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Der Wächter öffnete die Tür und ließ uns ein, dann schloß er sie hinter uns, blieb selber jedoch draußen. Wir blieben an der Tür stehen und starrten das Ding an - es war kein Mensch, sondern ein Ding -, das hinter einem Schreibtisch saß.

»Also seid ihr doch gekommen«, sagte das Ding. »Ihr habt euch Zeit gelassen. Ich hatte schon gefürchtet, ihr würdet nicht kommen, so daß der Plan undurchführbar wäre.«

Die Stimme drang aus einem Etwas, das am ehesten als mechanisches Äquivalent eines menschlichen Kopfes, befestigt auf dem mechanischen Äquivalent eines menschlichen Körpers, beschrieben werden kann. Das Ding war ein Roboter, aber ein anderer als jeder Roboter, den ich bis dahin gesehen hatte - anders als Elmer, oder ein anderer ehrlicher, rechtschaffener Roboter. Er war ein mechanisches Monstrum, um der Wahrheit die Ehre zu geben, das es offenbar nicht im entferntesten für erforderlich erachtete, auch nur entfernt menschenähnlich zu wirken.

»Was ist das für ein Blödsinn?« sagte ich. »Wir sind hier, weil der Wächter uns dazu gedrängt hat. Wäre es zuviel verlangt, erfahren zu ...«

»Keineswegs«, erwiderte das Ding hinter dem Schreibtisch. »Wir sind uns vor langer Zeit begegnet. Da ich meine Erscheinung beträchtlich verändert habe, trifft euch keine Schuld daran, daß ihr mich nicht erkennt. Einst habt ihr mich unter dem Namen Ramsey O'Gillicuddy gekannt.«

»O'Gillicuddy«, sagte Cynthia, »eine Frage mußt du mir beantworten. Wie viele Stahlwölfe gab es?«

»Was? Nun, das ist leicht zu beantworten. Es waren drei. Zwei davon hat Elmer getötet. Einer blieb übrig.«

Er rückte Stühle zurecht, die vor seinem Schreibtisch standen. »Und nun«, sagte er, »nachdem ihr mich getestet habt, nehmt bitte Platz. Wir haben vieles zu klären.«

»Es ist wirklich sehr erfreulich, daß ihr hier seid«, sprach O'Gillicuddy weiter, als wir saßen. »Wir hatten alles genau geplant, und alles schien narrensicher zu sein, aber bei Angelegenheiten, welche die Zeit betreffen, kann man gar nicht genug Obacht geben. Bei der Vorstellung, was geschehen wäre, hättet ihr den Weg nicht gefunden, befällt mich ein Frösteln. Alles hier wäre verschwunden, hätte sich aufgelöst. Obwohl - genau genommen, auch das stimmt nicht ganz ...«

»Alles hier?« wiederholte ich. »Das heißt, dieses Museum, oder? Ist es nicht ein Museum, das die Sammlung des Volkszählers enthält?«

»Dann wißt ihr also über den Volkszähler Bescheid?«

»Sagen wir, wir haben es erraten.«

»Natürlich, zweifellos«, sagte O'Gillicuddy. »Ihr seid beide sehr scharfsinnig.«

»Wo befindet sich der Volkszähler nun?« erkundigte sich Cynthia. »Wir hatten gehofft, ihn hier anzutreffen.«

»Nach der Unterbringung seiner Sammlung - dieser Sammlung und der bedeutend umfangreicheren Sammlung, die sich in einem Versteck im Balkangebiet befand - flog er zum Planeten Alden, um dort eine archäologische Expedition nach seinem Heimatplaneten zu organisieren«, berichtete O'Gillicuddy. »Bereits seit Jahrhunderten hatte er aus seiner Heimat keine Nachricht mehr erhalten, und deshalb ist er davon überzeugt, daß seine Rasse ausgestorben oder untergegangen ist, aus einem der mannigfaltigen Gründe, aus welchen einer Rasse so etwas widerfahren kann. Bis heute haben wir noch keine Neuigkeiten über den Verlauf der Expedition vorliegen. Wir erwarten die Ergebnisse mit großer Spannung.«

»Wir?«

»Ich und meine Brüder, die anderen ehemaligen Gespenster.«

»Du meinst, ihr seht nun alle so aus?«

»Ja, genau«, antwortete er. »Das ist ein Teil des Geschäfts, welches wir gemacht haben. Ach, aber ihr wißt ja noch gar nicht von der Übereinkunft. Ich muß euch alles erzählen.«

Seine geheimnisvolle Ankündigung erfüllte uns mit Unruhe.

»Es wird folgendermaßen verlaufen«, kam er zur Sache. »Aus dieser Zeit werden wir euch zurück in eure Gegenwart versetzen, genau an jenen Zeitpunkt, an dem durch das Zeittor zurückzukehren ihr erwartet hattet ...«

»Aber damals habt ihr gepfuscht!« sagte ich erregt. »Ihr werdet auch diesmal einen Fehler begehen und ...«

Er hob seine stählerne Hand, um mich zum Schweigen zu veranlassen. »Wir haben keinen einzigen Fehler begangen«, erklärte er. »Alles ist planmäßig verlaufen. Wir haben euch aus gutem Grund in diese Zeit befördert. Hätten wir es nicht getan, wäre der Plan verdorben. Wärt ihr nicht hier, könnte ich euch den Plan nicht erläutern, und ihr wüßtet nicht, was ihr zu tun habt. Kehrt ihr jedoch mit Kenntnis des Plans in eure Gegenwart zurück, wird er gelingen.«

»Halt! Einen Moment, ich bitte dich!« rief ich. »Du bringst ja alles durcheinander. Das ergibt keinen Sinn ...«

»Es ergibt erstaunlich viel Sinn«, widersprach er. »Auf diese Weise und nicht anders wird der Plan erfolgreich sein. Ihr seid in ferner Vergangenheit gewesen und seid nun in dieser Zeit, die für euch in der Zukunft liegt, damit wir euch in den Plan einweihen und euch in eure Gegenwart zurücksenden können, wo ihr ihn verwirklichen müßt, um diese Zukunft, in der ihr euch nun befindet, überhaupt zu ermöglichen.«

Ich sprang auf und hieb mit der Faust auf die Schreibtischplatte. »Einen größeren Schwachsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört!« schrie ich. »Du verwirrst die Zeit völlig! Wie könnte man uns in eine Zukunft bringen, die nicht eher existieren soll, als bis wir in unserer Gegenwart irgendeinen verrückten Plan ausgeführt haben, der diese Zukunft erst ermöglicht?«

Mein Einwand bewirkte lediglich, daß O'Gillicuddy daraufhin noch blasierter als zuvor daherredete. »Ich gebe zu, daß es ein bißchen seltsam klingt«, räumte er ein. »Doch wenn du eingehender darüber nachdenkst, wird dir die innere Logik dieses Sachverhalts einleuchten. Wir werden euch nunmehr durch die Zeit zurückschicken, damit...«

»Und das Ziel um mehrere tausend Jahre verfehlen«, murrte ich.

»Auf keinen Fall«, sagte O'Gillicuddy. »Wir arbeiten exakt. Wir sind nicht länger bloß auf unsere psychischen Fähigkeiten angewiesen. Inzwischen verfügen wir über eine Maschine, einen Zeitselektor, der bis auf einen Sekundenbruchteil exakt funktioniert und jemanden genau dorthin versetzt, wohin in der Zeit er will. Seine Entwicklung war ein Teil des Abkommens, das wir geschlossen haben.«

»Du sprichst ständig von Plänen und Übereinkünften«, beschwerte sich Cynthia, »die wir überhaupt nicht kennen. Es würde uns weiterhelfen, wenn du uns endlich darüber Aufklärung gewährtest, worum es sich eigentlich handelt.«

»Bekäme ich die Gelegenheit dazu«, sagte O'Gillicuddy, »würde ich es außerordentlich gerne tun. Wir werden euch also in eure Gegenwart zurückversetzen, und ihr werdet zur Friedhofsverwaltung gehen und Maxwell Peter Bell einen Besuch abstatten ...«

»Und Maxwell Peter Bell wird uns in hohem Bogen hinauswerfen«, sagte ich, »und vielleicht ... «

»Das wird er nicht«, versicherte O'Gillicuddy, »wenn vor dem Haus zwei mit euch verbündete und schußbereite Kriegsmaschinen stehen. Ihr Anblick wird eine sehr große Überzeugungskraft haben.«

»Woher kannst du sicher sein, daß die Kriegsmaschinen ...?«

»Du selbst hast dich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort mit ihnen verabredet, oder nicht?«

»Gewiß«, sagte ich. »Das ist richtig.«

»Dann ist doch alles in Ordnung. Ihr werdet Maxwell Peter Bell aufsuchen und ihn davon überzeugen, daß ihr Beweise dafür besitzt, daß er den Friedhof als Versteck für geschmuggelte Artefakte benutzt, und ihr werdet ihm sagen ...«