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Es entsteht eine einzige physikalische Realität, sie bedarf nicht deiner Zustimmung und besteht unabhängig von deinem Denken und deinem Leben. Dein Denken hat null Auswirkungen auf die Realität der physikalischen Welt. So etwas wie eine nichtphysikalische Realität gibt es nicht.

Lehnst du diese Gedanken ab, wirst du sterben. Frage?

«Bringt mir noch mehr bei.«

Die Welt hat zu viele Probleme gehabt, bevor du hierher kamst, und sie kann keine weiteren gebrauchen. Niemand interessiert sich dafür, wer du bist oder was du denkst. Jeder wichtige Gedanke ist bereits gedacht, jedes wichtige Buch ist geschrieben, jedes hübsche Bild ist gemalt, jede Entdeckung ist gemacht, jedes Lied ist gesungen, jeder Film ist produziert, und jede Unterhaltung ist beendet. Jedes wichtige Leben ist bereits gelebt. Du zählst nicht, und du wirst nie zählen.

Test: Wer macht sich über dich Gedanken?

«Ich!«

Falsch. Noch einmaclass="underline" Wer macht sich über dich Gedanken?

«Niemand, und es ist egoistisch, wenn ich mir über mich Gedanken mache. Es leben Milliarden auf diesem Planeten, ich bin ohne Einladung hierher gekommen, die anderen werden mich hier dulden, wenn ich mich ruhig verhalte und gehorsam bin und nicht zuviel esse. Vor allem ruhig muß ich mich verhalten.«

Richtig: Jeder existiert getrennt von allen anderen. Das ganze Wissen wird in Worten und Zahlen weitergegeben. Du weißt nichts, bevor dich nicht jemand unterrichtet. Jeder ist älter und klüger als du. Jeder, der größer ist, ist auch mächtiger.

Es gibt die Wertskalen schlecht, schlechter, am schlechtesten und gut, besser, am besten. Außerdem gibt es das Richtige und das Falsche, das Gute und das Böse. Das Richtige und das Gute verdienen es zu leben, das Böse und das Falsche verdienen es zu sterben.

Du lebst nicht für dich, du lebst, um andere zufriedenzustellen und anderen zu helfen.

Es gibt viele Nationen und Sprachen auf der Welt. Du bist in die beste Nation hineingeboren, ihre Sprache ist die beste, ihr politisches System ist das beste, ihre Armee ist die beste. Du befolgst die Befehle, die dir dein Land, egal von welcher Verwaltungsebene aus, erteilt, du kämpfst und stirbst für deine Nation, damit sie die Nummer Eins bleibt.

Gute Kerls siegen, schlechte Kerls verlieren.

«Aber jeder stirbt, also verlieren letzten Endes doch sogar gute Menschen?«

Wenn gute Menschen sterben, kommen sie in den Himmel und sind glücklich.

«Aber den Himmel kann man nicht sehen, und nichts ist real, was man nicht sieht. Das habt ihr selbst gesagt!«

Der Himmel ist eine Lüge, um zu verheimlichen, daß Sterben Verlieren bedeutet. Glaube an die Lüge.

Gerecht ist es, wenn ein schlechter Mensch stirbt, tragisch ist es, wenn ein guter Mensch stirbt, der Tod ist das Ende des Lebens.

Nicht auf alles gibt es eine Antwort. Das Universum ist unergründlich. Wichtiges macht keinen Sinn.»Wie kann das alles wahr sein?«Es ist alles wahr. Es ist die Realität.»Natürlich.«

* * *

Ich war noch keine zehn Stunden auf dem Planeten, da war ich schon entwaffnet, der Schlüssel, für den ich hunderttausend Lebensspannen bezahlt hatte, war unter einer tiefen, bleiernen Sicherheit begraben, und jedermann akzeptierte: Das Leben ist das Zufällige, das sich ereignet, bevor wir fallen und sterben.

Im stillen dachte ich: Was die Welt gewiß nicht braucht, ist einen weiteren Narren. Warum bin ich so verzweifelt darüber, daß ich wieder nur der Dummbart bin? Was habe ich davon, endlos mit dem Sehen-ist-Glauben hypnotisiert zu werden und die Ansicht aufzugeben, daß alles, was ich weiß, wahr sei? Ich werde wie jedes andere Kind auf diesem Planeten groß, indem ich alles, was die Welt einem suggeriert, unbesehen verschlinge, und bald wird es zu spät sein, mich zu erinnern. Erinnere ich mich jetzt? Warum bin ich überhaupt hierher gekommen?

Der Kampf ist vorüber. Das Baby schläft.

42

Was du gewußt hast, ehe du geboren wurdest, ist nicht verloren. «Seine Stimme war so sanft wie eine Brise auf dem Berggipfel.»Du verheimlichst dein Wissen, solange du nicht geprüft bist, solange es noch Zeit ist, sich zu erinnern. Wenn du willst, wirst du deine Erinnerungen sicherlich auf irgendeine verrückte, schöne Weise zurückrufen.«

Ich saß in seiner Nähe am Rande eines Felsens, hatte die Knie bis ans Kinn gezogen und versuchte, herauszufinden, ob er sich verändert hatte.

Ich beobachtete Dickies Augen, und nachdem ich fast eine Minute lang kein Wort gesagt hatte, wunderte ich mich, wieso ich soviel gewußt hatte, als ich er gewesen bin. Sicherlich war ich ein kluges Kind gewesen, aber ich hatte auch eine Menge zu lernen und war nicht so klug.

Und schließlich dämmerte es mir.

Dickie beobachtete mich ebenfalls, erwiderte meinen Blick, ohne zu zwinkern, konnte Gedanken lesen, und ein unmerkliches Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

«Laß mich raten«, sagte ich zu ihm.»Du hast es die ganze Zeit gewußt, nicht wahr? Du wolltest, daß ich mich an alles erinnere, was ich gewußt habe, und zwar nicht um deinetwillen, sondern um meinetwillen. Alle diese Monate, jede Minute mit dir, sind ein Test gewesen.

Weder bejahte er es, noch stritt er es ab.

«Pye?«

Nach einer Weile nickte er, fast ohne den Kopf zu bewegen.

«Donald Shimoda?«

Er nickte noch einmal, kaum wahrnehmbar.

«Die Möwe Jonathan.«

Er lächelte weiter, nickte wieder und starrte mich unverwandt an, ohne ein Wort zu sagen.

Plötzlich durchzuckte mich ein schrecklicher Gedanke, ich konnte mir jedoch die Frage nicht verkneifen:»Dickie, du bist doch nicht etwa auch Shepherd, der für mich das Buch verfaßt hat, das ich nur noch zu signieren brauchte… Eine gute Lebensführung ist soviel wert wie Ersparnisse auf der Bank?«

Das Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Ich raufte mir die Haare und wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.»Kind, um Gottes willen! Stimmt das? Du hast mich hinters Licht geführt!«

Er ergötzte sich an meiner Verwirrung, sein wahres Gesicht war hinter der Maske des Kindes verborgen, das ich einmal gewesen war.»Wie kann das Leben jemanden hinters Licht führen, der weiß, wie man die Dinge anpacken muß?«sagte er.»Wie kann das Leben jemandem nur durchschnittliche Konditionen gewähren, der die Prüfungen bestanden hat? Worauf es ankommt, ist, dich zu erinnern!«

Ich hätte es wissen müssen, dachte ich. Wann werde ich lernen, das zu erwarten, womit ich nicht im entferntesten gerechnet habe?

«Wenn du herausfinden wolltest, was ich wußte, warum ist es dir denn nie in den Sinn gekommen, mich einfach zu fragen?«

Er lächelte spöttisch.»Und so zu tun, als ob du ein Unschuldslamm seist, dir zuzuhören, wie du dein Wissen zensierst, damit wir dich nicht verkennen und nicht mit neunzig Meilen pro Stunde gegen die Mauer rasen? Wir wollen deine Warnungen nicht hören, Richard, wir wollen deine Wahrheit erfahren! Wir wollen nicht…«

«warum? Ich bin keine Möwe, die schneller ist als ein Gedanke, ich bin nicht der Retter der Welt, ich bin keine Lichtform einer mehrdimensionalen anderen Zukunft, und ich weiß nicht auf alle Fragen, die je gestellt wurden, eine Antwort! Warum machst du dir Gedanken über mich?«

«Was ist dir rätselhaft, Richard? Du bist kein Schiffbrüchiger auf einem abgelegenen Planeten. Du denkst, du hattest Pech, weil du deinen anderen Leben begegnet bist und von ihnen gelernt hast? Von uns! Du bist wir!«

Er hielt inne, um nach Worten zu suchen, die ich verstehen konnte.»Hast du uns als deine Lehrer ausgesucht? Auch wir haben dich ausgesucht. Du machst dir darüber Gedanken, was du lernst. Wir machen uns auch Gedanken. Denkst du etwa, wir existieren nur deshalb in deinem Leben, weil du uns liebst? Kannst du nicht verstehen, daß wir dich auch lieben?«