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»Aber der Schmuggel von Artefakten verstößt nicht gegen das Gesetz.«

»Nein, selbstverständlich nicht. Aber du kannst dir vorstellen, wie es mit dem sorgfältig gepflegten Image der Mother Earth bestellt sein wird, falls herauskommt, was sie da betreibt. Der Firmenname würde nicht allein nach Unehrlichkeit stinken, sondern auch nach Grabschändung und Leichenfledderei. Sie würde Jahre brauchen, um diesen Ruch wieder loszuwerden, falls es überhaupt gelingt.«

»Das könnte gelingen«, sagte ich, obschon es mir widerstrebte, das zugeben zu müssen.

»Ihr werdet ihm die Lage sehr umsichtig und völlig unmißverständlich erklären«, sagte O'Gillicuddy, »um dagegen vorzubeugen, daß er den Sinn eures Vorschlags oder eure Absicht mißdeutet. Es muß von Anfang an klar sein, daß euch unter bestimmten Voraussetzungen, unter gewissen Bedingungen, denen er zustimmen müßte, nicht daran gelegen ist, ein Wort von jenen Machenschaften an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.«

O'Gillicuddy nannte die erwähnten Bedingungen. »Der Friedhof soll darin einwilligen, alle in seinem Besitz befindlichen Artefakte, alle versteckten Fundgegenstände ohne Ausnahme der Universität auf Alden abzutreten. Er soll fortan vom Handel damit absehen. Der Friedhof soll die Kosten für den Transport der Artefakte nach Alden tragen. Er hat unverzüglich eine Passagierlinie zur Erde mit regelmäßigem Flugverkehr zu eröffnen. Die Preise dürfen von vergleichbaren Tarifen anderer galaktischer Raumfluglinien nicht abweichen. Besucher der Erde und Pilger sollen künftig keine Wucherpreise mehr zu entrichten brauchen. Der Friedhof muß Museen errichten und unterhalten, in welchen die Sammlung historischer Kunstgegenstände hohen Werts ausgestellt werden soll, die ein gewisser Forscher namens Ronex vom Planeten Abernax seit den Anfängen der Menschheit zusammengetragen hat. Ferner muß der Friedhof ...«

»Ist das der Volkszähler?« fragte Cynthia.

»Das ist der Volkszähler«, bestätigte O'Gillicuddy. »Darf ich weitermachen ...?«

»Noch etwas beschäftigt mich schon seit einer Weile«, sagte Cynthia. »Was ist mit dem Wolf? Warum hat er uns zuerst gejagt und dann ...?«

»Er ist kein Stahlwolf wie die anderen es waren«, antwortete O'Gillicuddy. »Vielmehr ist er einer der Roboter des Volkszählers, welche er ins Wolfsrudel des Friedhofs eingeschleust hatte. Der Volkszähler, müßt ihr wissen, ist beileibe kein Dummkopf. Er hatte jederzeit seine Hand in fast allen wichtigen Angelegenheiten im Spiel, die auf der Erde geschahen. Wenn ich nun die Erläuterung fortsetzen dürfte ...«

»Wir bitten darum«, sagte Cynthia.

O'Gillicuddy fuhr darin fort, die Bedingungen aufzuzählen. »Der Friedhof muß sich bereit erklären, die Finanzen und alle anderen erforderlichen Hilfsmittel für ein Forschungsprogramm zur Verfügung zu stellen, das auf eine verläßliche Methode der Zeitreise abzielt. Außerdem soll er Finanzen und anderweitige Hilfsmittel für ein zweites Forschungsprogramm abstellen, das der Entwicklung einer Methode dient, mit welcher menschliche Bewußtseinseinheiten in Robothirne transferiert werden können, und sobald diese Methode entwickelt ist, soll an erster Stelle eine Gruppe von Wesen in ihren Genuß kommen, die derzeitig auf der Erde ein Dasein als Gespenster fristet... «

»Dadurch bist du ...?«

»Dadurch bin ich zu dem geworden, das ihr nun vor euch seht. Doch wir sind noch nicht fertig. Der Friedhof muß einer Kooperation mit einem galaktischen Überwachungsausschuß zustimmen, der nicht allein darauf achtet, daß alle genannten Punkte der Übereinkunft eingehalten werden, sondern auch ständig die Bücher des Friedhofs und seine Transaktionen kontrolliert sowie Empfehlungen zur Geschäftsführung ausspricht.«

Damit verstummte er.

»Und das ist es?« fragte ich.

»Das ist es«, antwortete er. »Ich hoffe, wir haben an alles gedacht.«

»Ich glaube, ja«, erwiderte ich. »Jetzt kommt es nur darauf an, daß der Friedhof sich auf alles einläßt.«

»Ich schätze, das hat er bereits«, sagte O'Gillicuddy. »Ihr seid hier, nicht wahr? Ich bin hier, und das Museum existiert. Der Zeitselektor steht für euch bereit.«

»An alles hast du gedacht«, sagte Cynthia mit einer Mischung aus Ärger und Verachtung in ihrer Stimme, »und doch eins vergessen. Was ist mit Fletchers Komposition? Wie konntest du sie vergessen? Ohne seinen Traum von der Komposition wäre nichts von allem eingetreten. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Schwierigkeiten er dafür auf sich genommen, wie lange er davon geträumt hat und ...«

»Ich habe damit gerechnet, daß einer von euch danach fragt«, behauptete O'Gillicuddy. »Wenn ihr durch den Korridor hinüber ins Auditorium geht ... «

»Soll das heißen, sie befindet sich hier?!«

»Selbstverständlich ist sie hier. Es ist eine prachtvolle Arbeit. Ein Meisterstück. Es hat die Zeit überdauert. Diese Komposition wird ewig lebendig bleiben.«

Peinlich berührt schüttelte ich den Kopf.

»Was ist los?« meinte O'Gillicuddy. »Ihr solltet euch wirklich freuen.«

»Begreifst du nicht, was du angerichtet hast?« fragte Cynthia wutentbrannt. Tränen standen ihr in den Augen. »Wenn er sie jetzt kennenlernte, wäre alles verdorben. Wie konntest du nur vorschlagen, er solle ein Werk sehen, hören und fühlen, das er noch gar nicht vollendet hat? Du hättest nichts davon sagen dürfen. Nun wird er sich dem Zwang ausgesetzt fühlen, ein Meisterwerk schaffen zu müssen. Aber er hat nie an ein Meisterwerk gedacht. Er wollte lediglich eine angemessene Komposition machen und nun ...«

Ich streckte meine Hand aus, um sie zu besänftigen. »Schon gut«, sagte ich. »Natürlich, ich weiß jetzt, was daraus wird. Aber Bronco wird mit mir zusammenarbeiten. Der Ruhm wird mir nicht in den Kopf steigen.«

»Nachdem nun alles geklärt ist«, sagte O'Gillicuddy und erhob sich, »gibt es bloß noch eins für euch zu tun, bevor ihr in eure Zeit zurückkehrt. Ein paar Freunde warten draußen auf euch, um euch zu begrüßen.«

Auf den nichtmenschlichen Beinen seines nichtmenschlichen Körpers stelzte er um den Tisch; wir folgten ihm zur Tür hinaus, durch den Korridor und ins Foyer.

Alle fünf standen sie vor dem Säulenvorbau und erwarteten uns die beiden Kriegsmaschinen Joe und Iwan, Elmer, Bronco und der Wolf.

Die Situation war uns allen ein wenig peinlich. Wir standen im Säulenvorbau und starrten sie an, während sie uns anstarrten.

»Wir werden an Ort und Stelle sein, wenn ihr eintrefft«, sagte Elmer. »Wir alle werden euch erwarten.«

»Die Kriegsmaschinen, ja, das begreife ich«, meinte Cynthia. »Mit ihnen haben wir uns verabredet. Aber ihr ...«

»Der Wolf hat uns gefunden«, sagte Bronco.

»Wie war das möglich?« fragte ich. »Ihr müßt ihn doch für einen Feind gehalten haben. Ihr hattet doch die beiden anderen Wölfe zerstört und ...«

»Er ist sehr gescheit«, berichtete Bronco. »Er kam und spielte mit uns. Hüpfte außer Reichweite herum, legte sich auf den Rücken, streckte die Beine in die Luft, grinste uns an. Er benahm sich so wichtigtuerisch. Da dachten wir uns, daß wir ihm folgen sollten.«

Der Wolf grinste uns an; zähnefletschend.

»Es ist an der Zeit zum Aufbruch«, sagte O'Gillicuddy. »Ich wollte euch lediglich noch einmal dessen vergewissern, daß sie an eurer Seite stehen werden.«

Wir wandten uns um und gingen zurück ins Gebäude.

»Für dich wird bald alles ausgestanden sein«, sagte ich zu Cynthia. »Du kannst nach Alden heimfliegen und Thorney deinen Bericht abliefern ...«

»Ich möchte nicht heimfliegen«, sagte sie.

»Das verstehe ich nicht... «

»Du wirst an deiner Komposition weiterarbeiten. Bräuchtest du vielleicht eine unqualifizierte Assistentin?«

»Ich glaube, ja«, sagte ich.

»Erinnerst du dich daran, Fletch, was du zu mir gesagt hast, als wir uns in der Zeit gefangen glaubten, damals in der Vergangenheit ? Du hast gesagt, du würdest mich lieben. Ich hege die Absicht, dich beim Wort zu nehmen.«