«Vielleicht wünschst du einfach, daß etwas geschehen soll.«
«Ich denke mir das nicht aus, Budge! Ich schwöre dir, ich denke es mir nicht aus. Es existiert etwas da draußen, und es ist…. als ob es mich ruft. Hörst du es nicht auch? Ich meine nicht, daß du es hörst, aber fühlst du es nicht manchmal?«
Er sah mir fest in die Augen.»Es ist ein Licht in mir«, sagte er,»als ob ich einen Stern verschluckt hätte.«
«JA! Und wenn du jemand aufschneidest, wirst du diesen Stern niemals finden, und du findest ihn auch nicht, wenn du ein Mikroskop so groß wie ein Haus hast!«
Mein Freund lag gegen sein Rad gelehnt da und beobachtete das Halbdunkel zwischen den Bäumen.»Du kannst tagsüber die Sterne nicht sehen. Du mußt die Augen schließen, und sobald du dich an das Dunkel gewöhnt hast, erblickst du dieses schwache Licht in weiter Ferne. Ist es das, was du siehst, Dick?«
Nur Freunde wagen es, sich so zu unterhalten, dachte ich.»Das Licht ist eine silberne Kette, wie eine Ankerkette in meinem Geist, die vor meinen Augen im tiefen Wasser entschwindet.«
«Im tiefen Wasser!«sagte er.»Richtig! Und wir sind Taucher, gleiten hinab, und tief unten führt uns die Kette zu diesem versunkenen Stern. Das ist unser Anker…«
Ich war ein Delphin, der aus einem Wasserbecken hoch in die Luft gesprungen war und sich im offenen Meer wiedergefunden hatte, neben sich einen spiegelgleichen Freund. Ich war nicht der einzige, der wußte, daß etwas, was sich hinter Worten verbarg, an uns zerrte.
«Du kennst es, Budge! Ein Anker aus Licht! Ich schwimme hinunter, und alles ist in Ordnung, ganz gleich, wie schlimm die anderen Dinge sein mögen. Ich bin tief unter Wasser, mein Boot an der Oberfläche ist nicht zu sehen, aber dieser Anker ist heller, als es Blitzlichter je sein können, und er ist in mir!«
«Yeah. «Er seufzte nachdenklich, und sein Lächeln war verschwunden.»Er befindet sich dort, na schön!«
«Nun, was hast du damit vor! Du weißt, daß… das Licht… dort unten ist. Was wirst du damit machen?«
«Ich nehme an, ich werde warten.«
«Du willst warten? Oh, mein Gott, Budge, wie kannst du denn warten, wenn du weißt, daß es dort ist?«Ich hoffte, er würde verstehen, daß ich enttäuscht, aber nicht beleidigt war.
«Was kann ich denn machen? Was machst du denn während deiner blauen Morgenstunden, Dick?«Er pflückte einen Halm und kaute den harten, glatten Stengel.
«Ich möchte rennen. Mir ist, als ob es hier ganz in der Nähe irgendeinen Ort gibt, wo dieses Raumschiff versteckt ist. Seine Tür steht offen, und jemand ist da, der weiß, wer ich bin. Sie sind lange fortgewesen, und nun sind sie gekommen, um mich zu holen. Und die Tür schließt sich mit einem Zischen, und mit einem Summen startet das Raumschiff. Dort unten liegt unser Haus, aber niemand kann mich oder das Raumschiff sehen, und es steigt immer höher. Schon bin ich in den Sternen und fliege nach Hause.«
Mein Freund trieb das Vorderrad seines Fahrrads mit einem Finger an — ein langsames, leeres Roulette.»Fragst du deshalb, ob du verrückt bist?«
«Ein wenig schon.«
«Also gut«, sagte er,»du bist verrückt.«
«Ich bin es und du auch.«
«Ich nicht«, erwiderte er.
«Erzähl mir noch einmal von den verschluckten Sternen, bitte.«
Er lachte.»Ich verrate das nur dir.«
«Danke.«
«Und du solltest es auch niemanden verraten«, sagte er.»Oder zumindest nicht viel herumerzählen.«
«Du glaubst, ich werde es jedem erzählen? Niemals.
Wir sind etwas Besonderes, du weißt das auch, nicht wahr? Nicht einfach du und ich, wir sind alles.«
«Bis wir erwachsen sind«, sagte er.
«Nun, gib’s schon zu, Budgie. Du glaubst das nicht.«
Er stand dort im Dämmerlicht, nahm sein Rad und schob es in den Garten hinter dem Haus.
«Wirklich. Sei doch nicht so ungeduldig«, rief er mir zu.»Diese ganze Sache erfordert Zeit. Wenn du dich erinnern willst, wer du bist, solltest du lieber versuchen, nie richtig erwachsen zu werden.«
Als ich im Dunkeln nach Hause fuhr, dachte ich darüber nach. Vielleicht würde mich mein Raumschiff nicht finden. Vielleicht mußte ich es finden.
Leslie saß am Steuer, hörte zu, lenkte den Wagen auf die Abbiegespur und hielt am Stoppschild. Dann gab sie auf der breiten Vorstadtstraße wieder Gas.
«Du hast mir das nie erzählt«, sagte sie.»Da dachte ich, ich würde dich gut kennen, und dann erfahre ich so etwas.«
«Vielleicht wirst du mich niemals kennen. Frag weiter, ich werde mich noch an mehr erinnern.«
«Wirklich? Bitte erzähl.«
«Die grünen Zeiten! Manchmal wußte ich, wie alles funktionierte, warum ich der war, der ich war, wo ich war und was geschehen würde. Ich wußte das nicht durch Worte. Ich fühlte es, es war einfach zu spüren. Ja, das war es, was ich ersehnt hatte, und nun bin ich hier, auf diesem kleinen Planeten, ich scheine zu existieren. Zieh den Vorhang zur Seite, und da ist das Zuhause, einfach eine Gedankenschleife weiter.«
«Aber der Vorhang schloß sich wieder, nicht wahr?«fragte sie.»Er ist gerade nur für mich aufgegangen.«
«Yeah. Er schloß sich immer wieder, verdunkelte die Leinwand meines eigenen kleinen Kinos. Da war ich wieder im Dunkeln, und das einzige, was ich sehen konnte, war mein Leben, das weiterging — zwei Dimensionen, die jedoch wie vier aussahen.«
Ich spürte das Kind in mir, das mir zuhörte, während ich sprach.»Als ich in Florida bei der Air Force war und nach einem Nachtflug einmal zur Kaserne zurückging, blickte ich nach oben. Da war dieser riesige Vorhang. Er war wie die ganze Galaxie der Milchstraße etwa eine halbe Minute lang nach einer Seite weggezogen. Ich blieb wie erstarrt stehen und beobachtete den Himmel.«
«Was war auf der anderen Seite?«fragte sie.»Was hast du dort gesehen?«
«Nichts! Ist das nicht seltsam? Was ich erblickte, war dieser leuchtende Schleier, der gerade beiseite gezogen war, und dahinter war nichts zu sehen, nur ein Gefühl ungeheurer Freude war da: Alles ist in Ordnung. Danach bewegte sich der Schleier wieder zurück, die Sterne waren so wie immer, und ich stand im Dunkeln da. «Ich schaute Leslie an und erinnerte mich.»Dieses Gefühl hat mich niemals verlassen, Wookie. Bis zu diesem Augenblick ist es nie ganz verschwunden.«
«Ich weiß, daß du auch furchtbar wütend werden kannst, Liebling«, sagte sie.»Ich habe dich in Situationen erlebt, wo du wohl überhaupt nicht mehr glaubtest, daß alles in Ordnung wäre.«
«Sicherlich. Aber ist es für dich nicht das gleiche? Es ist, als ob du Völkerball spielst; du wirst vom Spiel so mitgerissen, daß du es ganz vergißt: Es ist ein Spiel.«
«Ich vergesse oft, daß es ein Spiel ist«, antwortete sie.»Ich denke, das wirkliche Leben ist anders, und ich glaube, auch du weißt das.«
«Ich gebe zu, manchmal ist es so. Ich werde mutlos, etwas steht mir im Wege. Oder ich werde wütend, das heißt, ich bekomme Angst, weil das, was ich vorhabe oder was ich sein möchte, in Frage gestellt wird. Aber das ist eine Stimmung, die vom Spiel abhängt. Nimm mich aus dem Spiel heraus, sag mir, wenn ich am wütendsten bin, dein Leben in dieser Dimension, Richard, ist zu Ende, und meine Wut ist verpufft; was auch immer gewesen sein mag, spielt keine Rolle mehr, ich bin wieder ich.«
«Diesen Satz werde ich mir merken«, sagte sie. »Dein Leben ist zu Ende…«