Produkts. Damit setze ich dann die Arbeit fort. Wir beide arbeiten zusammen. Zeitweise - so kann man, wie ich glaube, wohl sagen -werde ich zu einem Teil von ihm. Er sammelt die Basismaterialien, und ich liefere die Interpretation, allerdings nicht die ganze. Das machen wir ebenfalls arbeitsteilig. Es wird nun, fürchte ich, ein bißchen schwierig zu erläutern ...«

Er schüttelte den Kopf. »Von so etwas habe ich noch nie gehört. Das ist mir völlig neu.«

»Es handelt sich in der Tat um eine ziemlich neue Methode«, verriet ich. »Erst vor zwei Jahrhunderten wurde sie auf dem Planeten Alden entwickelt, und seitdem unterliegt sie einem ständigen Prozeß der Verfeinerung. Keine zwei Instrumente sind jemals einander gleich. Immer läßt das nächste sich irgendwie verbessern. Es ist ein Projekt mit ungewissem Ausgang, wenn man sich anschickt, einen Kompositor zu konstruieren. Das ist übrigens ein mißlicher Name dafür, aber ein besserer ist noch keinem eingefallen.«

»Aber dieses Instrument nennen Sie Bronco. Der Name muß doch irgendeinen Sinn ...«

»Es verhält sich so«, sagte ich, »daß der Kompositor sehr groß ist und schwer. Er ist ein komplexer Mechanismus mit zahlreichen höchst empfindlichen Teilen, die starken Schutz benötigen. Ich kann ihn nicht bei mir tragen. Er muß sich aus eigener Kraft bewegen. Während wir mit ihm unterwegs sind und die Landschaft durchstreifen, um unsere Eindrücke zu sammeln, montieren wir einen Sattel auf, so daß man darauf sitzen kann.«

»Womit Sie, vermute ich, sich und Elmer meinen. Wieso hat Elmer Sie nicht zu mir begleitet?«

»Elmer ist ein Roboter«, teilte ich ihm mit, »und liegt gegenwärtig in einer Kiste. Er ist als Fracht an Bord des Raumschiffes gegangen.«

Bell wand sich beunruhigt und erhob Einspruch. »Aber, Mr. Carson, Sie müssen das doch wissen. Bestimmt wissen Sie es. Roboter sind auf unserer Mutter Erde nicht erlaubt. Ich fürchte sehr, daß wir ...«

»In diesem Fall haben Sie keine Wahl«, sagte ich. »Sie können ihm den Aufenthalt nicht verweigern. Er ist ein Eingeborener der Erde, und das können weder Sie von sich, noch ich von mir behaupten.«

»Ein Eingeborener!. Das ist ausgeschlossen! Sie müssen scherzen, Mr. Carson.«

»Nicht im geringsten. Hier ist er hergestellt worden. In den Tagen des Letzten Krieges. Er half beim Bau der letzten großen Kriegsmaschine. Später erhielt er den Status eines Freien Roboters, und nach Maßgabe der galaktischen Gesetze besitzt er - mit wenigen Ausnahmen - die gleichen Rechte wie ein Mensch.«

Bell schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte er. »Ich bin mir wirklich nicht sicher ...«

»Sie brauchen sich dessen auch nicht sicher zu sein«, gab ich zur Antwort. »Ich bin es. Ich habe die Rechtslage mit größter Sorgfalt geprüft. Elmer ist nicht allein ein Eingeborener, sondern im Sinne des Gesetzes sogar ein natürlicher Eingeborener. Nicht fabriziert. Geboren. Auf Alden befindet sich ein amtliches Dokument, welches das bestätigt, und ich habe eine Kopie dabei.«