Ich preßte meine Hände gegen den Felsen und schwieg. Warum sollte es so schwer zu begreifen sein, daß diejenigen, die wir lieben, unsere Liebe erwidern?
«Du bist nie fortgegangen, nicht wahr?«fragte ich schließlich.»Du hast dein Gesicht verändert, manchmal hast du dich unsichtbar gemacht, aber du bist die ganze Zeit hiergewesen. Auch in den schlimmsten Zeiten, bei der Scheidung, beim Bankrott, bei Mißerfolg und Tod?«
«Besonders in den schlimmsten Zeiten.«
Wie konnte ich bloß so schwer von Begriff sein? Während der schwersten Tage meines Lebens war er immer der ruhige Beobachter, der mir Zuversicht einflößte: Es gibt einen Grund dafür, daß du so gewählt hast. Habe Geduld, Richard, steh es durch, so gut du kannst, und nach einer gewissen Zeit wirst du herausfinden, warum du dich so und nicht anders entschieden hast. Wer sonst, wenn nicht unsere inneren Lehrer, wagt es, so etwas zu sagen; sie lassen sich von dem, was zu sein scheint, nicht aus der Ruhe bringen.
Dickie, der mich monatelang getestet hatte, wußte schließlich keine Frage mehr. Mein Examen endete damit, daß wir schwiegen. Nur noch eines wollte ich zum Schluß wissen:
«Dickie, «fragte ich,»du bist der Kapitän meines geheimen Raumschiffs, das darauf wartet, mich nach Hause zu bringen, nicht wahr?«
Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund:»Irrtum«, flüsterte er.»Du bist der Kapitän.«
— Ende —
Epilog
Die Mannschaft, die wir für unser inneres Schiff anheuern, besteht aus unseren Navigatoren und Kanonieren, den Steuerleuten und Beratern, und sie werden das ganze Leben lang unsere Freunde bleiben. Wir treffen sie in dem Augenblick, wo wir dazu bereit sind oder es nötig haben oder von unserer Neugier getrieben sind, Verbindung mit ihnen aufzunehmen — in dem Augenblick, wo wir es wagen, uns ihre Existenz vorzustellen und sie um Hilfe zu bitten.
Ich glaube nicht, daß ich die Möwe Jonathan oder Donald Shimoda oder Pye oder Shepherd zum letzten Mal gesehen habe, obwohl ich keine Ahnung habe, was sie alles beim nächsten Examen in einer halben Minute oder in tausend Jahren von heute an gerechnet testen werden, und ich verzichte darauf, sie danach zu fragen.
Was ich mit Sicherheit weiß: Dickie bin ich nicht zum letzten Mal begegnet. In diesem Moment sieht er mir heimlich über die Schulter und beobachtet, was auf dem Bildschirm meines Laptops über seine Vergangenheit und Zukunft zu lesen steht.
Der kleine Kerl, der alles wissen wollte, was ich gelernt hatte, hat ein Zuhause gefunden. Er, den ich weggeschlossen hatte, lebt nun an einem Ort tief in meiner Seele und überschüttet mich mit Fragen:
Was glaubst du, Richard, wer du bist?
Wer wirst du das nächste Mal sein?
Nach welchen Kriterien wählst du die Sterne aus, die du ansteuerst, und welche läßt du unberücksichtigt?
Was machst du hier, Kapitän? Was würdest du lieber tun und warum tust du es nicht jetzt?
Wie machst du dich über die Liebe kundig?
All die Jahre hoffen wir, jemanden zu finden, der uns versteht, jemanden, der uns so akzeptiert, wie wir sind, jemanden, der die Kraft eines Zauberers besitzt, um Steine zu Sonnenlicht zu schmelzen, der uns Glück statt Plagen bringt, der nachts unseren Drachen die Stirn bieten kann und in der Lage ist, uns in die Seele zu verwandeln, die wir gerne sein möchten. Gestern erst stellten wir fest, daß der magische Jemand das Gesicht ist, das wir im Spiegel erblicken: Wir sind es und unsere selbstgefertigten Masken.
All diese Jahre, und endlich sind wir uns begegnet.
Stell dir das bloß mal vor.