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«Innerhalb gewisser Grenzen?«

«Grenzen, zum Teufel!«rief er aus.»Ich muß nicht atmen, wenn ich nicht atmen will! Wo bleiben in diesem Fall deine Grenzen?«

Ich zuckte mit den Schultern.

«Wenn den Meistern die Welt nicht gefällt, wie sie zu sein scheint, warum hören sie dann nicht einfach zu atmen auf? Warum ziehen sie sich nicht einfach aus der Welt der Erscheinungen zurück, wenn sie auf ein schier unlösbares Problem stoßen?«

«Wieso sollen wir uns von ihr zurückziehen, wenn wir sie ändern können? Erkläre im Angesicht der Erscheinung, daß das Leben existiert, triff deine Wahl, und nach einer gewissen Zeit, die ausgefüllt ist mit fleißiger Arbeit, ändert sich die Welt.«

«Immer?«

«Für gewöhnlich.«

Er stieß hörbar die Luft aus.»Du gibst mir eine Zauberformel, die nur ›für gewöhnlich‹ funktioniert?«

«Wenn nicht, beginnt das Gesetz des Zufalls zu wirken.«

«Das Gesetz des Zufalls«, wiederholte er.

«Sagen wir, du hast dich dazu entschlossen, irgendeine lebensbejahende Änderung in deiner unmittelbaren Welt des Scheins vorzunehmen. Du beschließt also, daß Veränderungen eintreten werden.«

Er nickte.

«Du erklärst, das Leben existiert, weißt, daß das wahr ist, und arbeitest, was dein kleines Herz hergibt, um es in das, was du möchtest, umzuwandeln.«

Er nickte.

«Und es ändert sich nichts«, sagte ich.

«Ich wollte dich gerade fragen.«

«Was du machen mußt, ist das Folgende: Arbeite weiter und warte darauf, daß der Zufall vorbeispaziert kommt. Warte aufmerksam, denn der Zufall kommt immer verkleidet daher.«

Er nickte.

«Und du folgst diesem Zufall!«

Dickie blieb ungerührt:»Ein Beispiel wäre hilfreich.«

Ein Beispieclass="underline" »Wir müssen diese Ziegelmauer durchbrechen, weil sie uns in einem Leben gefangen hält, das wir ändern möchten.«

Er nickte.

«Wir arbeiten wie verrückt, um es zu ändern, aber unsere Mauer bleibt eine Mauer und wird eher noch undurchdringlicher. Wir haben schon alles abgesucht. Es gibt keine Geheimtür, keine Leiter, keine Schaufel, mit der wir einen Tunnel hindurch graben könnten… es ist und bleibt eine massive Ziegelmauer.«

Er nickte zustimmend:»Eine massive Ziegelmauer.«

«Sei still und spitz mal die Ohren. Hörst du ein schwaches, gedämpftes Tuckern hinter uns? Hat die Bulldozerfahrerin da drüben etwa den Motor während ihrer Mittagspause laufen lassen, und ist vielleicht die Kupplung in den ersten Gang gerutscht? Rumpelt der Bulldozer zufällig auf unsere Mauer zu?«

«Soll ich dem Zufall vertrauen?«

«Denk daran, daß diese Welt nicht real ist. Sie ist ein Tummelplatz von Erscheinungen, auf dem wir die Überwindung des Scheins mit Hilfe unserer Kenntnis des Seins praktizieren. Das Gesetz des Zufalls ist ein Mittel, das uns verspricht, mit seiner Hilfe von diesem Tummelplatz auf die andere Seite der Mauer zu gelangen.«

«Was hat das Gesetz des Zufalls je für dich getan?«

«Was es getan hat? Jede entscheidende Wende in meinem Leben ist durch irgendeinen Zufall eingetreten.«

«Oh…«sagte er spöttisch.»Nenn mir eine.«

«Weißt du noch, wie du mit dem Fahrrad zum Flugplatz gefahren bist und dich krampfhaft am Drahtgeflecht festgeklammert hast, in der Nähe der Tafel ›Nur Piloten und Passagiere haben hier Zutritt!‹?«

Er nickte.»Viele Male.«

«Und wie du dir wünschtest, fliegen zu können, und du Flugzeuge zeichnetest, Flugzeugmodelle basteltest, in der Klasse über Flugzeuge schriebst und zu dir selbst sagtest, eines Tages würdest du ein Pilot sein?«

Seine Augen öffneten sich weit. Der alte Kumpel erinnerte sich.

«Fliegen war wie eine Ziegelmauer«, sagte ich.»Als ich es lernen wollte, geschah nichts. Kein Geld für Flugstunden, keine Freunde, die Flugzeuge besaßen, keine gute Fee, die plötzlich aufgetaucht wäre, keine Geschenke von der Familie. Dad haßte Flugzeuge. Ich beendete die High School, und danach ging ich aufs College. Seminare in Chemie und analytischer Geometrie und Komposition und Ichthyologie und dann das Fach, das mein Leben veränderte: Bogenschießen.«

«Pfeil und Bogen?«

«Jeder mußte einen Sportkurs belegen. Bogenschießen war das Einfachste.«

Er nickte.

«Es war an einem Montag morgen, ich war einer von zwanzig, die draußen nebeneinander angetreten waren. Neben mir befand sich zufällig ein älterer Kursteilnehmer, der dabei war, die letzten Punkte für seinen akademischen Abschluß zu erwerben. Wir hatten beide eine stramme Haltung eingenommen und schossen gerade Pfeile auf die Heuballen, als ein Flugzeug zufällig in Richtung des Flughafens von Long Beach über uns hinwegflog. Anstatt seinen nächsten Pfeil abzuschießen, ließ Bob Keech seinen Bogen sinken und blickte zu diesem Flugzeug hoch. Ein Blick, und er veränderte mein Leben.«

«Weil er dort hinaufsah?«

«Niemand in Long Beach blickt zu Flugzeugen hoch. Man hat sich dort genauso an sie gewöhnt wie an die Spatzen auf den Hausdächern. Dieser Bursche, dachte ich, muß irgendein Interesse an der Fliegerei haben, wenn er sich die Mühe macht, den Kopf zu heben, um ein Flugzeug zu beobachten. Es war eine plötzliche Eingebung, und ich sagte, ohne nachzudenken: ›Bob, ich wette, Sie sind ein Fluglehrer, und Sie suchen jemanden, der Ihr Flugzeug wäscht und poliert. Und wenn er das für Sie macht, werden Sie ihm das Fliegen beibringen.‹«

«Er sagte ja, nicht wahr?«

«Nein. Er blickte mich erstaunt an und fragte: Wie hast du das erraten?«

«Na, na«, äußerte Dickie skeptisch.»Wieso denn das? Es gab doch keinen Grund dafür.«

«Es gab aber doch einen Grund. Bob Keech hatte gerade seine vorläufige Zulassung als Fluglehrer erhalten, und er mußte fünf Flugschüler ausbilden, bevor er die endgültige Zulassung bekam. Das war der Grund.«

«Aber wieso wußtest du, daß er jemanden brauchte, dem er das Fliegen beibringen konnte?«

«Intuition? Hoffnung. Damals glaubte ich, daß ich Glück hätte: Innerhalb von sechs Monaten lehrte mich Bob Keech das Fliegen. Ich gab das College auf und ging zur Air Force, und den Rest meines Lebens bin ich mit dem Flugzeug in die Lüfte gestiegen. Das Gesetz des Zufalls hatte mein Schicksal bestimmt, aber erst zwanzig Jahre später wußte ich, daß dieses Gesetz tatsächlich existiert.«

«Wie funktioniert es?«

«Gleich und gleich gesellt sich gern. Man wundert sich darüber ein Leben lang. Verliebe dich in eine Sache und setze alles daran, deinen Traum zu verwirklichen, und irgend etwas wird geschehen, irgend etwas, was du nicht planen konntest, wird kommen, um gleich und gleich zusammenzubringen, um dich zu erlösen und dir den Weg bis zu deiner nächsten Ziegelmauer freizugeben.«

«Meine nächste Mauer! Die nächste Mauer?«

«Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wir müssen uns nicht anstrengen, um uns selbst in die denkbar schwierigste Lage zu manövrieren… Immer dann, wenn wir unser Zaubermittel vergessen, geschieht das von selbst. Aber wenn wir Spaß an einer Sache haben, geraten wir auch nicht in Schwierigkeiten, sondern überwinden sie. Worauf es ankommt, ist, daß wir uns darauf besinnen, wer wir sind, und daß wir unsere Methoden anwenden können. Wie können wir das lernen, wenn wir sie nicht praktizieren?«

Zweifelnd seufzte er:»Ich weiß nicht so recht…«

Ich fragte mich: Wünscht er sich eine Zukunft frei von Schwierigkeiten? Warum sucht er sich die Raumzeit aus, wenn er Schwierigkeiten scheut?» Ein Gedankenexperiment«, sagte ich.»Stell dir vor, du willst in deiner Welt nichts ändern. Sie kann gar nicht besser sein, als sie schon bereits ist.«

Er dachte einen Augenblick nach.»Hurra. Das hört sich großartig an!«

«Okay«, sagte ich.»Nun bleibe einen Monat lang in dieser Welt, zwei Monate, ein Jahr, zwei Jahre oder drei. Wie fühlst du dich dann?«