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«Sie ließ ihre Gabel sinken.»Richie, das hast du wunderbar formuliert!«

«Ich sollte mit dir statt mit Dickie reden«, sagte ich.

«Rede mit uns beiden«, erwiderte sie.»Wenn dich das froh macht, so hat das immerhin zur Folge, daß ich mit einem glücklichen Mann zusammenlebe.«

«Das werde ich ihm auch sagen. Mann und Frau haben nicht die Macht, einander glücklich oder unglücklich zu machen. Jeder kann nur sich selbst glücklich machen.«

«In vieler Hinsicht stimmt das, aber wenn du sagst, nichts von dem, was wir tun, habe Auswirkungen auf den anderen, so bin ich ganz anderer Meinung.«

«Die Auswirkungen«, sagte ich,»sind unsere gegenseitigen Prüfungen. Du kannst beschließen, glücklich zu sein, ganz gleich, was ich tue. Und es kann sein, daß ich mich freue, wenn du glücklich bist. Aber ich bin es, der mich glücklich macht, nicht du.«

Sie schüttelte den Kopf und lächelte mich nachsichtig an.»Das ist aber eine merkwürdige Betrachtungsweise.«

Sie dachte, es handle sich um eine Nebensache, um irgendeine Spitzfindigkeit von mir, als wollte ich den Beweis ihrer Liebe abblocken. Ich fühlte mich wie ein Rhinozeros, das sich auf dünnes Eis begibt, aber ich mußte das klarstellen.

«Wenn du dich nicht wohlfühlst, «sagte ich,»aber du mich glücklich machen willst, indem du etwas für mich kochst oder indem du mit mir ausgehst, erwartest du dann, daß das funktioniert und daß ich glücklich bin, obwohl ich weiß, daß du dich miserabel fühlst?«

«Ich würde es mir nicht anmerken lassen, daß ich mich miserabel fühle, und ich erwarte tatsächlich, daß du dann glücklich bist.«

«Aber dann wärst du ja eine Märtyrerin. Du würdest mich nur dadurch glücklich machen, daß du dich aufopferst, daß du mich anlügst, daß du mir zuliebe so tust, als ob du glücklich wärst. Wenn das funktionieren würde, wäre ich nicht glücklich, weil du glücklich bist, sondern weil ich glauben würde, du seist es. Nicht du oder das, was du für mich tust, machen mich glücklich, sondern mein Glauben. Und das, was ich glaube, liegt in meiner Verantwortung, nicht in deiner.«

«Das hört sich so nüchtern an«, sagte sie.»Wenn das der Fall ist, warum soll ich mir überhaupt Mühe geben, dir Freude zu bereiten?«

«Wenn du das nicht tun willst, solltest du es nicht versuchen! Erinnerst du dich, als wir diese Unmenge von Arbeit hatten und du täglich achtzehn Stunden im Büro gearbeitet hast?«

«Unsere Arbeit. Aber habe ich sie überhaupt geleistet?«fragte sie zuckersüß.»Ja, ich erinnere mich.«

«Und erinnerst du dich auch, wie dankbar ich dir war?«

«Natürlich. Du bist mit einem finsteren Gesicht dagesessen, mißmutig und gereizt, als ob du derjenige wärst, der sich da zu Tode schuftet!«

«Erinnerst du dich, wie lange das so weiterging?«

«Jahre.«

«Und waren die Beziehungen zwischen uns deswegen so liebevoll, weil du meine Arbeit mit erledigt hast?«

«Ich kann mich entsinnen, daß ich dich gegen Ende dieser Periode nicht mehr ausstehen konnte! Während ich von früh bis spät arbeitete, hast du fröhlich verkündet, du würdest fliegen gehen, du hättest zuviel Büroarbeit geleistet. Du hattest Glück, daß ich dich nicht umgebracht habe!«

Je mehr Zeit wir an eine Arbeit verschwenden, die wir hassen, desto weniger Freude haben wir in unserer Ehe, dachte ich.

«Aber schließlich machte etwas Klick«, sagte ich.»Du riefst: Zum Teufel mit diesem gottverdammten selbstsüchtigen Richard Bach, ich führe mein früheres Leben weiter. Ich sorge mich nicht mehr um ihn, ich werde nur noch an mich denken, ich werde wieder Spaß am Leben haben.«

«Ich hatte ihn auch!«sagte sie und sah mich schelmisch an.

«Was geschah?«

Sie lachte.»Je glücklicher ich wurde, um so mehr gefiel ich dir!«

«Da schau her! Soll ich dir was sagen? Du hast gerade erklärt, du habest beschlossen, selbst glücklich zu sein.«

«Ja, das stimmt.«

«Und ich wurde glücklicher, weil du glücklicher warst und nicht versucht hast, Mich Glücklich Zu Machen.«

«Gewiß.«

«Ich trommelte mit dem Finger auf den Tisch.»Ich schließe meine Beweisführung ab.«

«Ich nehme an, du hast versucht, mich glücklich zu machen, indem du mir sagtest, ich solle nicht so lange im Büro schuften«, warf sie ein.

«Ja, natürlich. Das war in jener Zeit, als ich versuchte, deine Probleme für dich zu lösen.«

«Mir damals zu sagen, ich solle aufhören zu arbeiten, war dumm «sagte sie.»Ich kann heute zu arbeiten aufhören und zugleich Vergnügen empfinden, da wir inzwischen an einem anderen Punkt in unserem Leben angelangt sind. Womit wir uns heute die Brötchen verdienen, ist eine Arbeit, die wir uns ausgesucht haben, und kein Job, bei dem es um die nackte Existenz geht. Wir können also arbeiten, oder es sein lassen, ganz wie wir wollen. Aber damals mußten wir uns wirklich abstrampeln — um dich aus dem Gewirr der juristischen und finanziellen Probleme zu befreien, mit denen du, als ich dich kennenlernte, zu kämpfen hattest. Und ohne meine Arbeit würdest du heute nicht in so angenehmen Verhältnissen leben. Bestensfalls hättest du dieses Land verlassen müssen, und ich möchte nicht daran denken, was dir im schlimmsten Fall widerfahren wäre. Aber da soviel auf dem Spiel stand, entschloß ich mich dazu, wie verrückt zu arbeiten. Wenn du mich damals hättest glücklich machen wollen, hättest du dich ins Zeug legen und mir bei der Arbeit helfen können!«

«Aber ich wollte das gar nicht. Für mich war diese Arbeit nicht wichtig! Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn sie niemals erledigt worden wäre. Die wenigen Male, wo ich versucht habe, dir zu helfen, war ich unglücklich und gereizt, und das machte alles nur noch schlimmer.«

«Aus diesem Grund«, so sagte sie,»beschloß ich, noch mehr zu arbeiten, weil dieser schwierige feindselige Troll, mit dem ich da zusammenlebte und der zu ›helfen‹ versuchte, alles noch mehr durcheinander brachte, weil er so empfindlich war.«

«Du hättest auch andere Möglichkeiten gehabt. Und obwohl ich versuchte, dich glücklich zu machen, klappte es nicht, weil ich selbst nicht glücklich war.«

«Du hast recht, ich hätte andere Möglichkeiten gehabt. Ich hätte ruhig zusehen können, wie dich deine Probleme eingeholt und plattgemacht hätten. Dann hättest du deine Lektion gelernt. Ich kannte sie ja schon. Und ich zog daraus folgende Lehre: Solltest du mal wieder alles ruinieren, werde ich dir künftig keine Lektionen mehr ersparen. In Wirklichkeit hast du nicht versucht, mich

glücklich zu machen, sondern du hast versucht, dich selbst glücklich zu machen, genauso wie heute.«

Du lieber Himmel, dachte ich, braut sich beim Mittagessen etwa ein Sturm zusammen?

Sie fuhr jedoch fort:»Der Unterschied zwischen heute und damals besteht darin, daß sich mein Leben geändert hat und daß wir beide unter unseren heutigen ruhigen und angenehmen Verhältnissen eine Chance haben, glücklich zu sein. Du denkst wahrscheinlich, das sei darauf zurückzuführen, daß ich mich plötzlich dazu entschlossen habe, weniger zu arbeiten und mehr zu spielen. Du ziehst es meines Erachtens vor zu glauben, ich hätte um der Arbeit willen gearbeitet und sei jetzt zur Besinnung gekommen. Ich glaube, du hast in all den Jahren in einer Phantasiewelt gelebt, weil du nicht mit den enormen Problemen fertigwerden konntest, die du verursacht hattest. Aber wo auch immer die Wahrheit liegen mag, das Leben macht mir viel zu großen Spaß, als daß ich jetzt über diese Dinge weiterdiskutieren möchte.«

Ich überlegte mir meine Antwort eine Weile ganz in Ruhe. Wir hatten damals zwar zusammengelebt, doch waren unsere Auffassungen derart auseinandergegangen, daß wir uns heute an verschiedene Vergangenheiten erinnern.